Der folgende Unterrichtsentwurf behandelt die selbstständige Überarbeitung von Schülertexten, im Rahmen der Sequenz 'Beschreiben des Lieblingsplatzes'. Hierbei unterscheidet sich die Beschreibung zu üblichen Beschreibungen dadurch, dass der emotionale Aspekt hinzukommt. In dieser 4. Unterrichtsstunde der Sequenz erhalten die SuS die Möglichkeit, ihre selbstständig verfassten Texte zu überarbeiten. Eine Tätigkeit, die im Schulalltag meist zu kurz kommt.
Inhaltsverzeichnis
1. KontextEinordnungderStunde in dieUnterrichtssequenz
2. Bedingungsanalyse
3. Didaktische Analyse
3.1 BegründungderWahl des Stundenthemas
3.2 Sachanalyse
3.3 Lernziele und angestrebte Kompetenzentwicklung
4. Methodische Planung und Stundenverlauf
4.1 Tabellarische Verlaufsplanung Anhang
4.2 Erläuterungen zur Verlaufsplanung
5. Literaturverzeichnis
6. Anhang
Literaturdidaktik:
wird parallel absolviert
imSoSe2015 Anmeldungfürdie
Modulprüfung in: LD SD
Schule/Klasse: Grundschule 2 ", Klasse 5
Datum und Zeit der Stunde: 25.06.2015, 10:55 - 11:40 Uhr
Thema/Inhalt der Stunde: Überarbeitung des eigenen Textes zur Beschreibung des
Lieblingsplatzes
1. Kontext: Einordnung der Stunde in die Unterrichtssequenz
Im Folgende wird die Planung der 4. Unterrichtsstunde der Sequenz 'Beschreiben von Lieblingsplätzen' in der Klasse 5b der Grundschule dargelegt. Hierfür wird die Sequenz zunächst begonnen mit der Herausarbeitung der Besonderheiten des Beschreibens von Lieblingsplätzen in Abgrenzung zur Gegenstandsbeschreibung. Hierbei wird dieses Wissen mit dem eigenen Lieblingsplatz der SuS verknüpft. Anschließend werden Werkzeuge zum affektiven Beschreiben erarbeitet und der Textaufbau erschlossen. Darauf baut das Verfassen einer eigenen Beschreibung der SuS[1]auf. Dabei wird in der 3. Unterrichtsstunde angestrebt, diese erste Version zu beenden (Einleitung, Hauptteil, Schluss). Damit ist die Grundlage für die Lehrperson geschaffen, die Texte zu korrigieren, das heißt Fehler lexikalischer, orthographischer,, grammatischer, stilistischer oder inhaltlicher Art anzustreichen und hinweisende
Randbemerkungen zu notieren. Daraus ergibt sich in der 4. Unterrichtsstunde für die SuS die Möglichkeit, die eigenen Texte zu überarbeiten. Dabei sollen ausgewählte Textpassagen genauer beschrieben, angemessener formuliert oder korrigiert werden. Diese Textteile finden die SuS zunächst durch farbig markierte Hinweise. Somit stehen die Kontrolle, Überarbeitung und Optimierung des eigenen Textes der SuS im Zentrum dieser Unterrichtsstunde. Diese überarbeiteten Beschreibungen werden von den Lehrkräften digitalisiert, um diese abschließend in eine einheitliche und anschauliche Form zu bringen und diese in Kombination mit den, von den Schülern mitgebrachten, passenden Bildern zu präsentieren.
2. Bedingungsanalyse
Die zu unterrichtende Klasse 5 der Grundschule in setzt sich aus 22
SuS (11 Jungen, 11 Mädchen) zusammen. Zu beachten sind laut Klassenlehrerin und Deutschlehrerin, unter Umständen fünf auffällige SuS, die unter Anderem Strukturprobleme, Blasenschwäche und Grenzfälle von Lese-Rechtschreib-Schwäche aufweisen sowie eine Wahrnehmungsbeeinträchtigung, auf die eventuell durch ein angepasstes Anforderungsniveau eingegangen werden muss. Weiterhin lassen sich wohl auch etwa fünf leistungsstarke SuS ausmachen. Das Klassenklima scheint sehr angenehm, positiv, ausgeglichen und ruhig zu sein, was sich auch beim Großteil der SuS widerspiegelt, die aufgeschlossen, ambitioniert und motiviert wirken. Die von der Studentengruppe gehaltenen Unterrichtsstunden finden im freundlich und liebevoll eingerichteten Klassenraum statt. Dort finden sich verschiedene Ergebnisse von Projekten der Schüler, dekorativ angefertigte Verhaltensregeln und Hinweise mit den Namen der Verantwortlichen für beispielsweise das Austeilen von Arbeitsblättern. Der Raum verfügt über eine Tafel und Kreide, ein Overheadprojektor oder andere Medien stehen nicht zurVerfügung.
