Mit Beginn der “neuen Frauenbewegung” begann die linguistische Forschung, sich für das sprachliche Verhalten von Frauen und Männern zu interessieren. In den USA wurden in der ersten Hälfte der siebziger Jahre die ersten maßgeblichen Studien zu den beiden Hauptthemenbereichen “Weibliches Sprachverhalten und Repräsentation” sowie “Diskriminierung der Frauen durch das Sprachsystem” veröffentlicht. In Europa verbreitete sich die feministische Linguistik trotz ihres durchschlagenden Erfolges nur teilweise als neue Forschungsrichtung. In Deutschland und England wurden bereits Ende der siebziger Jahre deren Ergebnisse rezipiert und die wichtigsten Thesen weiterentwickelt. Im südlichen Europa brauchte es hingegen wesentlich länger bis sich die feministische Linguistik als eigenständiger Forschungszweig durchgesetzt hatte. Im Fall Spaniens wird diese Verzögerung mit der traditionell männerdominierten Gesellschaftsstruktur erklärt, in der zunächst vor allem die Erforschung der sozialen Rolle der Frau und die Durchsetzung der Idee der Gleichberechtigung wichtiger gewesen sei, als die Beschäftigung mit sprachlichen Verhaltensunterschieden zwischen den Geschlechtern. Es erscheint daher nicht sehr verwunderlich, dass sich die Situation für Lateinamerika eigentlich noch prekärer darstellt. Insbesondere die feministische Gesprächsanalyse scheint hier ein noch “unbestelltes Feld” zu sein. Die vorliegende Arbeit soll daher zunächst einen Einblick in die Entstehung der feministischen Linguistik geben, und anschließend die wichtigsten Theorien, Methoden und Ergebnisse aus der feministischen Gesprächsanalyse vorstellen.
Von den Vertretern der feministischen Linguistik ist im Laufe der Zeit immer wieder betont worden, dass es nicht ausreiche, die reine Wechselwirkung zwischen Sprache und Geschlecht zu berücksichtigen, sondern dass auch der gesamte politische, gesellschaftliche und ökonomische Kontext, in dem sich die Gesprächsteilnehmer befinden, in die Analyse und Interpretation der Ergebnisse einfließen müssen. Der Forschungsstand der feministischen Gesprächsanalyse in Lateinamerika hat in Verknüpfung mit dieser Forderung dazu geführt, dass in der vorliegenden Arbeit an ausgewähltem Beispielmaterial aus dem Dokumentarfilm Havanna mi Amor das Zusammenspiel von Sozialisation und kommunikativem Verhalten von Männern und Frauen aus Kuba analysiert wird.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Feministische Linguistik
- Vorläufer und Entstehung
- Theoretische Ansätze
- Forschungsbereiche
- Feministische Gesprächsanalyse
- Stand der feministischlinguistischen Forschung in Lateinamerika
- Soziales Geschlecht und kommunikatives Verhalten am Beispiel Kubas
- Auswahl des Materials
- Thesen
- Frauen und Frauenbewegung in Kuba
- Analyse
- Schweigen: Schwäche oder Dominanz?
- Themeninitiierung und -akzeptierung
- Themeninitiierung und nonverbale Kommunikation
- Schlussfolgerung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit beleuchtet die Entstehung der feministischen Linguistik und präsentiert wichtige Theorien, Methoden und Ergebnisse aus der feministischen Gesprächsanalyse. Sie analysiert am Beispiel des Dokumentarfilms Havanna mi Amor das Zusammenspiel von Sozialisation und kommunikativem Verhalten von Männern und Frauen in Kuba. Die Arbeit zielt darauf ab, potenzielle Korrespondenzen zwischen Sozialisation und Sprache sowie Lebenswirklichkeit und kommunikativem Verhalten aufzuzeigen.
- Entstehung und Entwicklung der feministischen Linguistik
- Wichtige Theorien und Methoden der feministischen Gesprächsanalyse
- Sprachliche Verhaltensunterschiede zwischen Geschlechtern
- Der Einfluss von Sozialisation und Lebenswirklichkeit auf das sprachliche Verhalten
- Frauen und Frauenbewegung in Kuba
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung befasst sich mit der Entwicklung der feministischen Linguistik, beginnend mit den Vorläufern im 17. Jahrhundert bis hin zur Entstehung als eigenständige Disziplin in den 1970er Jahren. Sie stellt die wichtigsten Forschungsbereiche vor und betont die Bedeutung des gesellschaftlichen Kontextes für die Analyse von Sprachverhalten.
Das Kapitel über die feministische Linguistik untersucht die Entstehung und Entwicklung des Forschungsfelds, die wichtigsten Vertreterinnen und ihre zentralen Themen. Es wird auf die Unterscheidung zwischen geschlechtsexklusiven und geschlechtspräferenziellen Sprachvarianten eingegangen und die frühen Studien von Mauthner und Jespersen kritisch betrachtet.
Das Kapitel über die feministische Gesprächsanalyse bietet einen Überblick über die wichtigsten Theorien, Methoden und Ergebnisse. Der Fokus liegt auf der Analyse von Gesprächsverhalten und der Frage, wie sich soziale Faktoren auf die Sprache von Frauen und Männern auswirken.
Das Kapitel über den Forschungsstand der feministischen Linguistik in Lateinamerika beleuchtet die Situation in dieser Region und die Herausforderungen, die sich für die feministische Gesprächsanalyse ergeben.
Das Kapitel über soziales Geschlecht und kommunikatives Verhalten in Kuba analysiert die sprachlichen Verhaltensmuster von Männern und Frauen im Kontext der kubanischen Lebenswirklichkeit. Es untersucht Themen wie Schweigen, Themeninitiierung und nonverbale Kommunikation und stellt die Bedeutung des sozialen Kontextes für die Interpretation von Sprachverhalten heraus.
Schlüsselwörter
Feministische Linguistik, Gesprächsanalyse, Geschlechterunterschiede, Sozialisation, Sprache, Kuba, Havanna mi Amor, Frauenbewegung, kommunikatives Verhalten, Lebenswirklichkeit.
- Quote paper
- Inken Seltmann (Author), 2004, Feministische Gesprächsanalyse, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/32164