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Projektarbeit, 2015
27 Seiten, Note: 1
1 Einleitung
2 Die systematisierte Informationssammlung
2.1 Die Grundstruktur des Modells
2.2 Neuerungen aus fachlicher Sicht.
2.3 Die 4 Phasen des Pflegeprozesses der SIS
2.3.1 Phase 1: Die Strukturierte Informationssammlung
2.3.2 Phase 2. Planung der Maßnahmen
2.3.3 Phase 3. Die Verlaufsdokumentation/ Das Berichteblatt
2.3.4 Phase 4: Die Evaluation
2.3.5 Praktische Umsetzung der SIS
2.3.6 Vorläufiges Resümee
3 Die Bedeutung von Veränderungsprozessen bei der Einführung der SIS
3.1 Veränderungsprozesse nach Spencer und Adams
3.1.1 Verlust der Scharfeinstellung
3.1.2 Herab spielen der Folgen
3.1.3 Das Jammertal
3.1.4 Loslassen der Vergangenheit
3.1.5 Austesten neuer Grenzen
3.1.6 Bedeutungssuche
3.1.7 Integration
3.1.8 Zielanwendung des „Sieben Stufen Modells“
4 Einführung der strukturierten Informationssammlung
4.1 Projektgruppe SIS
4.1.1 Präambel
4.1.2 Analysephase
4.1.3 Erfassung der angestrebten Veränderungen
4.1.4 Zeitplan
4.2 Planungsphase
4.2.1 Anpassung der Strukturen
4.2.2 Mitarbeiterqualifikation
4.2.3 Kommunikationsstrukturen
4.3 Realisierungsphase
4.3.1 Startphase
4.3.2 Testphase
4.3.3 Implementierung
4.4 Abschlussphase
5 Persönliches Fazit
6 Anhang: Abbildungen
6.1 Abb. 1: Strukturmodell Pflegedokumentation
6.2 Abb. 2: Strukturierte Informationssammlung (SIS) ambulant
6.3 Abb. 3: Organigramm alt
6.4 Abb. 4. Organigramm neu
7 Literaturverzeichnis
In der Gegenwart sehen sich ambulante Pflegedienste und Pflegeheime mit den gesetzlichen Anforderungen an die Pflegedokumentation und deren Kontrolle durch die prüfenden Organe der Leistungsträger konfrontiert, andererseits mit der Aufgabe, den Bedürfnissen der Patienten und Angehörigen gerecht zu werden. Dem ungeachtet sind sie auch einer wirtschaftlichen Arbeitsweise verpflichtet. Bei immer knapper werdenden finanziellen und personellen Ressourcen, bzw. der zukünftigen demographischen Entwicklung und um die Qualität in der Pflege zu halten, bzw. diese zu verbessern, ist es notwendig, die bestehenden Systeme weiterzuentwickeln und den modernen Erfordernissen anzupassen.
Diese Facharbeit beschäftigt sich mit dem Thema der „Implementierung der Strukturierten Informationssammlung im ambulanten Pflegedienst“, im folgenden SIS abgekürzt. Da wir in unserem Unternehmen, einem ambulanten Pflegedienst mit ca. 100 Patienten, die SIS in der zweiten Hälfte dieses Jahres einführen möchten und die Implementierung des neuen Systems in meinen zukünftigen Zuständigkeitsbereich als Pflegedienstleitung fallen wird, habe ich mich für dieses Thema entschieden. Ein weiterer persönlicher Motivator zu diesem Thema ist, dass ich diesen Strukturwechsel im Kontext der Anforderungen an die Einrichtungen, als Antwort auf die demographischen Entwicklungen im Bezug zu den finanziellen und pflegerischen Ressourcen, als systemimmanent sehe. Die bürokratischen Anforderungen an einen ambulanten Pflegedienst setzen einen engen Rahmen und binden wichtige Ressourcen, welche durch die Entbürokratisierung in der Pflege, nicht einfach nur entlastet werden sollen, nein sie sollen zielgerichteter den tatsächlichen Bedürfnissen und Anforderungen der Patienten Rechnung tragen und dabei ein elementarer Bestandteil der Qualitätssicherung in der Pflege bleiben. Im ersten Teil meiner Facharbeit beschäftige ich mich mit dem neuen „entbürokratisierten“ System. Im weiteren Verlauf meiner Facharbeit gehe ich auf die Frage ein, welche Auswirkungen die Implementierung der SIS für die Mitarbeiter hat. Hier setze ich mich mit einer Theorie zu Veränderungsprozessen auseinander. Im darauffolgenden Teil entwickle ich ein System, mit dem die SIS in unserem Pflegedienst eingeführt wird und wie die daraus resultierenden Veränderungsprozesse bei allen beteiligen Mitarbeitern zielführend begleitet werden können.