Die SuS der Klasse 5 haben bereits das Textmuster der Gegenstandsbeschreibung kennengelernt und wissen, wie diese aufgebaut ist und welche Merkmale sie aufweist. Soll heißen, die SuS wissen, wie Einleitung/Hauptteil/Schluss bei einer Beschreibung formuliert werden, wissen, dass die Zeitform Präsens zum Beschreiben verwendet wird, kennen adäquate Adjektive sowie den Aspekt der Sachlichkeit und Ausschluss von Emotionen.
Die Gestaltung des Unterrichtsinhalts orientiert sich am Sprach-Lehrbuch Praxis Sprache 5.[2]
3. Didaktische Analyse
3.1 Begründung derWahl des Stundenthemas
Auf Grundlage des Rahmenlehrplans (RLP) Brandenburgs des Fachs Deutsch in der Primarstufe wird, wie im schulinternen Lehrplan der Grundschule gefordert, in dieser Sequenz der eigene Lieblingsplatz beschrieben.
Laut RLP werden die SuS dazu befähigt, Texte zu verfassen, dabei „planen [die SUS] den Schreibprozess weitgehend selbstständig, beraten Textentwürfe mit anderen und nutzen ihre Überarbeitungsvorschläge, beurteilen Texte anhand vereinbarter Kriterien“[3]. Dabei berücksichtigen sie die Rechtschreibregeln, „schreiben eigene Texte zunehmend normgerecht, beachten beim Schreiben von Texten satzbezogene Regeln [...] und nutzen Rechtschreibstrategien“[4]. Ziel ist es, informierend zu schreiben. Dazu zählt das Beschreiben von Gegenständen, welches Grundlage ist zum Beschreiben von Orten und schließlich zur Beschreibung von Lieblingsplätzen. Dabei nutzen die SuS die Fähigkeit des Erkennens der Prozesshaftigkeit des Schreibens und gliedern ihre Schreibprozesse in Phasen des Planens, Schreibens und Überarbeitens[5]. Konkret liegt dabei der Schwerpunkt in dieser 4. Unterrichtsstunde auf der Fähigkeit der Revision. Diese Stunde lässt sich im Brandenburger Rahmenlehrplan einordnen, wenn SuS „Schreibprozesse bewusst gestalten [, hierbei eigene] Texte selbstständig planen [und] Textentwürfe beraten und überarbeiten“[6]. Hierbei werden die SuS dazu befähigt, eigene und fremde Texte zu prüfen und zu optimieren. Die geschieht durch eine Art Schreibberatung, aber auch durch Hilfestellungen der Lehrkraft, schriftlich fixierte Hinweise und mit Hilfe von Nachschlagewerken.
Dabei wird unter Anderem die soziale Kompetenz gefördert durch die Aufmerksamkeit, Dinge genau zu betrachten, Wahrnehmungen zu versprachlichen. Mitunter wird auch die Sprach- und Kommunikationsfähigkeit gestärkt.
Die Fähigkeit des Beschreibens ist eine elementare Tätigkeit. Es handelt sich um eine basale Sprachhandlung, die im Alltag häufig Verwendung findet. Denn wenn etwas berichtet wird, wird dabei für gewöhnlich auch beschrieben. Die SuS lernen plausibel nachvollziehbare Beschreibungen mit angemessener Relevanzsetzung wiederzugeben. Dabei soll das subjektiv Beschriebene, objektiv nachvollziehbar dargelegt werden. Hierfür scheint es passend, das Beschreiben mit emotionalem Aspekt zu üben, wie es beim Beschreiben des Lieblingsplatzes der Fall ist. Denn Elemente des empathischen Beschreibens werden beispielsweise bei anschaulichen oder schwärmerischen Urlaubsbeschreibungen, nutzbar gemacht und sind somit relevant für die Wirklichkeit.
