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Hausarbeit (Hauptseminar), 2015
19 Seiten, Note: 1,0
1. Einleitung
2. Begriffserklärung und Entstehung
2.1 Begriffserklärung
2.2 Entstehung nach Nipkow und Schweitzer
3. Die fünf Dimensionen des Elementarisierungsmodells
3.1 Elementare Struktur
3.2 Elementare Erfahrungen
3.3 Elementare Zugänge
3.4 Elementare Wahrheiten
3.5 Elementare Lernwege
4. Elementarisierung als Unterrichtsvorbereitung
5. Elementarisierung am Beispiel des verlorenen Sohns
5.1 Elementare Struktur am Beispiel Lk 15, 11-32
5.2 Elementare Erfahrungen am Beispiel Lk 15, 11-32
5.3 Elementare Zugänge am Beispiel Lk 15, 11-32
6. Fazit / Schlussbemerkung
7. Literaturverzeichnis/Quellen
Zum täglichen Brot eines jeden Lehrers gehört auch die Vorbereitung von Unterricht und damit auch die Überlegung, wie man Schülern einen (komplexeren) Sachverhalt näher bringt. Nun gibt es viele Ansätze, welche die Weitergabe von Lernstoff beschreiben und vereinfachen sollen. Der wohl am häufigsten verwendete Ansatz ist die so genannte didaktische Reduktion. „Man versteht darunter alle Maßnahmen, komplexe, umfangreiche oder schwierige Unterrichtsstoffe so zu verfeinern (...), dass sie von Schüler/innen eines bestimmten Lern- und Entwicklungsalters, aufgenommen und verstanden werden können“.[1] Der Begriff der didaktischen Reduktion kann für jede Fachdisziplin Anwendung finden. Im Religionsunterricht findet natürlich auch eine Form der didaktischen Reduktion ihren Platz: Das so genannte Elementarisierungsmodell. Hierunter versteht man zwar auch eine Art didaktische Reduktion, jedoch „verweist der Begriff auch auf ein Verhältnis zwischen einem Inhalt und Personen, für die er zugänglich, einsichtig und grundlegend bedeutsam werden soll.“[2] Sehr bedeutsam ist, dass man den Inhalt auf sein Wichtigstes reduziert, den Kindern Raum für ihren eigenen Zugang lässt und auch Raum schafft, die eigenen Erfahrungen – von Lehrenden und Lernenden – einfließen zu lassen. Es geht also darum einen guten, verständlichen und nachvollziehbaren Religionsunterricht zu etablieren. Oder wie Friedrich Schweitzer es ausdrückt:
Der wichtigste Anstoß für den Elementarisierungsansatz erwächst aus der Frage, wie Religionsunterricht so gestaltet werden kann, dass er eine fruchtbare, authentische und lebensbezogene Begegnung zwischen den Inhalten oder Themen einerseits und den Kindern und Jugendlichen andererseits ermöglichen kann.[3]
In meiner Arbeit soll eben dieses Elementarisierungsmodell als Grundlage dienen. Im Folgenden werde ich kurz auf den eigentlichen Begriff der Elementarisierung eingehen und die Entstehung des Elementarisierungsmodells nach Karl Ernst Nipkow und Friedrich Schweitzer darstellen. Eine genaue Aufteilung des Modells in fünf Dimensionen soll dessen Tiefe verdeutlichen. In Kapitel 4, soll das Elementarisierungsmodell als Prinzip der Unterrichtsvorbereitung genauer betrachtet und eine Überlegung angestellt werden, wie Religionslehrer und –Lehrerinnen dieses für Ihren Unterricht fruchtbar machen können. Gegen Ende meiner Arbeit möchte ich versuchen, drei der fünf Dimensionen am Beispiel des Gleichnisses vom verlorenen Sohn (LK 15, 11-32) möglichst praxisnah zu verdeutlichen.
