In den Städten der Antike, besonders im alten Rom, waren es die Markt- und Versammlungsplätze, auf denen öffentliche Diskussionen und Aussprachen stattfanden. Man bezeichnete sie schon damals als Foren. Auch heute versteht man unter einem Forum einen geeigneten Personenkreis, der eine sachverständige Erörterung von Problemen oder Fragen garantiert; eine Forumsdiskussion ist eine öffentliche Diskussion, bei der ein anstehendes Problem von Sachverständigen und Betroffenen erörtert wird. Es handelt sich dabei also um einen Kommunikationsprozess, an dem eine größere Anzahl von Akteuren beteiligt sind. Dies erfordert spezielle Kommunikationsformen, die sich im Laufe der Zeit wandeln können. Solche Wandlungen waren und sind inbesondere immer dann beobachtbar, wenn technische Innovationen stattfanden bzw. -finden. In einigen dieser Fälle kam es auch zu einer Ausweitung der möglichen Kommunikationsformen. Beispiele dafür sind etwa die Erfindung des Buchdrucks mit Hilfe der beweglichen Lettern oder die Datenübertragung durch Radiowellen; auch die Verbreitung von Mobiltelefonen samt der daraus erwachsenden SMSSprach- Kultur sei hier genannt. Solche neu entstandenen technisch vermittelten Kommunikationsformen sind auch oft nur Varianten althergebrachter. Man denke an E-Mails, die von Briefen abgeleitet sind oder an statische Webseiten, deren ‚Vorfahren‘ die Printmedien sind (Online-Zeitschriften – gedruckte Zeitschriften, Online-Kataloge – gedruckte Kataloge). Zentrale Gemeinsamkeiten der jeweils älteren mit der neuen computervermittelten Kommunikationsform sind in wesentlichen Eigenschaften erkennbar. Dazu zählen die Anzahl der Empfänger (disperses Publikum / Kleingruppe / Einzelperson), die Anzahl und Kombination der Kommunikationskanäle (Text / Bild / Ton / Bewegung) sowie der Zeitpunkt der Kommunikation (synchron / asynchron). Man könnte in dieser Art fast alle neuen Möglichkeiten der computervermittelten Kommunikation älteren Kommunikationsarten zuordnen. Es wird jedoch gerade hierbei deutlich, dass webbasierte Forensysteme die wenigsten Gemeinsamkeiten mit den bekannten Kommunikationsformen aufweisen. Sie sind gewissermaßen „am weitesten entfernt von den älteren Formen und stellen damit ein wichtiges und lohnenswertes Forschungsobjekt dar.
Inhaltsverzeichnis
- Teil 1: Einführung
- 1.1 Fragestellung
- 1.2 Gegenstand: Webbasierte Forensysteme
- 1.3 Forschungsstand
- 1.3.1 Kommunikationsverhalten und Umgangsformen: Kultur der WWW-Foren
- 1.3.2 Normen und Regeln in Diskussionsforen
- Teil 2: Netiquette-Analyse
- 2.1 Methodische Vorbemerkungen
- 2.1.1 Auswahlverfahren
- 2.1.2 Definition der Grundgesamtheit
- 2.1.3 Stichprobe
- 2.2 Strukturen der Regelwerke
- 2.2.1 Anmeldeformalia
- 2.2.2 Urheberrechtliche Vereinbarungen
- 2.2.3 Verantwortlichkeit für Inhalte
- 2.2.4 Rechte
- 2.2.5 Pflichten
- 2.2.6 Empfehlungen und Ratschläge
- 2.2.7 Gebote
- 2.2.8 Verbote
- 2.2.9 Sanktionen
- 2.2.10 Besonderheiten
- 2.3 Entstehungszusammenhänge
- 2.4 Zusammenfassung der Ergebnisse
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit untersucht die Normen und Regeln in webbasierten Forensystemen, mit dem Ziel, die Entstehung und Struktur von Netiquette-Regelwerken zu analysieren. Es soll untersucht werden, ob und inwiefern sich die Kommunikation in Foren von anderen Kommunikationsformen unterscheidet und welche Besonderheiten die Interaktion in diesem Kontext prägen.
- Entwicklung und Struktur von Netiquette-Regelwerken in webbasierten Forensystemen
- Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen verschiedenen Foren-Regelwerken
- Entstehung sozialer Normen im Kontext computervermittelter Kommunikation
- Vergleich der Kommunikation in Foren mit anderen Kommunikationsformen
- Besonderheiten der Interaktion in webbasierten Forensystemen
Zusammenfassung der Kapitel
Teil 1: Einführung
In der Einleitung wird die Fragestellung der Arbeit vorgestellt, welche die Entwicklung und Struktur von Netiquette-Regelwerken in webbasierten Forensystemen untersucht. Der Forschungsgegenstand wird definiert und der aktuelle Forschungsstand im Bereich von Kommunikationsverhalten und Umgangsformen in Online-Foren beleuchtet. Das Coleman-Modell der Entstehung sozialer Normen wird als theoretischer Rahmen für die Analyse vorgestellt.
Teil 2: Netiquette-Analyse
Dieser Teil analysiert die Struktur von Netiquette-Regelwerken in webbasierten Forensystemen, wobei die methodischen Grundlagen, wie Auswahlverfahren, Grundgesamtheit und Stichprobe, erläutert werden. Die Inhalte der Regelwerke werden in verschiedene Kategorien wie Anmeldeformalia, Urheberrecht, Verantwortlichkeit, Rechte, Pflichten, Empfehlungen, Gebote, Verbote, Sanktionen und Besonderheiten unterteilt. Die Analyse der Entstehungszusammenhänge von Normen und Regeln in computervermittelter Kommunikation sowie eine Zusammenfassung der Ergebnisse runden diesen Teil ab.
Schlüsselwörter
Webbasierte Forensysteme, Netiquette, Regelwerke, Normen, Regeln, Kommunikationsverhalten, Umgangsformen, Interaktivität, Massenmedien, computervermittelte Kommunikation, Coleman-Modell, Entstehung sozialer Normen, qualitative Analyse.
- Arbeit zitieren
- Karsten Goll (Autor:in), 2004, Anarchie im Netz? Eine Netiquette-Analyse in webbasierten Forensystemen, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/34121