In Bezug auf die Finanzkrise, die 2007 begann, und der damit verstärkten Bankenregulierung befasst sich diese Ausarbeitung mit der Frage, welche Refinanzierungsoptionen die Leasinggesellschaften in Deutschland haben. Dazu wird auf die Eigenschaften und Marktstellungen der einzelnen Refinanzierungsinstrumente eingegangen sowie die Unterschiede der Kapitalbeschaffung zwischen kleinen und großen Leasingfirmen aufgezeigt. Des Weiteren wird der Einfluss der Refinanzierungskosten auf die Leasingrate analysiert.
Nach der Einleitung wird im zweiten Kapitel eine Übersicht über den Leasingmarkt dargestellt, um die wirtschaftliche Bedeutung des Leasings in Deutschland hervorzuheben. Außerdem wird kurz auf die Bedeutung der Refinanzierung von Leasinggeschäften eingegangen. Im dritten Kapitel werden zunächst die Refinanzierungsmöglichkeiten aufgelistet und beschrieben. In Anlehnung an das Buch „Leasinghandbuch“, herausgegeben von Michael Martinek (2008), wurden die Refinanzierungsinstrumente in folgende Gattungen eingeteilt: Verkauf von Forderungen (auch Forfaitierung genannt), Kreditfinanzierung, Doppelstockmodell und Securitization. Bei den ersten beiden Gattungen handelt es sich um branchenübliche Instrumente und wobei die letzten beiden neuere Formen der Refinanzierung darstellen. Abschließend werden die Unterschiede der Refinanzierung von kleinen und großen Leasingunternehmen untersucht. Im letzten Kapitel wird dann die Auswirkung der Refinanzierung auf die Leasingrate anhand eines Praxisbespiele analysiert. Diese Kalkulation soll aufzeigen, inwiefern die Leasingrate durch Refinanzierungskosten beeinflusst wird. Abschließend wird der Inhalt der Arbeit nochmals einer Schlussbetrachtung mit Zusammenfassung und Ausblick unterzogen.
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
1 Ziel und Aufbau der Untersuchung
2 Der Leasingmarkt in Deutschland
2.1 Volumen und gesamtwirtschaftliche Bedeutung des Leasingmarktes
2.2 Institutionelle Struktur der Leasinggesellschaften
2.3 Allgemeine Merkmale der Refinanzierung im Leasinggeschäft
3 Refinanzierungsmöglichkeiten und –unterschiede von Leasingunternehmen
3.1 Rahmenbedingungen für die Refinanzierungsinstrumente
3.2 Überblick über die klassischen Refinanzierungsinstrumente
3.2.1 Verkauf von Forderungen
3.2.2 Kreditfinanzierung
3.3 Neuere Formen der Refinanzierung
3.3.1 Doppelstockmodell
3.3.2 Securitization
3.4 Unterschiede bei der Refinanzierung von kleinen und großen Leasinggesellschaften
4 Auswirkung der Refinanzierungskosten auf die Leasingrate
4.1 Leasingtypische Kostenbestandteile
4.2 Einfluss der Refinanzierungskosten anhand von Praxisbeispielen
5 Schlussbetrachtung
5.1 Zusammenfassung
5.2 Ausblick
6 Literaturverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Mitgliederstruktur des BDL
Abb. 2: Unterteilung der kurzfristigen Kredite
Abb. 2: Unterteilung der kurzfristigen Kredite
Abb. 4: Darstellung des Doppelstockmodells
Tabellenverzeichnis
Tab. 1: Vergleich der Entwicklung von Leasinginvestitionen und gesamtwirtschaftlicher Investitionen in Deutschland
Tab. 2: Bilanzstruktur vor Forfaitierung
Tab. 3: Bilanzstruktur nach Überweisung von Factor
Tab. 4: Parameter des Leasingvertrages
Tab. 5: Wertedifferenz der monatlichen Leasingraten
Tab. 6: Prozentuale Steigerung der Leasingrate
Formelverzeichnis
Rentenbarwertfaktor
Kalkulationsformel der Leasingrate
1 Ziel und Aufbau der Untersuchung
In Bezug auf die Finanzkrise, die 2007 begann, und der damit verstärkten Bankenregulierung befasst sich diese Ausarbeitung mit der Frage, welche Refinanzierungsoptionen die Leasinggesellschaften in Deutschland haben. Dazu wird auf die Eigenschaften und Marktstellungen der einzelnen Refinanzierungsinstrumente eingegangen sowie die Unterschiede der Kapitalbeschaffung zwischen kleinen und großen Leasingfirmen aufgezeigt. Des Weiteren wird der Einfluss der Refinanzierungskosten auf die Leasingrate analysiert.
