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Hausarbeit, 2014
22 Seiten, Note: 1,3
Einleitung
1 Was ist unter dem Begriff „Gender“ zu verstehen?
2 Einblicke in den Bereich der Gender-Medizin
3 Geschlechtsspezifische Ungleichheiten und psychische Störungen
3.1 Geschlechtsspezifische Unterschiede bei Schlafstörungen
3.1.1 Dualismus von Männern und Frauen im Hinblick auf das obstruktive Schlafapnoesyndrom
3.1.2 Geschlechtstypische Ungleichheiten eines Restless Legs Syndroms
3.2 Kontrast der Geschlechter im Hinblick auf Essstörungen.
3.2.1 Adipositas in Bezug zu den Geschlechtern
3.2.2 Anorexia nervosa- ausschließlich eine Frauenkrankheit?.
3.3 Ursache und Verlauf von Schizophrenie im Hinblick auf die Geschlechter
3.4 Unterschiede der Depressions-Ausprägungen bei Männern und Frauen
4 Geschlechtscharakteristische Unterschiede in der Pharmakologie
5 Chancen für eine Gender-Medizin
6 Zusammenfassung.
Literaturverzeichnis
Dass Männer und Frauen verschieden sind ist jedem Individuum bekannt. Jedoch unterscheiden sie sich nicht nur in ihrem Verhalten und Handeln, sie fühlen auch in unterschiedlicher Art und Weise. Aufgrund dessen ist es auch in der Medizin eine Gegebenheit, dass die beiden Geschlechter unterschiedlich empfinden. Sie fühlen nicht nur ihre körperlichen Erkrankungen verschiedenartig, sondern erleben und be- schreiben auch die Symptomatik des gleichen Krankheitsbildes in ungleicher Aus- prägung. Beide Geschlechter besitzen eine andere Wahrnehmung in Bezug auf das Erleben und Fühlen einer Krankheit. Diese Unterschiede haben weitreichende Folgen für die körperliche und seelische Gesundheit. Das neue Fachgebiet der Gender- Medizin, welches sich mit den Unterschieden von Gesundheit und Krankheit bei Männern und Frauen beschäftigt, rückt zunehmend in den Fokus der Forschung, Leh- re und Fortbildung von Pharmazeuten und Medizinern. Innerhalb der folgenden Sei- ten, möchte ich hinsichtlich des Themas Gender-Medizin, auf eine spezielle Frage gezielt eingehen: Beeinflussen geschlechtsspezifische Differenzen die Entstehung und den Verlauf von psychischen Erkrankungen? Um Antworten auf diese Fragestel- lung zu finden, werde ich mich vorerst mit den Grundbausteinen der Gender-Medizin sowie mit ihren Erkenntnissen und Entwicklungen auseinandersetzen. Dabei ist es zu Beginn notwendig den Begriff „Gender“ genauer erläutern. Des Weiteren möchte ich auf potenzielle geschlechtsspezifische Ungleichheiten in Bezug auf ausgewählte psy- chische Störungen eingehen. Diese Auswahl beschränkt sich auf Schlafstörungen, Essstörungen, Schizophrenie sowie depressiven Störungen. Weiterhin werde ich mich mit dem Thema beschäftigen, ob geschlechtsspezifische Unterschiede innerhalb der Pharmakologie existieren. Hierbei gehe ich speziell auf die Behandlung mit Psychopharmaka ein. In einem letzten Gliederungspunkt möchte ich einen kurzen Ausblick über die Chancen der Gender-Medizin geben, bevor ich in der abschließen- den Zusammenfassung rückblickend auf die Forschungsfrage eingehe, inwiefern geschlechtsspezifische Differenzen die Entstehung und den Verlauf von psychischen Erkrankungen beeinflussen können.
Der englische Ausdruck „Gender“ beschreibt sprachwissenschaftlich sowohl das grammatische als auch das biologische Geschlecht in Einzahl und Mehrzahl, wobei eine Unterscheidung zwischen weiblich, männlich und sächlich vorgenommen wird. Im wissenschaftlichen Sprachgebrauch wird „Gender“ als Bezeichnung für das sozia- le Geschlecht und in Abgrenzung dazu „Sex“ als biologisches Geschlecht definiert. Gender ist demzufolge ein Begriff, der zwar auf biologischen Funktionen basiert, die Prägung "Mann" und "Frau" hingegen als etwas erkennt, dass im Besonderen durch das soziale Umfeld, die Umwelt und die Erfahrungen des einzelnen Individuums entwickelt wird. In den 1970 er Jahren wurde der englische Begriff Gender im femi- nistischen Sprachgebrauch als Analysekategorie aufgenommen, um die Unterschei- dung zwischen biologischem und sozialem Geschlecht hervorzuheben. Auf diese Weise einwickelte sich ein Ansatz, der die Veränderbarkeit der Geschlechter in den Blickpunkt rückte. Geschlechterrollen sind somit kein biologisches Phänomen, son- dern repräsentieren soziale Zuschreibungen. Sie sind veränderbar und werden inner- halb sozialer Interaktionen konstruiert. Seit den 1990 er Jahren wird die Beziehung zwischen Gender und Sex neu und widersprüchlich diskutiert (vgl. Soiland, T. 2004, S.97 ff.).