3.2 Sachanalyse
Mit dieser Sequenz wird die Förderung der Schreibkompetenz angestrebt. Dabei ist zu beachten, dass das Schreiben von Texten eine sehr komplexe Handlung ist, die folgende unterschiedliche Fähigkeiten voraussetzt: pragmatisches Wissen, inhaltliches (welt- und bereichsspezifisches) Wissen, Textstrukturwissen und Sprachwissen. Dieses Wissen bildet die Grundlage für einen Schreibprozess und dem daraus resultierenden Produkt, welches der vorgegebenen Funktion gerecht werden soll.[7]
Die Dimension der schreibdidaktischen Konzeptionen ist vielfältig. Es wird unterschieden zwischen
1. Produktorientiertem Schreibunterricht: Textsorten werden systematisiert und mit Merkmalen
versehen, diese werden meist deduktiv, als deklaratives Wissen vermittelt. Diese
Festlegungen taugen für gewöhnlich nur für den Schulgebrauch, allerdings kann das prozedurale Wissen überTextmustereine nützliche Hilfestellung sein.[8]
2. Leserorientiertem Schreibunterricht: dient der Einbettung schulischer Schreibaufgaben in reale Kommunikationssituationen. Denn die Orientierung am Leser hat Einfluss auf die
Planungsphase des Schreibers. Die Notwendigkeit des Schreibens hierbei ist förderlich für die intrinsische Motivation. Nachteilig ist die geringe Anzahl an authentischen Schreibsituationen.[9]
3. Prozessorientiertem Schreibunterricht: das Schreiben wird als anspruchsvolle, aber lernbare Handlung verstanden und es werden konkrete Hilfestellungen für das Planen und Formulieren von Texten vermittelt. Dabei wird die Prozesshaftigkeit des Schreibens vermittelt und Fähigkeiten des Planens, Formulierens und Überarbeitens erworben.[10]
4. Schreiberorientiertem Schreibunterricht: zeichnet sich durch den Verzicht auf Vorgaben aus. Hierbei soll durch freies Schreiben zur Identitätsbildung beigetragen werden. Jedoch ist es dadurch kaum möglich, schreibdidaktische Lernziele zu setzen.[11]
Wie hierbei deutlich erkennbar, steht in schreibdidaktischen Konzeptionen immer eine Dimension im Vordergrund. Allerdings ist diese Konzentration auf einen Schwerpunkt nicht erstrebenswert und auch kaum realisierbar. Es empfiehlt sich in der Praxis eine integrative Schreibdidaktik anzuwenden, bei der sich SuS je nach Aufgabenstellung und Kommunikationssituation auf einen Aspekt zu fokussieren.[12]
Bei dem zu erwerbenden Wissen über das Textmuster Beschreibung handelt es sich um das Wissen, Sachinformationen zu vermitteln. Dabei wird unterschieden zwischen dynamischen Vorgängen (zeitliche Abfolge) und statischen Objekten (Personen, Gegenstände).[13]
„Beschreibungen sind bezüglich ihrer zeitlichen Verortung universell und sie beschreiben etwas, was der Leser noch nicht kennt, aber jeder Zeit im Text nachsehen kann. Deshalb sind sie im Präsens verfasst.“[14]Übliche Formen von Beschreibungen in der Schule sind unter Anderem die Vorgangsbeschreibung, Gegenstandsbeschreibung, Pflanzen- und Tierbeschreibung, Raumbeschreibung, Bildbeschreibung sowie die Beschreibung von Menschen.[15]Beschreiben ist geeignet, um die Fähigkeit der strukturierten Informationsweitergabe zu erlangen. Hierbei soll die Vorstellungskraft des Leser beziehungsweise Zuhörers geweckt werden.
Grundlage für das Beschreiben von Lieblingsplätzen bildet zunächst die Fähigkeit des Beschreibens. Diese dient der kommunikativen Handlung, Sachverhalte sprachlich festzuhalten und grundsätzlich reproduzierbar zu veranschaulichen.[16]Beschriebene Dinge und Sachverhalte sollen dabei so objektiv wie möglich dargestellt werden und dabei der Richtigkeit und Wahrheit entsprechen.[17]Die beschreibende Tätigkeit ist im Alltag von hoher Relevanz, da sie häufig genutzt wird, um Wahrnehmbares sprachlich auszudrücken.[18]Beispielsweise wird beim Berichten und Erklären, auf die Fähigkeit des Beschreibens zurückgegriffen. „Beschreiben drückt sich sprachlich in Prädikationen und Relationen aus. Dabei sollen die Prädikate nicht wertend, also subjektiv sein.“[19]Hierbei steht nicht der Beschreibende im Zentrum.[20]
Um Beschreiben zu können, wird auf deiktische Wörter zurückgegriffen. Es ist notwendig den Adressaten zu berücksichtigen und sich an diesem zu orientieren. Dies geschieht mit Hilfe von zum Beispiel Adverbien der Raum- und Zeitdeixis, durch Präpositionen und Adjektive.[21]Aber auch die Fähigkeit Oberbegriffe zu bilden ist essentiell. Basis bildet eine nachvollziehbare kognitive Ordnung, unterstützt durch kategoriale Begriffe, verfeinert mit Hilfe sensorische Unterbegriffe. Beim Beschreiben steht das Verständnis des Adressaten im Mittelpunkt. Dieses wird weiterhin gefördert durch eine Orientierung zu Beginn und durch das Entlassen am Schluss.[22]Beim Beschreiben des Lieblingsplatzes kommt der Aspekt der Emotionalität hinzu, hier ist ein gewisser Grad an Subjektivität zulässiger, als bei einer Raumbeschreibung. Jedoch muss auch hierbei berücksichtigt werden, dass das Beschriebene plausibel und nachvollziehbar erscheint. Es muss den Erfahrungen und dem Weltwissen des Adressaten entsprechen und somit der Richtigkeit und Wahrheit. Im Gegensatz zur klassischen Beschreibung des Visuellen kommen Kategorien hinzu, wie Empfindungen des Beschreibenden, Wahrnehmungen (auditiv, olfaktorisch, haptisch) sowie die Begründung dafür, warum es sich um den Lieblingsplatz handelt, also um eine emotionale Darstellung.