Nach der Einleitung wird im zweiten Kapitel eine Übersicht über den Leasingmarkt dargestellt, um die wirtschaftliche Bedeutung des Leasings in Deutschland hervorzuheben. Außerdem wird kurz auf die Bedeutung der Refinanzierung von Leasinggeschäften eingegangen. Im dritten Kapitel werden zunächst die Refinanzierungsmöglichkeiten aufgelistet und beschrieben. In Anlehnung an das Buch „Leasinghandbuch“, herausgegeben von Michael Martinek (2008), wurden die Refinanzierungsinstrumente in folgende Gattungen eingeteilt: Verkauf von Forderungen (auch Forfaitierung genannt), Kreditfinanzierung, Doppelstockmodell und Securitization. Bei den ersten beiden Gattungen handelt es sich um branchenübliche Instrumente und wobei die letzten beiden neuere Formen der Refinanzierung darstellen. Abschließend werden die Unterschiede der Refinanzierung von kleinen und großen Leasingunternehmen untersucht. Im letzten Kapitel wird dann die Auswirkung der Refinanzierung auf die Leasingrate anhand eines Praxisbespiele analysiert. Diese Kalkulation soll aufzeigen, inwiefern die Leasingrate durch Refinanzierungskosten beeinflusst wird. Abschließend wird der Inhalt der Arbeit nochmals einer Schlussbetrachtung mit Zusammenfassung und Ausblick unterzogen.
2 Der Leasingmarkt in Deutschland
2.1 Volumen und gesamtwirtschaftliche Bedeutung des Leasingmarktes
Um die Wichtigkeit von Leasingunternehmen für die Gesamtwirtschaft und die damit verbundene eigene Refinanzierung zu verstehen, ist es ratsam, zunächst einmal die Position des Leasings als Investitionsalternative in Deutschland zu betrachten. Dazu werden im Folgenden die Marktstellung, das Volumen und die Struktur der Leasingbranche untersucht.
Laut dem Bundesverband deutscher Leasing-Unternehmen (BDL) betrug das geschätzte Investitionsvolumen im Leasingbereich 2013 knapp 48,50 Mrd. Euro und blieb damit auf dem stabilen Stand des Vorjahres. Den größten Anteil hatte dabei das Mobilien-Leasing mit einem Volumen von fast 45,50 Mrd. Euro.
Nachdem die Nachfrage 2008/2009 aufgrund der Finanzkrise und der damit verbundenen Unsicherheit der Unternehmen stark eingebrochen war, sind die Investitionen in den darauffolgenden Jahren kontinuierlich bis auf den jetzigen Stand gestiegen. Das Niveau von bis zu 54,89 Mrd. Euro im Jahre 2007 konnte jedoch bis dato nicht wieder erreicht werden (Vgl. Tab.1).
Tab.1: Vergleich der Entwicklung von Leasinginvestitionen und gesamtwirtschaftlicher Investitionen in Deutschland
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
a) Bruttoanlageinvestitionen nach neuem Statistikkonzept – b) Vorläufig – c) Anhand der Planangaben berechnet – d) Soweit erfasst
Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an Städtler, A (2013), S.6.
