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Hausarbeit, 2014
18 Seiten, Note: 1,3
1. Einleitung
2. Soziale Ungleichheit
2.1 Entstehung von sozialer Ungleichheit
3. Auswirkungen sozialer Ungleichheit auf die Lebenschancen
3.1 Auswirkungen sozialer Ungleichheit auf die Bildungschancen
3.1.1 Die Soziale Herkunft als Grund für Bildungsungleichheit
3.1.2 Der Migrationshintergrund als Grund für Bildungsungleichheit
3.1.3 Das Geschlecht als Grund für Bildungsungleichheit
4. Fazit
5. Literaturverzeichnis
Die folgende Hausarbeit soll sich mit einem großen Teilbereich der Soziologie beschäftigen, nämlich mit verschiedenen Erscheinungsformen sozialer Ungleichheit und ihren Auswirkungen. Im Rahmen des Sommersemesters 2014 besuchte ich die Veranstaltung "Einführung in die Soziologie". Hier wurden diverse Themen der Soziologie angesprochen und diskutiert. Besonders interessant fand ich hier das Thema der sozialen Ungleichheit. Diese soll in meiner Arbeit definiert und kurz etwas genauer beleuchtet werden, orientiert an Schimank und Hradil. Im weiteren Verlauf soll dann die Bildungsungleichheit in Deutschland thematisiert werden. Drei Determinanten sozialer Ungleichheit werden mit den Chancen im Bildungssystem in Verbindung gesetzt. Es geht um verschiedenen Chancen im Bildungssystem aufgrund von verschiedenen sozialen Schichten, dem Migrationshintergrund und dem Geschlecht. Hier werden Forschungsergebnisse und aktuelle Befunde präsentiert und auch die Ursachen für resultierende Chancenungleichheit in der Bildung werden angesprochen. Der letzte Teil der Arbeit ist dann ein zusammenfassendes Fazit, welches die Frage beantwortet, ob sich soziale Ungleichheit auf die Bildungschancen auswirkt. Abschließend wird noch die Wichtigkeit von Bildung und gleichen Bildungschancen herausgestellt.
Ich studiere Grundschullehramt, so dass mich der Zusammenhang zwischen sozialer Ungleichheit und Chancenungleichheit in der Bildung besonders interessiert. Dieses Thema wird mich im Laufe meiner Berufslaufbahn regelmäßig berühren und beschäftigen. Ebenfalls steht man fast täglich, wenn auch oft unbewusst, in Kontakt mit Auswirkungen von sozialer Ungleichheit. Auch das Thema der Chancengleichheit oder eben Chancenungleichheit aufgrund sozialer Ungleichheit ist stetig in den Medien präsent. Im Verlauf dieser Arbeit sollen verschiedene Formen und Arten von sozialen Ungleichheiten angesprochen werden. Ebenfalls soll deutlich werden, inwiefern diese sich auf die Chancen in der Schule und im Bildungssystem auswirken.
Im Allgemeinen lässt sich sagen, dass soziale Ungleichheiten dann vorliegen, wenn die in der Gesellschaftsstruktur verankerten Lebenslagen von Menschen nach der aktuellen Bewertung entweder bessere oder schlechtere Lebenschancen bedeuten.[1]
Soziale Ungleichheit ist jedoch nicht naturgegeben, sondern entsteht durch eine Gesellschaft und in einer Gesellschaft. Welche Unterschiede und Heterogenitäten also als Ungleichheiten angesehen werden, wird sozial konstruiert. Ob Unterschiede in bestimmten Bereichen von Bedeutung sind, wird von der Gesellschaft entschieden und bewertet.