Die SIS soll im Wesentlichen zu einer verschlankten und entbürokratisierten Pflegedokumentation führen. Die Einführung der SIS soll in verschiedenen Umsetzungsschritten stattfinden, dabei kann der individuelle Pflegeprozess bei der Umstellung erhalten werden, ohne diesen zu unterbrechen.[1] Ziel ist es, die Anforderungen an den Umfang der Dokumentation zu verringern, dabei aber den Umfang der Qualität zu erhöhen. Dazu soll die SIS die bestehenden Modelle, z.B. das AEDL-Modell von M. Krohwinkel, ablösen.[2]
Die grundlegenden Lehrsätze, welche integrale Bestandteile der Entbürokratisierung der Pflegedokumentation sind, beruhen auf zwei Pfeilern. Einerseits der vorhandenen und umfassenden fachlichen Kompetenz der Pflegefachkräfte und andererseits einer Konzentration auf die Sicht der Patienten.[3] „Sie machten eine übersichtlichere Erfassung pflegerischer Risiken und Phänomene und einen breiteren fachlichen Konsens der am Prozess Beteiligten zu sechs Themenfeldern für die fachliche Einschätzung, erforderlich.“[4] Laut der Handlungsanweisung baut dies auf Ansätzen der Pflegewissenschaft auf und dient dazu, verschiedene Überlegungen der Pflegetheorie einzubinden.
Ein neuer Betrachtungsschwerpunkt des neuen Pflegeprozesses soll sein, die Eigenheiten und Freiheiten der Patienten wahrzunehmen und als relevanten Faktor zu betrachten. Im Mittelpunkt soll die schriftliche Fixierung, der somit persönlich angepassten Leistungen stehen, welche vorrangig den Wünschen der Patienten ausgerichtet sind.
Ein positiver Faktor ist hier die Wahrnehmung der hervorgehobenen Kompetenzen der Pflegefachkräfte durch alle Beteiligten. Gleichzeitig bietet sich die Möglichkeit, durch die Offenlegung von Wissenslücken, den tatsächlichen Schulungsbedarf der Mitarbeiter des Pflegedienstes zu erkennen und diese zu schließen. Der Pflegeprozess findet nunmehr auf vier Schritten statt, ohne dabei qualitativ wichtige Gesichtspunkte unberücksichtigt zu lassen. Die Integration von biographisch, für die Pflege relevanten, wichtigen Sachverhalten, findet durch eine direkte Erfassung in der SIS und nicht außerhalb von dieser, statt. Dem Beginn jedes Pflegeprozesses steht hier die Aufnahme der strukturierten Informationssammlung. In der SIS dient eine sogenannte „Matrix“ zur integrativen und fachlichen Einschätzung und Erfassung von Risiken und Pflegephänomenen der Patienten voran. Das Berichteblatt erhält in der SIS einen neuen Betrachtungsschwerpunkt, welcher auf den Abweichungen aufbaut. Durch diese Betrachtungsweise und den daraus resultierenden Feststellungen soll die Evaluation einen höheren Stellenwert erhalten.[5]
Der Pflegeprozess basiert im Wesentlichen auf vier Phasen, welche gleichzeitig die Grundstruktur dieser Pflegedokumentation bilden. Den Anfang bildet die Aufnahme der strukturierten Informationssammlung. Daraus resultierend entsteht im zweiten Schritt eine Maßnahmenplanung, auf Basis der fachlichen Bewertung der strukturierten Informationssammlung. Im dritten Schritt wird das Hauptaugenmerk auf Abweichungen von regelmäßig wiederkehrenden Pflege und Betreuungsabläufen gelegt, welche im Berichteblatt dokumentiert werden. Die vierte Phase besteht aus der Evaluation. Auf Basis der Erkenntnisse der ersten 3 Phasen werden hier neue Schwerpunkte in der Evaluation gesetzt. Dabei hat das Strukturmodell den Anspruch, „ein wissenschaftsbasiertes Konzept zur Dokumentation der Pflege…“, darzustellen.[6]
