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Hausarbeit, 2015
17 Seiten, Note: 2
Einleitung
1. Fachkonzept Sozialraumorientierung
1.1 Begriffsbestimmung Sozialraumorientierung
1.1.1 Die fünf Prinzipien der Sozialraumorientierung
1.1.2 Orientierung am Willen des Menschen
1.1.3 Unterstützung von Eigeninitiative und Selbsthilfekräften
1.1.4 Konzentration auf die Ressourcen
1.1.5 Zielgruppen- und bereichsübergreifende Sichtweise
1.1.6 Kooperation und Koordination
2. Schuldnerberatung in der Sozialen Arbeit.
2.1 Definition und historische Entwicklung der Schuldnerberatung
2.2 Verein für Schuldnerhilfe Essen e. V
2.3 Das Prinzip der ganzheitlichen Schuldnerberatung.
2.3.1 Zielgruppe und Ziele der Schuldnerberatung
2.3.2 Beratung im Zwangskontext
2.3.3 Grundsatz der Hilfe zur Selbsthilfe
2.4 Sozialraumorientierte Schuldnerberatung
Fazit.
Quellenverzeichnis
Das Fachkonzept Sozialraumorientierung hat einen großen Stellenwert in zahlreichen Arbeitsfeldern der Sozialen Arbeit wie z. B. der Kinder- und Jugendhilfe oder in Beratungsstellen. Aufgrund veränderter gesellschaftlicher Strukturen muss sich die Soziale Arbeit an diese Gegebenheiten anpassen. Hierbei ist es wichtig das gesamte Lebensumfeld des Menschen zu berücksichtigen und sich nicht ausschließlich auf das Individuum zu fixieren. Genau diese Berücksichtigung bildet den Kern des Fachkonzeptes.
Die Autorin hat im Rahmen des Theorie-Praxis-Projektes „Sozialverwaltung“ ein 19-tägiges Praktikum beim Verein für Schuldnerhilfe Essen e. V. (VSE) absolviert und währenddessen sind ihr einige Parallelen zum Fachkonzept Sozialraumorientierung aufgefallen. Aus diesem Grund wird in dieser Haus- arbeit eine Verknüpfung zwischen sozialraumorientierter Sozialer Arbeit und dem Arbeitsgebiet der Schuldnerberatung am Beispiel des VSE hergestellt.
Ein wichtiger Bestandteil des Fachkonzeptes ist die professionelle Haltung des Sozialarbeiters1. Diese bildet eine grundlegende Kompetenz des sozial- arbeiterischen Handelns. Deshalb ist in dieser Arbeit die professionelle Hal- tung des Beraters Grundlage für die Verbindung des Fachkonzeptes mit der Schuldnerberatung.
Die folgende Hausarbeit untersucht die professionelle Haltung des Sozialar- beiters sowie den Zusammenhang sozialraumorientierter Sozialarbeit mit der Schuldnerberatung mittels Literaturvergleichs und gibt einen Überblick über die Prinzipien und Anwendungsmöglichkeiten. In Kapitel 2.2, 2.3 und 2.3.2 beruft sich die Autorin auf gesammelte Erfahrungen während des Prakti- kums.
Im ersten Teil der Abhandlung wird das Fachkonzept Sozialraumorientierung vorgestellt. Daraufhin folgt, unter Berücksichtigung des aktuellen Forschungsstandes und historischer Entwicklungen, die Darstellung des Arbeitsfeldes der Schuldnerberatung in der Sozialen Arbeit sowie eine Verknüpfung mit der sozialraumorientierten Arbeit.
Um das Fachkonzept Sozialraumorientierung verständlich zu beschreiben, wird in diesem Kapitel zunächst die Begrifflichkeit definiert. Anschließend folgt die Erläuterung der Prinzipien, an denen sich das Fachkonzept orien- tiert.
