Absicht vorliegender Arbeit ist es, die Bedeutung der Selbsterkenntnis für Platons Dialog "Charmides" herauszuarbeiten. Die Selbsterkenntnis ist das zentrale Thema dieses Dialoges und die Frage, was unter derselben zu verstehen sei, stellt sich als die leitende für Sokrates dar. Dabei wird auf die These des Kritias einzugehen sein, der die Besonnenheit und die Selbsterkenntnis gleichsetzt. Über die Frage, was Besonnenheit ist, kommt es damit zur Frage nach der Selbsterkenntnis selbst. Es soll des Weiteren die Beziehung der Selbsterkenntnis zur Seele thematisch werden, da der Dialog auch als ein „Seelen-Dialog“(Martens) gilt. D
ass die Selbsterkenntnis eine bestimmte Form des Wissens ist, ist ein weiterer Aspekt, der genauerer Untersuchung bedarf. Die Selbsterkenntnis als eine Form des Wissens ist ebenfalls in ihrem Bezug zum Guten zu betrachten. Das ist insofern wichtig, weil die Frage nach dem Guten auch schon in diesem Frühdialog thematisiert wird. Wie weit die Tugend der Besonnenheit und das Wissen des Guten für Platon zusammenhängen, gilt es in diesem Dialog zu zeigen. Das gute Leben ist von der Frage des Wissens nicht zu trennen. Es soll in dieser Arbeit versucht werden den „bewusstseinstheoretischen“ Ansatz zu behandeln, wie er in der Forschung durch Riedel (1989), Gloy (1986, 1998) , Oehler (1997) u.a. bekannt geworden ist. Dieser Ansatz ist dadurch charakterisiert, dass er den platonischen Text mit modernen Begriffen wie „Subjekt“, „Objekt“, „Reflexion“, „Bewusstsein“ usw. analysiert. Auf Barbara Zehnpfennigs Ansatz (1986) soll hierbei ebenso eingegangen werden, da sie ebenfalls auf moderne Termini zur Analyse zurückgreift.
Die Frage ob und wie weit eine moderne Begrifflichkeit für die Analyse des platonischen Texts fruchtbar ist oder nicht, ist als eigene Frage entsprechend in der Arbeit zu erörtern. Die Rolle des Sokrates im Gespräch und sein Verhältnis zu seinen Gesprächspartnern wird ebenso nachgegangen. Anderseits ist auch das Verhalten seiner Gesprächspartner zu beachten. Insgesamt gilt es damit die Denkbewegung des Dialogs in seinen wesentlichen Momenten nachzuzeichnen und das Gesprächsverhalten der einzelnen Teilnehmer dabei zu analysieren. Kurze Bezüge zu anderen Dialogen Platons, in denen auch das Motiv der Selbsterkenntnis vorkommt, können sich als Ergänzung zum Haupttext ergeben.
Inhaltsverzeichnis
- A: Einleitung
- B: Seele und Selbsterkenntnis in Platons Dialog Charmides
- 1.1 Die Frage nach der Besonnenheit
- 1.2 Besonnenheit als selbstbezüglichen Wissens der Seele und das gute Leben
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit zielt darauf ab, die Bedeutung der Selbsterkenntnis für Platons Dialog Charmides herauszuarbeiten. Selbsterkenntnis stellt das zentrale Thema dieses Dialogs dar, und die Frage, was unter ihr zu verstehen ist, dient Sokrates als Leitfaden.
- Die Beziehung zwischen Besonnenheit und Selbsterkenntnis
- Der Zusammenhang zwischen Selbsterkenntnis und der Seele
- Die Selbsterkenntnis als eine Form des Wissens
- Der Bezug der Selbsterkenntnis zum Guten
- Die Rolle des Sokrates und seiner Gesprächspartner im Dialog
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Absicht der Arbeit vor, die Bedeutung der Selbsterkenntnis in Platons Dialog Charmides zu beleuchten. Es wird auf die These des Kritias eingegangen, der Besonnenheit und Selbsterkenntnis gleichsetzt.
Das erste Kapitel befasst sich mit der Frage nach der Besonnenheit. Der Dialog Charmides beginnt mit der Rückkehr des Sokrates aus Potidaia und seinem Treffen mit Bekannten und Unbekannten in Athen. Sokrates interessiert sich für den Zustand der "Weisheitsliebe" und die Schönheit der jungen Männer.
Schlüsselwörter
Selbsterkenntnis, Besonnenheit, Seele, Wissen, Gutes, Dialog, Sokrates, Kritias, Charmides, "bewusstseinstheoretischer" Ansatz, moderne Begrifflichkeit, pharmakon, "schönen Reden", medizinisch-philosophische Theorie.
- Arbeit zitieren
- Nils Gantner (Autor:in), 2010, Seele und Selbsterkenntnis in Platons Dialog "Charmides", München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/316642