In der vorliegenden Hausarbeit soll der Versuch unternommen werden, die Oper „Le Prophète“, die von Giacomo Meyerbeer komponiert und 1849 in Paris uraufgeführt wurde, näher zu beleuchten. Dabei sollen Anselm Gerhards Buch „Die Verstädterung der Oper. Paris und das Musiktheater des 19. Jahrhunderts“ von 1998 und die darin enthaltenen Deutungsmöglichkeiten als roter Faden dienen, der durch diese Hausarbeit führt.
Gerhard nutzt dabei sieben Perspektiven, aus deren Sicht er die Oper „Le Prophète“ zu deuten sucht: Traumbilder, Erinnerung, Mutterliebe, Demagogie, Selbstmord, Feuerzauber und Mosaik.
Zu Beginn der Hausarbeit soll die Handlung zusammengefasst werden, um später unter den verschiedenen Gesichtspunkten schneller auf das Wesentliche eingehen zu können, ohne die Handlung im Detail noch einmal wiedergeben zu müssen. Daraufhin werden die verschiedenen Sichtweisen auf die Oper dargelegt. In dem Kapitel „Feuerzauber“ wird dabei ein kurzer technischer Exkurs zu den verschiedenen Möglichkeiten der Beleuchtung zu der Zeit von „Le Prophète“ vorgenommen, um die Tragweite der technischen Erfindung von Bogenlicht, gerade in der Oper, zu verdeutlichen.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Die Handlung der Oper „Le Prophète“
3 Anselm Gerhards Deutung der Oper „Le Prophète“
3.1 Traumbilder
3.2 Erinnerung
3.3 Mutterliebe
3.4 Demagogie
3.5 Selbstmord
3.6 Feuerzauber
3.7 Mosaik
4 Zusammenfassung
5 Quellen- und Literaturverzeichnis
1 Einleitung
In der vorliegenden Hausarbeit soll der Versuch unternommen werden, die Oper „Le Prophète“, die von Giacomo Meyerbeer komponiert und 1849 in Paris uraufgeführt wurde, näher zu beleuchten. Dabei sollen Anselm Gerhards Buch „Die Verstädterung der Oper. Paris und das Musiktheater des 19. Jahrhunderts“ von 1998 und die darin enthaltenen Deutungsmöglichkeiten als roter Faden dienen, der durch diese Hausarbeit führt. Gerhard nutzt dabei sieben Perspektiven, aus deren Sicht er die Oper „Le Prophète“ zu deuten sucht: Traumbilder, Erinnerung, Mutterliebe, Demagogie, Selbstmord, Feuerzauber und Mosaik. Zu Beginn der Hausarbeit soll die Handlung zusammengefasst werden, um später unter den verschiedenen Gesichtspunkten schneller auf das Wesentliche eingehen zu können, ohne die Handlung im Detail noch einmal wiedergeben zu müssen. Daraufhin werden die verschiedenen Sichtweisen auf die Oper dargelegt. In dem Kapitel „Feuerzauber“ wird dabei ein kurzer technischer Exkurs zu den verschiedenen Möglichkeiten der Beleuchtung zu der Zeit von „Le Prophète“ vorgenommen, um die Tragweite der technischen Erfindung von Bogenlicht, gerade in der Oper, zu verdeutlichen.
2 Die Handlung der Oper „Le Prophète“
Zu Beginn der Hausarbeit soll die Handlung der Oper „Le Prophète“ näher beleuchtet werden, sodass in den folgenden Kapiteln darauf Bezug genommen werden kann, ohne die jeweilige Szene erneut im Detail zu besprechen.
Am Anfang des ersten Akts freut sich die Leibeigene Berthe auf das Wiedersehen mit ihrem Geliebten Jean. Dessen Mutter Fidès hat alle Vorbereitungen für die Verlobung getroffen. Zum gemeinsamen Glück fehlt Berthe nur die Zustimmung ihres Feudalherren, dem Grafen von Oberthal. Zusammen mit Fidès bricht sie zu der Burg des Grafen auf. Auf dem Weg dahin begegnen sie den Wiedertäufern, drei schwarz gekleideten Gestalten. Die drei Wiedertäufer Jonas, Mathisen und Zacharie treten auf und rufen die Bauern zu einem Aufstand gegen die Unterdrückung durch die Feudalherrschaft auf. Die Bauern zeigen sich leidenschaftlich und wollen die Burg stürmen. Als Oberthal mit seinem Gefolge jedoch in Erscheinung tritt, verlässt die Bauern der Mut und sie sind eingeschüchtert. Fidès und Berthe bitten den Grafen um die Zustimmung zur Heirat, dieser aber verwehrt die Bitte und lässt die beiden Frauen von seinen Soldaten in das Schloss abführen. Die Bauern fliehen in ihrer Machtlosigkeit, die Wiedertäufer gehen ebenfalls ab. Im Hintergrund fangen die Wiedertäufer jedoch an, den Psalm „Ad nos, ad salutarem undam“ zu singen, woraufhin die Bauern beginnen, den Wiedertäufern zu folgen.
