Es handelt sich hier um eine Hausarbeit, die sich mit der Frage auseinandersetzt, ob Normen immer als Wirkung externen Effekte entstehen. Es wird versucht, diese Frage am Beispiel des Wahlparadoxon zu beantworten.
„Informelle soziale Normen mit Sanktionen gehören zweifellos zu den wichtigen Bausteinen der sozialen Ordnung“. Normen werden als Grundvoraussetzung für die Entstehung einer gesellschaftlichen Ordnung renommiert. Doch „obwohl Normen so wichtig für die Generierung sozialer Ordnung sind, wurde das Problem der Entstehung sozialer Normen[…]“ von den Sozialwissenschaftlern in ihren Auseinandersetzungen lange vernachlässigt. „Karl- Dieter Opp gehört zu den Autoren, die auf dieses Defizit frühzeitig aufmerksam machten und entscheidende Beiträge zur Erklärung sozialer Normen vorlegten, die in einer Anwendung der individualistischen Theorie rationalen Handelns besteht“.
Ziel der folgenden Seminararbeit ist es, die Entstehung sozialer Normen mithilfe der Rational-Choice-Theorie begreiflich zu machen. Dabei sollen Normen als Wirkung externer Effekte dargelegt, sowie das sogenannte Norm- und Metanormspiel zur Verdeutlichung betrachtet werden. Des Weiteren sollen folgende Fragen geklärt werden: Funktioniert der Mechanismus der Rational-Choice-Erklärung bei jeder Normentstehung? Oder stehen Normen nicht im Disput zum ökonomischen Ansatz? Denn Normen sind Dinge, die die Interessenverwirklichung und Nutzenmaximierung des Einzelnen eher verhindern. Warum sagt die Ökonomie trotzdem, dass es so etwas wie Normen gibt? Gibt es Normen, die auch ohne ökonomisches Nutzenkalkül entstehen und ist der Ansatz schlüssig, bei einem ökonomischen Nutzenmaximierer zu erwarten, dass Normen entstehen, die sozial sind?
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Definition Norm
Externalitäten
Normen als Wirkung externer Effekte?
Die Internalisierung von Normen
Die Sanktionierung abweichenden Verhaltens und das Gefangenendilemma
Das Normspiel
Das Metanormspiel
Das Wahlparadoxon- Warum gehen Menschen wählen?
Wahlparadoxon Lösungsansätze
Antony Downs- Modifikation der Präferenzen
Richard Niemi- Relativierung der Kosten
Riker und Ordeshook- Überschätzung der Einflusswahrscheinlichkeit
Ferejohn und Fiorina- Die Minimierung maximal möglichen Bedauerns
Alternative Lösung zur Erklärung der Wahlbeteiligung - Die Theorie des expressiven Wählens
Fazit
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Einleitung
„Informelle soziale Normen mit Sanktionen gehören zweifellos zu den wichtigen Bausteinen der sozialen Ordnung“1. Normen werden als Grundvoraussetzung für die Entstehung einer gesellschaftlichen Ordnung renommiert. Doch „obwohl Normen so wichtig für die Generierung sozialer Ordnung sind, wurde das Problem der Entstehung sozialer Normen[…]“2 von den Sozialwissenschaftlern in ihren Auseinandersetzungen lange vernachlässigt. „ Karl- Dieter Opp gehört zu den Autoren, die auf dieses Defizit frühzeitig aufmerksam machten und entscheidende Beiträge zur Erklärung sozialer Normen vorlegten, die in einer Anwendung der individualistischen Theorie rationalen Handelns besteht“3. Ziel der folgenden Seminararbeit ist es, die Entstehung sozialer Normen mithilfe der Rational-Choice-Theorie begreiflich zu machen. Dabei sollen Normen als Wirkung externer Effekte dargelegt, sowie das sogenannte Norm- und Metanormspiel zur Verdeutlichung betrachtet werden. Des Weiteren sollen folgende Fragen geklärt werden: Funktioniert der Mechanismus der Rational-Choice-Erklärung bei jeder Normentstehung? Oder stehen Normen nicht im Disput zum ökonomischen Ansatz? Denn Normen sind Dinge, die die Interessenverwirklichung und Nutzenmaximierung des Einzelnen eher