Betrachtet man den Begriff „Elementarisierung“, so stellt man schnell fest, dass das Wort „Element“ offensichtlich der Stamm des Ganzen ist. Dieser Wortstamm kommt in sehr vielen (wissenschaftlichen) Bereichen vor und meint fast immer etwas Grundlegendes. In der Naturphilosophie spricht man zum Beispiel von den vier Elementen – Feuer, Wasser, Luft und Erde. In der Chemie sind Elemente die Grundbausteine aller Stoffe, welche „nicht in andere Stoffe zerlegbar“[4] sind. Sogar im Duden ist das Adjektiv „elementar“ mit „grundlegend und wesentlich“[5] beschrieben. Aus didaktischem Blickwinkel könnte man Elementarisierung also als den „Vorgang verstehen, in dem Schwieriges, Komplexes, Unverständliches usw. in eine vereinfachte und damit verständliche Form überführt wird.“[6] Doch reicht es nicht aus, Elementarisierung als reine Vereinfachung zu sehen, da diese der didaktischen Bedeutung des Elementarisierungskonzeptes nicht gerecht werden kann. Betrachtet man Elementarisierung aus religionspädagogischer und didaktischer Perspektive, so wird schnell deutlich, dass der Elementarisierungsansatz weitere wichtige Ansätze beinhaltet. Auf didaktischer Ebene fragt Elementarisierung nach der notwendigen Voraussetzung für weiteres Lernen und einem vereinfachten Zugang, der schon für Kinder einsichtig ist und Ihnen einen grundlegenden, nachvollziehbaren Wissenszuwachs bietet. Betrachtet man Elementarisierung nun aus religionspädagogischer Sicht, so kommen „weitere Umschreibungen auf – Gewissheit, Einfachheit, Überzeugungskraft und Verständlichkeit. Solche Begriffe zeigen an, dass es das Elementare nicht an sich – abgesehen von allem pädagogischen Situationen – geben kann.“[7] All diese Begriffe verweisen darauf, dass es sich hier um ein Verhältnis zwischen einem Thema und einer bestimmten Personengruppe, für die etwas einfach, überzeugend oder verständlich ist oder denen etwas Gewissheit schenkt, handeln muss. Zusammenfassend ist das Elementarisierungsmodell in der Religionspädagogik als ein doppelseitiges Konzept zu beschreiben, welches die Vorbereitung und Gestaltung von Religionsunterricht ins Auge fasst, um das bereits Bekannte, das bereits Erlebte, das zu Lernende und das Individuum des Lerners für einen guten und nachvollziehbaren Unterricht in einen konkreten Zusammenhang setzt und somit guten Religionsunterricht ermöglicht.
Dieser auf ein elementares Lernen ausgerichtete Religionsunterricht ist keine neue Erfindung, sondern vielmehr ein Produkt ständiger didaktischer und religionspädagogischer Weiterentwicklung von „greifbar gutem Unterricht“. Die Wurzeln gehen zurück bis ins 18. Jahrhundert wo der Schweizer Schulreformer und Pädagoge Johann Heinrich Pestalozzi den Ansatz der (vorschulischen) Elementarbildung entwickelte. Pestalozzi verstand darunter eine einheitliche Förderung der Grundkompetenzen wie zum Beispiel dem Intellektuellen, dem Sittlich-Religiösen und dem Handwerklichen. Im 20. Jahrhundert beschrieb Wolfgang Klafki eine Elementarisierung, welche Teil des so genannten exemplarischen Prinzips sei. Hauptziel des exemplarischen Prinzips ist es, den Schülern Fähigkeiten zur Abstrahierung, Konkretisierung und Analogiebildung zu vermitteln, um zu erlernende Sachverhalte besser erschließen zu können. Die Verständnisintensivität der Schüler soll hier durch fundamentales (elementares) Verstehen gefördert werden, indem zuerst der Grundgedanke erkannt wird, um dann mittels Transfer weitere Wissenshorizonte zu eröffnen.
