Nach dem 2. Weltkrieg, der den furchtbarsten Höhepunkt des Nationalismus seit dessen Geburt darstellte, waren sich die europäischen Mächte einig: Solche nationalistischen Auswüchse gefährden die europäische Stabilität, verstoßen gegen grundsätzliche Menschenrechte und dürfen nie wieder vorkommen. In den folgenden Jahrzehnten wuchs (West)europa immer mehr zusammen, v.a. wirtschaftlich, aber auch politisch. Die globale Mobilität von Kapital, Gütern und Dienstleistungen wurde forciert und ein durch die Europäische Union geeintes Europa propagiert.
Zugleich bestehen in zahlreichen Regionen quasi als Gegenreaktion zu Zentralisierung und Vereinheitlichung Abschottungstendenzen, die teils sogar in gewaltsamen (ethnischen) Konflikten zum Ausdruck kommen. Verstärkt werden sie durch die neoliberale Politik des Sozialabbaus und deren allgemein verunsichernde Folgen. Hielt man den Nationalismus für ein bald der Vergangenheit angehörendes Relikt, so flammt er heute oft umso stärker auf und bedroht die europäische Integration, indem er einen Nährboden für ethnische Konflikte bildet. Kaum ein europäisches Land besteht aus einer ethnisch homogenen Bevölkerung, sodass Konfliktpotential fast überall gegeben ist – sowohl in West-, als auch in Osteuropa.
Zum Aufbau der Arbeit: Zunächst halte ich eine Definition verschiedener Begriffe (Nationalität, Nation, Nationalismus, Staat, Volk) für unumgänglich für das weitere Verständnis. In einem nächsten Schritt wird ein Rückblick auf die Geschichte des Nationalismus in Europa zu werfen sein. Danach werde ich neonationalistische/neokonservative Tendenzen in der heutigen multikulturellen Gesellschaft Europas unter die Lupe nehmen. Besonders möchte ich mich beziehen erstens auf Nationalismus in den postkommunistischen osteuropäischen Staaten und zweitens auf Österreich mit seinem wesentlich von der FPÖ getragenen (Deutsch)nationalismus. Schließlich wird ein Ausblick auf die Zukunft von Nationalismus/ethnischen Konflikten in Europa den Kreis schließen. Wird die Europäische Union stark genug sein, um nationalistischen Tendenzen erfolgreich die Stirn zu bieten?
Inhaltsverzeichnis
- NATIONALISMUS – EIN PROBLEM IM ZUSAMMENWACHSENDEN EUROPA ZU BEGINN DES 21. JAHRHUNDERTS?
- ZU DEN BEGRIFFEN „NATIONALITÄT“, „NATION“, „NATIONALISMUS“, „STAAT“ UND „VOLK“
- Nationalität
- Nation
- Nationalismus
- Staat
- Volk
- URSPRÜNGE UND AUSBREITUNG EUROPÄISCHER NATIONALISMEN: EIN GESCHICHTLICHER RÜCKBLICK
- Von der Frühzeit bis ins 19. Jahrhundert
- Die Geburt des Nationalismus im 19. Jahrhundert und seine Veränderungen in der Folgezeit
- Ernest Gellner: Eine alternative Theorie zum Nationalismus
- Periphere Nationalismen und Regionalismen im 20. Jahrhundert
- NEONATIONALISMUS ALS ÜBEL UNSERER ZEIT
- Nationalismus in Osteuropa nach der Wende
- Der österreichische (Deutsch)nationalismus
- DIE ZUKUNFT EUROPAS
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Ursachen und Auswirkungen des (Neo)Nationalismus in Europa und setzt sich mit der Frage auseinander, ob der Nationalismus eine Bedrohung für das zusammenwachsende Europa darstellt. Im Mittelpunkt stehen die Entwicklung des Nationalismus im 20. Jahrhundert, die Entstehung neonationalistischer Tendenzen in der heutigen multikulturellen Gesellschaft sowie die zukünftigen Herausforderungen für die Europäische Union im Kontext ethnischer Konflikte.
- Die Entstehung und Entwicklung des Nationalismus in Europa
- Der Einfluss von (Neo)Nationalismus auf die Europäische Integration
- Die Rolle ethnischer Konflikte im europäischen Kontext
- Der Vergleich von Nationalismus in Ost- und Westeuropa
- Die Zukunft des Nationalismus und die Herausforderungen für die Europäische Union
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beschäftigt sich mit der Frage, ob der Nationalismus eine Bedrohung für das zusammenwachsende Europa darstellt. Der Autor beleuchtet die Kontroverse zwischen der europäischen Integration und nationalistischen Tendenzen, insbesondere im Kontext der EU-Osterweiterung. Das zweite Kapitel befasst sich mit der Definition wichtiger Begriffe wie Nationalität, Nation, Nationalismus, Staat und Volk. Im dritten Kapitel wird ein historischer Rückblick auf die Entstehung und Entwicklung des Nationalismus in Europa gegeben, beginnend mit der Frühzeit bis ins 19. Jahrhundert. Der Autor analysiert die Geburt des Nationalismus im 19. Jahrhundert und seine Veränderungen in der Folgezeit, einschließlich einer alternativen Theorie von Ernest Gellner. Außerdem werden periphere Nationalismen und Regionalismen im 20. Jahrhundert beleuchtet. Das vierte Kapitel konzentriert sich auf den Neonationalismus als Übel der heutigen Zeit. Der Autor analysiert den Nationalismus in Osteuropa nach der Wende und untersucht den österreichischen (Deutsch)nationalismus.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen (Neo)Nationalismus, ethnische Konflikte, Europäische Integration, Osteuropa, Österreich, EU-Osterweiterung, Nationalität, Nation, Staat, Volk und Geschichte des Nationalismus.
- Arbeit zitieren
- MMag. M.A. Gisela Spreitzhofer (Autor:in), 2001, Ursachen und Auswirkungen des (Neo-)Nationalismus in Europa, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/30621