„Qualität ist das beste Rezept“ – dieser Leitsatz gilt auch nach über 120 Jahren Firmengeschichte immer noch bei der Dr. August Oetker Nahrungsmittel KG. Ein weiteres Merkmal dieses Unternehmens ist, dass fast seit Anfang an auf allen Produktpackungen das Firmenzeichen, der „Hellkopf“, zu finden ist. Derzeit gibt es rund 350 Produkte von Dr. Oetker, die alle Geschmäcker von süß bis herzhaft bedienen. Diese sind uns von Kindestagen an bekannt und stellen einen Teil des täglichen Lebens dar. 98 Prozent der Deutschen kennen die Marke „Dr. Oetker“, deren Inhaber zu den reichsten Familien Deutschlands zählen. Doch längst ist das Unternehmen nicht mehr nur in Deutschland aktiv – es agiert international. Eines ist aber in allen Ländern, in denen die Oetker-Produkte vertrieben werden, gleich: Das Gelingen der Produkte wird nämlich überall versprochen. Bereits der Gründer Dr. August Oetker hatte Ende des 19. Jahrhunderts die „Gelinggarantie“ ins Leben gerufen. Daher unterzog man alle Produkte ausgiebigen Tests, um das Versprechen halten zu können. Rezepte wurden veröffentlicht, sobald sie unter verschiedensten Bedingungen problemlos jedem unerfahrenen Bäcker gelingen konnten.
Doch wie kam ein Mann dazu, Produkte zu entwickeln und zu testen, die vor allem für die Hausfrau gedacht sind? Warum wagte der junge Mann die Gründung eines eigenen Unternehmens? Wieso ging er dieses Risiko ein, obwohl er auch in einer Fabrik seiner Verwandten hätte unterkommen können? Dies möchte ich in meiner Seminararbeit beantworten, unter Einbeziehung der Kindheit von August Oetker und seiner Ausbildungs- und Studienzeit. Ebenso ist die berufliche und persönliche Entwicklung bis hin zu seiner Innovation, der Optimierung des Backpulvers, zu betrachten. Ein Augenmerk wird daraufgelegt, wie er durch seine Umwelt beeinflusst wurde und wie er die Gesellschaft durch seine Produkte beeinflusste. Weiterhin habe ich die Beleuchtung der unternehmerischen Tätigkeit, sowie seiner damals bereits geschickten Produktvermarktung zum Ziel. Eine wichtige Rolle spielt auch das Verhältnis zu den Mitarbeitern und sein allgemeines gesellschaftliches Engagement. Zum Schluss runden ein kurzer Ausblick auf das Unternehmen heute und ein Fazit über die Person Dr. August Oetker die Arbeit ab.
Inhalt
1 Einleitung
2 Das Leben des August Oetker
2.1 Die jungen Jahre
2.1.1 Augusts Kindheit und Ausbildung
2.1.2 Studium bis hin zur Heirat
2.2 Das Erwachsenenalter
2.2.1 Erste unternehmerische Versuche
2.2.2 Ein eigenes Unternehmen
3 August Oetker als Innovator im Bereich Produktentwicklung und -vermarktung
3.1 Die Entwicklung von Produkten
3.1.1 Das Entstehen erster Produkte
3.1.2 Weitere Produkterfindungen
3.2 Geschickte Produktvermarktung und deren Wirkung
4 August Oetker als wirtschaftlicher und zugleich sozialer Unternehmer
4.1 Beziehung zu den Mitarbeitern
4.2 Gesellschaftliches Engagement
5 Ausblick auf das Unternehmen heute
6 Fazit über die Person Dr. August Oetker
7 Literaturverzeichnis
7.1 Literatur
7.2 Internetadressen
1 Einleitung
„Qualität ist das beste Rezept“ – dieser Leitsatz gilt auch nach über 120 Jahren Firmengeschichte immer noch bei der Dr. August Oetker Nahrungsmittel KG. Ein weiteres Merkmal dieses Unternehmens ist, dass fast seit Anfang an auf allen Produktpackungen das Firmenzeichen, der „Hellkopf“, zu finden ist. Derzeit gibt es rund 350 Produkte von Dr. Oetker, die alle Geschmäcker von süß bis herzhaft bedienen. Diese sind uns von Kindestagen an bekannt und stellen einen Teil des täglichen Lebens dar. 98 Prozent der Deutschen kennen die Marke „Dr. Oetker“, deren Inhaber zu den reichsten Familien Deutschlands zählen. Doch längst ist das Unternehmen nicht mehr nur in Deutschland aktiv – es agiert international. Eines ist aber in allen Ländern, in denen die Oetker-Produkte vertrieben werden, gleich: Das Gelingen der Produkte wird nämlich überall versprochen. Bereits der Gründer Dr. August Oetker hatte Ende des 19. Jahrhunderts die „Gelinggarantie“ ins Leben gerufen. Daher unterzog man alle Produkte ausgiebigen Tests, um das Versprechen halten zu können. Rezepte wurden veröffentlicht, sobald sie unter verschiedensten Bedingungen problemlos jedem unerfahrenen Bäcker gelingen konnten.
