Gegenüber dem Hegel´schen absoluten Idealismus und dessen Denksystem ist der dänische Denker Sören Kierkegaard als sein Apologet bekannt, indem er dagegen jenes frühchristliche Dogma, die Erbsündenlehre, erneut erhob und von diesem ausgehend die Originalität und die Einzigartigkeit des Christlichen verteidigte. Die christliche Religion ist nach ihm die Religion, die mit ihrem schwierigen und anspruchsvollen Charakter dem menschlichen Verstand gerade nicht leicht macht, indem sie gerade nicht denken lässt. Und dies nennt Kierkegaard Paradox, welchem nur glaubend entgegenzutreten ist.
Gegenüber dem durchaus objektiven Allgemeinheitscharakter vom spekulativen Denken Hegels hebt Kierkegaard von Anfang an die existentiale Subjektivität hervor. So setzt er beim Sündenverständnis einen sehr überraschenden Gedanken an. Die Sünde ist außer betroffener Person von keinem Anderen zu verstehen, d.h., es kann unmöglich einen Dritten beim eigenen Sündenverständnis geben: „Wie die Sünde in die Welt gekommen ist, das versteht jeder Mensch einzig und allein durch sich selbst“.
Noch brillanter ist sein Ansatz, dass der Einzelne eine Person, aber zugleich ein ganzes Menschengeschlecht bedeute. Er legt dadurch das erste Paar und dessen so genannten ersten Sündenfall einleuchtend aus und macht den dunklen Teil der traditionellen Erbsündenlehre in existentialler Ebene interessanter. Kierkegaard hatte dabei die psychologische Disziplin als Hilfsmittel verwendet. Aus seinem anthropologisvhen Menschenverständnis her stellt er fest, dass die Menschen allein aus eigener Kraft überhaupt nichts vermögen. Die in seinen Schriften wichtige Begriffe wie Angst und Verzweiflung signalisieren solche Zustände, wo die Menschen an das eigene Dunkel gefesselt weder rein noch raus können.
In seinen ganzen Schriften kritisiert Kierkegaard einerseits das spekulative Denken, andererseits die (von dem beeinflusste) Leichtsinnigkeit und verflachte Fassung des Christentums unter seiner angeblich theozentrisch gewordenen zeitgenössischen Generation. Das Christliche sei weder spießbürgerliche Sonntagsreligion noch eine kindisch anbequemte Religion, sondern das Christentum sei „eine sehr ernste Religion“, die gerade dem Niveau der Erwachsenen entspreche. Denn das Christliche ist weder Zufälliges noch Unmittelbares, wie es bei der pantheistischen Naturreligion der Fall ist, sondern es beansprucht eine dialektische Denkweise und fordert die wohlüberlegte Entscheidung bei jedem Einzelnen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Sünde
- I-1. Existenzbestimmung und die christliche Existenz
- I-2. Der Begriff Angst (von Vigilius Haufniensis)
- I-3. Die Krankheit zum Tode (von Anti-Climacus)
- II. Glaube
- II-1. Glaube als Paradox
- II-2. Glaube als Bedingung des Glaubens: Philosophische Brocken (von J. Climacus)
- III. Sündenvergebung
- IV. Theologische Überlegung Kierkegaards Sündenlehre
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit der Gotteserkenntnis und dem Konzept von Glaube, Vergebung und Erlösung in den Schriften von Sören Kierkegaard. Das Werk untersucht Kierkegaards Kritik am Hegel'schen Idealismus und sein Eintreten für eine authentische und existentielle Interpretation des Christentums.
- Kierkegaards Kritik am Hegel'schen Idealismus
- Die Bedeutung der Subjektivität und des einzelnen Individuums
- Die Rolle von Angst, Verzweiflung und Leiden in der christlichen Existenz
- Das Paradox des Glaubens und die Notwendigkeit einer bewussten Entscheidung
- Die Bedeutung des Leidens für die christliche Identität
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Hausarbeit ein und stellt Kierkegaard als Kritiker des Hegel'schen Idealismus und als Verfechter des christlichen Dogmas der Erbsünde vor. Das erste Kapitel beleuchtet das Thema der Sünde in den Schriften von Kierkegaard. Es werden verschiedene Aspekte der Sünde behandelt, wie z.B. die Existenzbestimmung, der Begriff der Angst und die "Krankheit zum Tode". Das zweite Kapitel widmet sich dem Thema des Glaubens. Kierkegaard betont das Paradox des Glaubens und die Notwendigkeit einer bewussten Entscheidung für das Christentum. Das dritte Kapitel befasst sich mit der Frage der Sündenvergebung. Das vierte Kapitel behandelt Kierkegaards theologische Überlegungen zur Sündenlehre.
Schlüsselwörter
Sören Kierkegaard, Christentum, Erbsünde, Hegel'scher Idealismus, Subjektivität, Existenz, Angst, Verzweiflung, Glaube, Paradox, Leiden, Sündenvergebung, Erlösung.
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- Magister. FU Belin Yong-Mie Shin (Author), 2004, Gottes Erscheinen in der Zeit. Glaube, Vergebung und Erlösung bei Sören Kierkegaard, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/31813