verhindern. Warum sagt die Ökonomie trotzdem, dass es so etwas wie Normen gibt? Gibt es Normen, die auch ohne ökonomisches Nutzenkalkül entstehen und ist der Ansatz schlüssig bei einem ökonomischen Nutzenmaximierer zu erwarten, dass Normen entstehen die sozial sind? Für Normen liegt keine totale Überwachung vor. Dennoch werden sie weitgehend eingehalten. Es muss also innere, nicht ökonomische Motive für die Normeinhaltung geben, denn es wäre grundsätzlich das Beste für jeden die Norm zu brechen, um somit den höchsten Nutzen zu erlangen. Fraglich ist: gehen wirklich alle Normen auf Externalitäten zurück? Wenn ja, wie würde sich mit Hilfe der Rational-Choice-Theorie dann erklären lassen, dass ein Großteil der Bevölkerung zur Wahl geht? Da mit der Stimmabgabe Kosten verbunden sind, sollte man erwarten, dass kaum jemand zur Wahl geht. Am sogenannten Wahlparadoxon soll die Einschlägigkeit der Theorie deshalb überprüft werden.
Definition Norm
Um uns im Folgenden der Seminararbeit über das sozialwissenschaftliche Verständnis von Normen bewusst zu sein, gilt es im ersten Schritt, den Begriff der Norm zu determinieren. Der Normbegriff ist jedoch vielfältig4. Eine klare Definition gibt es nicht. Meist sind Definitionen zweckmäßig für die Theorie5. Für diese Seminararbeit seien Normen wie folgt definiert: „Normen sind Erwartungen, dass etwas getan oder etwas gelassen werden soll, Sollenserwartungen im Gegensatz zu faktischen Erwartungen“6. Dabei handelt es sich bei der Gültigkeit sozialer Normen um einen sozialen Tatbestand, welchen Max Weber „in der Chance [sieht], dass genügend Mitglieder einer Vergesellschaftung einer Sollenserwartung anderer folgen und es sanktionieren, wenn ihre eigene Sollenserwartung von anderen enttäuscht wird“7. Normen entstehen und etablieren sich, wenn genügend Mitglieder die Norm befolgen und bei nichteinhalten der Norm dasjenige Mitglied sanktioniert wird. „Die Gültigkeit von Normen ist ein Kollektivgut“8, somit kann niemand von den positiven Folgen der Norm ausgeschlossen werden.
Externalitäten
Für die Theorie der Entstehung sozialer Normen ist der Begriff der „Externalitäten“ von großer Bedeutung und deshalb wie folgt einzuführen: „Wenn Personen oder Institutionen handeln, dann erzeugen diese Handlungen nicht nur Wirkungen, die die Person oder Institution selbst betrifft“9. Man spricht von negativen Externalitäten, wenn durch diese Handlungen für Andere Kosten entstehen. Gegensätzlich stiften positive Externalitäten Nutzen für Andere. „Ein einprägsamer Standardfall ist, dass zwei Personen dieselbe knappe Ressource nutzen wollen“10. „Unter Ressource wird [dabei] alles Verstanden, was Nutzen schafft“11. Beide Personen möchten einen Nutzen aus der Ressource ziehen, aufgrund von Knappheit kann aber nur eine der beiden Personen die Ressource für sich nutzen. Für die zweite Person entsteht eine negative Externalität in Form von Kosten des „Nicht-Nutzen-können“. Der Sachverhalt der Externalitäten wird in der Grafik verdeutlicht. „Das Schema legt dar, dass Ego´s Handlungen sowohl für Dritte Nutzen und Kosten verursachen können als auch für Ego selbst“12. Ego sei dabei ein einzelner Mensch oder eine Institution. „In
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Mögliche Konsequenzen des Handelns von Ego Opp Karl-Dieter, Die Entstehung sozialer Normen 1983, 68
sozialen Interaktionen oder - generell - in Gruppen entsteht eine Vielzahl von Externalitäten“13. Ob diese nun negativ sind wie zum Beispiel die Umweltverschmutzung oder positiv, indem beispielsweise ein Imker seine Bienen in der Nähe einer Baumschule aufstellt, Externalitäten sind immer Konsequenzen sozialer Interdependenzen14.