Hauptsächlich wird die SIS im ersten Informationsgespräch mit dem Patienten bzw. seinen Angehörigen genutzt und im Rahmen von Pflegevisiten und Fallbesprechungen bei Bedarf erweitert oder angepasst. Den persönlichen Perspektiven, den Wünschen und Bedürfnissen der Patienten wird bei der Erfassung des Hilfebedarfs ein hoher Stellenwert eingeräumt. Parallel findet eine fachliche Einschätzung der Gegebenheiten, auf Grundlage von fünf wissenschaftsbasierten Themenfeldern, statt (siehe Abb. 1 im Anhang). Als Resultat sollen, unter Zuhilfenahme der Matrix zur Risikoeinschätzung sowie pflegeintensiver Phänomene, sich ergebende Risiken erkannt werden. In der Ambulanz werden die ersten 5 Felder zur Situationseinschätzung durch „spezielle Aspekte zur Haushaltsführung“, als sechstes Feld ergänzt. Die Handlungsgrundlage für alle pflegerischen Eingriffe bildet die integrative Verarbeitung der individuellen und subjektiven Sicht der Patienten im Kontext der fachlichen Einschätzung der Pflegefachkraft unter Zugrundelegung der Ergebnisse des Verständigungsprozesses.[7]
Die SIS setzt hier voraus dass jeder ambulante Pflegedienst im Voraus anhand seiner Pflegephilosophie und individuell an die Zielgruppen und Rahmenbedingungen angepasste Strukturen und Verfahrensabläufe besitzt, „um die Ausgestaltung und Umsetzung der Maßnahmen zu gewährleisten.“[8] Ein wesentliches Merkmal der ambulanten Maßnahmenplanung ist, dass sich Art und Umfang aus dem mit dem Patienten abgeschlossenen Vertrag als Ergebnis des Erstgesprächs, ergibt. Dieses beinhaltet gleichwohl die aus diesem Gespräch abgeleiteten und besprochenen vorhandenen Risiken im Sinne einer Beratung und deren Dokumentation. Eine Grundregel ist hierbei lautet, die Selbstpflegekompetenz der Patienten zu berücksichtigen und ein strikt schematisches Besprechen aller Bereiche zu vermeiden. Bei Veränderungen können bei weiteren Besuchen die neuen Maßnahmen abgesprochen und eingeleitet werden. Wichtig ist in der Ambulanz, dass unabhängig von den Änderungen der neuen SIS, jede erbrachte Leistung, zu Abrechnungszwecken dokumentiert werden muss! Es haben sich momentan zwei Wahlmöglichkeiten bei der Gestaltung der Maßnahmenplanung entwickelt. Eine Möglichkeit besteht darin, dass der Ablauf des spezifischen Einsatzes entweder kurz oder ausführlich, inklusiv der gegebenen persönlichen und sachlichen Umstände, beschrieben wird. Die zweite Möglichkeit, nutzt die sechs Bereiche der SIS strukturgebend zur Maßnahmenplanung. Dies ermöglicht dann die einzelnen Maßnahmen mit den Nummern der Leistungskomplexe zu versehen und damit Verknüpfung herzustellen. Veränderungen können hier in einer zusätzlichen Spalte „Evaluation“ erfasst werden (siehe Abb. 2 im Anhang). Die individuelle Maßnahmenplanung findet unter Beachtung der in der SIS festgehaltenen Ergebnisse, im Besonderen der Aufgabenteilung mit Angehörigen aus Feld B, statt. Unverändert bleibt in der Ambulanz die Dokumentation der Behandlungspflege, welche im Sozialgesetzbuch Fünf festgelegt ist.[9]
Grundbedingung eines neuen zeitsparenden Umgangs mit der Dokumentation im Berichteblatt ist, die konsequente Umsetzung und fachliche Verknüpfung der Einsichten aus der SIS und der darauf basierenden individuellen Maßnahmenplanung. In Zukunft beschränken sich im Bereich der grundpflegerischen Versorgung, die Dokumentationspflichten lediglich auf stattfindende Abweichungen von den routinemäßigen und wiederkehrenden Handlungen der Pflege und Betreuung.[10] Hier soll durch eine vorhergehende Definition, geschaffen vom jeweiligen Qualitätsmanagementbeauftragten und der Pflegedienstleitung, eine zählbare Menge von dauerhaft wiederkehrenden Tätigkeiten (z.B. Grundpflege oder Hilfestellungen bei der Kleidungsauswahl) einmalig als feste Leistung beschrieben werden. Wenn diese dann als Grundsätze der Durchführung gelten und dementsprechend umgesetzt werden, entfallen diese Tätigkeiten der Dokumentationspflicht, solange keine Abweichungen stattfinden.