Für neue Autoren:
kostenlos, einfach und schnell
Für bereits registrierte Autoren
Ausarbeitung, 2012
11 Seiten, Note: 1,3
Geschichte Europa - and. Länder - Mittelalter, Frühe Neuzeit
1. Einleitung: Aufgabe des Konzils und Standortwahl
2. Hauptteil: Das Konzil als städtisches Großereignis
2.1. Ist der Begriff „städtisches Großereignis“ für das Konzil von Konstanz 2 zutreffend?
2.2. Die Chronik Ulrichs von Richentals
2.3. Arbeitsplätze für Fremde [4]
2.4. Höchstpreise für Unterkunft und Verpflegung
3. Fazit
Literaturverzeichnis
Das Konzil zu Konstanz wurde 1414 einberufen, um schwere Missstände in der Kirche zu beseitigen. Besonders galt es, das seit 1378 bestehende Schisma zu beenden und so die Einheit der Katholischen Kirche wieder herzustellen. Alle früheren Versuche diesen unwürdigen Zustand zu beenden waren fehlgeschlagen, weil sowohl der römische Papst als auch der Gegenpapst in Avignon davon überzeugt waren, ihr Amt zu Recht auszuüben. Der letzte Versuch der Kardinäle, beide Päpste abzusetzen und einen neuen zu wählen hatte dazu geführt, dass es seit 1409 nunmehr drei Päpste gab, die alle drei davon ausgingen, dass sie das alleinige rechtmäßige Oberhaupt der Christenheit waren. 1414 waren das der aus Venedig stammende und in Rom gewählte Gregor XII., der Spanier Benedikt XII. in Avignon, und, als Nachfolger des in Pisa gewählten Papstes, der Neapolitaner Johannes XXIII.
Jeder dieser drei Amtsinhaber hatte seine Anhänger und Verteidiger, nationale Interessen spielten dabei eine große Rolle. Der deutsche König und spätere Kaiser Sigismund setzte sich energisch für eine Lösung des Konfliktes ein.[1]Er wollte einen neutralen Tagungsort auf deutschem Boden und bestimmte Konstanz zum Ort des Konzils, gegen den Wunsch Johannes des XXIII., der ein Treffen in Italien vorgezogen hätte.[2]
Aufgrund seiner geografischen Lage war Konstanz bestens als Konzilstadt geeignet: Konstanz liegt nördlich der Alpen, direkt am Bodensee, nahe Italien und Frankreich und war auch schon 1414 durch die Rhein-Bodensee Verbindung leicht mit Schiffen zu erreichen. Die Bischofsund Reichsstadt galt für die damaligen Verhältnisse mit 6000 bis 8000 Einwohnern als groß und verfügte somit auch über die notwendige Infrastruktur, um viele in- und ausländische Gäste aufnehmen und versorgen zu können.[3]Dazu gehörte nicht nur die Bereitstellung von Herbergen durch die Bürger von Konstanz, sondern auch die Herbeischaffung größerer Mengen von Lebensmitteln und anderen Gütern des täglichen Bedarfs. Dabei halfen auch die intensiven Handelsbeziehungen mit Italien und die Erfahrungen im Nord-Südhandel. Koblenz besaß ein relativ neues Kaufhaus, welches zur Lagerung und Verteilung von Waren benutzt wurde. Während des Konzils diente das obere Stockwerk als Ort des Konklaves.[4]Die anderen Veranstaltungen des Konzils fanden in der Bischofskirche, dem Münster, statt. Eine weitere wichtige Voraussetzung für die Eignung als Konzilstadt war der dortige Bischofsitz. Die Stadt Konstanz hatte viel Erfahrung mit der Durchführung von religiösen Zeremonien, wenn auch in einem kleineren Maßstab als man das bei einem Konzil erwarten würde. Nur in einer Stadt mit langer liturgisch-kirchlicher Ritualerfahrung konnten sich auch die konziliaren Rituale einordnen.
Wenn man das Konzil von Konstanz als städtisches Großereignis betrachten möchte, ist es sinnvoll zuerst einmal zu definieren, was ein städtisches Großereignis ausmacht. Es besteht kein Zweifel, dass das Konzil ein kirchliches Großereignis war. Aber war es eventuell kein städtisches Ereignis, weil die Stadt ihre Funktion nur im Hintergrund und als Versorgungsorgan hatte? In seinem Aufsatz „Das Konstanzer Konzil als städtisches Ereignis“[5]nähert sich Helmut Maurer der Beantwortung dieser Frage, indem er die Definition des Philosophen Martin Seel, der Ereignisse als „Veränderungen“ sieht, „die als eine Unterbrechung des Kontinuums der historischen Zeit erfahren werden“[6]zu Grunde legt. Diese Definition trifft auf das Konstanzer Konzil zu. Als nächsten Schritt untersucht der Autor des Aufsatzes den Begriff des Städtischen in Bezug auf dieses Ereignis, welches er in der Mitwirkung von Rat und Bürgern der Stadt bei allen nicht-konziliaren Ereignissen sieht. In den öffentlichen Zeremonien, sowohl in den weltlichen als auch in den religiösen, sind Klerus und Bürger zu einer Einheit verbunden.[7]Die außerhalb der Bischofskirche und der Konklave sichtbaren Zeremonien des Konzils waren städtische Zeremonien. Einen wichtigen Punkt stellt in diesem Zusammenhang die Tatsache dar, dass es sich im Falle von Konstanz um eine Bischofstadt handelte. Für Bürger und Rat waren schon vor dem Konzil Prozessionen, feierliche Einholungen von Würdenträgern und ähnliche Veranstaltungen zur Gewohnheit geworden.