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Hausarbeit, 2013
14 Seiten, Note: 1,0
1. Einleitung
2. Bildungsräume von pädagogischer Bedeutsamkeit
3. Raumgestaltung pädagogischer Ansätze
3.1. Reggio-Pädagogik
3.1.1. Bild vom Kind
3.1.2. Raumgestaltung
3.1.3. Rolle der pädagogischen Fachkraft
3.2. Offene Arbeit
3.2.1. Bild vom Kind
3.2.2. Raumgestaltung
3.2.3. Rolle der pädagogischen Fachkraft
4. Wirkungsfaktoren einer entwicklungsfördernden Raumgestaltung
4.1. Akustik
4.2. Licht
4.3. Farbe
4.4. Material
5. Zusammenfassung
6. Literaturverzeichnis
„Die Aufgabe der Umgebung ist nicht, das Kind zu formen, sondern ihm zu erlauben, sich zu offenbaren.“ (Maria Montessori)
Das bedeutet, dass Kinder mit ihrer Umgebung in Einklang stehen müssen, um sich frei entfalten und entwickeln zu können. Dafür benötigen Kinder, egal welchen Alters, eine anregende, vorbereite und atmosphärische Umgebung, die nicht nur rein aus Materialien besteht. In an Gesicht, dass Kinder, mit dem täglichen Besuch, die Kindertagesstätte als Kinderzimmer sehen und nicht in erster Linie als Bildungsort, ist es umso wichtiger das die Räumlichkeiten Anreize bieten, die Welt zu entdecken und auf eigener Weise Erfahrungen zu sammeln. Zudem gewinnt die Raumgestaltung in der heutigen Zeit immer mehr an Relevanz, da Kindertagesstätten ganzheitlich als Bildungsstätte agieren und der Raum, durch seine Wirkungsweise als miterziehendes Objekt verstanden wird.
Um ein Gefühl für die oben angeschnittene Thematik zu erhalten, beschäftigt sich diese Arbeit mit Raumkonzepten bzw. Raumgestaltung von Kindertagesstätten. Dabei geht die Hausarbeit der zentralen Frage nach, wie sich die Raumgestaltung auf das Kind auswirkt und welche Rolle die pädagogische Fachkraft dabei einnimmt.
Im ersten Teil dieser Arbeit werden Bildungsräume unter dem Gesichtspunkt pädagogische Bedeutsamkeit näher beleuchtet. Anschließend wird ein Blick auf die Raumgestaltung der pädagogischen Ansätze nach Reggio und offene Arbeit gewährt, um die Vielfältigkeit und Priorität darzustellen. Der Hauptteil der Hausarbeit setzt sich mit den Wirkungsfaktoren einer entwicklungsfördernden Raumgestaltung auseinander, um zum Schluss auf die Bedeutung und Wirkung von Räumen für bzw. auf das Kind einzugehen und die Rolle der pädagogischen Fachkraft zu reflektieren.
Kinder brauchen nicht nur Räume in denen sie sich aufhalten, sondern Bildungsräume in denen sie sich die Welt durch eigenes Wahrnehmen, Forschen und Entdecken erschließen können. Für die frühkindliche Entwicklung und Erziehung sind die räumliche Umgebung und das verfügbare Material in Kindertagesstätten von hoher Relevanz, da sie einen enor- men Einfluss auf den Selbstbildungsprozess des Kindes nehmen und somit ihren Beitrag dazu leisten können. (vgl.Beek 2008a, S.15) Das bedeutet, dass pädagogisch gestaltete und funktionsreiche Räume sich nur unterstützend auf die Entwicklung des Kindes, insbeson- dere auf die Selbstständigkeit auswirken, wenn sie sich an den Bedürfnissen des Kindes orientieren und diesen gerecht werden. Die Raumgestaltung sollte aus diesem Grund den Bedürfnissen entsprechen und positiv das Kind in seinen Handlungen beeinflussen.
