Im Rahmen der vorliegenden Arbeit soll das Textdossier "Transición en España" vorgestellt und auf seine Qualität untersucht werden. Dazu wird zunächst ein kurzer Überblick über die wichtigsten Funktionen und Ziele bei der Vermittlung interkultureller Kompetenzen gegeben, da diese im Zusammenhang mit dem Themenheft von besonderer Bedeutung sind. Danach erfolgt eine Beschreibung des Textdossiers hinsichtlich seiner Absichten und seines Aufbaus, um einen Gesamteindruck von dem dort vorgeschlagenen Unterrichtsmodell zu geben. Abschließend wird die Erprobung einer Beispielaufgabe in der Praxis wiedergegeben und reflektiert, weil sich erst in der Anwendung die theoretischen Konzepte auf ihre positiven und negativen Aspekte hin überprüfen lassen.
Der Fremdsprachenunterricht bietet wie kaum ein anderes Fach die Möglichkeit, eine andere Kultur kennenzulernen. Die Schüler eignen sich nicht nur deren Sprache, sondern auch kulturelle Gepflogenheiten und wichtige Fakten über das jeweilige Land und dessen Bevölkerung an. Insbesondere in der gymnasialen Oberstufe, wenn bereits die wichtigsten grammatischen und lexikalischen Grundlagen gelegt worden sind, bietet sich dem Lehrenden ein weites Feld an thematischen und methodischen Möglichkeiten, um eventuell oberflächliche kulturelle Eindrücke der Schüler aus Urlauben oder Büchern zu vertiefen bzw. zu revidieren. Eine Variante stellt dabei die Betrachtung der Geschichte des Landes dar.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Allgemeine Überlegungen zur Interkulturellen Kompetenz
3. Die Transición im Spanischunterricht am Beispiel eines Textdossiers
3.1 Ziele des Textdossiers
3.2 Vorüberlegungen zur Thematik
3.3 Die Bausteine ( Módulos ) des Unterrichtsmodells
3.4 Bewertung des Textdossiers
3.5 Erprobung einer Beispielaufgabe
4. Schluss
5. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Der Schlüssel
Willst du dich selber erkennen, so sieh wie die andern es treiben,
Willst du die andern verstehn, blick in dein eigenes Herz.
Friedrich Schiller[1]
Der Fremdsprachenunterricht bietet wie kaum ein anderes Fach die Möglichkeit, eine andere Kultur kennenzulernen. Die Schüler eignen sich nicht nur deren Sprache, sondern auch kulturelle Gepflogenheiten und wichtige Fakten über das jeweilige Land und dessen Bevölkerung an. Insbesondere in der gymnasialen Oberstufe, wenn bereits die wichtigsten grammatischen und lexikalischen Grundlagen gelegt worden sind, bietet sich dem Lehrenden ein weites Feld an thematischen und methodischen Möglichkeiten, um eventuell oberflächliche kulturelle Eindrücke der Schüler aus Urlauben oder Büchern zu vertiefen bzw. zu revidieren. Eine Variante stellt dabei die Betrachtung der Geschichte des Landes dar.
Im Rahmen dieser Arbeit soll ein Textdossier zur Transición vorgestellt und auf seine Qualität untersucht werden. Dazu wird zunächst ein kurzer Überblick über die wichtigsten Funktionen und Ziele bei der Vermittlung interkultureller Kompetenzen gegeben, da diese im Zusammenhang mit dem Themenheft von besonderer Bedeutung sind. Danach erfolgt eine Beschreibung des Textdossiers hinsichtlich seiner Absichten und seines Aufbaus, um einen Gesamteindruck von dem dort vorgeschlagenen Unterrichtsmodell zu geben. Abschließend wird die Erprobung einer Beispielaufgabe in der Praxis wiedergegeben und reflektiert, weil sich erst in der Anwendung die theoretischen Konzepte auf ihre positiven und negativen Aspekte hin überprüfen lassen.