Doch wie kam ein Mann dazu, Produkte zu entwickeln und zu testen, die vor allem für die Hausfrau gedacht sind? Warum wagte der junge Mann die Gründung eines eigenen Unternehmens? Wieso ging er dieses Risiko ein, obwohl er auch in einer Fabrik seiner Verwandten hätte unterkommen können? Dies möchte ich in meiner Seminararbeit beantworten, unter Einbeziehung der Kindheit von August Oetker und seiner Ausbildungs- und Studienzeit. Ebenso ist die berufliche und persönliche Entwicklung bis hin zu seiner Innovation, der Optimierung des Backpulvers, zu betrachten. Ein Augenmerk wird daraufgelegt, wie er durch seine Umwelt beeinflusst wurde und wie er die Gesellschaft durch seine Produkte beeinflusste. Weiterhin habe ich die Beleuchtung der unternehmerischen Tätigkeit, sowie seiner damals bereits geschickten Produktvermarktung zum Ziel. Eine wichtige Rolle spielt auch das Verhältnis zu den Mitarbeitern und sein allgemeines gesellschaftliches Engagement. Zum Schluss runden ein kurzer Ausblick auf das Unternehmen heute und ein Fazit über die Person Dr. August Oetker die Arbeit ab.
2 Das Leben des August Oetker
2.1 Die jungen Jahre
2.1.1 Augusts Kindheit und Ausbildung
Am 6. Januar 1862 wurde August Adolph Oetker in Obernkirchen im heutigen Niedersachsen als ältestes von zehn Kindern geboren. Drei Geschwister starben im frühen Alter. Obernkirchen hatte zu dieser Zeit rund 2800 Einwohner, die wohl vor allem einfache Arbeiter waren und in den dort ansässigen Glasfabriken, Kohlengruben, Steinbrüchen, etc. arbeiteten. So war Augusts Vater, August Adolf Oetker, ein einfacher Bäckermeister. Er soll weltoffen und von derber, aber umgänglicher Natur gewesen sein. Augusts Mutter, geborene Bertha Westphal, war die Tochter eines Rechtsanwaltes. Sie wird als kluge, zurückhaltende, jedoch ebenso respekteinflößende Person geschildert. Die Familie Oetker lebte auf einem bäuerlichen Anwesen, doch warf die Bäckerei vermutlich ausreichende Gewinne ab, da ein gewisser Wohlstand vorhanden gewesen sein soll. Laut Angaben hatte die Familie sogar einige Dienstboten und besaß ein Klavier, auf dem die Kinder unterrichtet wurden.
Dieser aufkeimende Wohlstand rührte wohl aus dem allgemeinen steilen wirtschaftlichen Aufschwung dieser Zeit heraus. Der Bäckermeister August Adolf war aber vermutlich auch ein sehr ehrgeiziger Mann, da zwei seiner jüngeren Brüder bereits als Seidenfabrikant bzw. als Marzipanfabrikant tätig waren. Diesen wollte er sicherlich nicht nachstehen.
Trotz dieses zunehmenden Wohlstandes musste der aufgeweckte August seinem Vater bereits in jungen Jahren in der Bäckerei helfen. So wurde er schon in Kindertagen vom Arbeiterleben geprägt. Da er aber sehr begabt und zudem das älteste Kind der Familie Oetker war, durfte August in die Bürgerschule in Obernkirchen gehen. Mit viel Fleiß, einer raschen Auffassungsgabe und Wissbegierde erzielte der Junge hervorragende Leistungen. Aufgrund dessen durfte er das angesehene Adolfinum in der Residenzstadt Bückeburg besuchen, welches er 1878 mit der mittleren Reife abschloss. Das Privileg der höheren schulischen Ausbildung bildete die Grundlage für sein vielseitiges Wissen und zeichnete ihn später aus.
