Schon 1988 hielt der Sprachwissenschaftler Siegfried Jäger in seinem Werk Rechtsdruck fest, dass „rechte Gedanken in Wissenschaft und Publizistik immer offener diskutiert und dadurch wieder hoffähig gemacht werden“. Heute steigt nicht nur die Zahl rechtsextremer Medien im „Weltnetz“, wie überzeugte Rechtsextremisten das Internet nennen, sondern auch die Auflage rechtsextremer Printmedien.
Zwar distanziert man sich dabei zunehmend vom Nationalsozialismus und vom Faschismus der Alten Rechten, das von der sogenannten Neuen Rechten vertretene Gedankengut unterscheidet sich vielfach aber nur unwesentlich von der Propaganda der Nationalsozialisten.
Die oberflächliche Distanzierung zur Alten Rechten dient somit vielfach nur dazu den „Ballast der Vergangenheit abzuwerfen“ und so, trotz einer generellen Ablehnung des Faschismus in Großteilen der Bevölkerung, Anschluss an die politische Kultur und insbesondere an konservatives Gedankengut zu finden.
Inhaltsverzeichnis
Rechte Printmedien als Blockadebrecher
1. Nation&Europa- Geistiges Führungsorgan der Neuen Rechten?
2. Konservatives Kulturmagazin oder rechtsextremer Blockadebrecher- die Zeitung Mut
3. Vor Ort- Mut über Integration
4. „Die letzten Deutschen“ und „untaugliche Deutsch-Türken“- Integration in Nation&Europa
5. Mut und Nation&Europa als rechtsextreme Zeitschriften
Genutzte Literatur
Rechte Printmedien als Blockadebrecher
Schon 1988 hielt der Sprachwissenschaftler Siegfried Jäger in seinem Werk Rechtsdruck fest, dass „rechte Gedanken in Wissenschaft und Publizistik immer offener diskutiert und dadurch wieder hoffähig gemacht werden“1. Heute steigt nicht nur die Zahl rechtsextremer Medien im „Weltnetz“2, wie überzeugte Rechtsextremisten das Internet nennen, sondern auch die Auflage rechtsextremer Printmedien. Zwar distanziert man sich dabei zunehmend vom Nationalsozialismus und vom Faschismus der Alten Rechten, das von der sogenannten Neuen Rechten vertretene Gedankengut unterscheidet sich vielfach aber nur unwesentlich von der Propaganda der Nationalsozialisten. Die oberflächliche Distanzierung zur Alten Rechten dient somit vielfach nur dazu den „Ballast der Vergangenheit abzuwerfen“3 und so, trotz einer generellen Ablehnung des Faschismus in Großteilen der Bevölkerung, Anschluss an die politische Kultur und insbesondere an konservatives Gedankengut zu finden. Gerade die Einbindung des rechten Randes der Bevölkerung in die Politik, die durch konservative Parteien vorgenommen wurde, bot so, trotz klein bleibender politischer Erfolge rechter Parteien, die Möglichkeit der Etablierung rechten Gedankenguts in der Gesellschaft.
Die Neue Rechte, die aus der Ablehnung der Alten Rechten und des Nazi-Faschismus entstand, versucht dabei zunehmend in alle politischen Lager hineinzuwirken und über den Aufbau einer kulturellen Hegemonie4 schließlich auch wieder zu Wahlerfolgen zu kommen. Die nötigen Blockadebrecher der Rechten, die die Grenzen für rechtsextremes Gedankengut immer wieder neu setzen, sind dabei in erster Linie die Printmedien, deren genaue Analyse daher politische Bedeutung bekommt und die daher nicht weiter als indiskutabel gelten dürfen, wie dies lange Zeit der Fall war5. Diese notwendige Betrachtung unterschiedlicher rechter Medien steht dabei aber vor Schwierigkeiten, die über das Herausarbeiten unterschwelliger rechter Ideologien innerhalb eines Mediums herausgehen. So ergibt sich aus der scheinbaren Heterogenität der Neuen Rechten, die aus unterschiedlichem Vorgehen und divergierenden und teils konkurrierenden Theorien rechter Gruppierungen entsteht, auch eine starke Unterscheidung zwischen den als rechtsextrem einzustufenden Medien. Dennoch müssen auch kooperative Elemente und vergleichbare Ideologiebestandteile in unterschiedlichen rechten Printmedien vorhanden sein, da nur so eine gemeinsame Einstufung als Medien der Neuen Rechten möglich ist.
