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Hausarbeit (Hauptseminar), 2016
14 Seiten, Note: 1,3
1. Einleitung
2. Biografie
2.1 Kindheit, Schulzeit und familiärer Hintergrund (1872 - 1887)
2.2 Untätige Zeit (1887 - 1892)
2.3 Beginn ihres sozialen Wirkens (1893 -1899)
3. Anfänge der Sozialen Arbeit
3.1 Der Begriff „Soziale rbeit“ nach lice Salomon
3.2 Der Theorie-Begriff: Soziale Arbeit als Handlungswissenschaft
3.3 Salomons anthropologische Grundannahmen
3.4 Die soziologischen Grundannahmen von Alice Salomon
3.5 Die Entstehung der Sozialen Arbeit als Beruf
3.5.1 Berufsidentität
3.5.2 Berufsethik
3.5.3 Erfolg der Schule
4. Salomons Arbeit und ihre Bedeutung auf die heutige Soziale Arbeit
5. Fazit
Quellen- und Literaturverzeichnis
Literaturverzeichnis
Alice Salomon ist eine der wichtigsten Personen, wenn es darum geht, den Ursprung der Sozialen Arbeit zu benennen. Insbesondere in Deutschland hat sie das Bild der sozialen Berufe geprägt und sich darüber hinaus maßgeblich für die Rechte der Frauen weltweit engagiert. Für ihr Wirken wurde sie vielfach gerühmt. So wurden zahllose Arbeiten über ihr Leben und Wirken geschrieben, Straßen und Schulen nach ihr benannt und auch diese Arbeit soll sich als Teil ihrer Würdigung verstehen. Denn obwohl sie die Tätigkeiten als Erzieherin, Lehrerin, Sozialarbeiterin, Reformerin, Dozentin und Schriftstellerin vereinte, war sie für keine davon ausgebildet. Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass ihr Leben und ihre Arbeit die Regierungszeit von drei Kaisern, vierzehn Jahren Demokratie und die Zeit des Nationalsozialismus umfasste, erhält man beeindruckendes Bild von einer der wichtigsten Persönlichkeiten in der Geschichte der Sozialen Arbeit. (vgl. Salomon 2008, S. 15; Branches-Chyrek 2013, S. 213)
Da die enorm umfangreichen Studien und Arbeiten von Alice Salomon den Rahmen einer einfachen Belegarbeit übersteigen, möchte ich mich in dieser Arbeit auf ein paar wenige Aspekte ihrer ihres Schaffens konzentrieren. Zu Beginn der vorliegenden Ausarbeitung, werde ich mittels eines kurzen Einblicks in ihre Biografie, beginnend bei ihrer Kindheit bis hin zu ihrem 27. Lebensjahr, wo sich für sie bereits ihre 3 Interessenschwerpunkte, die sich durch ihr gesamtes Lebenswerk ziehen, herauskristallisiert haben, ihr Leben zusammenfassen (vgl. Kuhlmann 2000, S. 68). Im Anschluss möchte ich mich mit den Anfängen der Sozialen Arbeit auseinandersetzen, ihren Einfluss auf die Ausbildung und den Begriff der Sozialen Arbeit, um am Ende die Frage nach der Bedeutung ihrer Tätigkeit für die heutige Soziale Arbeit beantworten.
Bevor Alice Salomon 1948 einsam als amerikanische Staatbürgerin verstirbt, hinterlässt sie ein Lebenswerk von 27 Büchern, mehr als 30 Aufsätzen und über 300 Artikeln in zahlreichen Zeitschriften. Dieses beeindruckende Werk, welches einen Teil der Grundlage für die heutige Soziale Arbeit und ihr Studium ist, wurde erst in den 1980er Jahren von der Frauenbewegung und -forschung wiederentdeckt und wurde maßgeblich von ihrem Leben zwischen 1872 und 1892 geprägt (vgl. Lambers 2015, S.36 f.).
