Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit dem Alltag der Frauen in der Heimat Deutschlands während des Ersten Weltkriegs. Es wird dargestellt, wie sich das Leben veränderte und welche Rolle die Frau einnahm bzw. einnehmen musste. Dabei werde ich der Frage nachgehen, inwieweit das Engagement der Frauen in dieser Zeit zu einer Neuordnung der Frauenrolle beigetragen hat.
Ziel dieser Hausarbeit ist es darzustellen, dass das kriegsbedingte Engagement der Frauen nicht die Emanzipation vorangetrieben, aber sehr wohl - wenn auch nur für kurze Zeit - zu einer strukturellen und bewusstseinsmäßigen Veränderung der Geschlechterrolle geführt hat.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Die Entwicklung der Frauenbewegung zwischen 1848 und 1914
3. Alltag in der Heimat
3.1. Familie im Ersten Weltkrieg
3.2 Ernährungssituation
4. Arbeitseinsatz und Engagement der Frauen
4.1 Der Bund Deutscher Frauen
4.2 Der Nationale Frauendienst
5. Veränderung der Arbeitswelt
6. Kriegsende und Heimkehr der Männer
7. Schluss
Literaturverzeichnis:
Internetquellen:
1. Einleitung
Am 28. Juni 1914 wurde in Sarajewo das österreichische Thronfolgerpaar ermordet. Das Attentat leitete den Ersten Weltkrieg ein. Im Juli 1914 erklärte Österreich-Ungarn Serbien den Krieg. Es folgten deutsche Kriegserklärungen an Russland und Frankreich, später erklärten England und die USA dem Deutschen Reich den Krieg. Der Krieg, der eigentlich nur kurze Zeit dauern sollte, zog sich über vier Jahre hin, in deren Verlauf etwa 13,25 Millionen der männlichen Bevölkerung, das sind 85% Deutschlands Militärdienst leisteten. Davon starben an der Front etwa 2 Millionen.1 Diese enorm hohe Anzahl an Männern fehlte der Heimat während und nach dem Krieg.
Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit dem Alltag der Frauen in der Heimat Deutschlands während des Ersten Weltkriegs. Es wird dargestellt, wie sich das Leben veränderte und welche Rolle die Frau einnahm bzw. einnehmen musste. Dabei werde ich der Frage nachgehen, inwieweit das Engagement der Frauen in dieser Zeit zu einer Neuordnung der Frauenrolle beigetragen hat.
Ziel dieser Hausarbeit ist es darzustellen, dass das kriegsbedingte Engagement der Frauen nicht die Emanzipation vorangetrieben, aber sehr wohl - wenn auch nur für kurze Zeit - zu einer strukturellen und bewusstseinsmäßigen Veränderung der Geschlechterrolle geführt hat.
Ich werde den Einsatz der Frauen an der „Heimatfront“ mit der Vielfachbelastung herausstellen. Zusätzlich werde ich darlegen, dass die Übernahme typischer Männerberufe nicht ein gewollter Weg zur Veränderung der Frauenrolle war, sondern eine Folge von Notlagen und Lebensnotwendigkeiten. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Arbeit der Frauenvereine. Im Mittelpunkt ist der Nationale Frauendienst (NFD), deren Tätigkeit dargestellt werden soll. Der Frage, inwieweit der Nationale Frauendienst mit seinem Engagement kriegsverlängernd tätig war, werde ich nicht nachgehen, da diese mir nicht zielführend erscheint. Ich werde aber deren politische Einstellung aufzeigen.