Betrachtet man die Leasinginvestitionen in Bezug auf die gesamtwirtschaftlichen Investitionen aus Tabelle 1, so hat sich in den vergangen zwei Jahren trotz Rückgang bzw. Stagnierung die Leasingquote von 15 % im Jahr 2011 auf voraussichtlich 15,4 % im Jahr 2013 gesteigert. Grund hierfür ist das Schrumpfen der gesamtwirtschaftlichen Investitionen. Schon alleine an der Leasingquote von über 15 % und einem noch höheren Anteil beim Mobilien-Leasing von 23% am gesamtwirtschaftlichen Investitionsmarkt erkennt man, welche gesamtwirtschaftliche Bedeutung dem Leasing zukommt.[1]
Um diese Position weiter zu verdeutlichen, kann man die unterschiedlichen Finanzierungsformen miteinander vergleichen. Laut einer Studie von 2011 der TNS Infratest Finanzforschung im Auftrag des BDL bevorzugen 34 % der Unternehmen, die eine Investition im Bereich von 25.000 bis 30.000 Euro in Betracht ziehen, Leasing als Finanzierungsform. Mit einem Abstand von knapp sechs Prozentpunkten folgt der Investitionskredit.[2] Zudem werden mehr als 50 % der außenfinanzierten Investitionen durch Leasing getätigt.[3]
Die Daten zeigen auf, welchen Einfluss und Bedeutung das Leasing für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung hat. Ohne eine gesicherte und stetige Refinanzierung können Leasinggesellschaften keine weiteren Investitionen in ihrem Anlagenvermögen tätigen und somit keine neuen Anschaffungen der Wirtschaft unterstützen bzw. finanzieren.[4]
Nachdem das Wachstum bei den Leasinginvestitionen im letzten Jahr stagniert hat, gehen die Experten des ifo-Instituts für das Jahr 2014 von einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von nominal 3,8 % und der Ausrüstungsinvestitionen von nominal sieben Prozent aus. Davon werden die Leasinggesellschaften aus Sicht der Experten ebenfalls durchschnittlich profitieren.[5]
2.2 Institutionelle Struktur der Leasinggesellschaften
Da es keine offiziellen Daten zur institutionellen Struktur der Leasingbranche in Deutschland gibt, bezieht sich dieser Absatz ausschließlich auf die erhobenen Daten des BDL. Diese können als Reflexion des Gesamtmarktes genutzt werden, da die knapp 200 Mitglieder 90% des Gesamtmarktes abdecken.[6]
Laut dem BDL ist der Leasingmarkt in Deutschland mit großer Mehrheit mittelständig geprägt. Dabei sind nach Angaben der Mitgliedergesellschaften 15 % herstellerabhängig, 29 % bankenabhängig und 56 % unabhängig von anderen Institutionen (Vgl. Abb.1).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1: Mitgliederstruktur des BDL
Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an BDL (Stand Mai 2011).
Trotz hoher Quoten an unabhängigen Gesellschaften generieren die herstellerabhängigen Leasingunternehmen, mit knapp 55 % Anteil, das meiste Neugeschäft. Mit einem Anteil von 36% folgen die bankenabhängigen Institute. Der Rest des Neugeschäfts von 29 % verteilt sich auf die verbleibenden unabhängigen Unternehmen (Vgl. Abb.1).
Eine weitere Möglichkeit zur Differenzierung der Leasingunternehmen ist die Betrachtung anhand der Mitarbeiteranzahl. Mehr als die Hälfte von ihnen haben weniger als 15 Beschäftigte. Drei viertel der Gesellschaften haben nicht mehr als 50 Arbeitnehmer und nur 12 % haben über 200 Mitarbeiter. Dies verdeutlicht erneut, wie mittelständig die Branche geprägt ist.[7]
Für den weiteren Verlauf der Ausarbeitung richtet sich die Differenzierung der Leasingbranche nach unabhängigen, herstellergebunden und bankengebundenen Leasinggesellschaften. Dabei wird insbesondere auf die Möglichkeiten der unabhängigen Leasingunternehmen eingegangen, da sich diese nicht über ihre Mutterkonzerne refinanzieren können.
