Während des Zweiten Weltkrieges gerieten die Deutschen in der Sowjetunion in das „Räderwerk zweier totalitärer Systeme“. Dabei war die Tragödie der Wolgadeutschen in den Kriegs- und Nachkriegsjahren vor allem die Tragödie ihrer Kinder. Fast die Hälfte der im Jahre 1941 Deportierten waren Kinder und Jugendliche. Sie mussten zusammen mit den Erwachsenen das Leid und die Strapazen der Deportation, der Trudarmee und der Kommandantur miterleben. Und sie waren die Ersten, die dafür mit ihrer Gesundheit oder gar ihrem Leben bezahlt haben. Später hatte diese Generation der Deutschen, die in der Sowjetunion in den 1940er Jahren zur Welt kam, unter dem beschränkten Zugang zum Bildungswesen, Wohnort- und Reiseeinschränkungen sowie der Zerrissenheit zwischen zwei oder mehr Nationalitäten zu kämpfen.
Diese Arbeit befasst sich mit eben jener Generation. Im Speziellen wird das Schicksal von Lydia und Viktor Schneider analysiert, die 1942 in Kasachstan beziehungsweise 1941 auf dem Gebiet der damaligen Autonomen Sozialistischen Sowjetrepublik der Wolgadeutschen geboren sind. Dabei wird der Werdegang des Ehepaars Schneider und ihres näheren Umfelds nachgezeichnet und in den historischen Rahmen der Wolgadeutschen nach 1941 eingebettet. Auch ist im Besonderen der Bildungs- und Berufsweg der Schneiders Gegenstand dieser Untersuchung, da beide in der Sowjetunion als Deutschlehrer tätig waren. Der zeitliche Rahmen erstreckt sich von 1941 bis 1991, dem ersten Jahr nach der Ausreise der Familie Schneider in die Bundesrepublik Deutschland.
Inhaltsverzeichnis
1. Einführung
1.1. Themenstellung
1.2. Gang der Untersuchung, Forschungsstand und Quellenlage
2. Historischer Rahmen
2.1. Deportation aus den Wolga-Gebieten 1941
2.2. Trudarmee 1941-1946
2.3. Sondersiedlungen und Kommandantur 1941-1955
2.4. Tauwetter-Periode und Teilrehabilitierung 1953-1964
2.5. Deutsche Autonomiebewegungen 1965-1985
2.6. Wiedergeburt 1985-1991
2.7. Ausreise in die Bundesrepublik ab 1991
2.8. Bildungswesen der Sowjet-Deutschen nach der Deportation 1941
3. Das Schicksal der wolgadeutschen Familie Schneider ab 1941
3.1. Deportation und Anfangsjahre in Kasachstan
3.2. Bildungs- und Berufsweg von Viktor Schneider
3.3. Rücksiedlung an die Wolga
3.4. Demonstrationen und Repressionen gegen die Wolgadeutschen
3.5. Ausreise in die Bundesrepublik Deutschland
4. Zusammenfassung
Bibliographie