Wie hat sich die akademische Elite zu Beginn des Ersten Weltkrieges verhalten? Dieser Frage geht die vorliegende Arbeit am Beispiel deutscher und englischer Professoren und Gelehrter nach, wobei insbesondere die Argumentationsmuster, die von Geisteswissenschaftlern entworfen wurden, untersucht werden sollen.
Das Wort „Intellektueller“ leitet sich von dem lateinischen Verb „intellegere“ ab, was so viel wie „verstehen“ bedeutet. Im heutigen Sprachgebrauch manifestiert sich dies nach wie vor, von Intellektuellen spricht man bei Autoren, Künstlern und „Denkern“ aller Art, die Einblick und Verständnis in bestimmte Themenbereiche haben oder zumindest den Anspruch darauf stellen und sich zu diesen kritisch äußern.
Also beschränkt sich die Befähigung zur intellektuellen Betätigung nicht nur auf eine bestimmte Berufsgruppe, da das wesentliche Moment eines Intellektuellen eine Kritik aktueller gesellschaftlicher oder politischer Konstellationen ist. Somit kann sich theoretisch jeder Mensch in einem Staat „intellektuell“ betätigen. Nun ist eine Reflexion von politischen Entscheidungen ein notwendiger Schritt in den nationalen Diskursen, die zur Optimierung von politischen Entscheidungen dienen.
In der folgenden Arbeit soll nun die Frage nach einer intellektuell-politischen Betätigung durch Professoren und Gelehrte Deutschlands und Englands angesichts des als „Urkatastrophe“ titulierten Kriegsausbruchs im Europa des Jahres 1914 gestellt werden. Gerade auf Professoren der Geisteswissenschaften, die nicht in den Krieg zogen, sondern an der „Heimatfront“ blieben, soll ein besonderes Augenmerk liegen, da sie einerseits als Forscher über Einblicke und Kontexte – etwa als Historiker oder Politikwissenschaftler – verfügten und somit laufende politische Veränderungen, wie den Kriegsausbruch unter Berücksichtigung seines Hergangs, besonders kompetent kritisieren und andererseits als Lehrende ihre Erkenntnisse mit Studenten und allen interessierten Bürgern teilen konnten. Daher soll nun im Folgenden geklärt werden inwiefern deutsche und britische Professoren und Gelehrte zu Beginn des ersten Weltkriegs in Erscheinung traten. Danach sollen gemeinsame, sich wiederholende Topoi ihrer Argumentationen, gegenseitiger Darstellungen und Ideen angesichts der abzeichnenden „Urkatastrophe“ beleuchtet werden.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- 1) Die Bedeutung und Notwendigkeit einer intellektuellen Betätigung durch Gelehrte in einem Staat
- 2) Verhalten und Ideen deutscher und britischer Gelehrter zu Beginn des ersten Weltkriegs
- 2.1) Deutsche Kriegsunterstützer
- 2.1.1) Ausgangslage und Aktionen
- 2.1.2) „Das gewaltigste Erlebnis jenes unvergeßlichen August“ - Die „Ideen von 1914“
- 2.1.2.1) Das friedliebende „Volk in Waffen“ - Die positive Bestimmung des deutschen Selbstbilds
- 2.1.2.2) Cant und Krämerseele - Die negative Selbstbestimmung mittels eines Feindbildes am Beispiel Englands
- 2.1.2.3) Legitimation des Krieges
- 2.1.2.4) „Die schmerzliche Aussaat trägt eine köstliche Frucht“ - Kriegsbild
- 2.2) Britische Kriegsunterstützer
- 2.2.1) Ausgangslage und Aktionen englischer Kriegsunterstützer
- 2.2.2) Gutes Deutschland, böses Deutschland - Die Zwei-Deutschland-Theorie
- 2.2.3) „Peacefulness of being at war“ - Das britische Selbstbild
- 3) Wissen und Einfluss der Akademiker als Maxime zu kritischem Denken
- 4) Anhang
- 4.1) „Europa brennt!“ – Pazifisten in Deutschland
- 4.2) „This war is trivial, for all its vastness“- Der Pazifist Bertrand Russell
- 4.3) Zeitleiste von Eingaben und Veröffentlichungen deutscher und britischer Akademiker 1914
- 5) Bibliographie
- 5.1) Primärquellen
- 5.2) Sekundärquellen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Die vorliegende Seminararbeit analysiert die Positionen deutscher und britischer Gelehrter zu Beginn des Ersten Weltkriegs. Der Fokus liegt dabei auf der Frage, wie diese Intellektuellen den Kriegsausbruch bewerteten und welche Rolle sie im öffentlichen Diskurs einnahmen.
- Der Einfluss der Intellektuellen im nationalen und internationalen Kontext
- Die Rolle der deutschen und britischen Universitäten im Krieg
- Die Entwicklung und Verbreitung von Kriegsrhetorik und Propaganda
- Die Entstehung von Feindbildern und die Konstruktion von Nationalidentitäten
- Die Auseinandersetzung mit pazifistischen Positionen
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
Das erste Kapitel beleuchtet die Bedeutung intellektueller Betätigung durch Gelehrte in einem Staat und stellt die Rolle von Professoren und Akademikern im Kontext des Kriegsausbruchs 1914 dar. Das zweite Kapitel untersucht das Verhalten und die Ideen deutscher und britischer Gelehrter zu Beginn des Ersten Weltkriegs. Hierbei werden sowohl Kriegsunterstützer als auch Pazifisten beleuchtet. Das dritte Kapitel betrachtet die Bedeutung von kritischem Denken in der wissenschaftlichen und politischen Debatte.
Schlüsselwörter (Keywords)
Die Arbeit befasst sich mit Themen wie Intellektuelle, Krieg, Propaganda, Nationalismus, Deutschland, England, Universitäten, Geisteswissenschaften, Pazifismus, Feindbild, Selbstbild, Kriegspropaganda.
- Arbeit zitieren
- Leopold Lampelsdorfer (Autor:in), 2015, Die Ideen von 1914. Deutsche und britische Gelehrte zu Beginn des Ersten Weltkriegs, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/312980