2. Allgemeine Überlegungen zur Interkulturellen Kompetenz
Die Interkulturelle Kompetenz (=IK) gehört zu den drei großen Kompetenzbereichen in den Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz aus dem Jahr 2004. Dort heißt es, dass den Schülern im Fremdsprachenunterricht ein soziokulturelles Orientierungswissen sowie ein verständnisvoller Umgang mit kultureller Differenz vermittelt werden sollen. Des Weiteren besteht die Herausforderung, Anleitung zur praktischen Bewältigung interkultureller Begegnungssituationen zu geben.[2] Man könnte diesen Zielen außerdem die Entwicklung einer literarisch-ästhetischen Kompetenz hinzufügen, da die Literatur einen grundsätzlichen Bestandteil der kulturellen Identifikation darstellt.
Dass der Begriff der IK längst Eingang in die Lehrpläne gefunden hat, liegt daran, dass der Fremdsprachenunterricht nicht mehr nur auf die Ausbildung kommunikativer Fertigkeiten ausgerichtet ist, sondern im Zuge der Globalisierung auch auf den Austausch mit anderen Kulturen vorbereiten soll. Um eine erfolgreiche Verständigung zu gewährleisten, genügt es nicht, allein die Fremdsprache zu lernen; die Schüler müssen darüber hinaus viele weitere Fähigkeiten und Fertigkeiten entwickeln, welche dem Bereich der IK zugeordnet werden können. Dazu gehören beispielsweise:
-die Erkenntnis von Differenzen hinsichtlich der eigenen und der Zielkultur
- das emotionale und kognitive Aushalten der bestehenden Unterschiede (=Ambiguitätstoleranz)
- der einfühlsame Umgang mit Differenzen (=Empathie)
- die Entwicklung von Konfliktvermeidungs- oder -bewältigungsstrategien, um eventuell auftretende Störungen bzw. Komplikationen in der Kommunikation aufzulösen
- die Möglichkeit der eigenen Meinungsbildung und Darlegung eines persönlichen Standpunktes
- die Anerkennung eines anderen Standpunktes[3]
Insbesondere in der gymnasialen Oberstufe, in der Schüleraustauschprogramme, Sprachreisen und grenzüberschreitende Kontakte mittels moderner Medien zum Lebensalltag der Lernenden gehören, ist die Entwicklung einer IK unerlässlich.
Allerdings muss der Begriff der IK auch kritisch betrachtet werden; in den letzten Jahren hat er sich laut Laurenz Volkmann zu einem Modewort im Bereich der Fremdsprachendidaktik entwickelt, weshalb die Fachliteratur diesbezüglich differenziert betrachtet werden sollte.[4] Schließlich darf die Entwicklung interkultureller Fähigkeiten die Ausbildung der kommunikativen Fertigkeiten und methodischen Kompetenzen nicht verdrängen, legen sie doch erst den Grundstein für eine erfolgreiche Kommunikation. Jeder Lehrer muss am Ende jedoch selbst festlegen, welchen Stellenwert er der IK in seinem Unterricht einräumen möchte.
Eine wichtige Basis für die IK bildet die Landeskunde. So schreibt Jürgen Donnerstag, dass sie „Kontextwissen für Sprache und vor allem für literarische Texte“ [5] liefere. Dazu gehören traditionelle Inhalte wie u.a. Geschichte, Kunst, Wissenschaft, Wirtschaft (Industrie, Finanzwesen, Verteilung von Reichtum etc.), die Organisation der Gesellschaft (Schichten, ethnische Minderheiten, Geschlechterrollen etc.), politische Institutionen, das Rechtssystem, Religionen (Weltbilder, Ideologien), Geographie und Regionalismen, aber auch Verhaltensmuster sowie Sprache und Literatur aus landeskundlicher Sicht.[6] All diese Felder innerhalb einer Kultur spiegeln sich letztlich auch in der Fremdsprache wider. Volkmann formuliert in diesem Zusammenhang daher treffend: „Sprache erschließt und gestaltet unsere Welt; sie zeugt aber auch von der stets besonderen Geisteshaltung und Lebenserfahrung einer Kultur, also von kulturell unterschiedlichen Formen der Weltbetrachtung.“ [7] Diese Aussage unterstreicht noch einmal die wichtige Rolle der IK im Fremdsprachenerwerb; die Schüler müssen lernen, sich nicht nur in Aussprache, Grammatik, Orthographie und Wortschatz zu üben, sondern sich außerdem in die Gedankenbahnen der entsprechenden Zielkultur einzufühlen.[8] Erst dadurch werden sie fähig, das Fremde zu verstehen, die eigene Gesellschaft kritisch zu hinterfragen und eventuell das persönliche Weltbild zu revidieren.