[8]Diese Eingebundenheit des Konstanzer Rates und der Bürger in die kirchlichen Riten und Gebräuche einer Bischofstadt bildeten schließlich eine der wesentlichen Vorraussetzungen für die Wahl der Stadt Konstanz als Tagungsort des Konzils.[9]Die in kurzen Zeitabständen folgenden Wiederholungen der gemeinsamen kirchlich-städtischen Veranstaltungen fügten sich auf dieser Grundlage zu einem städtischen Großereignis zusammen. Ulrich von Richental hat durch seine Chronik sicher auch dazu beigetragen, dass das Konzil von Konstanz im Nachhinein als städtisches Großereignis begriffen und erinnert wurde.[10]
Ulrich von Richental hat seine Chronik des Konstanzer Konzils aus Sicht der Bürgerschaft verfasst. Die vielen mit Illustrationen versehenen Aufzeichnungen beziehen sich nicht nur auf die herausragenden Einzelereignisse, die häufig und auf spektakuläre Weise statt fanden, wie zum Beispiel die Einzüge der Päpste und des Königs in die Stadt oder die Hinrichtung des „Ketzers“ Jan Hus. Erwähnt werden auch eher alltägliche Vorkommnisse wie Gottesdienste und Prozessionen, an denen die Bevölkerung der Stadt teilnahm, die Ankunft der Würdenträger, Festmähler für Bürger und Rat, Schenkungen und Ehrungen.[11]Darüber hinaus beschreibt Richental aber auch die Vorkehrungen und Verordnungen des Rates der Stadt Konstanz, ohne die der notwendige Aufwand für eine überwältigende Anzahl fremder Gäste nicht zu bewältigen war. Während der vier Konziljahre kamen mehr als 70000 Menschen zusätzlich zur eigenen Bevölkerung in die Stadt.[12]Das war eine große Herausforderung, brachte aber auch viel Handel und somit Geld in die Stadt.[13]
Gleich zu Beginn des Konzils- nach Richental noch ehe der König oder die meisten Vertreter der hohen Geistlichkeit in Konstanz eingetroffen waren- wurden durch den Stadtrat Verordnungen über die Rechte der eingesessenen wie der für die Dauer des Konzils zugereisten Handwerker und Kaufleute erlassen.[14]Das war eine dringende Notwendigkeit angesichts der Menschenmassen, die als Teilnehmer, Besucher oder Begleiter des Konzils nach Konstanz strömten. Demnach bekamen die Fremden für die Zeit ihres Aufenthalts die gleichen Rechte wie die Konstanzer Bürger verliehen, was sich auch auf die Möglichkeiten erstreckte, ihr Gewerbe frei auszuüben und nicht mehr Steuern oder Abgaben zu bezahlen als die schon ansässigen Bürger auch.
[...]
[1]Vgl. Vocke, Weltgeschichte, S.178.
[2]Vgl. Richental, Text der Aulendorfer Handschrift nach Buck, S. 19.
[3]Vgl. Borst, Lebensformen im Mittelalter, S.328.
[4]Ebd., S. 326.
[5]Maurer, in: ...S. 149.
[6]Ebd., S.155.
[7]Vgl. ebd., S. 159/160.
[8]Ebd., S. 164/165.
[9]Ebd., S. 170.
[10]Ebd., S. 171.
[11]Ebd., S. 160.
[12]Vgl. Richental, Text der Aulendorfer Handschrift nach Buck, S. 218.
[13]Fußnote 2 zu Abschn.56.
[14]Vgl. Richental, Chronik, Abschn. 36.
Geschichte Europa - and. Länder - Mittelalter, Frühe Neuzeit
Hausarbeit, 14 Seiten
Geschichte Europa - and. Länder - Mittelalter, Frühe Neuzeit
Seminararbeit, 16 Seiten
Geschichte Europa - and. Länder - Mittelalter, Frühe Neuzeit
Seminararbeit, 19 Seiten
Theologie - Historische Theologie, Kirchengeschichte
Seminararbeit, 27 Seiten
Geschichte Europa - and. Länder - Mittelalter, Frühe Neuzeit
Hausarbeit, 14 Seiten
Gesundheit - Sport - Sportökonomie, Sportmanagement
Examensarbeit, 87 Seiten
Seminararbeit, 13 Seiten
Geschichte Europa - and. Länder - Mittelalter, Frühe Neuzeit
Hausarbeit, 14 Seiten
Geschichte Europa - and. Länder - Mittelalter, Frühe Neuzeit
Seminararbeit, 16 Seiten
Geschichte Europa - and. Länder - Mittelalter, Frühe Neuzeit
Seminararbeit, 19 Seiten
Theologie - Historische Theologie, Kirchengeschichte
Seminararbeit, 27 Seiten
Geschichte Europa - and. Länder - Mittelalter, Frühe Neuzeit
Hausarbeit, 14 Seiten
Gesundheit - Sport - Sportökonomie, Sportmanagement
Examensarbeit, 87 Seiten
Seminararbeit, 13 Seiten
Der GRIN Verlag hat sich seit 1998 auf die Veröffentlichung akademischer eBooks und Bücher spezialisiert. Der GRIN Verlag steht damit als erstes Unternehmen für User Generated Quality Content. Die Verlagsseiten GRIN.com, Hausarbeiten.de und Diplomarbeiten24 bieten für Hochschullehrer, Absolventen und Studenten die ideale Plattform, wissenschaftliche Texte wie Hausarbeiten, Referate, Bachelorarbeiten, Masterarbeiten, Diplomarbeiten, Dissertationen und wissenschaftliche Aufsätze einem breiten Publikum zu präsentieren.
Kostenfreie Veröffentlichung: Hausarbeit, Bachelorarbeit, Diplomarbeit, Dissertation, Masterarbeit, Interpretation oder Referat jetzt veröffentlichen!
Kommentare