„'Benutze jede Gelegenheit, um etwas zu lernen', lautete ein Rat, den er damals beherzigte und in seinem späteren Leben häufig anderen Menschen erteilte“ - diese Aussage spiegelt nochmals seinen Ehrgeiz und das Streben nach Wissen wieder.
Nach erfolgreichem Schulbesuch begann der 16-jährige August Oetker eine Lehre in der Stadthagener Reichsapotheke bei Dr. Ernst Brackebusch. Naheliegend wäre es für den Sohn des Bäckermeisters gewesen, den Beruf des Vaters zu ergreifen oder in der Seidenfabrik bzw. Marzipanfabrik eines Onkels anzufangen. Vermutlich wurde August aber durch einen Onkel beeinflusst, der in Amerika erfolgreicher Pharmaunternehmer war und ihm riet, den Apothekerberuf zu erlernen. Möglicherweise wurde auch auf dem Gymnasium sein Interesse an der Wissenschaft geweckt.
Obwohl August Oetker täglich acht Kilometer zu Fuß zur Ausbildungsstätte und zurück nach Hause laufen musste, war er dennoch morgens als Erster am Arbeitsplatz und ging abends als Letzter nach Hause. Das führte dazu, dass er von seinem Lehrherrn sehr geschätzt wurde und dieser ihn auch nach der Ausbildung als ständigen Mitarbeiter behalten wollte. Weiterhin soll August in der Apotheke den Dichter und Zeichner Wilhelm Busch oft als Kunden bedient haben. Beide sollen sich gut verstanden haben. Wilhelm Busch hatte angeblich „großen Spaß an der originellen Art, mit der der junge August Oetker die Mittel und Medikamente anpries“. Man erkennt, dass August schon in jungen Jahren daran interessiert war und ein Gespür dafür besaß, Produkte auf besondere Weise zu umwerben.
Ein weiterer Besucher der Apotheke, der Fürst von Schaumburg-Lippe, soll zu Oetker einmal gesagt haben, dass er ein heller Kopf sei. August Oetker hat also als Jugendlicher bereits sehr intelligent auf andere gewirkt.
Im März 1882 schloss er letztendlich seine Lehre ab und arbeitete anschließend während seiner Konditionszeit bis Oktober dieses Jahres in einer Apotheke bei Offenbach am Main (Hessen), danach in verschiedenen anderen Apotheken, was jedoch nicht mehr genau rekonstruierbar ist.
2.1.2 Studium bis hin zur Heirat
August reiste auch in diverse Städte, um sich weitere praktische Kenntnisse anzueignen. Unter anderem kam er nach Hanau am Main (Hessen), wo er erste Kontakte zu Personen aus seinem späteren Berufszweig herstellte. Der 20-Jährige arbeitete bei einer Firma, die Geräte für Apotheken und Laboratorien herstellte. Der Chef der Firma muss von dem ehrgeizigen jungen Mann sehr angetan gewesen sein, denn dieser soll August persönlich bei der Familie Jacobi vorgestellt haben. Die Familie Jacobi – genauer gesagt Rudolph und Julie Jacobi und deren Tochter Karoline – besaßen ein erfolgreiches Textilgeschäft. August mochte die 15-jährige Karoline sehr gerne, weshalb er wohl den einjährigen freiwilligen Militärdienst dort in der Umgebung ableistete, um in ihrer Nähe sein zu können. 1885 verließ er das Militär als Reserveoffizier. Da er für die Approbation aber ein Hochschulstudium benötigte, zog er danach nach Berlin und befasste sich mit dem Studium der Naturwissenschaften.
In Berlin erlebte August die Industrialisierung in ihrem vollen Umfang. Angezogen von den neuen Fabrikbezirken zogen immer mehr Menschen in die Stadt, sodass sich Berlin zur Großstadt wandelte. Im gesamten Deutschen Kaiserreich wuchs die Stadtbevölkerung stark an. Das Handwerk und die Landwirtschaft verloren an wirtschaftlicher Bedeutung, die Schwerindustrie und das Bankwesen erlebten hingegen einen Aufschwung. Zugleich veränderte sich die Gesellschaft: Es arbeiteten immer mehr Frauen in Fabriken, die Erwerbsgier wuchs, Geld und Vermögen wurden den Bürgern wichtiger. Aber auch die Bildung gewann für diese an Bedeutung, denn ein akademischer Titel versprach Ansehen in der Gesellschaft.