In Abschnitt 2 stelle ich die Rolle der Frau, aber auch die Entwicklung der Frauenbewegung von 1848 bis 1914 vor. Ich möchte die Entstehung und den Einfluss der Frauenvereine aufzeigen und die unterschiedlichen Ansichten auf dem Weg zur Gleichberechtigung. Danach steht der Alltag in der Heimat mit all seinen Problemen der Erziehung, der Ernährung und der wirtschaftlichen Situation in der männerlosen Familie im Mittelpunkt. Hieraus soll deutlich werden, weshalb es zu einer anderen „Frauenberufswelt“ kam. Die neue berufliche Situation der Frauen werde ich gesondert betrachten. Im nächsten Abschnitt gehe ich näher auf die Frauenvereine und deren Position zum Krieg ein, werde aber hauptsächlich der Tätigkeit des Nationalen Frauendienstes mit seinen unterschiedlichen Hilfseinrichtungen nachgehen. Der vorletzte Abschnitt beschäftigt sich mit der Rückkehr der Soldaten und der damit verbundenen Veränderung des Berufs- und Familienalltags. Der letzte Abschnitt gibt Auskunft darüber, inwiefern sich die Frauenrolle nach Kriegsende verändert hat.
Die von mir ausgewählten Schwerpunkte der Literatur sind drei Werke von Ute Daniel, in denen intensiv und kritisch über den Alltag und die Arbeitswelt informiert wird. Besonders interessant sind ihre kontroversen Ausführungen zu meiner Fragestellung. Flankiert werden diese Werke von Barbara Guttmann und Sabine Hering, die mir u.a. zum Nationalen Frauendienst umfangreiche Beiträge liefern konnten. Für den Abschnitt 2 habe ich Rosemarie Nave-Herz und Angelika Schaser ausgewählt; beide haben zum Thema Frauenbewegung in Deutschland knappes, aber dennoch umfangreiches Material zusammengestellt.
2. Die Entwicklung der Frauenbewegung zwischen 1848 und 1914
Die Zeit des 19. Jh. und die in weiten Teilen des 20. Jh. war patriarchalisch organisiert. Die Hauptaufgabe der Frau war die Arbeit im privaten Umfeld, in der Öffentlichkeit hatten sie nichts zu suchen. In einer von Männern bestimmten Gesellschaftsordnung wurden sie weder als selbstständig noch als mündig betrachtet.2
Erste Bestrebungen, das weibliche Rollenbild zu verändern, gehen auf die bürgerlichen Revolutionen zurück. Von der Aufbruchsstimmung der sozialen und demokratischen Bewegung in Deutschland um die 48er Revolution geprägt, forderten Bildungsbürgerinnen wie z.B. Louise Otto-Peters eine größere Mitsprache im öffentlichen Leben.3
Aber auch die fortschreitende Entwicklung der Industrialisierung veränderte das Rollenbild der Frau. Der Anteil der Arbeiterinnen war bereits sehr hoch. Sie waren als Fabrikarbeiterinnen, in der Landwirtschaft oder als Dienstmädchen teilweise unter unmenschlichen Bedingungen mit geringer Entlohnung tätig.4
In den Jahren nach der niedergeschlagenen Revolution von 1848 regierte in Deutschland allerdings wieder die Restauration. So wurden in einigen Ländern Vereinsgesetze erlassen, die eine „Mitwirkung von Frauenspersonen… in politischen Vereinen …“ verboten.5 Erst das neue Reichsvereinsgesetz von 1908 hob das Verbot auf.6 Trotzdem gab es in den darauf folgenden Jahren Veränderungen der autoritären Strukturen, die u.a. durch den Wirtschaftsaufschwung und einer Veränderung der Arbeitswelt aufbrachen. In dieser Zeit der Entspannung und Liberalisierung kam es zu ersten Zusammenschlüssen von Vereinen.7
