Die folgende Hausarbeit ist im Rahmen des Seminars „Die vestimentäre Trennung der Geschlechter“ an der Universität Paderborn entstanden und beschäftigt sich mit dem Thema Schmuck im Hinblick auf seine Entwicklungsgeschichte, Bedeutung sowie die Geschlechtertrennung und versucht die Frage zu beantworten: „Lässt sich Schmuck - sowohl im Hinblick auf die Vergangenheit als auch auf die Gegenwart - eher dem weiblichen anstatt dem männlichen Geschlecht zuordnen?“
Dabei beschränke ich mich hauptsächlich auf Halsschmuck, Armschmuck, Ohrschmuck und Ringe, da eine Ausführung über alle Schmuckarten zu umfangreich wäre. Andere nennenswerte Schmuckarten wären noch Ansteckschmuck, Gürtelschmuck und Kopfschmuck. Außerdem betrachte ich hauptsächlich die Entwicklung in Deutschland und Europa. Ich beginne mit ein paar allgemeinen Worten zu der vestimentären Trennung der Geschlechter, um den Seminarbezug herzustellen und komme dann zugleich auf die Entwicklungsgeschichte des Schmuckes zu sprechen. Hinweisen zufolge schmückten sich die Menschen bereits vor vielen tausenden Jahren, es scheint eine Art Grundbedürfnis des Menschen zu sein.
Inhaltsangabe
1. Einleitung
2. Die vestimentäre Trennung der Geschlechter
3. Überblick über den Forschungsstand
4. Entwicklungsgeschichte
4a. Halsschmuck
4b. Armschmuck
4c. Ohrschmuck
4d. Ringe
5. Auswertung und aktuelle Lage
6. Fazit
7. Literaturverzeichnis
7a. Primärliteratur
7b. Sekundärliteratur
7c. Abbildungsverzeichnis
8. Anhänge
1. Einleitung
Die folgende Hausarbeit ist im Rahmen des Seminars „Die vestimentäre Trennung der Geschlechter“ an der Universität Paderborn entstanden und beschäftigt sich mit dem Thema Schmuck im Hinblick auf seine Entwicklungsgeschichte, Bedeutung sowie die Geschlechtertrennung und versucht die Frage zu beantworten:
„Lässt sich Schmuck - sowohl im Hinblick auf die Vergangenheit als auch auf die Gegenwart - eher dem weiblichen anstatt dem männlichen Geschlecht zuordnen?“
Dabei beschränke ich mich hauptsächlich auf Halsschmuck, Armschmuck, Ohrschmuck und Ringe, da eine Ausführung über alle Schmuckarten zu umfangreich wäre. Andere nennenswerte Schmuckarten wären noch Ansteckschmuck, Gürtelschmuck und Kopfschmuck. Außerdem betrachte ich hauptsächlich die Entwicklung in Deutschland und Europa. Ich beginne mit ein paar allgemeinen Worten zu der vestimentären Trennung der Geschlechter, um den Seminarbezug herzustellen und komme dann zugleich auf die Entwicklungsgeschichte des Schmuckes zu sprechen. Hinweisen zufolge schmückten sich die Menschen bereits vor vielen tausenden Jahren, es scheint eine Art Grundbedürfnis des Menschen zu sein.
Es können nur Vermutungen angestellt werden, woher dieses Bedürfnis nach Schmuck kommt. Es gibt Anlass zu der Annahme, dass die Abgrenzung von den anderen, der Ausdruck von Individualität, aber auch das Zeigen von Zugehörigkeit dazu führten[1]. Natürlich spielt auch das eigene ästhetische Empfinden eine große Rolle. Im Laufe der Jahre haben den Schmuck drei Eigenschaften besonders ausgezeichnet: „Symbolik, Individualität und Status“[2]. Darauf werde ich zu einem späteren Zeitpunkt näher eingehen[3].
Nach dem ich also die Entwicklung von Schmuck von seinen Ursprüngen her und in den Bereichen Hals-, Arm-, Ohrschmuck und Ringe getrennt betrachte und dabei auch einige Beispiele zeigen werde, möchte ich noch einmal auf das Thema der Geschlechtertrennung zu sprechen kommen. In einem Fazit versuche ich dann nach einer kurzen Zusammenfassung der Ergebnisse die oben genannte Fragestellung zu beantworten und eröffne außerdem einen kurzen Ausblick auf die Zukunft des Schmuckes.
Der methodische Zugang, den ich gewählt habe, um mein Ziel zu erreichen, ist die Textanalyse. Als Primärquellen dienten mir die Bücher „Schmuck 1“ und „Schmuck 2“ des Kunstgewerbemuseums der Stadt Köln, außerdem habe ich auch die Textquelle „25.000 Jahre Schmuck“ von Maren Eichhorn-Johannsen und Adelheid Rasche genutzt.