August Oetker legte das Staatsexamen mit der seltenen Note „sehr gut“ ab. Nachdem er aber eine umfassende Bildung zum Ziel hatte, zog er in die Universitätsstadt Freiburg, um Botanik zu studieren und den Titel Doktor der Philosophie zu erwerben. Hierbei sollte angemerkt werden, dass seinem Streben nach breiter Bildung und einem Titel vermutlich größere berufliche Pläne zugrunde lagen. Als anderen möglichen Faktor für seine Mühen sei das Vermögen der zukünftigen Schwiegermutter anzugeben, welches ihn eventuell dazu drang, einen akademischen Grad zu erreichen.
Die angestrebte breite Bildung war sicherlich kein Fehler - so heißt es auch: „Nach Beendigung seiner Studien verfügte Dr. August Oetker über ein praktisches und theoretisches Wissen, das ihn zu großen Leistungen befähigte.“ Wieder einmal wird sein unnachahmlicher Fleiß deutlich, den er an den Tag legte, um besonders gute Ergebnisse zu erzielen.
Nachdem August Oetker im Sommer 1888 seinen Doktorgrad erworben hatte, heiratete er am 20. März 1889 Karoline Friederike Jacobi in Hanau. Über Karoline lässt sich lesen, dass die junge Frau sowohl stark als klug war und große Ausstrahlung besaß.
Das frisch vermählte Paar zog gemeinsam mit Karolines Mutter, der inzwischen verwitweten Julie Jacobi, nach Charlottenburg bei Berlin. Charlottenburg war zu dieser Zeit eine eigenständige Stadt. Die Umgebung am neuen Wohnsitz war sehr gepflegt, denn es gab dort große Parkanlagen, eindrucksvolle Gebäude und zunehmend siedelten sich reiche Bürger an. Neu zugezogene Einwohner konnten sich dort vermutlich schnell einleben und bald heimisch, sowie gut aufgehoben fühlen.
Aus der jungen Ehe ging nur wenige Monate später, im November 1889, der erste Sohn namens Rudolf hervor. Das zweite Kind, geboren im Jahr 1893, befand sich von Anfang an in einem sehr schlechten Gesundheitszustand. Nach drei Monaten verstarb das Mädchen, das erst nach dem Tode Else genannt wurde. Der frühe Tod des Kindes führte dazu, dass sich Karoline später sehr um Kinder und entsprechende Pflegeeinrichtungen kümmerte. Auch an August Oetker ging der Tod seines Kindes nicht spurlos vorbei, ihm lag deshalb einige Jahre nach diesem Ereignis die Säuglingspflege sehr am Herzen (genaueres hierzu siehe Kapitel 4.1 Beziehung zu den Mitarbeitern).
2.2 Das Erwachsenenalter
2.2.1 Erste unternehmerische Versuche
In Berlin beteiligte sich August mit zwei weiteren Partnern an einem Unternehmen, welches Erzeugnisse zur Einrichtung von Apotheken vertrieb. Zu dieser Zeit war die innenpolitische Lage in Deutschland, ausgelöst durch gesellschaftliche und wirtschaftliche Veränderungen, schwierig. Auch außenpolitisch herrschten instabile Zustände verursacht durch den Imperialismus, eine komplizierte Bündnispolitik und das Ringen um Kolonien. Die Firma, in der sich Oetker beteiligte, war jedoch alles in allem wirtschaftlich nicht sehr erfolgreich. Sie bot dem jungen strebsamen Mann nicht die gewünschten Aufstiegsmöglichkeiten, sodass er letzten Endes ausstieg. Es ist jedoch nicht bekannt, unter welchen finanziellen Umständen er austreten konnte.
Dieser Misserfolg war für den jungen Mann sicher nicht leicht zu verkraften, da die anderen Brüder bereits erfolgreiche Unternehmer waren. August ließ sich dadurch jedoch nicht entmutigen und verwirklichte seinen Wunsch, als er eine zum Verkauf stehende Apotheke in einer Zeitungsanzeige sah. Mit Hilfe finanzieller Mittel seiner Frau und der Schwiegermutter erwarb er schließlich die Aschoff'sche Apotheke in Bielefeld (Nordrhein-Westfalen).
2.2.2 Ein eigenes Unternehmen
Am 1. Januar 1891 bezog der 29-jährige August Oetker seine Apotheke. Dieser Tag gilt als offizielles Gründungsdatum der Firma Dr. August Oetker.
