Der Begriff des »Marxismus« als solches ist ein wahrlich schwieriger. Warum? Weil viele Menschen mit diesem Begriff lediglich negative Elemente in Verbindung bringen und somit aus der historischen Erfahrung heraus von Grund auf desillusioniert an die »Institution« Karl Marx herangehen (werden). Ohne dabei den »Marxismus« als etablierte philosophische Strömung in Abrede stellen zu wollen, plädiere ich für die Verwendung des Begriffes des »Wissenschaftlichen Sozialismus«. Nicht zuletzt deswegen, um den allgemeinen Leser zu sensibilisieren.
Warum ist der »staubtrockene« Marx also noch so wichtig? Weil er eine annähernd kompromisslose »Philosophie der Praxis« predigt, derer Autoren wie Antonio Gramsci, Georg Lukács, Ernst Bloch, Lucien Sève, Adam Schaff, Wolfdietrich Schmied-Kowarzik u.a. gefolgt sind. Er analysiert die Sachlage(n) nicht nur, er gibt Ansätze zu umsetzbaren Lösungsmöglichkeiten. Und damit hebt er sich von vielen seiner Zunft ab. Und genau da knüpft das »Konzept« der marxschen Theorie der Entfremdung an: Sie zeigt auf, in was für einer suboptimalen Lage die Menschheit sich befindet; in wiefern sie der Logik des Kapitalismus frönt und jeden Tag aufs Neue bestimmten Vorstellungen und Wünschen hinterherläuft, die zur Realisierung nie bestimmt waren, sind und sein werden.
Was aber ist »Entfremdung«? Immer wieder hört man dieses Wort aus den Mündern verschiedenster Persönlichkeiten. Vielmehr tut sich der Gedanke auf, man benutzt diesen Begriff für alle möglichen gesellschaftlichen Problemlagen, um eine Art »Totschlagargument« anzubringen, welches jegliche weitere Diskussion ersparen wird. Johannes Rohbeck beispielsweise definiert den Begriff der Entfremdung folgendermaßen: »Er bezeichnet einen Zustand, in dem Personen oder Sachen den Menschen »fremd« geworden sind« (2014: 49). Damit sagt er, dass in der »Ent-fremdung« nicht etwa ein oppositionelles Verhältnis zwischen »Ent-« und »-fremdung« steckt, sondern vielmehr der Prozess selbst beschrieben wird. »Entfremdung« ist also nicht nur die Bezeichnung für etwas, sondern im Wort selbst steckt zugleich die Implikation eines fortlaufenden Prozesses.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung und Forschungshypothesen...
- 1. Der Entfremdungsbegriff bei Karl Marx.
- 1.1 Die Entfremdung vom (eigenen) Produkt der Arbeit.
- 1.2 Die Entfremdung von der (eigenen) Tätigkeit.....
- 1.3 Die Entfremdung vom (eigenen) Gattungswesen...
- 1.4 Die intersubjektive Entfremdung.........
- 2. Der Zusammenhang zwischen den marxschen Früh- und Spätschriften anhand ökonomischer Ausbeutungsverhältnisse.......
- 2.1 >>Der Arbeitstag« und »Die Produktion des relativen Mehrwerts<<
- 2.2 Erweiterte Ausbeutung durch maschinelle Weiterentwicklung.......
- 3. Erkennung und Aufhebung der Entfremdung.
- 3.1 Das Bedienen des eigenen Bewusstseins
- 3.2 Die Praxis des »radikalen und revolutionären Bildungsprozesses<<
- II. Schlussbetrachtung(en), Auswertung und Ausblick(e).........
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Konzept der Entfremdung bei Karl Marx und untersucht, wie diese durch Bildung des Menschen erkannt und aufgehoben werden kann. Im Zentrum steht die Frage, wie Marx' Entfremdungstheorie im Abstrakten und Konkreten zu verstehen ist und ob eine historische Trennung zwischen seinen Früh- und Spätschriften sinnvoll ist.
- Analyse des Entfremdungsbegriffs bei Karl Marx
- Untersuchung der vier zentralen Dimensionen der Entfremdung
- Beziehung zwischen Entfremdung und ökonomischen Ausbeutungsverhältnissen
- Möglichkeiten zur Erkennung und Aufhebung der Entfremdung durch Bildung
- Die Rolle eines »radikalen und revolutionären Bildungsprozesses«
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung (I.) führt in die Thematik der Entfremdung bei Karl Marx ein, stellt die Forschungshypothesen vor und erläutert die zentrale Bedeutung von Marx' Werk für die Philosophie der Praxis. Kapitel 1 beleuchtet den Entfremdungsbegriff bei Marx und analysiert dessen vier zentrale Dimensionen. Kapitel 2 untersucht den Zusammenhang zwischen den marxschen Früh- und Spätschriften anhand ökonomischer Ausbeutungsverhältnisse und zeigt die Allgegenwart der Entfremdung im kapitalistischen Produktionsprozess auf. Kapitel 3 widmet sich der Erkennung und Aufhebung der Entfremdung, wobei die Rolle des Bewusstseins und die Bedeutung eines »radikalen und revolutionären Bildungsprozesses« im Sinne von Wolfdietrich Schmied-Kowarzik hervorgehoben werden.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit zentralen Themen wie Entfremdung, Bildung, Kapitalismus, Arbeit, Produktion, Bewusstsein, revolutionäre Praxis und Emanzipation. Darüber hinaus werden wichtige theoretische Ansätze von Karl Marx, wie die Analyse von ökonomischen Ausbeutungsverhältnissen und die Kritik an der bürgerlichen Gesellschaft, beleuchtet.
- Quote paper
- Alexander Syad Akel (Author), 2016, Erkennung und Aufhebung der Entfremdung durch Bildung des Menschen bei Karl Marx, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/338768