2.3 Allgemeine Merkmale der Refinanzierung im Leasinggeschäft
Da nur wenige Leasinggesellschaften über ein hohe Eigenkapital verfügen und die Innenfinanzierung meistens nicht für den Kauf des Leasingobjektes ausreicht, greifen die Leasingunternehmen vermehrt auf die Möglichkeiten der Außenfinanzierung zurück, die im nächsten Abschnitt ausführlich beschrieben werden.[8]
Ein weiterer Aspekt der Refinanzierung bei der Beschaffung von Fremdkapital ist die teilweise Risikoübertragung vom Leasingnehmer auf den Refinanzier. Dabei handelt es sich um sogenannte Forfaitierung. Auf diese Art der Refinanzierung wird im folgenden Kapitel ausführlicher eingegangen.
Auch unter dem Gesichtspunkt der Rentabilität kann es betriebswirtschaftlich von Vorteil sein, die Leasinginvestition mehrheitlich über Fremdkapital zu finanzieren.[9] Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn die Eigenkapitalrendite optimiert werden soll.
Während hersteller- und bankenabhängige Gesellschaften der Leasingbranche sich ihr Kapital für Leasingobjekte über ihre Mutterkonzerne beschaffen können[10], sind die meist mittelständischen, unabhängigen Unternehmen darauf angewiesen, das Spektrum der ihnen zur Verfügung stehenden gegebenen Refinanzierungsmöglichkeiten auszunutzen. Zwar sind für diese Unternehmen immer noch die Geschäftsbanken und Banken, die sich auf Leasing spezialisiert haben, der erste Ansprechpartner[11]. Im Zuge der Finanzkrise 2007 fand eine Fokussierung der Banken auf ausgewählte Kerngeschäfte statt. Der Rückzug aus der Refinanzierung von Leasinggesellschaften war deutlich spürbar. Als Folge rückte die Refinanzierung neben dem operativen Tagesgeschäft, wieder verstärkt in den Vordergrund.[12]
3 Refinanzierungsmöglichkeiten und –unterschiede von Leasingunternehmen
3.1 Rahmenbedingungen für die Refinanzierungsinstrumente
Bevor in diesem Kapitel die einzelnen Finanzierungsoptionen erklärt werden, findet vorher eine Betrachtung der zwei wesentlichen Rahmenbedingungen für Refinanzierung statt.
Folgende Bedingungen sollten laut Espenhahn (2003) für die Refinanzierung erfüllt sein:
- Sie muss kostengünstig und fristenkonform sein.[13]
Fristkonform bedeutet in diesem Zusammenhang, dass Leasingverträge und deren Refinanzierung zeitlich parallel ablaufen. Genauer betrachtet, bedeutet die sogenannte Kongruenz zwischen Leasingrate und Tilgungsrate, dass die Refinanzierung des Leasingobjektes und die Laufzeit der Leasingrate aufeinander abgestimmt sein sollten bzw. keinen großen zeitlichen Versatz haben sollten.[14]
Überlegung dieser Voraussetzung ist, dass bei einem Auslaufen der Leasingrate die Einnahmen wegfallen und somit die Tilgungsrate über andere Mittel bedient werden muss. Dabei kann es vorkommen, dass zu wenig neue oder keine Leasingverträge abgeschlossen werden und die Eigenkapitalmittel nicht ausreichen, um den weiterlaufenden Kredit zurückzubezahlen. Ist dieser Tatbestand erfüllt, droht im schlimmsten Falle die Insolvenz oder zumindest eine starke Beschädigung des Ansehens und Vertrauens.
