Mit der zunehmenden Zahl an kindlichen Entwicklungsstörungen wachsen zeitgleich eine Reihe von neuen pädagogischen und psychologischen Professionen heran, die sich dem neu entdeckten Problem sogleich annehmen. Der Diskurs und die Debatten rund um die kindliche Entwicklung sind nicht nur auf einem gefühlten Höhepunkt angelangt. Noch nie zuvor gab es ein derartiges Angebot an Spezialisten, das mit den verschiedenen Problemen, die mit kindlicher Entwicklung einher zu gehen scheinen, betraut wird.
Ist eine normale Kindheit von heute noch dieselbe, wie Jahrzehnte zuvor? All diese Entwicklungen lassen den Verdacht aufkommen, dass dem nicht so sein kann. Kaum ein Kind leidet heutzutage nicht an irgendwelchen Entwicklungsdefiziten, braucht keine Unterstützung von Experten, um in seiner Entwicklung nicht auf die „schiefe Bahn“ zu geraten. Doch dieser Blick und die Beurteilung dessen, was heutzutage als normale Kindheit angesehen wird, ist historisch gesehen neu. Was in Bezug auf kindliche Entwicklung als normal gilt, unterliegt immer der diskursiven Definition und unterscheidet sich daher von Epoche zu Epoche, genauso, wie die jeweils gültigen Störungskategorien, so zumindest die Annahme.
Die Entdeckung der Störungskategorie „Legasthenie“, als ein Beispiel von moderner Anormalität in Bezug auf die kindliche Entwicklung, kann ein Verständnis davon vermitteln, wie es zur Pathologisierung von bestimmten Aspekten von Kindheit in unserer Gesellschaft kommen kann und welche unhinterfragten Normalitätsannahmen dem zugrunde liegen. Zentral soll hierfür eine diskursanalytische Perspektive sein.
Inhaltsverzeichnis
- Eine ganz normale Kindheit
- Ein diskursanalytischer Blick auf die Normalität und Pathologisierung von kindlicher Entwicklung am Beispiel Legasthenie
- Normalität von Kindheit
- Entstehung der Idee eines „normalen“ Kindes
- Normalität, Normativität und Symbolik
- Pathologisierung kindlicher Entwicklung am Beispiel Legasthenie
- Die Konstruktion von Störungskategorien am Beispiel „Legasthenie“
- Laien- und Expertendiskurse
- Folgen der „Entdeckung“ der Legasthenie
- Normalität von Kindheit
- Die Logik des Verdachts und seine Folgen für die Normalität von Kindheit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Frage, wie die Pathologisierung von kindlicher Entwicklung anhand des Beispiels Legasthenie anhand eines diskursanalytischen Blicks erklärt werden kann. Sie untersucht, wie Normalitätsannahmen in Bezug auf kindliche Entwicklung entstehen und wie diese durch die Konstruktion von Störungskategorien beeinflusst werden.
- Entstehung der Idee eines „normalen“ Kindes
- Normalität, Normativität und Symbolik
- Die Konstruktion von Störungskategorien
- Die Rolle von Laien- und Expertendiskursen
- Folgen der Pathologisierung von kindlicher Entwicklung
Zusammenfassung der Kapitel
1. Eine ganz normale Kindheit
Dieses Kapitel beleuchtet die Problematik der Normalitätsvorstellungen im Kontext der kindlichen Entwicklung. Es wird der Frage nachgegangen, wie die Vorstellung von einer „normalen“ Kindheit entsteht und wer diese Normalität definiert. Die Arbeit untersucht die historische Entwicklung des Normalitätsbegriffs und seine Auswirkungen auf die heutige Gesellschaft.
2. Ein diskursanalytischer Blick auf die Normalität und Pathologisierung von kindlicher Entwicklung am Beispiel Legasthenie
In diesem Kapitel wird die Konstruktion der Störungskategorie Legasthenie anhand eines diskursanalytischen Modells analysiert. Die Arbeit beleuchtet die Rolle von Laien- und Expertendiskursen bei der Entstehung und Festigung dieser Kategorie. Es wird außerdem erörtert, welche Folgen die Pathologisierung von kindlicher Entwicklung für die betroffenen Kinder und ihre Familien hat.
- Quote paper
- Isabella Wächter (Author), 2015, Ein diskursanalytischer Blick auf die Normalität und Pathologisierung von kindlicher Entwicklung am Beispiel Legasthenie, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/336525