In dieser Arbeit sollen daher zwei die wesentlichen rechtsextremen Medien Mut und Nation&Europa, die „zu den größten rechtsextremen Periodika“6 gehören und deren Herausgeber, trotz zahlreicher Unterschiede in der Aufmachung im angesprochenen Publikum, eine enge Zusammenarbeit pflegten. Diese Unterschiede, aber auch wesentliche Übereinstimmungen sollen nun anhand einer Gegenüberstellung herausgearbeitet werden. Dazu ist es zunächst nötig die Strategien beider Monatszeitungen vorzustellen, um diese anschließend an ausgewählten Beispieltexten herauszuarbeiten. Abschließend soll noch einmal klar herausgestellt werden, dass den beiden Beispielmedien trotz großer Unterschiede ein gemeinsames politisches Lager zu Grunde liegt.
1. Nation&Europa- Geistiges Führungsorgan der Neuen Rechten?
Die monatlich erscheinende Zeitschrift Nation&Europa galt bis zu ihrer Ersetzung durch die Zeitschrift Zuerst! Im Jahr 2009 vielfach als geistiges Führungsorgan des europäischen Nationalismus und war seit der erstmaligen Publikation 1951, damals noch unter dem Titel Nation Europa, zum Forum rechten Gedankenaustauschs geworden7. Dabei bot sie nicht nur Autoren aus dem gesamten rechten Spektrum die Möglichkeit zur Vernetzung, sondern diente auch der Vernetzung verschiedener Organe aus dem Bereich der Neuen Rechten.
Gegründet wurde die Nation & Europa 1950 durch den ehemaligen SS-Hauptsturmführer Arthur Ehrhardt und SA-Obersturmführer Herbert Böhme, während der Titel Nation Europa zurückgeht auf den britischen Faschistenführer Oswald Mosley. Mit ihm soll Arthur Ehrhardt während einer mehrjährigen Kriegsgefangenschaft in Kontakt gestanden und im Anschluss daran die Idee eines Zusammenschlusses aller rechten Kräfte Europas entwickelt haben. Nation Europa sollte daher nicht nur als Wegbereiter einer neuen Rechten in Deutschland dienen, sondern sah sich als Schritt zum Zusammenschluss faschistischer europäischer Organisationen8, wobei der Schwerpunkt zunächst auf den Bereich der gemeinsamen Ideologievermittlung unterschiedlicher rechter Strömungen gelegt wurde9.
Nach Ehrhardts Tod 1971 übernahm der Mitbegründer des rechtsextremen Bundes Deutscher Studenten Peter Dehoust, der heute als einer der bedeutendsten Publizisten der Rechtsextremen gilt, die Zeitung, für die er in den Folgejahren auch selbst mehrere Artikel verfasste. Dehoust sah in der Publikation von Nation Europa eine mögliche geistige Waffe gegen Überfremdung10, suchte aber durch eine Ausweitung des Themenspektrums in den 80ern und die Verbindung mit Autoren der gesamten rechtsextremen Szene auch eine stärkere Vernetzung auch konkurrierender Gruppen.
