Ein kognitives Verständnis für die Verhaltensweisen Anderer ist für das Gelingen sozialer Interaktionen zentral. Diese Fähigkeit zur Perspektivenübernahme kann weitreichende Auswirkungen auf das menschliche Sozialverhalten haben. Auf Grundlage früherer Studien, die darauf verweisen, dass hormonelle Fluktuationen innerhalb des Menstruationszyklus mit Aspekten sozialer Verhaltensweisen assoziiert sind, prüfen wir in der vorliegenden Studie anhand eines 2 (Glaube:neutral versus negativ) x 2 (Ergebnis:neutral versus negativ) x 2 (Messzeitpunkte) within-subject-designs, ob sich Hormonschwankungen auch auf das moralische Urteilen auswirken.
Die Online-Datenerhebung umfasst zwei Messzeitpunkte, innerhalb derer die Teilnehmerinnen jeweils 16 Vignetten nach ihrer Zulässigkeit beurteilen. Die vier Szenario-Bedingungen wurden den Teilnehmerinnen pseudo-randomisiert präsentiert. Zum zweiten Messzeitpunkt wurden zusätzlich relevante Zyklusdaten erhoben. Aufgrund eines erhöhten Dropouts bezüglich der zweiten Messung und einer Vielzahl von notwendigen Ausschlusskriterien, reduzierte sich die Teilnehmerzahl von 441 Frauen aus der ersten Testung auf 53 gültige Fälle.
Die durchgeführte Regressionsanalyse deckte innerhalb des auswertbaren Datensatzes keinen signifikanten Zusammenhang zwischen der Perspektivenübernahmefähigkeit und den Hormonwertdifferenzen auf. Letztere wurden zugunsten höherer Präzision mittels der forward- sowie der backward-counting Methode geschätzt. Für die Rückwärtszählmethode zeigte sich jedoch eine marginale Signifikanz zwischen den Prädiktoren und dem Kriterium. Angesichts dieses Trends ist es ratsam im Rahmen eines ausgedehnten Erhebungszeitraumes eine umfangreiche Stichprobengröße zu realisieren.
Inhaltsverzeichnis
Zusammenfassung
Die Fähigkeit zur Perspektivenübernahme unter Berücksichtigung der hormonellen Fluktuationen innerhalb des Menstruationszyklus
Methoden
Stichprobe und Ausschlusskriterien
Variablen und Material
Auszählungsmethoden
Design
Durchführung
Ergebnisse
Diskussion
Literatur
Zusammenfassung
Ein kognitives Verständnis für die Verhaltensweisen Anderer ist für das Gelingen sozialer Interaktionen zentral. Diese Fähigkeit zur Perspektivenübernahme kann weitreichende Auswirkungen auf das menschliche Sozialverhalten haben. Auf Grundlage früherer Studien, die darauf verweisen, dass hormonelle Fluktuationen innerhalb des Menstruationszyklus mit Aspekten sozialer Verhaltensweisen assoziiert sind, prüfen wir in der vorliegenden Studie anhand eines 2 (Glaube:neutral versus negativ) x 2 (Ergebnis:neutral versus negativ) x 2 (Messzeitpunkte) within-subject-designs, ob sich Hormonschwankungen auch auf das moralische Urteilen auswirken. Die Online-Datenerhebung umfasst zwei Messzeitpunkte, innerhalb derer die Teilnehmerinnen jeweils 16 Vignetten nach ihrer Zulässigkeit beurteilen. Die vier Szenario-Bedingungen wurden den Teilnehmerinnen pseudo-randomisiert präsentiert. Zum zweiten Messzeitpunkt wurden zusätzlich relevante Zyklusdaten erhoben. Aufgrund eines erhöhten Dropouts bezüglich der zweiten Messung und einer Vielzahl von notwendigen Ausschlusskriterien, reduzierte sich die Teilnehmerzahl von 441 Frauen aus der ersten Testung auf 53 gültige Fälle. Die durchgeführte Regressionsanalyse deckte innerhalb des auswertbaren Datensatzes keinen signifikanten Zusammenhang zwischen der Perspektivenübernahmefähigkeit und den Hormonwertdifferenzen auf. Letztere wurden zugunsten höherer Präzision mittels der forward- sowie der backward-counting Methode geschätzt. Für die Rückwärtszählmethode zeigte sich jedoch eine marginale Signifikanz zwischen den Prädiktoren und dem Kriterium. Angesichts dieses Trends ist es ratsam im Rahmen eines ausgedehnten Erhebungszeitraumes eine umfangreiche Stichprobengröße zu realisieren.