Louise Otto-Peters gab 1849 eine Frauenzeitschrift heraus, in der sie u.a. auf die Wichtigkeit von Bildung und Beruf für Frauen hinwies.8 Freiheit durch Bildung und Beruf ist das Leitbild der bürgerlichen Frauenbewegung, die sich 1865 mit der Gründung des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins (ADF) organisiert. In seiner Satzung formulierte der ADF: Wir erklären die Arbeit, „welche die Grundlage der ganzen neuen Gesellschaft sein soll, für eine Pflicht und Ehre des weiblichen Geschlechts".9 Die Forderung nach Recht auf Arbeit gilt nur für die bürgerlichen Töchter, die von jeder Art von Erwerbs- und körperlicher Arbeit ausgeschlossen waren.10 Bis zu diesem Zeitpunkt gab es nur für Frauen der Höheren Töchterschule die Möglichkeit, Lehrerin zu werden. Andere Berufe wurden ihnen verwehrt. Helene Lange gründete 1889 nach engagiertem Kampf Realkurse für Frauen, um die wissenschaftliche und schulische Ausbildung an die der Männer anzugleichen.11 Durchgreifende Veränderungen im Bildungsbereich gab es aber erst ab 1896; Schülerinnen war es erlaubt, als Externe ihr Abitur abzulegen. Ein Studium war erst mit der Jahrhundertwende möglich.12 Neben der bürgerlichen Frauenbewegung bildete sich in Deutschland in enger Zusammenarbeit mit der Sozialdemokratie eine proletarische Frauenbewegung heraus. Für sie stand die Gleichbehandlung lediger Mütter, der Mutter- und Arbeitsschutz und die Verbesserung der Lohnsituation für Frauen im Vordergrund. Ihre führenden Vertreterinnen wie Clara Zetkin sahen die Emanzipation der Frauen im Zusammenhang mit einer Umwälzung der gesamten gesellschaftlichen Verhältnisse.13 1879 wurden erste Arbeiterinnenschutz-bestimmungen erlassen. Damit durften Frauen nicht mehr in Bergwerken und nicht mehr während drei Wochen vor und nach ihrer Niederkunft beschäftigt werden. Das Nachtarbeitsverbot galt nur in bestimmten Fällen.14
Ab den 1870er Jahren entstanden sehr vielfältige Frauenvereine, mit unterschiedlichen Zielen, die 1894 zum Bund Deutscher Frauenvereine (BDF) vernetzt wurden; der proletarischen Frauenbewegung wurde der Beitritt untersagt.15
Die Forderung nach politischer Gleichberechtigung - eine wesentliche der proletarischen Frauenbewegung - blieb innerhalb des BDF äußerst umstritten.16 Sie kämpften weiter für Recht auf freie Berufswahl und den uneingeschränkten Zugang zur Hochschule, der zwischen 1900 und 1909 durchgesetzt wurde.17
1908 trat endlich das Gesetz für Vereinsfreiheit für Frauen in Kraft, das es den Frauen ermöglichte, Mitglied einer Partei - allerdings ohne Stimmrecht - zu werden.18 Die Frauenbewegung in Deutschland beschäftigte sich nicht vordergründig mit der Frage der politischen Gleichberechtigung. Es gab nur wenige Personen, die das Frauenwahlrecht forderten. Hedwig Dohm prangerte in ihren Schriften die Dominanz des Mannes an. „So lange es heißt: der Mann will und die Frau soll, leben wir nicht in einem Rechts-, sondern in einem Gewaltstaat.“19 Auch Helena Lange forderte das Wahlrecht, maß diesem aber nicht den emanzipatorischen Stellenwert bei.20 Erst 1918, wohl der Novemberrevolution geschuldet, bekamen die Frauen das Wahlrecht zugesprochen.21
3. Alltag in der Heimat
Nach anfänglicher Kriegseuphorie, die von nahezu allen Bevölkerungsschichten getragen wurde und sich im „Burgfrieden“ aller Oppositionsgruppen widerspiegelte, kam es sehr schnell zu der Erkenntnis, dass der Krieg länger dauern würde als geplant.22 Die vielen Ehemänner, Väter und Söhne, die 1914 in den Krieg zogen, hinterließen Familienstrukturen, die es vor 1914 in dieser Form nicht gab. Es kam zu einer Aufgabenumverteilung. Die Frauen mussten von nun an den Lebensunterhalt sichern, gleichzeitig aber auch die Erziehung des Kindes sowie die Arbeit im eigenen Haushalt organisieren.23
3.1. Familie im Ersten Weltkrieg
Noch vor dem Ersten Weltkrieg war die Hauptaufgabe der Frau in der traditionellen Einheit von Hausfrau und Mutter verankert. Der Erste Weltkrieg veränderte nicht nur das Leben der Soldaten an der Kriegsfront, er veränderte auch das Leben an der Heimatfront.