Ein weiteres Ziel, das durch die Fristenkongruenz erreicht werden soll, ist die Abschwächung der finanzwirtschaftlichen Preisrisiken. Unter den finanzwirtschaftlichen Preisrisiken versteht man die Zinsänderungs- und Wechselkursrisiken von im Ausland tätigen Leasingunternehmen.[15] Da die Leasingrate vertraglich festgelegt ist, kann bei einem variabel verzinslichen Kredit ein wirtschaftlicher Verlust entstehen. Zu diesem Fall kann es kommen, wenn die Zinsen über dem für die Leasingrate kalkulierten Zins liegen.[16]
3.2 Überblick über die klassischen Refinanzierungsinstrumente
3.2.1 Verkauf von Forderungen
Unter dem Ausdruck Verkauf von Forderungen, auch Factoring genannt, versteht man den regresslosen Aufkauf von Forderungen durch eine darauf spezialisierte Bank oder Unternehmen (Factor). Zudem werden sämtliche weitere Abwicklungen und Dienstleistungen rund um die Forderung übernommen.
Im Leasing bezeichnet man den Verkauf von Forderungen auch als Forfaitierung. Die Besonderheiten der Forfaitierung bestehen darin, dass im Gegensatz zum Factoring die Aufgaben der Verwaltung und Einnahmen der Forderungen beim Leasinggeber bleiben und sich der Ansprechpartner des Leasingnehmers nicht ändert. Des Weiteren wird zwischen echter und unechter Forfaitierung unterschieden. Im Leasing wird weitestgehend echte Forfaitierung, angewendet, bei der das Ausfallrisiko (Delkredererisiko) auf den Refinanzier übergeht.[17]
Schon in einer Erhebung aus dem Jahre 1994/1995 gaben 87 % der antwortenden Leasinggesellschaften an, Forfaitierung als Refinanzierungsinstrument zu nutzen. Damit wird es sogar häufiger genutzt als Kredite (80%).[18]
Auch 12 Jahre nach der Erhebung, kurz vor dem Ausbruch der Finanzkrise 2007, ist Forfaitierung mit Blick auf das Volumen, immer noch die meistgenutzte Finanzierungsvariante unter den Leasingunternehmen.[19]
Allerdings wurde das Forfaitierungsangebot der Banken aufgrund der durch die Finanzkrise ausgelöste Wirtschaftsrezession und Bankenregulierung zunehmend zurückgefahren. Motiv hierfür ist die Übernahme des Ausfallsrisikos, das die Banken mit dem Kauf der Forderungen mit übernehmen. Das Ausfallrisiko erhöht sich während einer Krise deutlich. Aus diesem Grund waren die Banken nicht mehr gewillt, Leasingforderungen aufzukaufen.[20] Somit wurde es für die Leasingunternehmen deutlich schwieriger, sich frisches Kapital für Investitionen zu besorgen.[21]
Mit der fortschreitenden Stabilisierung der Finanzmärkte in den letzten Jahren ist die Forfaitierung auf dem Weg, ihre alte Bedeutung zurückzuerlangen und sogar darüber hinaus zu wachsen. Anlass zu dieser Behauptung geben die Entwicklungszahlen, aber auch die Aussagen der Unternehmen, die wieder vermehrt auf das wachsende Angebot der Forfaitierung als Refinanzierungsinstrument zurückgreifen können.[22] Trotz des hohen Anteils an Forfaitierung als Refinanzierungsmittel sehen manche Experten darin kein Substitut zum Kredit. Vielmehr ist es eine Ergänzung, da durch die bessere Eigenkapitalquote[23] die Kreditwürdigkeit steigt und es somit einfacher ist, einen Kredit bei einem Kreditinstitut aufzunehmen.[24]
In der Praxis wird meistens ein schuldrechtlicher Rahmenvertrag zwischen Leasinggesellschaft und dem refinanzierenden Institut geschlossen. In diesem Vertrag wird vereinbart, dass Forderungspakete, nach einer Bonitätsüberprüfung, regresslos bis zu einem festgelegten Volumen und zu bestimmten Konditionen aufgekauft werden.[25] Dabei wird jeder angebotene Leasingvertrag noch einmal einzeln vom Factor betrachtet.[26] Dennoch ist zu beachten, dass das sogenannte Veritätsrisiko beim Leasingunternehmen verbleibt. Darunter versteht man die Gewährleistung der Übertragbarkeit und die Existenz der abgetretenen Forderungen. Die Forderung ist nicht durch Einwände oder Einreden von Dritten oder dem Leasingnehmer belastet.[27]
Es gibt verschiedene Gründe, warum Forfaitierung als Refinanzierungsoption attraktiv für Leasingunternehmen ist. Im Folgenden werden die wichtigsten Gründe aufgelistet und erklärt:
- Generierung schneller Liquidität
Die frühzeitige Bereitstellung liquider Mittel durch den Factor ermöglicht dem Factoringkunden, Investitionen unter Ausnutzung von Skonto fristgerecht zu begleichen.