Die Grundbedürfnisse des Kindes sind auf der einen Seite, die eigene Umwelt zu verstehen und diese mit sich in Beziehung zu bringen, und auf der anderen, durch Erforschen seine Umwelt eigene Grenzen kennenzulernen und soziale-persönliche Fähigkeiten zu erweitern. (vgl.Rieber 2002, S.97)
Es geht also in erster Linie darum, Räume so zu gestalten, dass sie dem forschenden Ler- nen der Kinder Themen unterbreiten und Materialien bereitstellen, die kindliche Hand- lungsweisen herausfordern. Zudem sollte die Gestaltung des Raumes den Rahmen zur Entwicklung befriedigender sozialer Beziehungen, vor allem unter gleichaltrigen Kindern, abgeben. Dieser Rahmen sollte den Kindern die Möglichkeit geben, Spielpartner, -inhalte und Material frei zu bestimmen. Differenziert gesehen kann das Kind selbst entscheiden, ob es alleine, mit einem Partner oder in einer Kleingruppe und anhand seiner Interessen ggf. Fähigkeiten, wo es spielen möchte. Damit Kinder, hauptsächlich die Kleineren, tat- sächlich wählen können, benötigen sie ein Raum- und Materialangebot, welches für sie überschaubar ist. (vgl.Beek 2008b, S.7)
Aus dem Grundgedanken heraus die Selbstbildungsprozesse der Kinder, ihre Selbststän- digkeit und ihre Wahlmöglichkeit zu unterstützen, wurden Funktionsräume bzw. Lern- werkstätten mit klaren Strukturen geschaffen, ohne darauf festgelegt zu sein. Funktions- räume sollten nicht nur allein ihren Funktionen nachkommen, sondern mit Qualität der Gestaltung überzeugen, die sinnlich-ästhetisch-emotionalen Erfahrungen anzuregen. (vgl.Schäfer 2003/ online) Die Ausstattung und Einrichtung dieser Räume sind so gewählt, dass Kinder ihren Interessen selbstständig nachgehen können, jedoch mit unterstützender Hilfe der pädagogischen Fachkraft.
Die Gestaltung von Räumen in Kindertagesstätten ist in der Reggio-Pädagogik und offenen Arbeit ein Teil der Konzeption und von großer Bedeutung für die Entwicklung des Kindes.
Beide Ansätze orientieren sich bei der Raumgestaltung am Bild vom Kind und sehen eine veränderte Rolle der pädagogischen Fachkraft, welche nachfolgend erklärt werden.
In der Reggio-Pädagogik wird davon ausgegangen, dass das Kind von Geburt an beachtli- che Kompetenzen bzw. Ressourcen und „hundert Sprachen“ zur Entdeckung seiner Welt besitzt. (vgl.Krüppers 2012, S.46) Das Kind wird dementsprechend als Konstrukteur seines Selbst gesehen und verfügt über eine bedeutsame Begabung, nämlich das Forschen. Wei- terhin liegt ein Bild vom Kind zu Grunde, welches die Welt verstehen und diese mit sich in eine Beziehung bringen will. (vgl.Fried/ Roux 2009, S. 122) Der pädagogische Ansatz sieht in dem Kind ein vollwertiges soziales Wesen mit eigener Identität, einen Forscher und Entdecker, was danach strebt die eigenen Möglichkeiten zu entwickeln und sich auf verschiedener Art und Weise ausdrücken kann. (vgl.Brockschnieder/ Ullrich 2007, S.38)
Die Raumgestaltung der Reggio-Pädagogik orientiert sich an den Bedürfnissen des Kindes und entspricht dem Bild vom Kind. Die Räume dienen als Impulsgeber, um das Aktivwerden anzuregen und gelten dadurch als „dritter Erzieher“. Außerdem vermitteln sie Geborgenheit und Herausforderung durch Anregung, Transparenz und Kommunikationsmöglichkeiten. (vgl.Krüppers 2012, S.47)