Sozialraumorientierte Soziale Arbeit bedeutet, dass die Menschen in ihrem sozialen Umfeld, in ihren sozialen Räumen und in ihren jeweiligen Lebenswelten betrachtet werden. Sie sind nicht nur Teil des sozialen Raumes, sondern sie konstruieren diesen aktiv mit. Budde definiert, dass der soziale Raum das Produkt von sozialen Prozessen und somit konstruiert ist (vgl. Budde/Früchtel 2011, S. 844). Der soziale Raum umfasst also die Lebenswelt der Menschen, mit ihren Alltagsaktivitäten wie z. B. der Freizeitgestaltung. Die Nutzung sozialer Netzwerke, also Freunde, Bekannte, Nachbarn oder die Familie werden zusätzlich berücksichtigt.
Ein wichtiger Leitgedanke von Hinte ist, dass es nicht darum geht den Men- schen zu ändern, sondern Möglichkeiten zu schaffen, dass dieser seinen Fä- higkeiten und Bedürfnissen entsprechend handeln kann (vgl. Hinte 2007, S. 30).
Des Weiteren inkludiert das Fachkonzept Sozialraumorientierung die „Stadt- eilbezogene Soziale Arbeit“. Das bedeutet, dass sich die Angebote der Sozi- alen Arbeit an den Menschen in ihren jeweiligen Stadtteilen oder Wohnquar- tieren orientiert (ebd., S. 31 f.). Die Beteiligung der Bürger setzt die Verbes- serung ihrer Lebensbedingungen voraus und ist Teil der Stadteilbezogenen Arbeit. Wohnräume müssen so gestaltet sein, dass verschiedene Gruppen die für sie passenden Möglichkeiten zur Entwicklung erhalten. Das bedeutet, dass beispielsweise Jugendliche Räume benötigen, in welchen sie sich tref- fen können, ohne dass sich andere Bevölkerungsgruppen davon gestört füh- len (ebd., S. 34). Im Folgenden werden die fünf Prinzipien der Sozialraumori- entierung erläutert.
Das Fachkonzept basiert auf den humanistischen und erziehungskritischen Ansätzen und beinhaltet daher fünf Prinzipien, die bei der sozialraumorientierten Arbeit berücksichtigt werden. Denn das humanistische Menschenbild sieht den Menschen als Ganzes in seinen Lebenszusammenhängen (vgl. Hinte/Treeß 2007, S. 45). Bei der Umsetzung des Konzeptes geht es somit nicht um ein methodisches Anwenden dieser Prinzipien, sondern um eine professionelle Haltung dem Menschen gegenüber.
In erster Linie wird der Wille des Menschen berücksichtigt, da dieser Grund- lage seiner intrinsischen Motivation ist. Der Mensch möchte selbstständig ein von ihm angestrebtes Ziel oder einen Zustand erreichen, daher ist der Wille essentiell für die professionelle Zusammenarbeit (ebd., S. 46). Im Gegensatz dazu wird der Wunsch des Menschen eher als passiv betrachtet. Denn die- ser orientiert sich daran, dass Andere etwas ändern und diesen Wunsch er- füllen (ebd.).
Nun liegt die Aufgabe der Sozialarbeiter darin, Wunsch und Wille gemeinsam mit den Betroffenen herauszuarbeiten und eine Einschätzung zum Erreichen seiner Ziele zu erarbeiten (ebd., S. 49). Somit ist eine Haltung, die den Menschen respektiert sowie seine Individualität akzeptiert eine Grundvoraussetzung für das Fachkonzept Sozialraumorientierung.
Ausgehend von dem humanistischen Menschenbild, wird der Mensch als „selbstaktivierendes“ Wesen betrachtet. Er ist in der Lage sich selbst anzuer- kennen und formt seine Identität durch eigene Kognitionen und Emotionen sowie eigener Werte und Normen (vgl. Rogers 2010, S. 42). Ziel dieses Prin- zips ist die Vorstellung von sich selbst zu fördern und zu entfalten. Somit muss der Sozialarbeiter erkennen, welche Aufgaben der Klient selbstständig übernehmen kann und in welchen Bereichen dieser Unterstützung benötigt (vgl. Hinte/Treeß 2007, S. 53).