Externalitäten werden auch als externe Effekte bezeichnet. Ein entscheidender gedanklicher Schritt soll im nächsten Abschnitt der Seminararbeit vollzogen werden. Dieser wird sich mit der Entstehung sozialer Normen auseinander setzen. Dazu wird die Frage beantwortet: Entstehen Normen als Wirkung externer Effekte?
Normen als Wirkung externer Effekte?
Um die Entstehung von Normen zu analysieren und eine mögliche Gesetzmäßigkeit aufzuzeigen, gilt es, zu klären: „Gibt es bestimmte Bedingungen, die immer vorliegen, wenn Normen entstehen?“15. Ja, solche notwendigen Bedingungen scheinen zu bestehen. Einer Norm wird eine wohlfahrtssteigernde Wirkung zugeschrieben. Nach Opp entstehen Normen „nur dann, wenn in einer Gruppe die Handlungen einzelner oder aller Gruppenmitglieder dazu führen, dass für alle oder einen Teil der Mitglieder Probleme entstehen […]“16. Die Norm reguliert das Verhalten der Individuen so, dass negative Externalitäten, die nun eigentlich für manche Gruppenmitglieder entstehen würden, nicht entstehen. Diese Überlegungen geben die Grundidee der Rational-Choice-Theorie wieder17: externe Effekte tragen zur Normentstehung bei, sie sind sogar notwendige Bedingungen für die Normentstehung. „Dies bedeutet Folgendes: Wenn Normen entstehen, liegen immer externe Effekte vor. Wenn aber externe Effekte vorliegen brauchen keineswegs Normen zu entstehen“18. Für uns stellt sich deshalb im nächsten Schritt die Frage: „Unter welchen Bedingungen führen [externe Effekte] zur Entstehung von Normen“19 ?
Die Internalisierung von Normen
Was bisher aufgezeigt werden konnte: „Die Gültigkeit von Normen kann auf die Tatsache zurück geführt werden, dass das Zusammenleben Interdependenzen schafft, die für jede Person Externalitäten sind“20. Einen Bedarf an Normen schaffen negative Externalitäten. „[Die Externalitäten als] Kosten [sind] eine notwendige, wenn auch nicht hinreichende Bedingung für die Entstehung von [Normen]“21. Es stellt sich für uns also die Frage, wann werden Normen internalisiert? Harold Demsetz gibt uns eine Antwort auf diese Frage. Er sagt: „Der Nutzen der Internalisierung […] muss größer sein als die Kosten“22, die mit der Internalisierung verbunden sind. Eine Nachfrage nach Normen „resultiert [folglich] durch den erwarteten Effizienzgewinn, also Entstehung einer Norm
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Entstehung von Normen http://www.warehouse-excellence.de(15/05/2014)
etwa einer Paetro-Verbesserung. [Diese Paetro- Verbesserung ruft] den allseitige[n] Übergang von einer nichtkooperativen zu einer kooperativen Handlung vor“23. Dabei muss jedoch Folgendes bedacht werden: Nur der Bedarf an Normen ist nicht hinreichend für die Entstehung von Normen. Für die Entstehung einer Norm sollte ebenfalls ein Großteil der Mitglieder die Internalisierung der Norm als Steigerung ihres Nutzens empfinden. Opp frägt deshalb: „Ist es überhaupt möglich, dass betrachten“24 ? Die Interessen der Verursacher und der Betroffenen der Externalitäten sind nämlich meist konträr. Zur Veranschaulichung dient die Tabelle 1. „Der [Verursacher] möchte die Ressourcen nutzen, ohne Tabelle 1:Interessen bezüglich externer Effekte Wesche Steffen, Gegenseitigkeit und Recht (2001), 28 auf den Anderen zu achten; [der Betroffene] möchte, dass der Nutzer ihm die Ressourcen ersetzt