[11] „In dem Berichteblatt können grundsätzlich und gemäß Funktion sowie Verantwortungsbereich alle an der Pflege und Betreuung beteiligten Personen (z. B. Mitarbeitende nach §§ 45a, bzw. 87b SGBXI, andere therapeutische Gesundheitsfachberufe etc.) Eintragungen innerhalb des vom Qualitätsmanagement gesteckten Rahmen und unter Berücksichtigung des Datenschutzes vornehmen.“[12] Dies ist ein Gesichtspunkt, der innerhalb des Pflegedienstes einer Kontrolle und eines komplexen Dialoges der bis dahin stattfindenden Praxis bedarf.[13]
Hier findet eine erhöhte Anforderung an das QM des Pflegedienstes statt. Das QM muss diesem Prozess begleitend zu Seite stehen und regeln, welche Maßnahmen stattfinden sollen, wenn es über einen größeren Zeitraum keine Eintragungen im Bericht gibt.[14] Um diese Vorgehensweise begleitend zu unterstützen, „gibt es eine Vielzahl von weiteren Instrumenten zur Überprüfung wie Pflegevisiten, Fallgespräche, Prüfungen und die Kontroll- und Aufsichtspflicht der verantwortlichen Pflegefachkraft bzw. der Pflegedienstleitung.“[15]
Die Überprüfung und gegebenenfalls die Anpassung oder Erweiterung der Maßnahmen und Angebote, soll laut SIS in fachlich angemessenen Zeiträumen stattfinden, und anhand des unveränderten Pflegebedarfes oder der Fluktuation des Pflegebedarfes und Gesundheitszustandes begründet werden.[16]
Gleichzeitig müssen durch das QM regelmäßige Überprüfungen, der durch die SIS angepassten Maßnahmenplanung, mit dem Fokus, „auf den veränderten Umgang mit dem Berichteblatt“[17] festgelegt werden. An den speziellen Eigenheiten der Situation orientiert, soll die Evaluation fachlich fundiert und in festen Zeitbereichen, stattfinden. Hier unterteilt die SIS den Vorgang in 3 Zeitebenen. Erstens einer aktiven Festlegung von Evaluationsdaten im Zusammenhang und mit dem Hauptaugenmerk auf Abweichungen im Pflegebericht, welches einer zeitlich festgelegten und wiederkehrenden Evaluation entspricht. Zweitens den „kurzfristig festzusetzenden Evaluationsdaten im Kontext der Risikoeinschätzung.“[18] Und drittens einem ebenso unter dem Gesichtspunkt eines nahen und engen Zeitkorridor der Evaluation zu betrachtenden Zeitrahmens, in welchem die Risiken und Phänomene fallen, welche an Anfang der Pflege und Betreuung nicht eindeutig in der Ja oder Nein- Matrix der SIS zugeordnet werden konnten. Von diesen 3 Zeitebenen unbeeinflusst, sollen Evaluationen in dringlichen anlassbezogenen Situationen stattfinden. Ein weiterer zielführender Kerngedanke dieser vierten Phase ist, dass die beteiligen Fachkräfte sich von der schematischen erlernten Sicht- und Arbeitsweise mit Assessments, Skalen und Protokollen lösen. Durch einen kritischen Umgang mit den Informationen und unter Berücksichtigung der individuellen Gegebenheiten des Pflegebedürftigen, soll ein verändertes und fachlich fundiertes Vorgehen entstehen.[19]
Laut Handlungsanleitung zum neuen Strukturmodell, muss im Rahmen der Implementierungsstrategie eine Evaluation des praktischen Vorganges stattfinden und somit nachbereitet und verbessert werden.[20]