Um die IK bzw. die interkulturelle Kommunikation zu trainieren bieten sich in der Unterrichtspraxis unterschiedliche Lehr- und Lernsituationen sowie verschiedene Aufgaben- und Kooperationsformen. Beispiele hierfür sind:
- das Arbeiten zu spezifischem Wortschatz und Redewendungen
- die Auseinandersetzung mit Literatur, Filmen und Printmedien in der Fremdsprache
- (gelenkte) Recherchen im Internet
- themenspezifische Projekte und Spiele, auch mit anderen Lernenden bzw. Lerngruppen
- Kontakte mit Sprechern in der Zielsprache (z.B. E-Tandem)[9]
Insbesondere mit Hilfe authentischen Materials bzw. authentischen Sprechsituationen entwickeln die Schüler ein Bewusstsein für konventionalisiertes Verhalten in der Zielkultur. Sie werden sensibilisiert, kulturelle Konnotationen von Vokabeln und Ausdrücken in Fremdsprache wahrzunehmen. Generalisierungen wie Stereotype und Klischees können mit zunehmender Kenntnis des Fremden objektiv bewertet und eingeordnet werden. Der Unterricht sollte die Lernenden dazu anregen, sich selbstständig mit der Erschließung fremdkultureller Codes zu befassen und das Entdecken einer anderen Kultur als einen nahezu lebenslangen Prozess zu betrachten.[10]
Die Rahmenrichtlinien vom Kultusministerium in Sachsen-Anhalt aus dem Jahr 2003 für das Fach Spanisch beschreiben das Lernfeld der IK in engem Zusammenhang mit der themenorientierten Kommunikation. Sie soll, wie bereits angedeutet, in Verbindung mit landeskundlichen Schwerpunkten entwickelt werden. Außerdem wird gefordert, dass das interkulturelle Lernen vorwiegend auf eine problemorientierte Auseinandersetzung mit gegenwartsbezogenen Erscheinungen abzielt.[11] Daher bietet sich im Fremdsprachenunterricht u.a. die Beschäftigung mit wichtigen historischen Epochen an, welche das jeweilige Land durchlebt hat, denn die Geschichte bildet gemeinsam mit anderen Faktoren einen fundamentalen Bestandteil des kulturellen Gedächtnisses und der damit verbundenen Eigenheiten und Verhaltensweisen der Bevölkerung. Eine jener Epochen ist in Spanien die Transición, die Übergangsphase von der Franco-Diktatur zur Demokratie. Ein Unterrichtsmodell zu diesem Thema, welches versucht, neben der IK auch funktionale kommunikative sowie die methodische Kompetenz zu fördern, soll im Folgenden genauer vorgestellt werden.
3. Die Transición im Spanischunterricht am Beispiel eines Textdossiers
Zu dem Thema La Transición en España entwickelten die Autoren María Jesús Beltrán Brotons, Katharina Kräling, Waltraud Löchel und Katharina Martín Fraile[12] ein eigenes Textdossier mit dem Titel „La Transición en España: de la dictadura a la democracia“. Dieses ist Teil der Reihe „EinFach Spanisch“ im Verlag Schöningh, welche erprobte Unterrichtsmodelle zu verschiedenen Themen für das Fach Spanisch in der Oberstufe bereitstellt.