Es ist also die Frage, welche Unterschiede zwischen Menschen innerhalb einer Gesellschaft überhaupt so angesehen werden, dass sie einem Menschen eine bessere oder schlechtere Stellung und bessere oder schlechter Lebenschancen geben. Der Unterschied in der Augenfarbe wäre hier beispielsweise vermutlich nicht nennenswert, der der Hautfarbe allerdings schon. Um diese Frage zu beantworten unterscheidet Schimank zwischen zwei Ungleichheitsdimensionen. So gibt es laut ihm "Ungleichheiten unmittelbarer Bedürfnisbefriedigung, zum anderen Ungleichheiten gesellschaftlicher Einflusspotenziale"[2]. Die der Bedürfnisbefriedigung beziehen sich auf Bedürfnisse, die für das Wohlbefinden relevant sind und können sich aus verschiedenen Bereichen zusammensetzen. Beispielsweise können sie sich aus Konsumgütern ergeben, die sich jemand leisten kann. Weitere Unterschiede können beispielsweise auftreten bei der medizinischen Versorgung, dem möglichen Freizeit- und Kulturangebot, der Anerkennung im Freundeskreis oder im Beruf. Um möglichst hohe Chancen zur Befriedigung dieser Bedürfnisse zu haben, sind Einflusspotenziale wichtig und notwendig. Dazu sind zum Beispiel Macht, Geld, Gewalt oder soziale Netzwerke zu zählen. Durch diese Dinge ist es möglich sein eigenes Handeln und seine eigene Bedürfnisbefriedigung voranzutreiben und das Handeln und die Möglichkeiten anderer einzuschränken. Die Einflusspotenziale bedingen also die Bedürfnisbefriedigung.[3]
Schimank nennt im weiteren Verlauf seines Textes nun die Ungleichheitsaspekte, die gesellschaftlich für nennenswert angesehen werden und somit auch in der empirischen Forschung betrachtet werden. Hier handelt es sich hauptsächlich um Einflusspotenziale, die entscheidend dafür sind, inwiefern die Möglichkeiten der Bedürfnisbefriedigung gegeben sind. Der Geldbesitz umfasst neben dem Arbeitseinkommen auch noch alle weiteren Arten von regelmäßigem Einkommen, wie beispielsweise Miteinkünfte, Einkünfte als Anleger oder auch Erspartes. Ein weiterer bekannter Ungleichheitsaspekt ist der Besitz von Produktionsmitteln. Darunter versteht man Kapitalbesitz "in einem Umfang, der unternehmerisches Handeln, insbesondere den Kauf von Arbeitskraft, ermöglicht".[4] Natürlich ist die Macht ebenfalls als bedeutender Ungleichheitsaspekt aufzufassen. Sie ist zum einen zu verstehen als Gewalt die jemandem eine organisatorische Position und Befugnisse zugesteht oder auch als gesetzliche Regelung, die jemandem bestimme Rechte auferlegt. Außerdem gibt es zusätzlich zu gesetzlichen Regelungen gesellschaftliche Machtpositionen, die eine Gesellschaftsgruppe über eine andere stellt. Auch die Selbstbestimmtheit der Arbeit ist von Bedeutung. Jemand der als einfache Arbeitskraft arbeitet ist externer Kontrolle unterlegen, während andere Berufsgruppen dagegen größere Freiräume und Möglichkeiten genießen.[5] Die Bildung ist ebenfalls ein bedeutender Ungleichheitsaspekt in unserer Gesellschaft, auf dem der Fokus dieser Arbeit liegt. Darunter versteht man zum einen Bildungszertifikate, die es einem ermöglichen bestimmte Berufe oder Ausbildungen auszuüben. Davon abhängig ist somit auch das Einkommen und auch beispielsweise die schon genannte Selbstbestimmtheit der Arbeit. Bildung bedingt ebenfalls das Ansehen und Prestige, das eine Person genießt. Beziehungen, die eine Person hat und mobilisieren kann, sorgen ebenfalls für Ungleichheiten. Man spricht hier vom sozialen Kapital. Dieses kann beispielsweise genutzt werden, wenn man versucht, einen neuen Wohnraum zu finden oder eine Arbeitsstelle. Typisch als Ungleichheitsaspekt in der heutigen Gesellschaft ist auch das Prestige. Jemand der sich in angeblich besseren und höheren Kreise bewegt, genießt oft ein höheres Ansehen, auch abhängig vom Beruf. So hat ein Anwalt beispielsweise ein höheres Ansehen aufgrund seines Berufes oder seines Lebensstiles als zum Beispiel eine Putzfrau. Ein großer und auch heute immer noch bedeutender Ungleichheitsaspekt ist das Geschlecht. Hauptsächlich geht es hier um Vorteile verschiedener Arten, die Männer gegenüber Frauen genießen. Beispiele hierfür sind Chancen auf dem Arbeitsmarkt, Entscheidungsrechte oder der Zugang zu Bildungseinrichtungen.
Auch die Ethnie und der Migrationshintergrund sind zentrale Ungleichheitsaspekte. Hautfarbe und bestimmte, nicht dem Standard entsprechende, Körpermerkmale sorgen für Ungleichheit und können zu Diskriminierung und Benachteiligung führen. Auch die Region, in der Menschen leben, kann Ungleichheiten herbeileiten. Diese beziehen sich dann beispielsweise auf den Arbeitsmarkt oder die Bildungschancen. Jemand, der in München wohnt, hat zum Beispiel bessere Chancen, eine Bildungsinstitution zu finden, die seinen Wünschen und Möglichkeiten entspricht, als jemand, der in einem kleinen Dorf in Sachsen-Anhalt wohnt.[6]
Ein letzter großer Ungleichheitsaspekt ist die soziale Herkunft. Dieser vereint einige der schon genannten Aspekte.[7] So geht es hier um das Einkommen und den Besitz der Familie, die berufliche Stellung der Eltern, die Bildung und auch die Wohnregion.