oder ihn sonstwie entschädigt“25. Es erweckt den Anschein, als könnte eine Internalisierung einer Norm nie vollzogen werden. Setzen wir uns für die Klärung dieser Frage noch einmal mit Demsetz` Internalisierungsthese auseinander, welche besagt: „Wenn externe Effekte bestehen oder erwartet werden und wenn der erwartete Nutzen der Internalisierung oder Eliminierung dieser Effekte durch die Setzung bestimmter Normen größer ist als die mit der Internalisierung oder Eliminierung verbundenen erwarteten Kosten, dann, und nur dann, entstehen die betreffenden Normen“26. Demsetz` These impliziert, dass sowohl mit der Setzung von Normen als auch mit der Nichtsetzung Kosten als auch Nutzen verbunden sind27. Karl-Dieter Opp führt an Demsetz` These deshalb folgende Überlegung an: „Ob Normen entstehen, hängt ab vom Nettonutzen anderer Handlungsalternativen“28. Anders gesagt drückt Opp`s Überlegung Folgendes aus: Der Nettonutzen (NN) der Normentstehung (NE) soll größer sein als der Nettonutzen für jedwede andere Handlung, also die Nichteinführung der Norm (kNE) (Vgl. Gleichung 1). Zur Demonstration seiner Vermutung hat Opp nun die folgenden Ausdrücke formuliert29:
(1) NN (NE) > NN (kNE) NE
Der Nettonutzen ergibt sich aus der Differenz des Nutzen und der Kosten und kann folgendermaßen formuliert werden30:
(2) [NN (NE) - K (NE)] > [NN (kNE) - K (kNE)] NE
„Die […] Ungleichung formulieren wir so um, dass wir auf beiden Seiten die Kosten der Normentstehung K(NE) addieren“31. Wir erhalten folgende Endgleichung:
(3) NN (NE) > K (NE) + [NN (kNE) - K (kNE)] NE
Der rechte Teil unserer Ungleichung beschreibt nun unsere Gesamtkosten, während K(NE) die direkten und [NN (kNE) - K (kNE)] die Alternativkosten beschreiben. Zur Entstehung von Normen muss also nach Gleichung 3 der Gesamtnutzen größer sein als die Gesamtkosten. Ist der Nutzen, der mit der Internalisierung der Norm verbunden ist, für alle Beteiligten insgesamt größer als die Kosten, so entsteht eine Norm. Oder anders gesagt: Ist der durchschnittliche Nutzen des Kollektives größer als die durchschnittlichen Kosten entsteht eine Norm. Die Internalisierung der Norm, indem beim einzelnen Individuum der Nutzen die Kosten überschreitet, soll nun mit Hilfe der spieltheoretischen Konzepte des Gefangendilemmas, des Norm- sowie Metanormspiels dargelegt werden.
Die Sanktionierung abweichenden Verhaltens und das Gefangenendilemma
Axelrod beschreibt die Gültigkeit einer Norm folgendermaßen: „Eine Norm ist in einer Gruppe gültig, wenn [ ] die Defektionsbereitschaft der Mitglieder im Durchschnitt niedriger ist als die [ ] Sanktionsbereitschaft der Mitglieder im Durchschnitt hoch ist“32. Er beantwortet damit die Frage nach effektiven Bedingungen zur Realisierung von Normen, indem er die Überlegung anführt, „dass Sanktionen zu einer Überwindung des sozialen Dilemmas beitragen“33. „ Die beiden Dimensionen [der Defektions- und Sanktionsbereitschaft] wurden in das n-Personen- Gefangenen- Dilemma eingeführt […]“34.Dieses dient der Simulierung des Prozesses der Normentstehung. „Ein soziales Dilemma ist [dabei] eine Interaktionssituation, die bei rationalem Handeln einen suboptimalen Ausgang ergibt“35. In diesem Abschnitt der Seminararbeit werden wir deshalb das Gefangenendilemma betrachten und eine Lösung des Kollektivgutproblems ausarbeiten.