Das Zentrum der Kindertagesstätte in der Reggio-Pädagogik ist die „Piazza“, welches über den gestalteten Eingangsbereich erreichbar ist. Der Eingang präsentiert durch seine Gestal- tung, Architektur und Informationen für Eltern und Kind die Öffnung nach außen und ver- fügt somit eine einladende Wirkung. (vgl.Krüppers 2012, S.47) Die „Piazza“ ist der zentra- le Ort, wie der Hauptplatz jeder italienischen Kleinstadt und dient als Treffpunkt, Ort der Kommunikation, Spielplatz und Ausstellungsort der „sprechenden Wände“. Hierbei han- delt es sich um Dokumentationen von laufenden Projekten, die die Sinne anregen, um aktiv zu werden. (vgl.Krüppers 2012, S.47) Angrenzend an der „Piazza“ sind das zentrale Ate- lier, das Kinderrestaurant, die Küche und die Gruppenräume mit inklusivem Mini-Atelier als Nebenraum, in dem die Kinder die Möglichkeit haben immer an laufenden Arbeiten oder Projekten weiterzuarbeiten. (vgl.Brockschnieder/ Ullrich 2007, S.43) Zu den charak- teristischen Gestaltungsmedien der Räume gehören Spiegel, Projektoren, Leuchttische, Licht, Schatten und Farben, sowie eine umfassende Materialausstattung. (vgl.KVJS 2009/ online) Die Materialien, wie z.B. Muscheln, Draht, Stifte, Kleber oder Werkzeug bieten den Kindern eine große Vielfalt zum Erfassen und Begreifen an. Alle Materialen sind für die Kinder frei zugänglich in Regalen sortiert, so dass sie jeder Zeit darüber verfügen kön- nen. Dadurch wird deutlich, dass Kinder im Umgang mit dem Material zum Designer neu- er Werke und ständig zur Eigenaktivität angeregt werden. (vgl.Brockschnieder/ Ullrich 2007, S.44)
In den Räumen selbst sind außer Kindermöbel auch Mobiliare aus der Erwachsenenwelt wieder zu finden, um den Charakter eines Wohn- und Spielzimmers aufrecht zu halten. Weiterhin sind überall Spiegel in verschiedenen Varianten angebracht, um den Kindern die Möglichkeit zu geben Ausdrucksweisen und deren Wirkung durch Mimik und Gestik zu erproben, sowie „einen Blick auf die Umwelt (…) aus einer anderen, ungewohnten Per- spektive“ zu erlauben. (Brockschnieder/ Ullrich 2007, S.45) Die gleiche Wirkung und Aufgabe erhalten auch die Podeste, die in den Räumlichkeiten eingebaut wurden.
Das von den Kindern erreichbare Umfeld der Kindertagesstätte, das durch seine Architektur zum Ausdruck gebracht wird, gehört ebenso zum pädagogischen wirksamen Raum, wie die Innenraumgestaltung. (vgl.Fried/ Roux 2009, S.124)
„Die Rahmenbedingungen, die Materialien, die Projekte wirken nicht nur durch sich selbst. Sie entfalten die in ihnen angelegten Möglichkeiten nur dann, wenn sie von MitarbeiterIn- nen mit entsprechenden Haltungen und den erforderlichen Kenntnissen und Fähigkeiten realisiert werden.“ (Brockschnieder/ Ullrich 2007, S.42) Das Grundprinzip der Praxis be- steht darin, das Kind in seinen Besonderheiten und Eigenheiten zu verstehen und dem Kind gegenüber mit Wertschätzung, Neugierde und Offenheit zu begegnen. Den Forschungspro- zess gilt es zu strukturieren und organisieren, so dass die Kinder neue Kenntnisse gewinnen können und sich daraus für sie neue Erfahrungen ergeben. Außerdem ist hier von Be- deutung das Kind in seinem Handeln zu ermutigen und nicht zu korrigieren, da sonst der Forschungsdrang verhindert werden könnte. (vgl.Brockschnieder/ Ullrich 2007, S.43) Im Grunde nimmt die pädagogische Fachkraft mehrere Rollen ein, zum einem ist sie Forsche- rin, Begleiterin und zum anderen Zeugin bzw. Beobachterin. Sie interpretiert die vielfälti- gen Äußerungen der Kinder, stellt Räume und Material bereit und dokumentiert Beobach- tungen im Hinblick auf Interessen und Bedürfnissen der Kinder. (vgl.Fried/ Roux 2009, S.124) „Die Erzieherin muss das Kind so begleiten, dass es sich sowohl in seiner Eigenak- tivität akzeptiert und ernst genommen als auch wirkungsvoll unterstützt fühlt.“ (Brock- schnieder/ Ullrich 2007, S.43)
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