In einer immer schneller werden Leistungs- und Wissensgesellschaft, wie es in den meisten europäischen Staaten der Fall ist, rückt eine Lernform in den Vordergrund, die sich in keinen traditionellen und institutionalisierten Bildungssystemen wiederfindet. Das „informelle Lernen“ als neue Bildungsform am beruflichen Handeln selbst. Dieses praktische Lernen wird immer wichtiger im Vergleich zum Vorratslernen, welches häufig zu trägem Wissen führt.
Neue Lern- und Bildungsformen bedeuten aber auch immer eine neue Herausforderung für die Gesellschaft und die Bildungsinstanzen. So ist es dringend notwendig, dass eine moderne Form der Dokumentation und Anerkennung (bezogen auf die neuen Lernformen wie z.B. das informelle Lernen) erarbeitet werden. In meiner Hausarbeit werde ich diese neuen Anerkennungsverfahren des informellen Lernen in den Ländern Schweiz und Deutschland analysieren und miteinander vergleichen.
Hierzu definiere ich als erstes die Kernbegriffe Zertifikat, formales Lernen, non (nicht)-formales Lernen und informelles Lernen. Darauf abbauend beschreibe ich in Kapitel zwei meiner Hausarbeit die Rahmenbedingungen der Schweiz um eine Grundlage der Bildungssystems zu schaffen, welches in meinem dritten Kapitel erläutern werde. Anschließend komme ich zum Kernpunkt meiner Hausarbeit, hier werde ich in den Kapitel fünf und sechs, die Anerkennungsverfahren der Staaten Schweiz und Deutschland analysieren. In meinem Fazit, meinem letzten Punkt der Hausarbeit, versuche ich reflexiv auf die genannten Verfahren zu blicken und Differenzen sowie Ähnlichkeiten der Länder herauszuarbeiten.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Begriffsdefinitionen und Differenzierung von Zertifizierung, formales, informelles und non (nicht)-formales Lernen
3 Rahmenbedingungen der Schweiz
4 Berufliche Bildung in der Schweiz
4.1 Steuerungsorgane der beruflichen Bildung
4.2 Berufliche Grundbildung
5 Anerkennungsverfahren informellen Lernens in der Schweiz
5.1 Validierungsverfahren
5.1.1 Durchführung des Validierungsverfahrens
5.1.2 Berufszweige die an der Validierung teilnehmen
5.1.3 Fallbeispiel des Pilotprojekts am Kanton Zürich
5.2 Qualifikationsverfahren
6 Anerkennung informellen Lernens in Deutschland durch die Externenprüfung
6.1 Kriterien für die Zulassung zur Externenprüfung
7 Fazit
8 Literatur-, Quellen- und Abbildungsverzeichnis
8.1 Literaturverzeichnis
8.2 Quellenverzeichnis
8.3 Abbildungsverzeichnis
1 Einleitung
In einer immer schneller werden Leistungs- und Wissensgesellschaft, wie es in den meisten europäischen Staaten der Fall ist, rückt eine Lernform in den Vordergrund die sich in keine traditionellen und institutionalisierten Bildungssystemen wiederfindet. Das „informelle Lernen“ als neue Bildungsform am beruflichen Handeln selbst. Dieses praktische Lernen wird immer wichtiger im Vergleich zum Vorratslernen, welches häufig zu trägem Wissen führt. Neue Lern- und Bildungsformen bedeuten aber auch immer eine neue Herausforderung für die Gesellschaft und die Bildungsinstanzen. So ist es dringend notwendig, dass eine moderne Form der Dokumentation und Anerkennung (bezogen auf die neuen Lernformen wie z.B. das informelle Lernen) erarbeitet werden. In meiner Hausarbeit werde ich diese neuen Anerkennungsverfahren des informellen Lernen in den Ländern Schweiz und Deutschland analysieren und miteinander vergleichen. Hierzu definiere ich als erstes die Kernbegriffe Zertifikat, formales Lernen, non-(nicht)formales Lernen und informelles Lernen. Darauf abbauend beschreibe ich in Kapitel zwei meiner Hausarbeit die Rahmenbedingungen der Schweiz um eine Grundlage der Bildungssystems zu schaffen, welches in meinem dritten Kapitel erläutern werde. Anschließend komme ich zum Kernpunkt meiner Hausarbeit, hier werde ich in den Kapitel fünf und sechs, die Anerkennungsverfahren der Staaten Schweiz und Deutschland analysieren. In meinem Fazit, meinem letzten Punkt der Hausarbeit, versuche ich reflexiv auf die genannten Verfahren zu blicken und Differenzen sowie Ähnlichkeiten der Länder heruaszuarbeiten.