Erkenntnisse, dass sich Männer und Frauen in ihrem Gesundheits- und Risikoverhal- ten unterscheiden, sie Krankheiten in unterschiedlichen Erscheinungsbildern präsen- tieren und erleben sowie auf Therapien verschiedenartig reagieren können, müssen in der-Medizin berücksichtigt werden. Unter Gender-Medizin wird die internationale Fachbezeichnung für Humanmedizin verstanden, welche sich einer geschlechtsspezi- fischen Betrachtungsweise in der Erforschung und Behandlung von Krankheiten un- terzieht. Gender-Medizin ist demzufolge eine Wissenschaft über die geschlechtsspe- zifische Medizin. Ihr vorrangiges Ziel ist es, eine bestmögliche medizinische Versor- gung für Männer und Frauen aller Altersstufen hinweg zu erreichen (vgl. Kautzky- Willer, A. 2012, S.7f.). Gender-Medizin hat sich aus der feministisch orientierten Sozial- und Gesundheitswissenschaft sowie aus der Public Health Forschung entwi- ckelt. Der Feminismus zentrierte die Aufmerksamkeit auf die bislang unbeachtet gebliebenen, diagnostischen und therapeutischen Verfahrensweisen bei Frauen im Vergleich zu Männern, indessen ideologische Konflikte nicht ausbleiben konnten. Somit hat die Weltgesundheitsorganisation in den 1990 er Jahren begonnen, sich der Gender Thematik zu widmen. Sie unternahm in Form einer „Gender Working Group“ (1996) den Versuch, die Thematik ein wenig zu versachlichen und thema- tisch auszuweiten (vgl. Rieder, A. et al. 2008, S.3). Inzwischen betrachten Gender- Forschung und Gender Praxis das Geschlecht nicht nur geschlechtsspezifisch, son- dern beschreiben zugleich Ungleichheiten und Übereinstimmungen, um daraus kon- krete Empfehlungen ableiten zu können. Dies betrifft vor allem das Public Health- Konzept, welches davon ausgeht, dass Krankheiten und Gesundheitsprobleme durch physische und psychosoziale Faktoren sowie durch das gesundheitspolitische und soziale Umfeld beeinflusst werden (vgl. Rieder, A. et al. 2008, S.443 f.). Als lang- fristiges Ziel der Gender-Medizin gilt die Verwirklichung und Umsetzung einer per- sonalisierten Medizin. Diese orientiert sich am einzelnen Individuum und berück- sichtigt neben dem Geschlecht, gleicherweise diverse andere Faktoren wie Alter, Gewicht, körperliche Besonderheiten und Lebensumstände. Indessen ist die Be- rücksichtigung des Geschlechts bei der klinischen Präsentation, der Diagnose und der Behandlung ein wichtiger Schritt in Richtung einer personalisierten Medizin (vgl. Kautzky-Willer, A. 2012, S.8). Gender-Medizin nimmt nicht nur eine wichtige Posi- tion in der Wissenschaft und Forschung ein, sondern findet auch zunehmend in der ärztlichen Praxis Einzug (vgl. Rieder, A. et al. 2008, S.2).
Geschlechtsspezifische Unterschiede bestimmter psychischer Störungen sind Gegen- stand der Genderforschung und ein wichtiger Bestandteil der Gender Medizin. Es ist inzwischen erwiesen, dass Frauen nicht generell stärker von psychischen Störungen belastet sind als Männer, es jedoch auffällige geschlechtsspezifische Unterschiede bei einzelnen Störungen gibt. Männer scheinen des Öfteren an Externalisierungsstö- rungen (dissoziales Verhalten, Gewalt, Sucht) zu leiden. Frauen sind scheinbar häu- figer von sogenannten Internalisierungsstörungen (Angsterkrankungen, affektive Störungen) betroffen. Wird sich auf die Erklärung der Geschlechtsunterschiede in den Häufigkeiten psychischer Erkrankungen bezogen, ist die Sozialisationsthese her- anzuziehen. Diese These sagt aus, dass Geschlechtsunterschiede in den Häufigkeiten psychischer Erkrankungen mit Einwirkung der geschlechtsspezifischen Sozialisation darzulegen seien. Im Hinblick auf diese Behauptung, wird der übermäßig hohe An- teil von Frauen bei depressiven Erkrankungen damit in Verbindung gebracht, dass die Sozialisation des weiblichen Geschlechtes vorwiegend in Richtung einer Abhän- gigkeit von anderen Menschen verbunden mit einem niedrigen Selbstwertgefühl ab- zielt. Im Hinblick auf die Sozialisationsthese wird häufig davon gesprochen, dass Geschlechtsunterschiede bezüglich der Häufigkeiten psychischer Erkrankungen erst ab dem Schulalter in ausreichendem Maße feststellbar sind. Ebenso wird davon aus- gegangen, dass männliche Kinder stärker von psychischen Erkrankungen betroffen sind als Mädchen. Bis zu einem Alter von 13 Jahren wurde bei Jungs, mehreren Stu- dien zufolge, eine anhaltend höhere Gesamtprävalenzrate festgestellt als bei Mäd- chen. Erst ab der Adoleszenz wächst die Prävalenz im Hinblick auf das weibliche Geschlecht. Werden die Prävalenzraten einzelner psychischer Störungen betrachtet, so ist auffällig, dass eine größere Anzahl von Jungen hyperkinetische Störungen, dissoziale Störungen sowie Störungen durch Substanzmissbrauch aufweisen. Mäd- chen sind überwiegend stärker von Essstörungen betroffen. Hinsichtlich depressiver Erkrankungen sind Jungen und Mädchen in der Kindheit in etwa gleich stark vertre- ten. Erst ab Eintritt in die Pubertät weisen Mädchen durchschnittlich höhere Raten auf als Jungen (vgl. Auckenthaler, A. 2012, S. 90ff.).