Der wohl einschneidende Faktor war die Einberufung der Männer in den Krieg. Durch diese Trennung fiel der Hauptversorger der Familie aus, die Zahl der männlichen Versorger nahm mit jedem Tag, den der Krieg länger dauerte, ab.24 Um die Familien, die durch ihre Einberufung ihrer „Ernährer“ nicht mehr für das Nötigste für ihre Familie sorgen konnten, wurde 1914 eine Familienunterstützung eingeführt.25 Je nach Anzahl der Kinder erhöhte sich die staatliche Unterstützung. Bereits Ende 1915 gab es ca. Millionen zu unterstützende Familien.26 An dieser sozialen Lage war nicht nur das Fehlen der männlichen Versorger beteiligt, sondern auch die Schließung vieler Betriebe, bedingt durch die Einberufung der männlichen Arbeitskräfte. So auch in der Landwirtschaft, in der nun die Frauen den Hof allein bearbeiten mussten.27 Im Laufe der Zeit konnte ein Großteil der Höfe nicht mehr bearbeitet werden, denn viele Frauen zog es in die Stadt, um in der Kriegsindustrie, meist für einen besseren Lohn, zu arbeiten.28 Auch die Aktion „Frauen in die Landwirtschaft“ führte nicht zu einer Verbesserung der Versorgungslage.29
Während der Mobilmachung wurden bis Ende Dezember 1916 über 10 Millionen Männer eingezogen.30 Eine direkte Folge war, dass es während des Krieges weniger Eheschließungen gab; die Zahl der Eheschließungen verringerte sich um die Hälfte und stieg erst wieder nach Kriegsende an.31 Auch kam es durch den Ersten Weltkrieg zu einem Rückgang der Geburten32, was dazu führte, dass eine geburtenfördernde Sozialpolitik entstand. Frauen wurden „Zuschüsse zu den Entbindungs- und anderen Kosten gewährt, die durch Geburt anfielen.“33 Stillende Mütter erhielten finanzielle Zuwendungen, Säuglingskurse wurden angeboten u.ä. Zudem gab es für uneheliche Mütter Familienunterstützung, wenn der Vater Soldat war.34 Diese Zuwendungen reichten bei Weitem nicht aus. Höhere Preise und die fortschreitende Inflation zwangen immer mehr Frauen, den Lebensunterhalt für ihre Familien in der Kriegsindustrie zu verdienen.35
Die Frauen waren einer hohen Mehrfachbelastung durch Hausfrau, Mutter und Arbeiterin ausgesetzt, das dazu führte, dass es durch die mangelhafte Aufsicht der Mütter über ihre Kinder zu einem Anstieg der Kinder- und Jugendkriminalität kam. Die durch den Krieg hervorgerufenen Lebensverhältnisse erschwerten das Aufziehen der Kinder enorm.36 Die wenige Zeit, die Frauen für ihre Kinder hatten, schlug sich auch im unregelmäßigen Schulbesuch nieder. In Köln lag der Durchschnitt der unentschuldigten Fehlzeiten 1917 bei 48%. Ein regelmäßiger Schulbesuch war in der Kriegszeit ohnehin nicht möglich, da viele Lehrer ihren Dienst an der Front ausübten oder weil Schulen der Einquartierung von Kriegsgefangenen oder als Lazarette dienten.37 Ein weiteres Problem war die kriegsbedingte räumliche Trennung und die damit verbundene Auslagerung sexueller Beziehungen.38 Das-sich-Einlassen mit anderen Männern war, nicht nur wegen der Zunahme der Geschlechtskrankheiten unerwünscht, auch passte eine untreue Frau nicht in das Bild der Heimat. Kam es etwa zu Beziehungen mit Kriegsgefangenen, wurde diese Tat durch Bekanntmachung in der Tagespresse geahndet.39
3.2 Ernährungssituation
Mit Fortschreiten des Ersten Weltkriegs wurde die Versorgungslage immer angespannter. Bereits schon im Spätherbst des Jahres 1914 wurde die Lebensmittelversorgung zu einem gravierenden Problem. (s. Abschnitt 3.1)