So können dem Leasingnehmer längere Zahlungsfristen eingeräumt werden.[28]
- Verlagerung des Bonitätsrisikos
Wie im oberen Teil schon angeführt, übernehmen die Forderungen ankaufender Institute im Falle des echten Factorings das Delkredererisiko. Beweggrund der Leasingunternehmen, Forderungen abzutreten, und somit auch das Ausfallrisiko, ist, dass häufig nur ein geringes Polster an Eigenmittel verglichen mit dem Volumen an finanzierten Investitionen vorhanden ist.[29] Die schwierige Kalkulation des Restwertes und die niedrigen kalkulatorischen Aufschläge auf Ausfälle der Leasingnehmer sind weitere Gründe für eine Abtretung.[30]
- Ausschaltung des Zinsänderungsrisikos
Ein Zinsänderungsrisiko ist bei der Forfaitierung nicht gegeben, da die Bezahlung der Forderung durch den Refinanzier unabhängig vom Kapitalmarktzins stattfindet. Der Leasinggeber muss also nicht befürchten, dass der einkalkulierte Zinsanteil in der Leasingrate zu niedrig angesetzt wurde, falls sich der Kapitalmarktzins deutlich erhöhen sollte.[31]
[...]
[1] Vgl. Städtler, A (2013), S.3.
[2] Siehe TNS Infratest Finanzforschung (Hrsg.) (2011), S.10.
[3] Vgl. ifo Institut (2009).
[4] Vgl. Immobilien Zeitung (2009).
[5] Vgl. Städtler, A (2013), S.3.
[6] Vgl. Fittler, H. (k.A.), S.57.
[7] Vgl. Fittler, H. (k.A.), S.57f.
[8] Vgl. Knöpfle, J (2000), S.156f.
[9] Vgl. Martinek, M (2008), S. 845f.
[10] Vgl. Espenhahn, R. (2003), S.66.
[11] Vgl. Martinek. M (2008), S. 846.
[12] Vgl. Hartmann-Wendels, T. (2010), S.42.
[13] Vgl. Espenhahn, R. (2003), S.66.
[14] Vgl. Espenhahn, R. (2003), S.66.
[15] Vgl. Büschgen, H. E. (1997a), S.30f.
[16] Vgl. Tacke, H. R. (1999), S.101.
[17] Vgl. Martinek. M (2008), S. 847.
[18] Vgl. Büschgen, H. E. (1997a), S.33f.
[19] Vgl. Martinek. M (2008), S. 847.
[20] Vgl. Hartmann-Wendels, T. / Pytlik, M. (2010), S.68.
[21] Vgl. Glaser, C. (2012), S.99.
[22] Vgl. Bommer, M. (2013), S.21.
[23] Wird im Folgenden noch erklärt.
[24] Vgl. Hartmann-Wendels, T. (2012), S.15.
[25] Vgl. Espenhahn, R. (2003), S.67.
[26] Vgl. Closs., K. (2006), S.109.
[27] Vgl. Espenhahn, R. (2003), S.67f.
[28] Vgl. Bommer, M. (2013), S.24.
[29] Durchschnittliche Eigenkapitalquote in Relation zur Bilanzsumme von durchschnittlich 3 % bis 5 %. Vgl. Knöpfle, J (2000), S.156.
[30] Vgl. Martinek. M (2008), S. 847.
[31] Vgl. Martinek. M (2008), S. 848.