Konkret die Schreibphase der Überarbeitung ist ein elementarer Teil des Schreibprozesses, der allerdings selten im Unterricht realisiert wird.[23]SuS müssen die Möglichkeit zur Revision vor der Bewertung erhalten, um somit auch den Sinn dahinter zu erkennen.[24]„Die Tätigkeit des Revidierens beginnt schon vor der ersten Niederschrift von Textteilen“[25]und findet kontinuierlich während des gesamten Prozesses statt. „Revisionen an Prätexten können bereits im Kopf erfolgen - ohne externe Repräsentation auf dem Papier [...], denn die gedankliche Arbeit an Formulierungen bedeutet zugleich schon ein Überarbeiten.“[26]SuS müssen sich, um revidieren zu können, über Ziel und Aufgabe bewusst sein.[27]Weiterhin ist ein gewisser Abstand zum Text nötig, um ihn aus der Sicht eines Leser betrachten zu können. Hierfür empfiehlt sich den Text laut vorzulesen oder eine zeitliche Distanz zu schaffen.[28]Dafür bietet sich die mündliche Schreibkonferenz an, bei der sich die SuS gegenseitig ihre Texte vorstellen und Überarbeitungshinweise liefern.[29]Für die Überarbeitung bieten sich drei Handlungsalternativen:
[...]
[1] In der vorliegenden Arbeit wird der Ausdruck 'Schüler und Schülerinnen' aus Lesbarkeitsgründen, wie folgt dargestellt: SuS. An einigen Stellen kommt es außerdem zur ausschließlich maskulinen Verwendung 'derSchüler', worauf auch lediglich aus Gründen der leichteren Lesbarkeit zurückgegriffen wird.
[2] Vgl. Praxis Sprache 5 (2010).
[3] Vgl. RLP (2004): S. 22.
[4] Vgl. RLP (2004): S. 22.
[5] Vgl. Schulinterner Arbeitsplan, S.5.
[6] Vgl. RLP (2004): S. 44.
[7] Vgl. Fix (2006): S.33
[8] Vgl. Hochstadt/Krafft/Olsen (2013): 82-86.
[9] Vgl. Hochstadt/Krafft/Olsen (2013): 87-91.
[10]Vgl. Hochstadt/Krafft/Olsen (2013): 92-99.
[11]Vgl. Hochstadt/Krafft/Olsen (2013): 100-104.
[12]Vgl. Hochstadt/Krafft/Olsen (2013): 47.
[13]Vgl. Hiller (2013): S. 34.
[14] Hiller (2013): S. 35.
[15]Vgl. Ossner (201): S. 262.
[16]Vgl. Ossner (2014): S. 252.
[17]Vgl. Ossner (2014): S. 252-253.
[18]Vgl. Ossner (2014): S. 253.
[19]Ossner (2014): S. 254.
[20] Vgl. Ossner (2014): S. 254.
[21] Vgl. Ossner (2014): S. 255.
[22] Vgl. Ossner (2014): S. 256.
[23] Vgl. Fix: Texte schreiben. S. 164.
[24] Vgl. Fix: Texte schreiben. S. 164.
[25] Fix: Texte schreiben. S. 164.
[26] Fix: Texte schreiben. S. 164.
[27] Vgl. Fix: Texte schreiben. S. 165.
[28]Vgl. Fix: Texte schreiben. S. 167.
[29] Vgl. Fix: Texte schreiben. S. 176.