Die Grundfragestellung mit der sich diese Arbeit beschäftigt bezieht sich auf die Einsichten der modernen Geschlechtstheorie, im Kontext der klassischen Phänomenologie. Die bisher als gegensätzlich betrachteten Geschlechtstheorien: Existenz, Differenz und Konstruktion finden ihren gemeinsamen Weg in den Diskurs des Feminismus. Darauf folgend wird darüber debattiert inwieweit der Feminismus eine utopische Vorstellung ist.
Die feministische Phänomenologie ist größtenteils in der feministischen Forschung ein Thema, nicht aber in der klassischen phänomenologischen Forschung, obwohl immer mehr und mehr Philosophinnen, sowohl in der feministischen Theorie als auch der Phänomenologie, heimisch sind. Die feministische Phänomenologie ist geschichtlich betrachtet genauso alt wie Simone de Beauvoirs „Das andere Geschlecht“. Spuren ihrer Theorie sind in zentralen feministischen Ansätzen bis in die Gegenwart zu finden. Lange stand Beauvoir im Schatten ihres Geliebten Jean- Paul Sartres und seiner Theorie des Existenzialismus.
Ihr Werk wurde als existenzialistischer Feminismus anstatt als Teil der traditionellen Phänomenologie betrachtet. Besonders der zweite Teil ihres Werkes bezieht sich auf Merleau- Pontys Theorie der gelebten Erfahrung (expérience vécue) auf die er in der „Phänomenologie der Wahrnehmung“ ausdrücklich aufmerksam macht. Der Körper wird bei Beauvoir als „Situation“ betrachtet und ihre Körpertheorie, die eine biologische Interpretation des Geschlechtes zu widerlegen versucht, wird von phänomenologischen Erkenntnissen gestützt.
Butler, Irigaray und Beauvoir sind aus vielen, teilweise aktuellen, Diskussionen nicht mehr wegzudenken. Fragen wir nach den Ursachen dafür, so ist sicherlich eine davon, dass sie alle Frauen sind und in einer Zeit leben, in der die Ungleichheit zwischen Frauen und Männern thematisiert wird.
In ihrem Werk „Das andere Geschlecht“ beweist Beauvoir, dass die Verschiedenheit der Geschlechter, die als Rechtfertigung zur Unterdrückung der Frauen herangezogen wird, nicht natur- sondern kulturbedingt ist. Nur aus den jeweils herrschenden Normen, Sitten und Moralvorstellungen einer Kultur lässt sich die Konstruktion der Frau als „das andere“ Geschlecht erklären.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hauptteil
- Existenz; Simone de Beauvoir
- Differenz; Luce Irigaray
- Konstruktion; Judith Butler
- Feministische Utopien
- Fazit
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit den Einsichten der modernen Geschlechtstheorie im Kontext der klassischen Phänomenologie. Sie untersucht, wie die bisher als gegensätzlich betrachteten Geschlechtstheorien - Existenz, Differenz und Konstruktion - in den Diskurs des Feminismus integriert werden können. Darüber hinaus wird erörtert, inwieweit der Feminismus eine utopische Vorstellung ist.
- Die Integration von Existenz, Differenz und Konstruktion in den feministischen Diskurs
- Die Bedeutung der weiblichen Erfahrung in der Phänomenologie
- Die Kritik an der patriarchalen Gesellschaft und ihren Geschlechterrollen
- Die Suche nach einer feministischen Utopie
- Die Rolle des Körpers und der Sexualität in der Geschlechterdebatte
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die feministische Phänomenologie als ein wachsendes Forschungsfeld vor und behandelt die historische Entwicklung des Konzepts, beginnend mit Simone de Beauvoirs "Das andere Geschlecht". Sie beleuchtet den Einfluss von Jean-Paul Sartre und Merleau-Pontys Theorie der gelebten Erfahrung auf Beauvoirs Werk.
Das Kapitel "Existenz; Simone de Beauvoir" beleuchtet Beauvoirs Kritik an der traditionellen Geschlechterrollendefinition. Es analysiert ihre Argumentation, dass die Unterwerfung der Frau nicht naturgegeben, sondern historisch entstanden ist, und untersucht ihre Thesen zur Selbstentfaltung und Transzendenz des Subjekts.
Das Kapitel "Differenz; Luce Irigaray" beschäftigt sich mit Irigarays Kritik am Phallogozentrismus und seiner Auswirkungen auf die Konstruktion des weiblichen Geschlechts. Sie untersucht, wie Irigaray die Zweigeschlechtlichkeit in Frage stellt und die sprachlichen Strukturen des Patriarchats analysiert.
Das Kapitel "Konstruktion; Judith Butler" betrachtet Butlers Weiterentwicklung des feministischen Dekonstruktivismus. Sie kritisiert sowohl das biologische Geschlecht "sex" als auch das soziale Geschlecht "gender" als gesellschaftliche Konstrukte.
Schlüsselwörter
Feministische Phänomenologie, Geschlechtstheorie, Existenz, Differenz, Konstruktion, Phallogozentrismus, Patriarchat, Utopie, Simone de Beauvoir, Luce Irigaray, Judith Butler, Körper, Sexualität.
- Arbeit zitieren
- Ilse Lewczuk (Autor:in), 2008, Ist der Feminismus eine utopische Vorstellung? Einsichten der modernen Geschlechtstheorie im Kontext der klassischen Phänomenologie, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/313687