Die Fähigkeit zur Perspektivenübernahme unter Berücksichtigung der hormonellen Fluktuationen innerhalb des Menstruationszyklus
Der Mangel an empirischen Studien über die Fähigkeit zur Perspektivenübernahme stellt den Ausgangspunkt für die vorliegende Untersuchung dar. Diese zentrale soziale Fähigkeit, auch als kognitive Empathie oder „Theory of Mind“ (Young, Cushman, Hauser, & Saxe, 2007) bezeichnet, ermöglicht es Menschen „den Standpunkt einer anderen Person bewusst einzunehmen, ohne dabei den eigenen zu verlieren“ (Wilkening, 2016). Die weitreichenden Auswirkungen dieser Kompetenz auf die soziale Interaktion werden besonders deutlich, wenn Menschen betrachtet werden, die diese Fähigkeit nicht besitzen, beispielsweise aufgrund von genetischen Störungen wie bei dem Asperger-Autismus. Ein Fehlen von kognitiver Empathie kann ein Miteinander in der Gesellschaft sehr erschweren und es kann verstärkt zu „Missverständnissen in der Kommunikation und im Umgang mit sozialen Kontakten kommen“ (Kiefner, 2009). Ihre Relevanz für die soziale Gesellschaft ist elementar, da sie es ermöglicht dauerhaft Beziehungen aufrecht zu erhalten und „konfliktfrei zu kooperieren“ (Kiefner, 2009). In den letzten Jahrzehnten wurde die Perspektivenübernahme in zahlreichen Theorietraditionen auf unterschiedliche Weise thematisch begutachtet. So wurde im Sinne Kohlbergs für die moralische Beurteilung die Fähigkeit zur Perspektivenübernahme als eine Voraussetzung angesehen (Kenngott, 2012). Limburg und Steins (2011) bezeichnen sie als „Grundlage für erfolgreiches Handeln in sozialen Beziehungen“ (S.92). Ihre praktische Relevanz zeigt sich in vielfältigen sozialen Kontexten, so auch im Sozialverhalten von erwachsenen Frauen.
Frühere Studien zeigen wie sich hormonelle Fluktuationen innerhalb des Menstruationszyklus auf unterschiedliche Facetten des Sozialverhaltens auswirken. Dazu zählen die Kompetenz zur Emotionserkennung (Derntl, Kryspin-Exner, Fernbach, Moser, & Habel, 2008). sowie die Fähigkeit zur Kooperationsbereitschaft (Anderl et al., 2015). Innerhalb beider Studien wurde hinsichtlich der Follikularphase, welche assoziiert ist mit niedrigen Progesteron- und hohen Östradiolwerten, eine höhere Fähigkeit Emotionen akkurat zu erkennen (Derntl et al.,2008) sowie prosozialeres Verhalten aufgedeckt, im Vergleich zu der Lutealphase. (Anderl et al. 2015). Die Perspektivenübernahme betrachtend, veranlassen uns diese vielfältigen Auswirkungen zyklusbedingter Differenzen auf Aspekte des Sozialverhaltens zu der folgenden ungerichteten Hypothese, welche zweiseitig getestet wird: Wir erwarten, dass größere Abweichungen innerhalb der geschätzten Hormonwerte (Δ Östradiol und/oder Δ Progesteron) mit größeren Differenzen der Fähigkeit zur Perspektivenübernahme (Δ Perspektivenübernahmefähigkeit) assoziiert sind.
Methoden
Stichprobe und Ausschlusskriterien
Vierhunderteinundvierzig weibliche Versuchsteilnehmerinnen wurden zum ersten Messzeitpunkt der Online-Befragung angeworben. Von diesen 441 teilnehmenden Frauen aus der ersten Testung nahmen 250 Frauen zum zweiten Messzeitpunkt teil. Von diesen wurden wiederum 197 aufgrund der Ausschlusskriterien ausgeschlossen. Somit belief sich die auswertbare gültige Teilnehmerzahl auf 53 Frauen, mit natürlich schwankendem Menstruationszyklus, im Alter von 18-53 Jahren (M= 35,7 Jahre ; SD= 8,29). Im nachfolgenden sind die Kriterien aufgeführt, die zum Ausschluss der Probandinnen führten, wenn mindestens eines der Kriterien zutraf: Wenn die Teilnehmerin unter 18 Jahre alt war, sie in den letzten 12 Monaten schwanger war oder gestillt hat, sie sich in der Menopause befindet oder diese bereits durchlebt hat, sie hormonelle Verhütungsmittel einnimmt, innerhalb der letzten 3 Monate ihre hormonelle Verhütungsmethode veränderte; sie Medikamente einnimmt, die Einfluss auf hormonelle Parameter haben; sie in den letzten beiden Monaten keinen Menstruationszyklus hatte, ihre durchschnittliche Zykluslänge in den letzten 6 Monaten unter 24 oder über 32 Tagen lag und wenn relevante Vignetten-Urteile fehlten.
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