Alice Salomons wird am 19. April 1872 als zweite von vier Töchtern von Albert Salomon, welcher einen erfolgreichen Lederhandel in Berlin und London führt und Anna Salomon, geb. Potocky - Nelken, welche aus einer renommierten Breslauer Bankiersfamilie stammte, geboren. Durch den wirtschaftlichen Familienhintergrund war Alice Salomon der Umgang mit ökonomischen Prinzipien und Denkweisen von klein auf vertraut. Im April 1877 begann sie ihre Schulausbildung gemeinsam mit ihrer Schwester an der „Zimmermannsche Höhere-Töchterschule“ und obwohl ihre Mutter sie vom (christlichen) Religionsunterricht abmelden wollte, gab diese der Lehrerin, welche die fehlende Integration Salomons befürchtete, nach. Obwohl Religion im Elternhaus keine große Bedeutung erfuhr, wurde dennoch ein weiterer Versuch unternommen, Alice und ihre Schwester Käthe mittels eines jüdischen Privatlehrers zum jüdischen Glauben zu bewegen, welcher jedoch scheiterte. Als im Jahre 1886 der Familienvater an den Spätfolgen einer Brustfellentzündung stirbt, ist die Familie gezwungen sich wohnlich zu verkleinern. Ihr Bruder Albert, mit dem Alice ein angespanntes Verhältnis verbindet, hatte die Leitung des Familiengeschäfts in London geführt und zog nach dem Tod des Vaters zurück nach Berlin. Zwei Jahre darauf verstirbt ihre Schwester Edith-Elfriede. Da die Mutter sich schon im Vorfeld nicht mehr um ihre kranke Tochter kümmern konnte, übernahmen Alice und ihre Schwester Käthe, sowie eine Krankenschwester diese Aufgabe, welche als der erste Berührungspunkt mit der Sozialen Arbeit für A. Salomon gilt. Entgegen den Schulvorstellungen, bei denen sich die Schülerinnen auch außerhalb der Lehrgebäude als abhängige und nicht eigenständige Töchter verstehen sollen, übernahmen Käthe und Alice die Arbeit auf ihre Mutter aufzupassen und sie zu umsorgen. Ein weiterer Tiefschlag in dieser Zeit ihres Lebens, war das bevorstehende Ende ihrer Schulzeit, weshalb sie das letzte Jahr wiederholte. Die zu diesem Zeitpunkt durch ihren Bruder geforderte Unterordnung verweigerte sie, weshalb sie die Geburt der Feministin in ihr sich auf diese Zeitspanne datiert. (vgl. Kuhlmann 2000, S. 47 ff.)
Da Alice Salomon nach ihrer regulären Schulzeit nicht die Möglichkeit hatte eine weiterführende Schule zu besuchen und ihre Arbeit als Haustochter nicht benötigt wurde, „(…) besuchte (sie) eine Kunstschule für Nadelarbeit“. (Kuhlmann 2000, S. 51) Da sie von Kindesbeinen an Lehrerin werden wollte, besuchte sie am Victoria- Lyzeum1 Sprachkurse und Lesungen und bereitete sich heimlich aber vergeblich auf das Lehrerinnenexamen vor. Durch ihre Familie bei ihrem Ziel nicht unterstützt, sah sich Salomon in der Zeit zwischen 15 und 20 Jahren dazu gezwungen, täglich 4 Stunden an Stickereien zu arbeiten, um überhaupt einer Tätigkeit nachzugehen. Sie beschreibt diese Zeit als eine der „(…) leeren Erwartungen und blinden Hoffnungen (...)“. (Salomon 1983, S. 37) Auch Tennis, das Lernen von Sprachen und Kochen erfüllten sie nicht. (vgl. Kuhlmann 2000, S. 51 f.) Eine Frage, die sich Salomon in ihrer Autobiographie selber stellt ist, ob ihr Wunsch Lehrerin zu werden, auf ihrer Stellung als zweitgeborene Tochter und dem Fehlen einer Autoritätsperson basiert. (vgl. Salomon 1983, S. 19)
Im Alter von 21 Jahren erhielt Alice S., mittels eines Aufrufes des Vereins für soziale Hilfsarbeit die Chance sich ehrenamtlich im Bereich der Sozialen Arbeit zu engagieren (vgl. Branches-Chyrek 2013, S. 216).
„Das Wort ,sozial῾ hatte ich noch nie gehört und konnte mir dabei nichts denken. Das eine nur begriff ich beim Durchlesen des Aufrufs: Daß hier Arbeit war; eine Aufgabe, eine Stelle an der ich gebraucht wurde; ein Inhalt, der meinem Leben gegeben werden sollte“ (Salomon 1999, S. 110 zitiert nach Branches-Chyrek 2013, S. 110).