Zum einen trug der Ausfall von Importen dazu bei, zum anderen gab es einen Rückgang der Produktionsmenge und -qualität. Zudem wurde die Produktion durch ländliche Produzenten zurückgehalten.40 Um sich und seine Familie einigermaßen ernähren zu können, war man auf die Zuteilung von Lebensmitteln angewiesen. Für Grundnahrungsmittel wie z.B. Brotgetreide, Kartoffeln, Hülsenfrüchte und Mehl wurden Rationierungsmaßstäbe und Höchstpreise festgesetzt.41 Damit aus dem Wenigen auch etwas Schmackhaftes werden konnte, gab es sogenannte Kriegskochbücher, die den Alltag in der Heimat erleichtern sollten.42 Trotz der staatlichen Verteilung mittlerweile aller Nahrungsmittel, reichten die Mengen, die über die Lebensmittelkarten zu beziehen waren, nicht aus, den täglichen Kalorienbedarf zu decken. Große Teile der Bevölkerung waren gezwungen, auf Ersatzlebensmittel zurückzugreifen.43 Der Einkauf gestaltete sich im Laufe des Krieges immer schwieriger und verband sich häufig mit „Schlangestehen“ das nicht selten schon des Nachts begann.44
Der vom Bund Deutscher Frauenvereine durch Bäumer gegründete Nationale Frauendienst versuchte u.a. mit organisierten Massenspeisungen, der Herausgabe von „Kriegsrezepten“ sowie der Einrichtung von Kursen für sparsames Wirtschaften, die Ernährungsprobleme zu lösen.45 Dramatisch verschärft wurde die Ernährungskrise im sogenannten Kohl/Steckrübenwinter 1916/17, in dem es als alleiniges Nahrungsmittel nur noch Steckrüben in allen Variationen gab. Diese mineralstoff- und vitaminarme Ernährung führte zu Mangelerkrankungen und Todesfällen. „Bereits für 1915 ist ein deutlicher Anstieg der Sterblichkeit unter den weiblichen Kleinkindern und Jugendlichen bis 15 Jahre zu beobachten. 1916 waren besonders die Altersstufen 5-20 betroffen, der sich 1917 verstärkte, und jetzt auch die Altersstufen 20-85 Jahre einbezog.“46 An den Folgen von Unterernährung und Hunger starben in Deutschland etwa 700.000 Menschen.47
4. Arbeitseinsatz und Engagement der Frauen
Vom gerechten Krieg war auch der größte Teil der Frauenbewegung überzeugt.
Viele von ihnen sahen diese Situation als eine Chance, sich und den Männern zu beweisen, dass sie in der Lage sind, auch außerhalb ihres Hauses „ihren Mann zu stehen.“ Der Großteil der Frauenbewegung sah den Krieg als Bewährungsprobe auf dem Weg zur Gleichberechtigung.48
Sie unterstützten den Krieg und verkündeten einen politischen Burgfrieden, indem sie ihre politischen Forderungen hinten anstellten.49
4.1 Der Bund Deutscher Frauen
Zu den großen Frauenvereinen zählte der Bund Deutscher Frauen (BDF) mit im Jahr 1908 200.000 Mitgliedern und 1918 328.000 Mitgliedern.50 Der BDF gehörte zu den Vereinen, die es sich schon vor Beginn des Ersten Weltkriegs zur Aufgabe gemacht hatten, die Organisation der Kriegswohlfahrtspflege zu übernehmen.51 Große Teile des BDF unterstützten die „Ideen von 1914“, sahen sie doch den Krieg als Chance, die nationale Zuverlässigkeit unter Beweis zu stellen. Anders Denkende wurden intern bekämpft. Die Teilnahme am Frauenfriedenskongress 1915 in Den Haag wurde verhindert und strikt abgelehnt.52 Der BDF in seiner konservativen Ausrichtung stand meist in Loyalität zum Reich, was u.a. auch die moderate Übernahme des „Hindenburg-Programms“53 sowie die Einstellung zur Geburtenregelung zeigt.54 Der Ausgang des Ersten Weltkriegs beendete alle Hoffnungen auf Partizipation in einem neuen Deutschland. Dem BDF gelang es, weder die katastrophalen Folgen der Demobilisierung aufzuhalten, noch das einstmals geforderte, aber durch den „Burgfrieden“ „auf Eis gelegte“ Frauenstimmrecht der Frauenbewegung zu überreichen. Das war das Ergebnis revolutionären Handelns. 55
[...]
