Das im Herbst 1988 am Südwestrand von Mušov am linken Ufer der Thaya in Südmähren entdeckte Prunkgrab stellt hinsichtlich seines Beigabenreichtums und der Exklusivität des Inventars eine archäologische Sensation dar. Es handelt sich um Körperbestattungen von zwei Männern und einer Frau, wobei unklar ist, ob die Grablege gleichzeitig oder nacheinander erfolgte ( Peška u.a. 2002, 510). Das überhügelte Kammergrab zeichnet sich durch äußerst prächtige antike, provinzialrömische und typisch germanische Beigaben aus. Es vereint eine einzigartige Kollektion von 187 Gegenständen aus frühaugustäischer Zeit bis in die Zeit der Markomannenkriege (Peška 2000, 203). Zur Zeit wird das Grab anhand der jüngsten Beigaben in die Zeit um 170 - 180 n. Chr., beziehungsweise B2/C1 datiert (Peška u.a. 2002, 501 f.). Die absolute Datierung ist nicht sicher. Die gängige Interpretation eines romfreundlichen markomannischen oder quadischen „Königs“ wirft indes vor dem Hintergrund der Markomannenkriege ( 166-180 n. Chr.) in diesem Gebiet Fragen auf. Zwischen den ungewöhnlich vielen importierten Bronzegefäßen (min. 8 Stück – das Grab wurde antik beraubt) ragt der frühe Westlandkessel mit seinen vier äußerst naturalistisch gearbeiteten Attaschen in Form von Germanenbüsten mit Suebenknoten deutlich hervor1. Dieser Bronzekessel ist neben dem erst kürzlich entdeckten Westlandkessel von Czarnówko mit drei Germanenappliken mit Suebenknoten2 der „...einzige Fund außerhalb des römischen Limes [...], der zweifellos im Römischen Reich gefertigte Germanenbildnisse aufweist.“ ( Krierer 2002, 367), welche aufgrund ihrer Haartracht eindeutig ethnisch und nicht mythisch zu deuten sind. Sollte es sich etwa um ein Abbild eines der Bestatteten handeln, der es sich gönnte, während der Markomannenkriege die Büsten als Auftragsarbeit in einer provinzialrömischen Werkstatt fertigen zu lassen? Oder handelt es sich um ein symbolisches Geschenk der Ehrerbietung seitens Rom? Wie kann man das Objekt datieren und welcher Verwendung unterlag es? Wie fügt es sich in den Gesamtkontext ein? Im Folgenden soll mit Hilfe der Arbeiten von Jaroslav Peška, Jaroslav Tejral, Susanna und Ernst Künzl, Horst Wolfgang Böhme und vor allem Karl R. Krierer Fragen der genaueren Bestimmung jener Ethnizität nachgegangen, auf Schwierigkeiten der Datierung und dem damit verbundenen Diskurs eingegangen, sowie auf Möglichkeiten der Verwendung hingewiesen werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Fundbeschreibung
- Zur Darstellung und Fertigung der Büsten
- Exkurs zum Suebenknoten
- Ausgewählte römische und provinzialrömische Darstellungen im Vergleich zu der Darstellung der Mušover Büsten
- Vergleichsfunde innerhalb des Barbaricums
- Werkstätten und Herstellung
- Exkurs zu den Markomannenkriegen
- Interpretation
- Wer ist auf den Mušover Büsten dargestellt?
- Zur Datierung des Objektes
- Geschenk oder Auftrag? - Funktion und Verwendung des Bronzekessels
- Resümee
- Literatur- und Abbildungsverzeichnis
- Abbildungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit setzt sich mit dem Bronzekessel mit Germanenbüsten aus dem „Königsgrab“ von Mušov auseinander. Im Fokus steht die Einordnung des Fundes in den Kontext der Markomannenkriege und die Klärung der ethnischen Zugehörigkeit der dargestellten Personen. Darüber hinaus werden die Herstellung und Verwendung des Objekts analysiert.
- Ethnische Identifizierung der auf den Büsten dargestellten Personen
- Datierung des Bronzekessels und Einordnung in den Kontext der Markomannenkriege
- Interpretation der Funktion und Verwendung des Objekts
- Analyse der Herstellungstechnik der Büsten
- Vergleich mit anderen Funden aus der Zeit und dem Raum
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Hausarbeit stellt das Prunkgrab von Mušov und seine außergewöhnliche Sammlung antiker und germanischer Artefakte vor. Der Bronzekessel mit den Germanenbüsten steht im Mittelpunkt der Untersuchung. Fragen nach der Datierung, Ethnizität der Büsten und der Verwendung des Objekts werden aufgeworfen.
- Fundbeschreibung: Der Bronzekessel wird hinsichtlich seiner Form, Größe, Erhaltungszustand und seiner Position im Grab beschrieben. Die Büsten werden als Henkelattaschen dargestellt und detailliert beschrieben.
- Zur Darstellung und Fertigung der Büsten: Die Büsten werden als einzigartige Fundstücke im Barbaricum beschrieben. Die natürliche Darstellung von vier Männern mit Suebenknotenfrisuren wird analysiert. Die separate Herstellung der Büsten und die individuelle Nachbearbeitung werden diskutiert.
- Exkurs zum Suebenknoten: Die Bedeutung der Suebenknotenfrisur im Kontext der germanischen Ethnien wird anhand der Schriften des Tacitus erläutert.
- Ausgewählte römische und provinzialrömische Darstellungen im Vergleich zu der Darstellung der Mušover Büsten: Vergleiche mit römischen und provinzialrömischen Darstellungen von Germanen werden gezogen, um die Besonderheiten der Mušover Büsten zu beleuchten.
- Vergleichsfunde innerhalb des Barbaricums: Der Bronzekessel wird im Kontext vergleichbarer Funde im Barbaricum betrachtet.
- Werkstätten und Herstellung: Die Herstellungstechnik der Büsten wird anhand der Löttechnik und der Verwendung von Materialien untersucht.
- Exkurs zu den Markomannenkriegen: Die Bedeutung der Markomannenkriege für die Datierung und Interpretation des Fundes wird erläutert.
- Interpretation: Die Interpretation der Büsten als mögliche Darstellungen von Personen aus dem Umfeld des Grabes wird diskutiert. Die Datierung des Objekts im Kontext der Markomannenkriege wird analysiert. Die mögliche Funktion und Verwendung des Bronzekessels werden erörtert.
Schlüsselwörter
Germanen, Markomannenkriege, Bronzekessel, Suebenknoten, Ethnizität, Datierung, Grabfunde, Barbaricum, Provinzialrömische Kunst, Mušov, Prunkgrab, Herstellungstechnik.
- Arbeit zitieren
- Ingrid Brüggemann (Autor:in), 2004, Bronzekessel mit den "Germanenbüsten" aus dem "Königsgrab" von Musov, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/32343