2. Die vestimentäre Trennung der Geschlechter
Es gab schon immer bestimmte Kleidungsstücke und Accessoires, die entweder nur Männern oder nur Frauen zugeschrieben wurden. Heutzutage typisch für Männer sind beispielsweise Krawatten, Fliegen, Lederarmbänder, Uhren, Lederschuhe, Hüte, Hemden und Jacketts. Zu den frauentypischen Kleidungsstücken oder Accessoires zählen Röcke, Kleider, Ohrringe, Absatzschuhe, Blusen, Ringe, Ketten, BHs, Handtaschen und Strumpfhosen. Auffällig dabei ist, dass sich über die Jahre Frauen mehr Männerkleidung angeeignet haben als umgekehrt, das Verhältnis ist also nicht ausgewogen. Genauso verhält es sich auch beim Schmuck: Bestimmte Schmuckformen waren zu verschiedenen Zeiten für die Geschlechter typisch. Und auch hier gilt: Heutzutage scheint Schmuck eher Frauensache zu sein. Dies könnte ein Indikator für den Grad der Emanzipation sein. Um genauere Erkenntnisse darüber zu erlangen, wie es eigentlich dazu kam, dass die meisten Schmuckformen heute als Frauensache gelten, und um die vestimentäre Trennung der Geschlechter im Hinblick auf Schmuck zu verstehen, werde ich nun zunächst einen kurzen Überblick über den Forschungsstand geben.
3. Überblick über den Forschungsstand
Der Forschungsstand im Bereich des Schmuckes ist weit entwickelt und es war den Wissenschaftlern möglich, auch viele Erkenntnisse über eine sehr weit zurückliegende Zeit zu erlangen. Dies ist in erster Linie Fundstücken zu verdanken. So lässt sich das Tragen von Schmuck durch 82.000 Jahre alte bearbeitete Schnecken dementsprechend weit zurückführen[4]. Viele alte Schmuckstücke sind auch heute noch erhalten. Weitere Hinweise lieferten den Wissenschaftlern aber auch Grabfunde, Reliefs, Briefe und Gemälde. Die Art des Schmückens und verschiedene Schmuckformen lassen sich damit also recht gut und weit zurückverfolgen, unklar ist jedoch, woher der Drang zum Schmücken entstand. Hier lassen sich nur Vermutungen anstellen. Cornelie Holzach beschreibt in ihrem Essay „25.000 Jahre Schmuck – Eine Einführung“ eine dieser Vermutungen: Möglicherweise begann alles mit einem spontanen Griff zu einer Blume oder ähnlichem, und so stellten die Menschen fest, dass sich Blüten, Muscheln, Zweige und ähnliche Gegenstände hervorragend eignen, um sich von anderen zu unterscheiden. Die Menschen wollten ihre Einzigartigkeit betonen[5]. Andersherum konnte man die Fundstücke aber ebenso nutzen, um zu zeigen, zu wem man sich zugehörig fühlt. Jäger und Sammler konnten auf diese Art außerdem ihre Trophäen präsentieren. So könnte der Ursprung von Schmuck entstanden sein. Auch heute noch wird Schmuck genutzt, um Individualität zu erschaffen. Doch Schmuck hat noch viel mehr Eigenschaften, die sich auch anhand der Entwicklungsgeschichte gut aufzeigen lassen.
4. Entwicklungsgeschichte
Wann Menschen das erste Mal Schmuck getragen haben, lässt sich nicht genau sagen. Bearbeitete Schnecken und Muscheln, die auf ein Alter von 82.000 Jahren geschätzt werden³, weisen jedoch auf die unglaublich große Zeitspanne hin, seit der Menschen sich schmücken. Bei den ersten Schmuckformen handelte es sich um Fundstücke, in Form von Blüten oder auch Muscheln (siehe Abbildung 1). Für Jäger spielten Trophäen, wie zum Beispiel Zähne oder Krallen, eine große Rolle. Die Eigenschaft von Schmuck, den Träger einzigartig zu machen oder auch die Zugehörigkeit zu einer Gruppe zu zeigen, ist geblieben. Doch Schmuck hat noch viel mehr Funktionen.
Da wären einmal die verschiedenen emotionalen Bedeutungen, die Schmuck haben kann: Oft ist Aberglaube damit verbunden, zum Beispiel glaubten in vielen verschiedenen Perioden die Menschen, dass gewisse Gegenstände oder Motive ihnen bestimmte Eigenschaften oder sogar Kräfte verleihen konnten, oder sie beschützen würden. Ähnlich ist es mit der religiösen Bedeutung: Schmuck kann auch für die persönliche Beziehung zu Gott stehen. Genauso kann er aber auch für die Beziehung zu einem Mitmenschen stehen, Freundschaft oder Liebe zeigen, oder auch Trauer.