Das erneute Umsiedeln muss für die Familie nicht ganz einfach gewesen sein, da sie von einer aufstrebenden Großstadt zurück in eine Kleinstadt kam. Zudem heißt es, dass die Bielefelder nicht besonders aufgeschlossen gegenüber Fremden waren. Immerhin genoss Oetker durch seinen Beruf als Apotheker grundlegend ein gewisses Ansehen, wobei er sich auch dieses nach und nach verdienen musste.
Zu dieser Zeit bestand ein Dreiklassenwahlrecht, bei dem die Klasse durch den Besitz bestimmt wurde. Erst als August Oetker der ersten Klasse angehörte, wurde er von den Ansässigen aus einer anderen Sicht betrachtet. Bielefeld war trotz seiner noch geringen Einwohnerzahl für Oetkers Pläne ein guter Standort, da hier reger Warenexport nach Italien, Spanien, Russland, etc. stattfand. Die wohlhabende Stadt bot somit ausreichend gutbürgerliche Kundschaft.
Oetker soll einmal gesagt haben: „'Habe ich erst mein Ziel, den Erwerb einer Apotheke, erreicht, werde ich versuchen, noch etwas ganz Besonderes zu schaffen'“. Entsprechend fing mit dem Erwerb der Apotheke Oetkers Arbeit und die Verwirklichung seiner wahren Pläne erst an. Der erste Schritt hierzu ist leicht zu beschreiben, denn sobald er in Bielefeld angekommen war, leitete er eine vollständige Modernisierung der Apotheke in die Wege. Dazu gehörte auch das Laboratorium mit neuen Apparaturen auszurüsten, bis es eine Ausstattung hatte, über die er selber sagte, dass sie nur in wenigen Apotheken Deutschlands zu finden sei.
Bald erschien auch im Bielefelder Tageblatt eine Anzeige des vorherigen Apothekenbesitzers, der den Verkauf der Apotheke bekannt gab und Oetker kündigte an: „'Mein Bestreben wird sein, einen jeden, welcher meine Offizin mit seinem Vertrauen beehrt, auf das Beste zu bedienen'“. Aus der Aussage lässt sich herauslesen, dass er bereits am Anfang seines Unternehmerdaseins den Kunden seine Schwerpunkte Vertrauen, Qualität und Kundenzufriedenheit darlegte.
Zu Bedenken ist, dass die erste Zeit der jungen Familie in Bielefeld sehr von der unsicheren geschäftlichen Entwicklung geprägt gewesen sein muss. Der größte Teil von Karolines Vermögen steckte in der Apotheke, zudem waren Kredite aufgenommen worden. Die Zinsbelastung war entsprechend hoch, die Familie konnte sich nicht viel leisten und lebte sehr sparsam. Dennoch sahen alle positiv der Zukunft entgegen. Auch scheute die Familie Oetker nach dem Tode von Augusts Vater keine Kosten und nahm seinen jüngsten Bruder Eduard auf. Sie übernahmen alle Verantwortung für den 15-Jährigen, der später eine Apothekerlehre bei August begann.
3 August Oetker als Innovator im Bereich Produktentwicklung und -vermarktung
3.1 Die Entwicklung von Produkten
3.1.1 Das Entstehen erster Produkte
August mochte das geliehene Geld seiner Schwiegermutter so schnell wie möglich zurückbezahlen, weshalb er jeden Tag mit viel Eifer und Ehrgeiz neue Versuche durchführte. Dies zeigt sein Streben nach finanzieller Unabhängigkeit, um sich und seine Frau versorgen zu können und dem Wunsch, selbstständig ein eigenes Unternehmen zu führen. Es heißt er experimentierte mit chemischen Mitteln, die für die Bereiche Kosmetik, Haushalt und Gewerbe angedacht waren. Zudem führte er die Mineralwasserherstellung vom vorherigen Apothekenbesitzer weiter, um die Schuldenlast für den Kauf der Apotheke so rasch wie möglich abtragen zu können. Auch die Herstellung von Himbeersaft und Brausebonbons wurde vom Vorgänger übernommen. Zu den ersten vertriebenen Produkten zählten Gesundheitskakao, Fußcreme, Schönheitsmittelchen und eine Warzentinktur. Alkoholika standen ebenfalls zum Verkauf. Oetker dachte sich wohl, dass es nicht schaden könne, wenn er einige, vom bisherigen Apotheker bekannte Produkte, weiterhin verkaufe und somit die bestehende Kundschaft bestenfalls übernehmen könne.
[...]