2 Begriffsdefinitionen und Differenzierung von Zertifizierung, formales, informelles und non (nicht)-formales Lernen
Um den begrifflichen und inhaltlichen Rahmen meiner Hausarbeit abzustecken, werde ich im Folgenden einige Definitionen der Begriffe, Zertifikat, formales Lernen, informelles Lernen und non (nicht) - formales Lernen darstellen.
Sowohl in der Erwachsenenbildung als auch in der Weiterbildung findet man keine einheitliche Definition für den Begriff des Zertifikats. Im folgenden gebe ich eine allgemeine Bedeutung des Begriffs,wie man ihn in verschiedenen Wörterbüchern findet:
„Zertifikat: offizielle Bescheinigung oder Bestätigung; Teilnahmebescheinigung.“(Büntinger/ Karatas 1996, S. 1340)
So zeigt sich bei dieser Definition,welche die formale Bedeutung des Begriffs betont, dass durch Zertifikate eine offizielle Anerkennung gegeben wird. Die Funktion dieses Begriffs soll im Rahmen einer Weiterbildung den Lernnachweis aufzeigen. Kell (1982, S.291f.) listet neun Funktionen des Zertifikatbegriffs auf.
1. Lernanreizfunktion
2. Beurteilungsfunktion
3. Disziplinierungsfunktion
4. Informationsfunktion
5. Allokationsfunktion
6. Selektionsfunktion
7. Optionsfunktion
8. Monopolisierungsfunktion
9. Herrschaftsfunktion
Diese Funktionsliste weißt sowohl eine Bedeutung für die Institutionen, den Lernenden, die Interessenten (z.B. Arbeitgeber) und auch allgemein für die Gesellschaft auf. (vgl.Käpplinger, 2007, S.12-13)
Um die Differenz zwischen den Begriffen, formales Lernen, informelles Lernen und nicht formales Lernen, klarer zu strukturieren werde ich die Definitionen, wie man sie bei Schiersmann (2007, S.33) findet, in einer Tabelle darstellen:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
3 Rahmenbedingungen der Schweiz
Bevor ich auf das Kernthema meiner Hausarbeit zu sprechen kommen werde ich, für ein besseres Verständnis, in diesem Kapitel die Rahmenbedingungen der Schweiz darstellen und erläutern.
Die Schweiz als Bundesstaat entstand im Jahre 1848 aus einem Staatenbund von unabhängigen Staaten. Sie hat eine Fläche von insgesamt 41285 km², auf dieser Fläche leben zur Zeit ungefähr 8112200 Menschen die auf 26 Kantone verteilt sind. Die Amtssprache hängt von der Lage des jeweiligen Kantons ab und kann zwischen deutsch, französisch oder italienisch variieren. Das politische System zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass es eine direkte Demokratie ist. Bei dieser Staatsform kann das Volk, über Initiativen und Referenden direkten Einfluss auf die Regierung nehmen. Die 26 Kantonen der Schweizerischen Eidgenossenschaft haben jeweils eigene Verfassungen, sowie vollziehende und rechtsprechende Behörden.
Diese Kurze Einführung sollte für ein besseres Verständnis sorgen, um sich jetzt im nächsten Kapitel mit dem schweizerischen beruflichen Bildungssystem auseinander zu setzten sowie auf die Steuerungsorgane dieses Bildungssystems einzugehen.