Ende der 1970er Jahre, entwickelte der deutsche Religionspädagoge Karl Enrst Nipkow das so genannte „Tübinger Modell der Elementarisierung, als Prinzip der Unterrichtsvorbereitung“[8]. Nipkow erweiterte somit das bislang populäre Korrelationsmodell, welches die christliche Überlieferung und die gegenwärtige Lebenswelt der Menschen als Dialogpartner ansieht. „In diesem Korrelationsmodell sollen Tradition und Lebenserfahrung in eine Wechselbeziehung zueinander gestellt werden und sollen durch die christlichen Glaubensüberlieferungen neue Lebenserfahrungen ermöglichen und durch aktuelle Erfahrungen einen neuen Zugang zu Traditionen schaffen.“[9] Er erweiterte dieses Modell, indem er die religiösen Inhalte in elementare Strukturen und elementare Wahrheiten unterteilte, sowie aus Perspektive der Schülerinnen und Schüler zwischen elementaren Zugängen und elementaren Erfahrungen unterschied. Karl Ernst Nipkow etablierte so zusagen die vier Grunddimensionen des heute bekannten Elementarisierungsmodells. Einer seiner ehemaligen Tübinger Schüler, Friedrich Schweitzer, erweiterte Nipkow’s Elementarisierungsmodell um eine fünfte Dimension, die Dimension der elementaren Form des Lernens. Letztendlich war das Tübinger Modell der Elementarisierung geboren, welches bis heute Bestand hat und einen hohen Stellenwert in der Religionspädagogik und in der ihr übergeordneten Disziplin der Praktischen Theologie genießt. Doch was genau sind die fünf Dimensionen und wie kann das Modell in die Praxis umgesetzt werden? Diese Fragen können nur dann vollständig beantwortet werden, wenn man das gesamte Modell in seine Einzelteile zerlegt und diese dann in Beziehung zueinander setzt.
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[1] Schröder, Hartwig: Didaktisches Wörterbuch; Oldenbourg Wissenschaftsverlag GmbH, München/Wien 2001 S. 74.
[2] Baumann, Ulrike: Elementarisierung, in: WiReLex online, URL: https://www.bibelwissenschaft.de/stichwort/100014 (19.08.2015).
[3] Schweitzer, Friedrich: Elementarisierung – ein religionsdidaktischer Ansatz. Einführende Darstellung, in: DERS., Elementarisierung im Religionsunterricht. Erfahrungen – Perspektiven – Beispiele, Neukirchener Theologie, Neukirchen-Vluyn 2003, S. 11.
[4] Kurzweil, Peter: Chemie: Grundlagen, Aufbauwissen, Anwendungen und Experimente, Springer Vieweg, Wiesbaden 2015, S. 31.
[5] Schüler , Katja: Duden – Das Grundschulwörterbuch – Fremde Wörter, Bibliographisches Institut GmbH, Mannheim 2012, S. 46.
[6] Schweitzer, Friedrich: Elementarisierung – ein religionsdidaktischer Ansatz. Einführende Darstellung, in: DERS., Elementarisierung im Religionsunterricht. Erfahrungen – Perspektiven – Beispiele, Neukirchener Theologie, Neukirchen-Vluyn 2003, S. 9.
[7] Schweitzer, Friedrich: Elementarisierung – ein religionsdidaktischer Ansatz. Einführende Darstellung, in: DERS., Elementarisierung im Religionsunterricht. Erfahrungen – Perspektiven – Beispiele, Neukirchener Theologie, Neukirchen-Vluyn 2003, S. 9.
[8] Nipkow, Karl Ernst: Elementarisierung, in: Neues Handbuch religionspädagogischer Grundbegriffe, Kösel Verlag GmbH & Co., München 2009, S. 451.
[9] Vgl. Heil, Stefan: Korrelation, in: WiReLex online, URL: https://www.bibelwissenschaft.de/stichwort/100015 (19.08.2015).