Eine weitere Eigenschaft der Schmuckstücke ist natürlich ihr materieller Wert. Die teuersten Materialen werden zu Schmuck verarbeitet: Gold, Silber, Edelsteine und Perlen. Auf diese Art konnten reichere Bürger oder auch Adelige und Führungspersonen zeigen, wie viel Geld und Macht sie besitzen. Doch die wohl wichtigste Eigenschaft und Funktion von Schmuck ist wohl die Ästhetik. In erster Linie geht es natürlich darum, dem eigenen Schönheitsideal entsprechend sein Äußeres zu verbessern – sich zu schmücken eben. Im Laufe der Jahre gab es dazu immer wieder neue Ideen, neue Materialien und Variationen. Und die Mode entwickelt sich immer weiter.
4a. Halsschmuck
Die älteste Halskette, die man gefunden hat, ist aus der Altsteinzeit und wird auf 23.000 Jahre vor Christus datiert[6]. Durch Grabfunde weiß man außerdem, dass auch in der Eiszeit Halsschmuck in Form von Muscheln, Schnecken, Kieselsteinen und Tierzähnen getragen wurde und das sowohl von Männern, als auch von Frauen und von Kindern[7]. Die Halsketten der Babylonier von 3000 bis 2400 v. Chr. sollten göttlichen Schutz verleihen, und auch bei den Griechen sollte ein mit Amulett behängtes Geschmeide Übel abwehren.
In den ersten Jahrhunderten nach Christus ging es bei den Römern hingegen eher nur um das schmückende Beiwerk, nicht um magische Kräfte - wie bei dieser Kette (Abbildung 2) aus dem 3. Jahrhundert nach Christus. Sie besteht aus Gold, Perlen und Steinen und ist eng anliegend.
Nach der Völkerwanderungszeit gibt es bei der Entwicklungsgeschichte von Halsschmuck einen Zeitsprung: Frauen trugen nun Kleider, die das Dekollete und oftmals auch den Hals verhüllten, wodurch Halsschmuck für sie unnötig wurde. Männer trugen Ketten zu dieser Zeit als Ehrenzeichen[8], so zum Beispiel auch König Heinrich der Sechste. Sie wurden ihnen zu besonderen Anlässen - oder wenn sie ein besonderes Amt bekleideten - verliehen. Männer, die einem Orden zugehörig waren, trugen außerdem auch sogenannte Ordensketten im 16. Jahrhundert. Auch heute leben diese Traditionen noch fort, so gibt es beispielsweise Bürgermeisterketten.
Seit die Kleider der Frauen im 15. Jahrhundert auch wieder Hals und Dekollete zeigten, erlebte auch der Halsschmuck eine erneute Blüte – aufwendig und kunstvoll gestalteter Schmuck als Mode wurde nun getragen. Dafür gab es phantasievolle Anhänger in allerlei Variationen. Egal ob in religiöser Funktion in Form von Bisamäpfeln oder Kreuzen oder mit heilender und schützender Funktion – viele verschiedene Motive und Steine hatten bestimmte Bedeutungen. So sollten laut dem Buch „Schmuck. Band 1“ vom Kunstgewerbemuseum der Stadt Köln Muscheln zum Beispiel Gefahren abwenden, Kapseln mit Duftstoffen Krankheiten abwenden und Saphire für Treue sorgen. Dabei gab es auch speziellen Schmuck für Kinder. Im 18. und 19. Jahrhundert war Memorial-, Trauer- und Freundschaftsschmuck sehr in Mode[9]. Ab dem 19. Jahrhundert begann man außerdem, Schmuck in Sets herzustellen. Zum Halsschmuck wurden passende Ohrringe, Haarschmuck und Broschen hergestellt. Durch die Industrialisierung veränderte sich das Verhältnis von Schmuck. Er wurde nun in Massen hergestellt und es gab eine Fülle von Alltagsschmuck. Es ging nun nicht mehr um bestimmte Bedeutungen oder Funktionen, sondern nur um die optische Wirkung. So ist es bis heute geblieben.
[...]
[1] Holzach, Cornelia: 25000 Jahre Schmuck, eine Einführung. Aus: 25.000 Jahre Schmuck. Berlin, 2013. S. 13
[2] Ebd., S. 16
[3] Siehe Punkt 4: Entwicklungsgeschichte. S. 5 – 6.
[4] Holzach, Cornelia: 25.000 Jahre Schmuck, eine Einführung. Aus: 25000 Jahre Schmuck. Berlin, 2013. S. 13
[5] Vgl. ebd., S. 13
[6] Schmuck. Band 1. Kunstgewerbemuseum der Stadt Köln, 1985. S. 70.
[7] Ebd., S. 70
[8] Vgl. Schmuck, Band 1. Kunstgewerbemuseum der Stadt Köln, 1985. S. 71
[9] Darauf werde ich näher auf Seite 9 eingehen, unter dem Punkt 4d: Ringe.