Bemerkenswert ist dabei, dass trotz der eigentlichen Konkurrenz einiger vertretener Ideologien keine kontroversen Diskussionen in den Heftthemen entstehen, sondern ein gemeinsamer Konsens als Grundlage der rechten Szene geschaffen werden sollte. Im Mittelpunkt stand dabei eine Wiederherstellung des Rassismus als „vernichtendes politisches Kampfinstrument der Rechten“11, die sich im Besonderen in der klaren Befürwortung einer Mehrklassengesellschaft nach Beispiel der südafrikanischen Apartheid zeigte. Diese wurde auch durch eine Verbindung zum, von Peter Dehoust gegründeten, Hilfskomitee südliches Afrika deutlich, das für eine Bewahrung des deutschen Einflusses in den ehemaligen Kolonien und eine Rassentrennung eintritt. Die Autoren traten dabei für ein starkes Deutschland ein, dem eine führende Rolle in einer europäischen Gemeinschaft zukommen soll. Besondere Kritik wurde daher nicht nur an Einwanderung aus nicht-europäischen Staaten, besonders Migration aus Afrika und islamisch geprägten Ländern Asiens, sondern auch an der kulturellen Hegemonie der USA laut. Dieser sollte durch die Darstellung von Interventionsmöglichkeiten entgegengewirkt werden, sodass eine antikapitalistische und europäisch geprägte rechte Kulturhoheit entstehen könne, die auch das Ziel eines Großteils der rechtsextremen Gruppierungen darstellt und somit als gemeinsame Grundlage der Neuen Rechten gesehen werden kann.
Zudem nahm die Propagierung einer einheitlichen rechten Wahlformation seit den frühen 1990ern einen bedeutenden Schwerpunkt der Ideologiearbeit der Zeitung ein. Die Zeitung löste sich außerdem zunehmend von einer reinen Ideologievermittlung und bot Handreichungen für rechtliche Agitation und Material für Anti-Ausländer-Kampagnen, die den Leser auch in der Verbreitung seiner politischen Vorstellung unterstützen sollte und so den Einfluss rechten Gedankenguts zu stärken suchte.
Nach der Vereinigung von Nation Europa mit den Deutschen Monatsheften 1990 wurde die Zeitung schließlich in Nation & Europa umbenannt, bevor zwei Jahre später eine enge Zusammenarbeit mit der von von Dehoust und Harald Neubauer neugegründeten Deutschen Liga für Volk und Heimat entstand. Diese wurde als rechtsextreme politische Organisation zur Sammlung rechter Strömungen gegründet, für die Dehoust und andere Autoren in Nation Europa stets eintraten, da diese einen wesentlichen Schritt zur Erreichung einer kulturellen Vorherrschaft darstellt.
Bis 2009, als die Zeitung von Dietmar Munier aufgekauft und durch das ebenfalls rechtsextreme Monatsblatt Zuerst! ersetzt wurde konnte sich Nation & Europa so zum wichtigsten rechtsextremistischen Organ in Deutschland seit 1951 entwickeln und bot so „gemäß ihrer Zielvorgabe ein Forum für das gesamte nichtnazistische rechtsextreme Spektrum in Deutschland“12.
Nation Europa gilt zudem nicht nur als wesentliches Medium des rechtsextremen Spektrums, sondern bekommt in der Geschichte der Entwicklung der Neuen Rechten eine besondere Rolle, da die Gründung 1951vor der Entstehung der Neuen Rechten lag. Allerdings erkannte man früh die Aussichtslosigkeit einer Propagierung des Nationalsozialismus alter Form und öffnete sich dementsprechend für neue rechte Ideologien, wodurch die Zeitung als „Vorläufer und Wegbereiter der Neuen Rechten“13 gelten kann, in der sich kaum verändernde Ideologien über einen langen Zeitraum publiziert werden konnten. Dies zeigt sich auch in der Wiederholung der monatlich wechselnden Heftthemen etwa im Jahresturnus und dem stets gleichen Aufbau des etwa 60-80 Seiten starken Heftes, in dem Inhalte von gleich bleibendem Wert vermittelt werden sollten. Die klare Dominanz des Wortes und die demgegenüber seltene Verwendungen von Bildmaterial und Grafiken zeigt zudem das Selbstverständnis als wissenschaftliche Zeitschrift14, die Nation&Europa mit der Zeitschrift Mut, trotz unterschiedlicher Aufmachung, gemein hat.
