Die gesamte Friedrich-Literatur durchzieht die Behauptung, dass der Maler Caspar David Friedrich (1774-1840) einen schwedischen Pass besäße und somit schwedischer Staatsbürger sei. Diese Idee könnte auf den ersten Blick auch stimmig sein. Dazu muss man jedoch erst einmal wissen, dass der Künstler in Greifswald geboren und aufgewachsen ist. Dieser Ort an der östlichen Ostseeküste gehörte bis 1815 zum schwedischen Reich und somit könnte angenommen werden, dass Friedrich als schwedischer Bürger geboren ist. Allerdings erklärt dazu Dr. Joachim Krüger, Historiker der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald:
„Die Einwohner in Schwedisch-Pommern haben, sofern sie nicht auch im Königreich Schweden direkt beheimatet waren, nie einen schwedischen Paß besessen. Schwedisch-Pommern blieb auch nach 1648 ein Territorium des Heiligen Römischen Reichs dt. Nation. Der schwedische König (in diesem Fall die Königin Christina) wurde als Reichsfürst eingesetzt (als Herzog von Pommern), er war als solcher Vasall des Kaisers. […] Schwedisch-Pommern stand bis 1806 in einem Doppelstatus: als deutsches Herzogtum und gleichzeitig als schwedische Provinz. Aber die Untertanen waren keine Schweden, sie waren Einwohner eines Reichsfürstentums. Das, was sie mit Schweden verband, war der schwedische König.“
Demnach ist Friedrich nie schwedischer Staatsbürger gewesen und hat auch keinen schwedischen Pass gehabt, nichtsdestotrotz gibt es immer noch Legenden darüber.
Zurzeit als der Künstler geboren wird, ist Greifswald eine Stadt in Schwedisch-Pommern mit circa fünftausend Einwohnern. Er wächst in der so genannten „Schwedenzeit“ Deutschlands auf (1648-1815). Im Zuge des Westfälischen Frieden von 1648 fallen deutsche Territorien an Schweden. Zu diesen norddeutschen Territorien gehören die Gebiete Bremen-Verden mit Wildeshausen, Wismar mit der Insel Poel und Neukloster, sowie Schwedisch-Pommern mit Rügen. Der schwedische König ist damit Herzog von Pommern und wird von einem Generalgouverneur vertreten. Greifswald und Vorpommern werden jedoch nicht in den schwedischen Staatsverband eingegliedert und bleiben als Verwaltungseinheit weitgehend autonom. Im 18. Jahrhundert, zu Lebzeiten Friedrichs, führt Pommern, als letzte der übrig gebliebenen Ostseeprovinzen von Schweden, ein prävaliertes Dasein. Nur der Siebenjährige Krieg prägt kurzzeitig das Leben in der Provinz, allerdings verläuft er für Schweden ohne territoriale Verluste und somit kann der Adel ungestört seine Rechte geltend machen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Caspar David Friedrich
- Kindheit und Jugend
- Zeit in Dresden
- Religiöse Überzeugung
- Politische Verhältnisse der Zeit
- Deutschland und besonders Sachsen
- Politische Bewegungen, Ideale und Vorstellungen und inbesondere Friedrichs Einstellung
- Stellung zu Schweden
- Schweden und dessen König Gustav IV. Adolf
- Friedrichs Stellung zu Schweden
- Die Bilder
- Kreuz im Gebirge
- Die Lebensstufen
- Gestalterische Analyse
- Inhaltliche Analyse
- Gotische Grabkapelle
- Zusammenfassung
- Résumé
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit Caspar David Friedrichs Verhältnis zu Schweden. Sie untersucht die Gründe für Friedrichs tiefe Verbundenheit zu diesem Land und beleuchtet, wie sich diese Zuneigung in seinem Leben und seiner künstlerischen Arbeit widerspiegelt. Der Fokus liegt darauf, ob es Bilder gibt, die Friedrichs Bezug zu Schweden oder seinem König demonstrieren, und welche Merkmale diese Bilder aufweisen.
- Friedrichs Leben und künstlerische Arbeit im Kontext der Schwedenzeit
- Friedrichs religiöse Haltung und ihre Bedeutung für seine künstlerische Gestaltung
- Die politische Situation in Deutschland und Sachsen während Friedrichs Lebenszeit
- Die Bedeutung der Beziehung zwischen Schweden und Pommern für Friedrichs Leben
- Die Analyse von Friedrichs Gemälden im Hinblick auf ihre Schwedenbezüge
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und beleuchtet die kontroverse Behauptung, dass Caspar David Friedrich einen schwedischen Pass besaß. Sie widerlegt diese Annahme anhand historischer Fakten und erklärt die politische Situation in Schwedisch-Pommern während Friedrichs Lebenszeit.
Das zweite Kapitel widmet sich Friedrichs Leben und Werk. Es beleuchtet seine Kindheit und Jugend in Greifswald, seine Ausbildung bei Johann Gottfried Quistorp sowie seine religiösen Ansichten.
Das dritte Kapitel behandelt die politischen Verhältnisse der Zeit. Es fokussiert sich auf Deutschland und besonders auf Sachsen, Friedrichs Heimatregion, sowie auf die politischen Bewegungen, Ideale und Vorstellungen der Epoche. Auch Friedrichs eigene politische Haltung und Überzeugungen werden in diesem Kapitel beleuchtet.
Das vierte Kapitel widmet sich Friedrichs Beziehung zu Schweden. Es analysiert die besondere Rolle des schwedischen Königs Gustav IV. Adolf für Schwedisch-Pommern und untersucht, wie sich die Schwedenfreundlichkeit in der Region manifestierte.
Das fünfte Kapitel beleuchtet Friedrichs künstlerische Werke im Hinblick auf seine Schwedenbezüge. Es untersucht drei Bildbeispiele - "Kreuz im Gebirge", "Die Lebensstufen" und "Gotische Grabkapelle" - und analysiert ihre gestalterischen und inhaltlichen Merkmale.
Schlüsselwörter
Caspar David Friedrich, Schweden, Schwedisch-Pommern, Gustav IV. Adolf, Romantik, Landschaftsmalerei, Greifswald, Dresden, politische Verhältnisse, Schwedenfreundlichkeit, künstlerische Gestaltung, Bildanalyse.
- Quote paper
- Melanie Dreisam (Author), 2015, Caspar David Friedrich und seine Stellung zu Schweden, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/293869