Die erste Umsetzung der SIS soll, bei vorhandenen Patienten im Rahmen eines Gespräches z.B. einer Pflegevisite, oder bei einer Neuaufnahme im Rahmen des Erstgespräches, mit dem Patienten stattfinden. Als erstes sollen die Patienten ihre persönliche Lage einschätzen, benennen und Auskunft darüber geben, was für sie elementarer Bestandteil eines selbstgeprägten Lebens ist. Grundbedingung ist hier, dass die Aussagen der Patienten unverfälscht und sinngemäß festgehalten werden. Daraufhin benutzt die Pflegefachkraft die erhobenen Informationen der Themenfelder der SIS, unter Zuhilfenahme der Matrix „Erste fachliche Einschätzung der für die Pflege und Betreuung relevanten Risiken und Phänomene“ (siehe Abb. 2 im Anhang), um die Informationen fachlich zu bewerten.[21] Der Pflegebericht wird zukünftig nicht ständig mit alltäglich wiederkehrenden Informationen gefüllt, sondern nur bei Abweichungen dokumentiert. Weitere Werkzeuge, die bei der Erhebung und Einschätzung von Risiken benutzt werden können, sind nicht verboten, sie sollen vielmehr nur eingesetzt werden, wenn die Fachkräfte feststellen, dass dies auch zweckmäßig ist.[22] Das führt dazu, dass „Regelmäßig wiederkehrende und schematische Erhebungen entfallen.“[23] Die Gewohnheit der festgelegten und standardisiert wiederkehrenden Evaluation wird hier ersetzt. Sie soll nur bei auftretenden Veränderungen und Ereignissen stattfinden, oder als Ausnahme, wenn diese über einen langen Zeitraum ausbleiben.[24]
Die SIS hat das Ziel eines geänderten Blickwinkels im Umgang, mit der Art und dem Umfang der Pflegedokumentation. Dies will sie, durch einen stärkeren Fokus auf die Wünsche und Bedürfnisse des Patienten, bei gleichzeitiger Erhöhung der Transparenz und der sichtbaren Fachlichkeit der beteiligenden Akteure, erreichen. Gleichzeitig hat sie den Anspruch eines effektiveren, zielführenderen Umgangs mit Veränderungen und Risiken im Pflegeprozess bei verminderter Reaktionszeit. Ob sie Ihre Ziele erreicht und diesen Gerecht wird, muss die praktische Umsetzung erweisen, dies wird eventuell im Rahmen der Evaluation sichtbar. Im weiteren Teil meiner Facharbeit beleuchte ich nun die Faktoren, die es zu beachten gilt bei der Einführung eines neuen Systems im ambulanten Pflegedienst. In diesem Bereich setze ich mich mit den Veränderungsprozessen und was dieser Vorgang bei den Mitarbeitern auslöst und wie diese positiv und zielfördernd begleitet werden können, auseinander.
Pflegedienste sind spätestens seit dem Jahr 2002 durch das Pflegequalitätssicherungsgesetz gezwungen, die Qualität der Pflege nachzuweisen. Damit Einhergehend sind die Ansprüche an die Mitarbeiter der Pflegedienste gestiegen, um den neuen gesetzlichen Forderungen und dem neuen Qualitätsanspruch einerseits, sowie dem wichtigen Gesichtspunkt des ökonomischen Arbeitens anderseits, gerecht zu werden. Die nötigen Veränderungen innerhalb der ambulanten Pflegedienste und die daraus resultierenden Entwicklungsprozesse beschränkten sich nicht nur auf eine Veränderungen der Strukturen. Es fand auch eine Veränderung des Verhaltens der Mitarbeiter, und teilweise eine Verschiebung der Unternehmenskultur im Ganzen, statt.[25]
„Veränderungen bedeuten häufig auch Stress für alle beteiligen Personen.“[26] Jeder Mensch reagiert mit unterschiedlichem, sogenanntem Stresspotential auf neue Anforderungen. Dieses Stresspotential resultiert z.B. aus Veränderungen, bei denen neues erlernt, verinnerlicht und angewendet werden muss, oder aus dem Verlust von Gewohnheiten z.B. durch die Einführung eines neuen Pflegeprozesses. Diese Erkenntnisse sind ein wichtiger Faktor für die Implementierung der SIS im ambulanten Pflegedienst. Um die Prozesse steuerbar und zielführend zu gestalten, ist es wesentlich Strategien zur Umsetzung zu entwickeln, die dieser Erkenntnis Rechnung tragen.[27]
Ein Modell um die Veränderungsprozesse zu Erkennen und diese bei der Implementierung zu berücksichtigen, ist das 7-Stufen Modell von Spencer und Adams, welches ich im nächsten Teil meiner Facharbeit vorstellen werde.