3.1 Ziele des Textdossiers
Ein grundsätzliches Ziel des Textdossiers ist die Bereitstellung einer bespielhaften Unterrichtsreihe für die Sekundarstufe II, welche sich konkret an den Bedürfnissen der Schulpraxis orientiert. Es soll dem Lehrenden einen klaren Leitfaden zur Behandlung von Texten und Medien vorgeben, um die Schüler auf die Anforderungen des Zentralabiturs vorzubereiten. Des Weiteren möchte man den Zugriff auf unterschiedliche Materialien ermöglichen, um die Unterrichtsvorbereitung zu erleichtern. Vorschläge für handlungsorientierte, innovative sowie altbewährte Verfahren der Texterschließung und -bearbeitung oder Verfahren zur Text-, Bild- und Filmanalyse sollen dabei einen methodenreichen Unterricht gewährleisten. Trotz der abgeschlossenen Sequenzplanung bietet das Modell eine individuelle Gestaltung der Unterrichtseinheit, indem der Lehrer mit Hilfe des Prinzips der Módulos (Bausteine)[13] unterschiedliche thematische und methodische Akzentuierungen setzen kann.[14]
3.2 Vorüberlegungen zur Thematik
Zu Beginn beschreiben die Autoren Beltrán Brotons u.a. ihre Vorüberlegungen hinsichtlich der Auswahl des Themas, möglicher Schwierigkeiten, inhaltlicher und methodischer Prinzipien, der Materialien sowie didaktischer Möglichkeiten[15]:
Die Transición gehört zu den wichtigsten Themen des gesellschaftlichen Diskurses im Spanien des 20. und 21. Jahrhunderts, was u.a. an der Vielzahl an Veröffentlichungen und Diskussionen deutlich wird. Diese regen immer weder zur Auseinandersetzung mit Demokratisierungsprozessen an. Daher ist es nicht verwunderlich, dass jene tiefgreifende Epoche längst Eingang in die meisten Rahmenrichtlinien oder curricularen Vorgaben der einzelnen Bundesländer für den spanischen Fremdsprachenunterricht gefunden hat.
Allerdings muss sich der Lehrende der Komplexität des Themas bewusst sein; die Fülle der Ereignisse, die geschichtlichen Hintergründe und Daten sowie die unterschiedlichen Perspektiven und zeitlichen Einordnungen erfordern von ihm eine inhaltliche Reduktion. Des Weiteren könnten aufgrund der Themenspezifik Probleme beim Reden in der Fremdsprache auftreten.
[...]
[1] Das Zitat stammt aus den „Tabulae votivae“ des Musenalmanach für das Jahr 1797.
[2] KMK (2004), S.3f.
[3] vgl. Ausführungen von Prof. Dr. Karin Kleppin unter http://www.lehrer-online.de/interkulturelle-kompetenz.php [05.10.2013]; vgl. auch Volkmann (2002), S.12f.
[4] vgl. Volkmann (2002), S.13
[5] Donnerstag (1997), S.23
[6] vgl. Klein (1992), S.58f.
[7] Volkmann (2002), S.16
[8] vgl. ebd.
[9] vgl. Ausführungen von Prof. Dr. Karin Kleppin unter http://www.lehrer-online.de/interkulturelle-kompetenz.php [05.10.2013]
[10] vgl. Tomalin/Stempleski (1993), S.7f.
[11] vgl. RRL Sachsen-Anhalt (2003), S.71
[12] Die Autorenschaft werden im Folgenden zur Verbesserung der Lesbarkeit mit Beltrán Brotons u.a. abgekürzt.
[13] Eine präzisere Erklärung der Módulos erfolgt unter Punkt 3.3 „Die Bausteine (Módulos) des Unterrichtsmodells“.
[14] vgl. Beltrán Brotons u.a. (2010), S.3
[15] vgl. im Folgenden Beltrán Brotons u.a. (2010), S.6f.