Gemeinsam mit 50 anderen jungen Frauen ähnlicher Herkunft und Bildung, trat Alice Salomon der Organisation (Mädchen- und Frauengruppe für soziale Hilfsarbeit) bei. Der Verein half bei der Armen- und Waisenpflege in Blindenheimen, Kindertageseinrichtungen und stand im Austausch mit Wohlfahrtsvereinen (vgl. Kuhlmann 2000, S. 55 f.). Sie begann neben den Verpflichtungen die sie als Haustochter in ihrem Elternhaus hatte, welches stark gegen ihr soziales Engagement war und Armut mit Kriminalität gleichsetzte, ihre ehrenamtliche Arbeit im Mädchenhort, wo sie mehrmals wöchentlich Halbwaisen oder Armen bei den Hausaufgaben half. Darüber hinaus arbeitet Alice Salomon bei der Auskunftsstelle für Wohlfahrtsanstalten, wo sie die Bedürftigkeit von, hauptsächlich verarmten alleinerziehenden Frauen überprüfte und materielle sowie finanzielle Hilfe gewährt. Ihr zeigt sich dabei ein Bild von Frauen, die trotz harter, ganztägiger Näharbeit zu Hause auf die Armenpflegeunterstützung angewiesen sind, um ihr Überleben zu sichern. (vgl. Kuhlmann 2000, S. 59) Erst hier lernt sie wahre Not kennen (vgl. Braches-Chyrek 2013, S.223).
„Der Gegensatz zwischen meinen eigenen Lebensumständen (…) und denjenigen Menschen, unter denen ich arbeitete, überwältigt mich. Ich rebellierte gegen die Ungerechtigkeit und die Ungleichheit der Chancen. Ich wollte zuhause die Bilder von den Wänden nehmen, die Teppiche vom Fußboden, ich wollte die einfachste Kleidung tragen und kein Geld dafür ausgeben“ (Salomon 1983, S 37).
Zusätzlich zu ihren praktischen Tätigkeiten besuchte sie Vorlesungen und Kurse über Soziologie und Staatsbürgerkunde. Da die Dozenten ebenfalls ehrenamtlich arbeiteten, wurden diese Kurse kostenlos angeboten. Trotz allem sanken die Mitgliederzahlen des Vereins. Grund dafür waren Berufsausbildung und Änderungen der familiären Verhältnisse der Mitglieder. Erst als sich die Situation im Vereinsvorstand stabilisierte und Jeanette Schwerin2 darin mitwirkte, stiegen die Mitgliederzahlen wieder und Alice Salomon kam 1897 zu ihrem ersten Posten als Schriftführerin. (vgl. Kuhlmann 2000, S. 59 f.) Dadurch macht sie die Bekanntschaft von Jeanette Schwerin, welche den Lebensweg von Alice Salomon erheblich beeinflusste (vgl. Braches-Chyrek 2013, S. 217 f.). Die anfänglich intensive Arbeitsbeziehung zwischen den beiden Frauen entwickelte sich für Alice Salomon schnell zu einem mütterlich-freundschaftlichen. J. Schwerin, hatte für A. Salomon eine Art Vorbildfunktion und gründete die Auskunftsstelle für Wohlfahrtsanstalten, bei der Salomon seit einiger Zeit arbeitete (vgl. Kuhlmann 2000, S. 61) Inspiriert von ihren Aufenthalten in England gründete Alice Salomon gemeinsam mit anderen Mitgliedern des Vereins 1898 ein Abendheim für Arbeiterinnen. Das spärliche, zusammengelegte Taschengeld der Frauen und Möbel aus Privathaushalten waren dafür der Grundstein. Ohne politische oder religiöse Beeinflussung der Nutzerinnen wurden günstige Lebensmittel und Mittagstische angeboten (vgl. Kuhlmann 2000, S. 64). Zeitgleich nimmt der Kontakt zur organisierten Frauenbewegungen zu. Alice Salomon interessiert sich dafür, die Arbeitsbedingungen und Chancen für Frauen auf Gleichstellung und Arbeitsmöglichkeit zu verbessern (vgl. Kuhlmann 2000, S. 67). 1899 übernimmt Alice Salomon nach dem Tod ihrer Freundin Jeanette Schwerin den Vorsitz der Mädchen- und Frauengruppe für soziale Hilfsarbeit (vgl. Braches-Chyrek 2013, S. 218). Nur ein Jahr darauf wird sie als jüngstes Mitglied in den Vorstand des Bundes Deutscher Frauenvereine gewählt (vgl. Kuhlmann 2000, S. 67). Zu dieser Zeit kristallisierten sich die 3 Hauptthematiken ihres Lebenswerkes heraus: erstens die praktische soziale Arbeit, zweitens die Frauenbewegung, drittens das Interesse am internationalen Vergleich.
[...]
1 „Ein(e) Art weibliche Volkshochschule (…)“. (Kuhlmann 2000, S. 51)
2 War eine dt. Frauenrechtlerin und bedeutende Pionierin der Sozialen Arbeit (vgl. Schüler 2004, S. 191)