Ausreichender Schlaf ist für Frauen und Männer gleichermaßen lebensnotwendig. Es ist jedoch erwiesen, dass sich das Schlafverhalten von Frauen und Männern unter- scheidet. Diese Unterschiede sind in den verschiedenen Lebensphasen charakteris- tisch. Zahlreiche Störungen des Schlafs und der Wachheit, treten bei Frauen nicht nur mit unterschiedlicher Häufigkeit auf, sondern unterscheiden sich auch hinsicht- lich ihrer Symptomatik. Bereits im frühen Kindesalter bilden sich Geschlechtsunter- schiede bezüglich des Schlafverhaltens heraus, welche in der Adoleszenz noch deut- licher zum Ausdruck kommen. In dieser Phase zeigen Mädchen eine längere Gesamtschlafzeit, früheres Erwachen und mehr Tagesschläfrigkeit. Fast alle epidemiologischen Untersuchungen bestätigen, dass Frauen öfter unter insomnischen Schlaf- problemen( Ein- und Durchschlafstörungen) leiden, während das männliche Ge- schlecht häufiger von hypersomnischen Störungen (Schläfrigkeit am Tag) betroffen ist. Seit langer Zeit ist bekannt, dass Angststörungen und depressive Erkrankungen bei Frauen etwa doppelt so häufig auftreten wie bei Männern. Ein in etwa gleiches Geschlechterverhältnis existiert auch für Schlafstörungen ohne erkennbare organi- sche Ursache. Dementsprechend liegt die Prävalenzrate für Behandlungsbedürftige Schlafstörungen bei Frauen bei 5 Prozent, bei Männern hingegen bei 3 Prozent. Ein Großteil der Schlafstörungen entwickelt sich bei Frauen und Männern nach dem gleichen pathophysiologischen Typus. Was einen zentralen geschlechtsspezifischen Unterschied ausmacht, ist die unterschiedliche Häufigkeit der Störungen sowie das Vorkommen spezifischer Störungen bei Frauen, welche hauptsächlich auf deren hormonelle Gegebenheiten und ihre Verhaltensweisen auf Stressreize zurückzufüh- ren ist. Disposition, körperliche Erkrankungen, psychische Störungen sowie spezifi- sche organische Ursachen können bei beiden Geschlechtern pathogenetisch wirksam werden (vgl. Hochleitner, M. 2009, S.129ff.).
Im klassischen Fall besteht das Hauptsymptom dieser Erkrankung in einem lauten Schnarchen welches häufig in Rückenlage sowie nach massivem Alkoholkonsum auftritt. Häufig wechseln sich Phasen, geprägt von lauten Schnarchgeräuschen, mit Apnoen, während derer die Atmung aussetzt, ab. Oft geht dieser Zustand mit einer hörbaren, selektiven Obstruktion der oberen Atemwege innerhalb einer Schlafperio- de einher. Apnoen sind verbunden mit einem Abfall der Sauerstoffsättigung und können hunderte Male pro Nacht auftreten. Ein obstruktives Schlafapnoe- Syndrom erhöht das Risiko für Bluthochdruck, Schlaganfälle, Herzinfarkte sowie Diabetes bei beiden Geschlechtern. Allerdingt äußert es sich bei Frauen im Hinblick auf die Symptomatik anders als bei Männern. Frauen reagieren seltener mit klassischen Symptomen wie lautes Schnarchen und beobachtbaren Atemaussetzern. Oftmals zeigt sich bei ihnen vermehrt das Leitsymptom der Insomnie.
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