2. Konservatives Kulturmagazin oder rechtsextremer Blockadebrecher- die Zeitung Mut
Bereits seit 1965 existiert die Monatszeitschrift Mut, die heute als Vernetzung zwischen bildungsbürgerlichem Publikum15 und rechtsextremen Ideologien gilt. Dabei wandelte sich die, durch NPD-Aktivist Bernhard-Christian Wintzek zunächst als Studenten- und Schülerzeitschrift gegründete Zeitschrift von einem Forum für rechtsextreme Jugendgruppen Anfang der 1980er in ein „Modernes, aufgeschlossenes und breitere Kreise erreichendes“16 konservatives Monatsheft. Dieser Kurs wurde dabei wesentlich geprägt durch den Nationalrevolutionär Wolfgang Strauss, der seit 1982 bei der Mut tätig ist, sowie durch Gerd-Klaus Kaltenbrunner, der als Publizist aus dem konservativen Spektrum bekannt ist und so die Grenzüberschreitung der Mut ermöglichte. Trotz kaum veränderter inhaltlicher Schwerpunkte kann sich die Mut daher heute als überparteiliches und konservatives Magazin verstehen, das sich von offen faschistischer Organisation und Ideologie abgrenzt, obwohl man sich, ebenso wie Nation&Europa, in der Tradition nationaleuropäischer Ideen von Oswald Mosley sieht. Die heute professionelle Aufmachung, die sich durch reiche und qualitativ hochwertige Bebilderung des etwa 60 Seiten starken Heftes zeigt, und die Themen, die sich von Kultur bis Wissenschaft erstrecken, dienen dabei dazu „den Anschein national-konservativer >>Seriosität<< zu erwecken“17. Themenschwerpunkte bilden dabei besonders die Gesellschaft, sowie Europapolitik, Sprachwissenschaft, aber auch Psychologie, Geschichte und Kultur. Dem Leser wird so ein scheinbar umfangreiches Angebot geliefert, in dem sich aber viele Themenbereiche mehr oder weniger stark überschneiden und in denen stets die Ablehnung liberaler Positionen und die Befürwortung konservativer und rechter Positionen im Mittelpunkt stehen. So finden sich auch in der Mut „Grundmuster rechtsradikalen Denkens“18, wie die Kritik am Verfall der Gesellschaft und der abendländischen Wertvorstellungen, der Ablehnung amerikanischen Einflusses auf die Kultur, sowie im besonderen Kritik an Vertretern jeglicher Gleichheitsideologie. Diese Ablehnung findet sich auch in konservativen Parteien wie der CDU und erlaubt den Brückenschlag zwischen rechten und konservativen Positionen. Die Theorie der Ungleichheit, die sich als Antwort daraus ergibt, dient nicht nur dazu gesellschaftliche Minoritäten für den propagierten Niedergang der Gesellschaft verantwortlich zu machen, sondern auch dazu, dass „Herrschaftsstrukturen und Ausbeutung als naturgegeben legitimiert“19 werden können. Dies geht einher mit der Idealisierung von Anthropologie, die eine, auf angeblichen Fakten beruhende, wissenschaftliche Sprache bedingt. Die Blockaden konservativer Leser gegen rechte Ideologien können so durch hohe Qualität der verwendeten Sprache und große Bedeutung (pseudo-)wissenschaftlicher Untersuchungen aufgehoben werden, sodass rechtsradikales Gedankengut durch gezielte Anbindung an nahe stehende und bereits etablierte konservative Positionen attraktiv gemacht wird. Auch die ästhetische Aufmachung der Texte, die durch idyllische Ölgemälde aus dem 19. Jahrhundert und seltener durch moderne Fotografien einen direkten Zugang zum Leser schaffen soll, dient dabei dazu Positionen als lange etabliert und konservativ wirken zu lassen und sich vom militanten Rechtsextremismus weitestgehend abzusetzen. Gerade diese aus der Masse rechtsextremer Printmedien herausragende optische Aufmachung und die sprachlich oft qualitativ hochwertigen Artikel vergrößern dabei die Gefahr der Verbreitung rechten Gedankenguts20.