Hinte unterscheidet zwischen den Ressourcen der Menschen und des Sozi- alraums (vgl. Hinte/Treeß 2007, S. 60). Diese Unterscheidung ist notwendig, um alle Ressourcen zu berücksichtigen und miteinander zu verknüpfen.
Die Ressourcen der Klienten werden gemeinsam mit ihnen herausgearbeitet. Diese umfassen persönliche, soziale, materielle sowie infrastrukturelle Res- sourcen. Unter persönlichen Ressourcen versteht man emotionale und geis- tige Fähigkeiten sowie die körperliche Verfassung (ebd., S. 62. f.). Soziale Ressourcen beinhalten verschiedene Beziehungsstrukturen. Diese umfassen z. B. familiäre, freundschaftliche oder nachbarschaftliche Beziehungen. Die materiellen Ressourcen beschreiben die finanzielle Situation unter Berücksichtigung des Besitzes und Eigentums, der Wohnung sowie der Fortbewegungsmittel. Infrastrukturelle Ressourcen können Verkehrsanbindungen, Einkaufs- oder Freizeitmöglichkeiten sein (ebd.).
Die sozialräumlichen Ressourcen beziehen sich auf die Möglichkeiten, die der betreffende Stadtteil zu bieten hat, wie z. B. Vereine, Grünflächen oder Initiativen (ebd., S. 67 f.). Somit ist es von Vorteil, wenn der Sozialarbeiter das Quartier kennt und die vorhandenen Ressourcen aufgebaut und vernetzt werden können.
Dieses Prinzip bezieht sich zum einen darauf keine Ziel- oder Randgruppen zu definieren und andererseits den Blick über die eigene Arbeit hinaus zu öffnen. Hiermit sollen Eingrenzungen und Stigmatisierungen der Betroffenen vermieden werden. Das bedeutet, dass bei der Arbeit mit Kindern auch die Eltern mit einbezogen werden oder dass Flüchtlingsarbeit auch die einheimi- schen Bürger mit berücksichtigt (vgl. Hinte/Treeß 2007, S. 72 f.).
Des Weiteren bedeutet die bereichsübergreifende Sichtweise, dass die Sozi- ale Arbeit andere Bereiche wie z. B. Kultur, Bildung, Wirtschaftsförderung oder lokale Beschäftigungspolitik in die professionelle Arbeit mit einbezieht und diese Ressourcen zur Erreichung der Ziele nutzt (ebd., S. 74 f.).
Menschen sind in der Lage auf unterschiedlichen Ebenen zu kooperieren, Netzwerke zu bilden und zu nutzen, um adäquate Unterstützung zu erhalten. Hier knüpft die Soziale Arbeit an und versucht diese Netzwerke gemeinsam mit den Betroffenen zu aktivieren. Ziel dieser Arbeit ist es, Ressourcen zu entwickeln und im Einzelfall zu nutzen (vgl. Hinte/Treeß 2007, S. 75 f.). Des Weiteren bezieht dieses Prinzip die Planung und Durchführung von fall- unspezifischen Maßnahmen im Sozialraum ein, damit der Zugang zu profes- sionellen Diensten erleichtert wird. Auch hier ist das Ziel die Lebensqualität der Klienten zu verbessern und Ressourcen zu erheben (vgl. Budde 2006, S. 44 f.).
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1 Im Text wird u. a. von Sozialarbeitern, Beratern und Klienten in der männlichen Form gesprochen. Die weibliche Form ist der männlichen Form in dieser Arbeit gleichgestellt, lediglich aus Gründen der Vereinfachung wurde die männliche Form gewählt.