Eine Nachfrage nach Normen tritt [nämlich] insbesondere dann auf, wenn die Menge der Nutznießer sich in einer wiederkehrenden Interaktionssituation eines sozialen Dilemmas befindet“36.
Wir gehen zunächst davon aus, dass die Situation der Normentstehung als klassisches Gefangenendilemma dargestellt werden kann. Die Spieltheorie des Gefangenendilemmas ist ein zentrales Werkzeug in Situationen interdependenter Entscheidungen. Die Auszahlungshöhe liegt dabei von der Entscheidung des einen als auch des anderen Spielers ab. „Im [Gefangenendilemma] steht jede Person […] vor der Entscheidung, zu kooperieren oder zu defektieren, also die Norm zu befolgen oder nicht“37. Kollektiv rational wäre die Entscheidung beider, zu kooperieren (C). Beide würden somit eine
Auszahlung von „drei“ erlangen. Jedoch Abbildung 3: Klassisches Gefangenendilemma
Dieckmann Andreas et al., Soziologie von Anfang an (2008), 6
Aufgrund der Angst vor der Defektion des
Mitspielers wählen alle Spieler im einmaligen Spiel die Defektion (D) als dominante Strategie (Kollektivgutproblem). Sie entgehen damit dem Risiko, nur eine Auszahlung von „eins“ zu erlangen. Der Ausgang dieses Gefangenendilemmas ist die gegenseitige Defektion und somit für alle Mitspieler eine Auszahlung von „zwei“. Es handelt sich bei diesem Ergebnis des einmaligen Spiels um die sogenannte Pay-Off-Struktur. Bei dieser liegt ein Nash- Gleichgewicht, welches pareto- suboptimal ist, vor (siehe Abb. 4). Ein Nash- Gleichgewicht ist dabei „ eine Situation, in der wechselweise verbundene Akteure einzeln ihre bestmögliche Strategie mit Blick auf die Entscheidungen der anderen treffen“.38 Wie gerade dargelegt wurde: im einmaligen Spiel ist dies die Strategie der Defektion. Nun „[Ist es aber] bekannt, dass ein unbestimmt häufig wiederholtes Spiel bedingte Strategien erlaubt, die bei hinreichend großem Diskontfaktor bzw. „Schatten der Zukunft“ (Axelrod) zu wechselseitiger Kooperation führen“39. „Eine besonders einfache Strategie im wiederholten Gefangenendilemma ist die Trigger-Strategie, die freundlich beginnt und ab der zweiten Runde solange kooperiert, wie in allen voran gegangenen Runden kooperiert wurde“40. Bei Anwendung der Trigger-Strategie
„[existiert] in einem klassischen Gefangenendilemma ein Nash-Gleichgewicht wechselseitiger
Trigger- Strategien“41. Dies bedeutet: Eine Defektion eines Spielers geht einher mit der immerwährenden Defektion als Reaktion des Gegenspielers. Ist das Gleichgewicht Teilspielperfekt, reicht das alleinige Wissen um die Sanktion für das „normabweichende Verhalten“, damit keine Anreize für den Spieler entstehen, von der Strategie der Kooperation abzuweichen. „Ein Kollektivgut- Problem höherer Ordnung42 tritt folglich nicht auf, weil die indirekten Sanktionsdrohungen, […] unter der Bedingung wiederholter Interaktion, glaubwürdig sind“43. Die Trigger Strategie sei als Beispiel für eine Strategie im klassischen Gefangenendilemma angeführt. Es ist jedoch darauf hinzuweisen: „Dieses Ergebnis [bedeutet] nicht, dass alle bekannten Strategien, die im wiederholten Spiel zur Kooperation führen, kein Problem höherer Ordnung beinhalten“44. Die Betrachtung des klassischen Gefangenendilemmas hat bei der Suche nach einer Lösung des Kollektivgutproblems höherer Ordnung einen Beitrag geleistet. Dennoch ist dieses spieltheoretische Konzept zu erweitern, denn es werden „entscheidende Merkmale der empirischen Situation, in denen Normen durchgesetzt werden, nicht abgebildet“45. Abgebildet werden nur Situationen, die mit Entzug der Kooperationsbereitschaft sanktioniert werden. Die empirische Wirklichkeit zeigt aber Situationen, in welchen nicht die Sanktionierung durch Entzug der Kooperationsbereitschaft vollzogen wird, sondern zum Beispiel durch den Entzug sozialer Anerkennung46. Zur Verdeutlichung dieser Situationen ziehen wir eine zweistufige Dilemmata- Situation heran, das sogenannte Normspiel.