All diese Aspekte von Ungleichheit hängen natürlich größtenteils miteinander zusammen und sind miteinander vernetzt. Außerdem bedingen sie sich auch teilweise gegenseitig. Bildungschancen können von der jeweiligen Region abhängen, das soziale Kapital kann auch beispielsweise von der Ethnie, dem Migrationshintergrund und der sozialen Herkunft abhängen. Trotzdem werden nicht alle Ungleichheitsaspekte von allen als gleich wichtig angesehen. Marx hält beispielsweise den Besitz von Produktionsgütern für entscheidend, Bourdieau den Besitz von ökonomischem, kulturellem und sozialem Kapital und Schulze sieht das Alter kombiniert mit Bildung als wichtigste Determinanten an.[8]
Die Aussagen zur sozialen Ungleichheit von Schimank möchte ich im folgenden Teil noch ergänzen. Hradil stellt dar, dass soziale Ungleichheit gewollt oder ungewollt sein kann, "sie kann auch Unterdrückung der einen durch die anderen, aber auch aus rechtmäßigen und als rechtens angesehen Verteilungsvorgängen hervorgehen".[9] Ein Beispiel hierfür könnte sein, dass ein Mann über eine Frau und ihr Leben entscheidet und somit soziale Ungleichheit durch Unterdrückung entsteht. Gleichzeitig kann es sein, dass das Gesetz der Frau politische Mitbestimmung untersagt, dieses wäre dann ein als rechtens angesehener Verteilungsvorgang. Ebenfalls erwähnt Hradil, dass soziale Ungleichheiten ein bedeutendes Thema in modernen Gesellschaften sind, "eine ganze Reihe von politischen Konflikten in modernen Gesellschaften, etwa um den Steuerhöchstsatz, um Wege zur Verminderung der Arbeitslosigkeit und Armut, um die Ausgestaltung sozialpolitischer Maßnahmen etc., steht in unmittelbarem Zusammenhang mit Erscheinungen sozialer Ungleichheit".[10] Dieses zeigt die Relevanz des Themas in der heutigen Zeit, auch wenn soziale Ungleichheit kein Thema ist, das nur in dieser aktuellen Zeit von Bedeutung ist. Soziale Ungleichheit ist schon in der Geschichte in vielfältigen Formen aufgetreten. Menschen leben und lebten schon immer in gesellschaftlichen Gebilden und nehmen hier soziale Positionen ein. Hier können die Menschen dann unterschiedlichen sozialen Kategorien zugeordnet werden, die Gesellschaft lässt sich also aufteilen, bzw. gliedert sich in bestimmte Gruppierungen. Diese jeweiligen Kategorien haben dann gemeinsame, beziehungsweise verschiedene Lebensumstände[11].
Ähnlich wie Schimank stellt auch Hradil heraus, dass nicht alle Ungleichheiten von Bedeutung sind und dafür sorgen, dass soziale Ungleichheiten auftreten. Manche Ungleichheiten charakterisieren Gesellschaftsgruppen einfach nur als verschieden, lassen sie aber nicht als höher- oder tiefergestellt erscheinen.
Als bedeutende Determinanten nennt auch er das Geschlecht, das Alter, den Beruf, die Wohnregion oder auch die ethnische Zugehörigkeit.[12]
Hradil definiert soziale Ungleichheit abschließend folgendermaßen: "Soziale Ungleichheit liegt dann vor, wenn Menschen aufgrund ihrer Stellung in sozialen Beziehungsgefügen von den wertvollen Gütern einer Gesellschaft regelmäßig mehr als andere erhalten".[13]
Diese wertvollen Güter sind beispielsweise Wohlstand, Sicherheit, Gesundheit oder individuelle Autonomie, es sind Zielvorstellungen eines guten Lebens in einer Gesellschaft, die sich beispielsweise durch den Besitz von Geld verwirklichen lassen.[14]
Auch soll an dieser Stelle erwähnt werden, welche Ungleichheiten nicht als soziale Ungleichheiten gelten. Dieses benennt Hradil ebenfalls. Natürliche und zufällige Ungleichheiten gelten im soziologischen Sinne nicht als soziale Ungleichheiten. Psychische und physische Eigenheiten eins Menschen oder angeborene Behinderungen oder Einschränken werden also nicht dazugezählt, auch wenn diese natürlich auch auf klassische soziale Ungleichheiten einwirken können.[15] Beim Verständnis von sozialer Ungleichheit im weiteren Verlauf der Arbeit orientiere ich mich an Schimank und Hradil.
Es gibt viele Theorien und Modelle, die unter anderem der Erklärung der Ursachen von sozialer Ungleichheit dienen. Ich möchte an dieser Stelle nur kurz und knapp eine Erklärung von Solga, Berger und Powell anführen, die das Entstehen von sozialen Ungleichheiten in meinen Augen knapp und prägnant darstellt. Diese zeigt die Ursachen für soziale Ungleichheit nicht tiefgründig, aber stellt das mögliche Entstehen von sozialer Ungleichheit zur heutigen Zeit dar.
[...]
[1] vgl. Bader/Benschop 1989: 39-43
[2] Schimank 2013: 77-78
[3] vgl. Schimank 2013: 78-79
[4] Schimank 2013: 79
[5] vgl. Schimank 2013: 79
[6] vgl. Schimank 2013: 80
[7] vgl. Schimank 2013: 81
[8] vgl. Schimank 2013: 82
[9] Hradil 2001: 15
[10] Hradil 2001: 16
[11] vgl. Hradil 2001: 27
[12] vgl. Hradil 2001: 34
[13] Hradil, 2001: 39
[14] vgl. Hradil 2001: 28
[15] vgl. Hradil 2001: 29