Mit diesem Modell ist es möglich, die Veränderungsprozesse so zu strukturieren, dass eine Diagnose des jeweiligen Unternehmens durchführbar ist. Eine Grundannahme dieses Modells ist, das alle Veränderungsprozesse, ob beruflichen oder privaten Ursprungs, in sieben Stufen verlaufen. Eine wichtige Facette dieses Models ist die Stagnation, d.h. Stillstand des Prozesses, der dadurch vermieden wird, indem „jede der sieben Stufen bewusst eingeplant und durchlebt“[28] wird.
Durch einen Überfluss an Neuem, anderen Rahmenbedingungen, neuen Zielvorgaben und Informationen, entsteht in dieser ersten Stufe eine Konstellation, welche bei den Mitarbeitern zu einem Umdenken und Abschluss mit Bekanntem führt. Gleichzeitig mangelt es den Mitarbeitern an zukunftsorientierten Ideen und Plänen, um diese neuen Anforderungen an sie zu erfüllen. Emotionale Merkmale dieser Stufe sind in dieser Stufe eine starke Aufregung und sich häufende panikartige Gefühle. Ein positiv nutzbarer Faktor in dieser Stufe kann die persönliche Motivation der Mitarbeiter sein, denn Ziele die von den Mitarbeitern selbst angestrebt werden, beeinflussen die Stimmung positiv und erzeugen eine Aufbruchsstimmung. So scheint es sinnvoll, den Mitarbeitern in dieser Stufe klare Zielvorgaben, z.B. anhand von Ablaufplänen zu bieten, damit sie sich mit den neuen Strukturen identifizieren können und sich deren Ziele zu eigen machen.[29]
Die zweite Stufe ist daran zu erkennen, dass den Mitarbeitern die Veränderung innerhalb ihrer Arbeit, weder im Betrieb noch extern, anzumerken ist, was dafür spricht, dass die Veränderungen innerlich verdrängt werden, während in den Mitarbeitern aber das Gefühl des Verlustes anwächst. Es sind Äußerungen zu beobachten, die so viel aussagen wie, „alles wird gut“, oder „es wird schon nicht so schlimm“. Eine positive Einflussnahme in dieser Situation ist schwierig, da nach außen hin keine negativen Signale des Veränderungsprozesses wahrzunehmen sind.[30]
Hier findet eine Desillusionierung der Mitarbeiter statt. Das bedeutet, dass die Mitarbeiter die Folgen der Veränderungen nicht weiter verdrängen können und somit erkennen, dass sie gezwungen sind sich den neuen Gegebenheiten anzupassen. Diese Desillusionierung weckt bei den Mitarbeiten starke Gefühlsregungen, wie Machlosigkeit gegenüber den Veränderungen, Trauer über den Verlust von Bekanntem oder Depression als Reaktion auf den vermeintlichen Verlust der Handlungsfähigkeit. Wenn hier nicht lenkend in den Prozess eingegriffen wird, besteht in dieser Phase die Gefahr, dass die Mitarbeiter wieder in die vorhergehende Stufe II zurückfallen. Deswegen ist es in dieser Situation wichtig, dass die Mitarbeiter die Möglichkeit bekommen, offen und ehrlich in Arbeitsgruppen über ihre Gefühle zu reden, ohne dass das Gefühl entsteht nicht ernst genommen zu werden.[31]
Als Resultat der dritten Stufe, der Desillusionierung und dem Anerkennen der neuen Arbeitsrealitäten, findet in dieser Stufe ein abkapseln von alten Verhaltensweisen und Strukturen statt. Die Mitarbeiter lernen hier, in ihrem Verhalten und ihrer Sichtweise dem Zukünftigen Zugewandt und dafür offen zu sein. In dieser Phase kann es passieren, dass die Mitarbeiter zwischen den bisherigen Stufen und dieser hin und her wechseln, oder dass Angst vor den Veränderungen entsteht. Geprägt ist diese Phase von der Energie der Mitarbeiter und dem Optimismus Neues zu bewältigen. Zielführend ist es hier, spezifisch und klar formulierte Aufgaben zu stellen und diesen Prozess positiv zu kanalisieren.[32]
Durch den Wunsch der Mitarbeiter, bei erstmaligem Umsetzen von Veränderungen die Initiative zu ergreifen, kommt es eventuell zu Fehlentwicklungen. Die Mitarbeiter erfahren in dieser Stufe ein stärkeres Selbstbewusstsein, eine erhöhte Begeisterungsfähigkeit, Ausdauer und Ehrgeiz. Dies kann kanalisiert werden, indem regelmäßig die positiven Entwicklungen benannt und gefestigt werden, sowie indem hier eine erneute Fokussierung auf die Zielvorgaben stattfindet.[33]
[...]