4 Berufliche Bildung in der Schweiz
In der Schweiz entscheiden sich besonders viele Jugendliche für eine berufliche Ausbildung, so wählen 2/3 aller Absolventen nach den obligatorischen neun Jahren Schulzeit eine Berufsausbildung und nur 1/3 der Absolventen entscheiden sich für einen gymnasialen Abschluss um anschließend zu studieren.
Die berufliche Bildung oder Ausbildung ist in der Schweiz in ein „triales System“ gegliedert, dies bedeutet, dass die Bildung von Kenntnissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten in drei verschiedenen Lehrorten (Berufsschule, Betrieb und überbetrieblichen Kursen) gefördert wird.
Um einen genaueren Einblick in das berufliche System der Schweiz zu erlangen werde ich nun im nächsten Teilkapitel die Steuerungsorgane der beruflichen Bildung näher beleuchten.
4.1 Steuerungsorgane der beruflichen Bildung
In der Schweiz werden die Kompetenzen des Bildungssystem unter drei Partner, dem Bund, den Kantonen und den Organisationen der Arbeitswelt (kurz OdA) aufgeteilt. Qualitätssicherung, Steuerung und Weiterentwicklung fallen unter den Aufgabenbereich des Bundes, in dem Buch „Rahmenbedingungen zur Anerkennung informeller erworbener Kompetenzen“ von Geldermann, Seidel und Severing führen sie noch detailliertere Aufgabenbereiche wie z.B.
„[…] die Weiterentwicklung des Gesamtsystems, die Herstellung von Vergleichbarkeit und Transparenz der Angebote im gesamtschweizerischen Rahmen und für den Erlass der Verordnungen über berufliche Grundbildung und Anerkennung von Bildungsgängen […]“ auf.
( Geldermann, Seidel, Severin, 2009, S.190 )
Die Kantonen fungieren als Aufsichtsinstanz und sind des Weiten noch für die Umsetzung der beruflichen Bildung zuständig. Der dritte und letzte Partner ist die OdA (Organisationen der Arbeitswelt) unter diesen Terminus zählen die Sozialpartner, Berufsverbände, Unternehmen und andere Anbieter von Berufsbildung. Ihr Tätigkeitsbereich streckt sich über die Definition von Bildungsinhalten, die Bereitstellung von Arbeitsplätzen sowie die Vermittlung von Berufsqualifikationen und Entwicklung neuer Bildungsangebote. (vgl. Geldermann, Seidel, Severin, 2009, S.190)
Seit dem Jahr 2004 besteht in der Schweiz ein neues Gesetz zur Regelung der beruflichen Bildung, das reformierte Berufsbildungsgesetz (BBG), solch sich dem veränderten Arbeitsmarkt und den transformierten Anforderung der Gesellschaft besser anpassen können, sowie die Förderung Begabte und Benachteiligter Schüler unterstützen. Geldermann, Seidel und Severin stellen diese Veränderung deutlich in einer Aufzählung dar.
„Das neue Berufsbildungsgesetz regelt die
- berufliche Grundbildung, einschließlich der Berufsmaturität,
- höhere Bildung,
- berufsorientierte Weiterbildung,
- Qualifikationsverfahren, Ausweise und Titel,
- Bildung der Berufsbildungsverantwortlichen,
- Zuständigkeit und Grundsätze der Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung,
- Beteiligung des Bundes an den Kosten der Berufsbildung.“
( Gelermann, Seidel, Severin, 2009, S.190)
Neu und bedeutend für das BBG ist die Einführung der Anerkennung informell erworbener Kompetenzen durch das Validierungsverfahren, auf welches ich im Kapitel 5 und besonders im Kapitel 5.1 ausführlich eingehen werde.
Aber zunächst stelle ich die verschiedenen schweizerischen beruflichen Grundbildung dar.
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