[...]
1 Dieckman Andreas et al. (2008), 3
2 Dieckman Andreas et al. (2008), 3
3 Dieckman Andreas et al. (2008), 3
4 Vgl. Koller Peter (1997), 66
5 Opp Karl-Dieter (1983), 2
6 Meulemann, Heiner, (2013), 43
7 Weber Max, (1980)
8 Meulemann, Heiner (2013), 146
9 Opp-Karl Dieter (1983), 67 f. 10 Wesche Steffen (2001), 27 11 Opp- Karl Dieter (1983), 13
12 Opp Karl-Dieter (1983), 68
13 Opp Karl-Dieter (1983), 69
14 Vgl. Opp Karl-Dieter (1983), 69
15 Opp Karl-Dieter (1983), 59
16 Opp Karl-Dieter (1983), 59
17 Vgl Opp Karl-Dieter (1983), 59
18 Opp Karl-Dieter (1983), 60
19 Opp Karl-Dieter (1983), 60
20 Meulemann Heiner (2013), 146
21 Opp Karl-Dieter (1983), 79
22 Vgl. Demsetz Harold (1967)
23 Dieckmann Andreas et al. (2008), 4
24 Opp Karl-Dieter (1983), 79
25 Wesche Steffen (2001), 28
26 In Opp Karl-Dieter Entstehung sozialer Normen (1983), 84, ursprünglich Demsetz Harold (1967), 34
27 Vgl. Opp-Karl Dieter (1983), 84
28 Opp Karl-Dieter (1983), 85
29 Opp bezieht sich in seinen Ausdrücken auf die Entstehung von Eigentumsrechten, hier werden die Formeln allgemeiner Formuliert, um die Entstehung von Normen darzulegen.
30 Vgl. Opp Karl-Dieter (1983), 84
31 Opp Karl-Dieter (1983), 85
32 Zit.n. Axelrod Robert (1997), 40-69
33 Dieckmann Andreas et al. (2008), 2
34 Meulemann Heiner (2013), 147
35 Dieckmann Andreas et al. (2008), 5
36 Dieckmann Andreas et al. (2008),5
37 Meulemann Heiner (2013), 147
38 N. Gregory Mankin und Mark P. Taylor (2012), 441
39 Dieckmann Andreas et al. (2008), 6
40 Dieckmann Andreas et al. (2008), 6
41 Dieckmann Andreas et al. (2008), 6
42 Rauhut Heiko und Ivar Krumpal: Von einem Kollektivgut Problem höherer Ordnung spricht man wenn es darum geht, sich normkonform zu verhalten und einen Beitrag zur Herstellung eines kollektiven Gutes, wie Umwelt-schutz oder öffentliche Sicherheit, zu leisten. (Zeitschrift für Soziologie Jg. 37, Heft 5, Oktober 2008, Seite 383)
43 Dieckmann Andreas et al. (2008), 7
44 Dieckmann Andreas et al. (2008), 7
45 Dieckmann Andreas et al. (2008), 7
46 Vgl. Dieckmann Andreas et al. (2008), 7