[1] Vgl. BMG, Handlungsanleitung zum neuen Strukturmodell, PDF Seite 7
[2] Vgl. Osterloh,F./ Ankowitsch,E., Konkrete Projekte versprechen Entlastung, Seite 633
[3] Vgl.BMG, Handlungsanleitung zum neuen Strukturmodell, PDF Seite 7,
[4] Zit. BMG, Handlungsanleitung zum neuen Strukturmodell, PDF Seite 7
[5] Vgl.BMG, Handlungsanleitung zum neuen Strukturmodell, PDF Seite 7,
[6] Zit.BMG,. Handlungsanleitung zum neuen Strukturmodell, PDF Seite 7
[7] Vgl.BMG, Handlungsanleitung zum neuen Strukturmodell, PDF Seite 11
[8] Zit. BMG, Handlungsanleitung zum neuen Strukturmodell, PDF Seite 12
[9] Vgl. BMG Handlungsanleitung zum neuen Strukturmodell, PDF Seite.15
[10] Vgl. BMG, Handlungsanleitung zum neuen Strukturmodell, PDF Seite 16,
[11] Vgl. BMG, Handlungsanleitung zum neuen Strukturmodell, PDF Seite 17
[12] Zit. BMG, Handlungsanleitung zum neuen Strukturmodell, PDF Seite 16,
[13] Vgl. BMG, Handlungsanleitung zum neuen Strukturmodell, PDF Seite 16,
[14] Vgl. BMG, Handlungsanleitung zum neuen Strukturmodell, PDF Seite 19
[15] Zit. BMG, Handlungsanleitung zum neuen Strukturmodell, PDF Seite 20,
[16] Vgl. BMG, Handlungsanleitung zum neuen Strukturmodell, PDF Seite 20
[17] Zit. BMG, Handlungsanleitung zum neuen Strukturmodell , PDF Seite 20
[18] Zit. BMG, Handlungsanleitung zum neuen Strukturmodell, PDF Seite 20
[19] Vgl. BMG, Handlungsanleitung zum neuen Strukturmodell, PDF Seite 20
[20] Vgl. BMG, Handlungsanleitung zum neuen Strukturmodell, PDF Seite 21
[21] Vgl. Osterloh,F./ Ankowitsch,E., Konkrete Projekte versprechen Entlastung, Seite 634
[22] Vgl. Meißner, Anne., Den Wechsel gestalten , Seite 18 f
[23] Zit. Meißner, Anne., Den Wechsel gestalten , Seite 19
[24] Vgl. Meißner, Anne., Den Wechsel gestalten , Seite 19
[25] Vgl. Josuks, 2008, Seite 45
[26] Zit. Josuks, 2008, Seite 45
[27] Vgl. Josuks 2008, Seite 45
[28] Zit. Josuks 2008, Seite 46
[29] Vgl. Josuks 2008, Seite 46
[30] Vgl. Josuks 2008, Seite 47
[31] Vgl. Josuks 2008, Seite 47
[32] Vgl. Josuks 2008, Seite 47
[33] Vgl. Josuks 2008, Seite 48