Der zweite Akt spielt in Jeans Wirtshaus in einer Vorstadt von Leyden. Er wartet sehnsüchtig auf Berthe, die jedoch nicht erscheint. Die drei Wiedertäufer, die in dem Gasthaus eingekehrt sind, bemerken Jean und sind verblüfft wie sehr er einem Bildnis des Königs David ähnelt. Sie beginnen mit ihm ein Gespräch, indem sie ihn zu überreden versuchen, mit ihnen gegen Münster zu ziehen. Jean erzählt von einem Alptraum von letzter Nacht, in dem er sich auf der einen Seite als Messias, auf der anderen Seite jedoch auch als Tyrann sah und lehnt das Angebot ab. Er sagt, dass sein einziges Verlangen die Heirat Berthes sei und er mit ihr zusammen leben will. Die Wiedertäufer wiederum sind durch den Alptraum noch stärker darin bestärkt, in Jean einen charismatischen Anführer entdeckt zu haben.
Im nächsten Augenblick stürzt Berthe in das Wirthaus, der die Flucht gelungen ist, und versteckt sich. Oberthal trifft kurz nach ihr im Wirtshaus ein und droht, Jeans Mutter Fidès zu töten, sollte er Berthe nicht ausliefern. Jean entscheidet sich, Berthe Oberthal auszuliefern und wirft sie ihm voller Wut entgegen. Oberthal gibt Fidès daraufhin frei, Berthe jedoch wird von den Soldaten Oberthals fortgeschleppt. In seiner Wut nimmt Jean das Angebot der Wiedertäufer nun doch an. Sie sehen ihn als Erlöser, doch binden sie sein Handeln an Bedingungen. Er müsse auf alle „irdischen Bindungen“[1] verzichten und den Wiedertäufern folgen und dürfe sich nicht mehr bei seiner Mutter verabschieden. Jean zögert, doch geht er letztendlich darauf ein.
Im dritten Akt der Oper befinden sich die Wiedertäufer und Jean mit dessen Armee, die er mittlerweile um sich versammelt hat, in einem Feldlager in Westfalen. Mit Jean als Anführer konnte die Armee bereits viele Siege erringen. Auf Schlittschuhen und mit Pferdeschlitten kommen die Bauern und Bäuerinnen eines nah gelegenen Dorfes über den zugefrorenen Teich, der direkt neben dem Feldlager liegt, um den Soldaten Lebensmittel zu bringen. Während Mathisen und Zacharie den bevorstehenden Angriff auf Münster besprechen, sehen sie einen Unbekannten in dem Feldlager umherwandern und sprechen ihn an. Er gibt vor, sich als Freiwilliger den Wiedertäufern anzuschließen, schwört Gehorsam und willigt auf Drängen ein, Oberthal zu ergreifen. Doch im Schein des Feuers erkennt Jonas, dass der scheinbar Unbekannte in Wirklichkeit der Graf von Oberthal ist. Jean jedoch begnadigt Oberthal und bleibt bei seinem Entschluss, auch nachdem er ihn erkannt hat. In einem Gespräch mit ihm berichtet Oberthal, Berthe sei erneut vor ihm geflohen und in Münster gesichtet worden. Daraufhin entbrennt in Jean wieder der Siegeswille und er will Münster erobern. Oberthal wiederum soll auf Befehl Jeans hin vorerst verschont und das Urteil über dessen Tod Berthe überlassen bleiben. Im nächsten Moment kommt Mathisen hinzu und berichtet davon, dass das Belagerungsheer der Wiedertäufer vor Münster in die Flucht geschlagen wurde. Die Soldaten sehen Jean als Urheber des Scheiterns und verleumden ihn. Sie beschimpfen ihn als „falschen Propheten“ und verlangen seinen Tod. Jean jedoch schafft es, die Soldaten zu beruhigen, da er es nicht war, der diesen Angriff befahl. Daraufhin ruft er zum Sturm auf Münster.
Der vierte Akt beginnt auf einem Platz vor dem Rathaus von Münster. Das Heer der Wiedertäufer hat gesiegt. Jean regiert Münster als Tyrann und mit harter Hand. Die Bürger sind nun dazu angehalten, Geld an die Wiedertäufer zu zahlen. Die Bevölkerung lebt in Angst und preist öffentlich den Propheten Jean, doch heimlich verabscheuen sie ihn. Fidès irrt auf den Straßen Münsters umher und bettelt nach Almosen, bis sie einen Tages auf Fidès auf Berthe trifft. Diese erfährt von Fidès, dass Jean von dem Propheten ermordet worden sei, da sie eines Morgens blutige Kleider in ihrer Hütte fand. Berthe will Jean rächen und entschließt sich, den Propheten zu ermorden.