Die Analyseschwierigkeiten, die sich bei Betrachtung der Mut-Artikeln bieten, sollen im Folgenden an zwei Beispielen aufgezeigt und mit Artikeln aus Nation&Europa verglichen werden.
3. Vor Ort- Mut über Integration
Bereits bei der ersten Betrachtung des Artikels „Vor Ort Integration wohin?“ von Matthias Buth, der im Juli 2008 in der Mut abgedruckt wurde, fällt die Länge des Textes und die reiche Bebilderung auf, die, ohne den Inhalt gelesen zu haben, zunächst den Eindruck von wissenschaftlicher und kultureller Bedeutung verschafft. Beides steht auch im Gegensatz zu den Texten in Nation&Europa, die meist nur eine Seite einnehmen und kaum durch Bildmaterial unterstützt werden. In der Mut hingegen scheint gerade dem Bildmaterial besondere Bedeutung zuzukommen und so finden sich auf nahezu jeder Doppelseite Großdrucke von Gemälden. Auch zum jeweiligen Thema mehr oder weniger passende Gedichte Gedichte finden sich teilweise neben den Artikeln, sodass insgesamt der Eindruck entsteht bei der Mut handele es sich tatsächlich um ein Kulturmagazin und nicht um eine Zeitung der Rechtsextremen.
Vorab zum Artikel liefert die Mut eine kurze Vorstellung des Autors Dr. Matthias Buth, der als erfolgreicher Literat eingeführt wird, dessen Texte internationale Bedeutung haben. Anschließend folgt eine kurze Darstellung des Inhaltes, der als aktueller Befund zur Integration zusammengefasst wird. Zudem wird in der Vorabinformation eine kurze Stellungnahme zu einheitlichen Einbürgerungstests geliefert die Kritik der Sozialdemokraten hervorgerufen haben21. Auffallend ist bereits an dieser Stelle die auch an späteren Stellen auftauchende Verbindung zwischen Bildunterschrift und Text. So wird die Erklärung zum abgedruckten Gemälde „Torheit“ von Rudolf Stasi, auf dem das Brandenburger Tor in verzerrter Form zu erkennen ist, direkt in die Information zum Textinhalt eingebunden, als bestünde ein Zusammenhang zwischen Text und Bild, der allerdings ohne diese Verbindung kaum zu erkennen wäre. So ergibt sich aus dem Gemälde weder die im Text angesprochene Integrationsproblematik, noch wird die Hintergrundinformation der Kritik der Sozialdemokraten an einheitlichen Einbürgerungstests näher erläutert. Dennoch scheint das Bild des verzerrten Brandenburger Tors für die Redaktion der Mut in einem inneren Zusammenhang zum Text zu stehen.