Im zweiten Bild des vierten Akts befindet sich Jean im Dom zu Münster. An der Spitze eines Festmarsches zieht Jean in den Dom ein, um sich zum König krönen zu lassen. Von den Wiedertäufern wurden unterdessen Gerüchte verbreitet, Jean sei der Auserwählte ohne Herkunft, der von keiner Frau geboren wurde. Das Volk huldigt dem gerade zum König gekrönten Jean, der sich selbst nach der Krönung als Sohn Gottes bezeichnet, als Fidès ihn erkennt und laut „Mein Sohn“ ruft. Würde er sich zu ihr bekennen, drohen ihm die Wiedertäufer an, sie zu töten. Die Lüge, dass er mutterlos sei, würde zusammenbrechen. Daraufhin leugnet Jean Fidès zu kennen, um sie zu schützen. Fidès beharrt auf ihrer Aussage und das Volk beginnt an Jean zu zweifeln und ihn als Betrüger zu bezeichnen. Er fordert die Umstehenden dazu auf, ihre Dolche auf ihn zu richten und ihn zu erstechen, sollte Fidès weiterhin behaupten, seine Mutter zu sein. Aus Angst um ihren Sohn behauptet sie nun, dass Jean nicht ihr Sohn sei. Die Wiedertäufer stellen Fidès’ Geisteswandel als Wunder dar und behaupten Jean habe eine Geisteskranke geheilt. Fidès eilt daraufhin fort, um Berthe von dem geplanten Mord abzuhalten.
Im ersten Teil des fünften Akts wird die Stadt Münster vom kaiserlichen Herr belagert. Die drei Wiedertäufer wollen das Angebot annehmen und Jean ausliefern, um selbst freies Geleit zu erhalten. Fidès schlägt sich währenddessen in das Zelt Jeans vor und beklagt, dass sie von ihrem Sohn verleugnet wurde. Er begrüßt sie als seine Mutter, Fidès jedoch sieht in ihm mehr den Tyrannen als den Sohn, der er für sie einst war. Jean erklärt er den Grund, warum er sich den Wiedertäufern anschloss, nämlich um Berthe an den Edelleuten zu rächen. Daraufhin bittet Fidès ihn zu bereuen. Berthe, die im Begriff war, den Palast anzuzünden, um den Propheten zu töten, kommt hinzu und erkennt ihren verloren geglaubten Geliebten. Zusammen wollen sie fliehen und glauben an ein glückliches gemeinsames Leben nach der Flucht. Ein Hauptmann meldet in diesem Moment, dass Feinde in den Palast eingedrungen sind und Berthe erkennt, dass Jean der Prophet ist, den sie so hasst. Sie verabscheut sich selbst, noch immer Gefühle für den verhassten Tyrannen zu haben und ersticht sich als Bestrafung. In seinem Zorn will Jean im Palast bleiben, um Oberthal und die Verräter Jonas, Mathisen und Zacharie zu strafen. Seiner Mutter befiehlt er, sich derzeit in Sicherheit zu bringen.
Das zweite Bild des fünften Akts beginnt mit einem Bacchanal, auf dem die Wiedertäufer die Krönung Jeans feiern. Jean gibt die Anweisung, ein eisernes Gitter auf seinen Befehl hin zu einem späteren Zeitpunkt zu schließen. Damit bezweckt er, dass niemand der Verräter und der kaiserlichen Truppen es schafft, das Schloss zu verlassen, sobald er den Befehl gibt, es zu sprengen. Im Laufe der Feier gelingt es Oberthal mit seinen Soldaten in das Schloss vorzurücken und eine laute Explosion unterbricht daraufhin Jeans Loblied auf die Trunkenheit. Der im Gewölbe lagernde Salpeter ist explodiert, bringt nun das Schloss zum Einstürzen und begräbt die Truppen Oberthals wie die Wiedertäufer unter sich. Fidès hat sich durch die Mengen gekämpft, um gemeinsam mit ihrem Sohn zu sterben.
3 Anselm Gerhards Deutung der Oper „Le Prophète“
Anselm Gerhard untersucht die Oper „Le Prophète“ unter verschiedenen Gesichtspunkten. Dabei nimmt er häufiger Bezug auf die Handlung, um seine Intentionen deutlich zu machen und versucht an Hand dieser Beispiele seine Gedanken klar darzulegen. Er geht auf die Aspekte Traumbilder, Erinnerung, Mutterliebe, Demagogie, Selbstmord, Feuerzauber und Mosaik ein, die im Folgenden näher behandelt werden.
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[1] Gerhard, Anselm: Die Verstädterung der Oper, Stuttgart u.a. 1992, S. 218.