Dieser beginnt, wie auffallend viele Texte in der Mut, nicht in medias res, sondern sucht einen Zugang zum Leser über die Erklärung der politischen Metapher des vor-Ort-gehens, die auch im Titel des Artikels genutzt wird. Hier zeigt sich eine Strategie die sich durch die meisten Artikel der Mut zieht und sie so vom Großteil der Artikel aus Nation&Europa unterscheidet. Zwar werden auch hier lockere, teilweise fast scherzhafte Einstiege gesucht, um neue Leser nicht gleich mit der vertretenen Ideologie zu verschrecken, vielfach wird in Nation&Europa aber auch der direkte Themeneinstieg über scheinbar aktuelle Meldungen gesucht. In den Artikeln der Mut hingegen wird oft eine lange Hinführung zur meist noch versteckten Ideologie gesucht. Erst dann folgt der Übergang zum eigentlichen Thema, dessen Problematik sich hier laut Autor nur erkennen lässt, wenn man tatsächliche Begebenheiten betrachtet. Hier findet sich nicht nur eine Rechtfertigung für später auftauchende Thesen, die der Autor nur anschließend an eigene Beobachtung aufstellen kann, sondern auch eine Kritik an gegnerischen Politikern, denen die Zeit für solche Beobachtungen fehlt und deren Argumente somit für Autor und überzeugten Leser unbrauchbar werden.
Der Autor beginnt nun mit der Beschreibung der besuchten Gesamtschule, an der die Arbeitsgruppe Wertekonsens und Wertevermittlung der Deutschen Islamkonferenz den Status der Integration beobachten wollte. Dabei werden vereinzelt schon Verbindungen zwischen dem hohen Anteil türkischer und arabischer Familien und dem sozialen Brennpunkt hergestellt, in dem die Schule liegt und in dem sich „die Integrationsversäumnisse einer Großstadt“22 spiegeln. Auffallend ist schon an dieser Stelle das große Lob, das der Autor für die engagierten Lehrer und die gute Ausstattung der Schule findet und das mehrfach im Text einen Kontrast zur dargestellten sozialen Lage und zur Kriminalität darstellt. Hierdurch schafft der Autor den Eindruck, dass selbst mit der besten Ausstattung und den motiviertesten Lehrkräften eine Integration nicht gelingen kann und an den Schülern, nicht aber am Schulsystem, scheitert.
[...]
1 Jäger, Siegfried (Hrsg.): Rechtsdruck. Die Presse der Neuen Rechten, Berlin/Bonn 1988, S. 7.
2 Schenkel, Dominik: Neonazis auf Youtube. Rechtsextreme Selbstdarstellung im „Weltnetz“, online abrufbar unter: http://www.bpb.de/politik/extremismus/rechtsextremismus/41719/rechtsextreme-selbstdarstellung-im-weltnetz , aufgerufen am 17.7.2012.
3 Jäger 1988, S. 8.
4 Vgl. Ebd., S. 59.
5 Vgl. Dudek, Peter: Revolte von Rechts: Autonomie einer neuen Jugendpresse, Frankfurt am Main 1981, S. 142.
6 Ebd., S. 35.
7 Vgl. Jäger 1988, S. 147.
8 Vgl. Antifaschistisches Autorenkollektiv (Hrsg.): Drahtzieher im braunen Netz – Ein aktueller Überblick über den Neonazi-Untergrund in Deutschland und Österreich, Hamburg 1996, S. 216
9 Vgl. Jäger 1988, S. 46.
10 Vgl. Ebd., S. 149.
11 Ebd., S. 151.
12 Verfassungsschutzbericht Nordrhein-Westfalen, online unter: http://www.mik.nrw.de/verfassungsschutz/rechtsextremismus/medien/presse-und-verlage/nation-europa.html , aufgerufen am 17.6.2012
13 Thomas Pfeiffer: Avantgarde und Brücke. In: Wolfgang Gessenharter & Thomas Pfeiffer (Hrsg.): Die Neue Rechte - eine Gefahr für die Demokratie? Wiesbaden 2004, S. 63.
14 Vgl. Jäger 1988, S. 149.
15 Vgl. Jäger 1988, S. 67.
16 Ebd., S. 70.
17 Dudek 1981, S. 36.
18 Ebd., S. 44.
19 Ebd., S. 51.
20 Jäger 1988, S. 173.
21 Vgl. Buth, Matthias: Vor Ort. Integration wohin? In: Mut Nr. 491, Juli 2008, S. 6.
22 Ebd., S. 8.