1 Vgl. Nieß, Ulrich, Rings, Hanspeter: Der Erste Weltkrieg, in: Zeitschrift für Praxis in der politischen Bildung, Politik und Unterricht 3/4, 2013, S. 2f..
2 Vgl. Schaser, Angelika: Frauenbewegung in Deutschland 1848 – 1933, Darmstadt 2006, S. 18.
3 Vgl Schaser: Frauenbewegung 2006, S. 19.
4 Vgl. Hervé, Florence: Geschichte der Frauenbewegung, Köln 1988, S. 17.
5 Schaser: Frauenbewegung 2006, S. 19.
6 Vgl. ebd., S. 54f..
7 Vgl. http://www.bpb.de/gesellschaft/gender/frauenbewegung/35256/aufbauphase-im-kaiserreich, Zugriff: 06.07.2014.
8 Vgl. Nave-Herz, Rosemarie: Die Geschichte der Frauenbewegung in Deutschland, 5. Überarbeitete Auflage, Hannover 1997, S. 12.
9 Ebd., S. 19.
10 Vgl. ebd., S. 13.
11 Vgl. Nave-Herz: Die Geschichte der Frauenbewegung 1997, S. 25.
12 Vgl. ebd., S. 32.
13 Vgl. Schaser: Frauenbewegung 2006, S. 39.
14 Vgl. Hervé: Geschichte der Frauenbewegung 1988, S. 26.
15 Vgl. Schaser: Frauenbewegung 2006, S. 38f..
16 Vgl. Nave-Herz: Die Geschichte der Frauenbewegung 1997, S. 26.
17 Vgl. Schaser: Frauenbewegung 2006, S. 33.
18 Vgl. Nave-Herz: Die Geschichte der Frauenbewegung 1997, S. 33.
19 Schaser: Frauenbewegung 2006, S. 50.
20 Vgl. ebd., S. 51f..
21 Vgl. ebd., S. 53..
22 Vgl. Meiners, Antonia: Die Stunde der Frauen zwischen Monarchie, Weltkrieg und Wahlrecht. München 2013, S. 8f..
23 Vgl. ebd., S. 7.
24 Vgl. Daniel, Ute: Arbeiterfrauen in der Kriegsgesellschaft. Göttingen 1989, S. 136.
25 Vgl. Daniel, Ute: Der Krieg der Frauen 1914 -1918, Zur Innenansicht des Ersten Weltkriegs in Deutschland, in: Hirschfeld, Gerhard u.A. (Hg.) „Keiner fühlt sich hier als Mensch. . .“ Erlebnis und Wirkung des Ersten Weltkriegs. Essen 1993, S. 141.
26 Daniel, Ute: Frauen, in: Hirschfeld, Gerhard; Krumeich, Gerd; Renz, Irina (Hg.) Enzyklopädie Erster Weltkrieg. Paderborn 2003, S. 117.
27 Vgl. ebd., S. 118.
28 Vgl. Daniel: Arbeiterfrauen. Göttingen 1989, S. 98.
29 Vgl. ebd., S. 99.
30 Vgl. Daniel: Frauen. Paderborn 2003, S. 121.
31 Vgl. Daniel: Arbeiterfrauen. Göttingen 1989, S. 129.
32 Vgl. ebd., S. 133.
33 Daniel: Frauen. Paderborn 2003, S. 124.
34 Vgl. ebd., S. 124.
35 Meiners: Die Stunde der Frauen zwischen . . . 2013, S. 12.
36 Vgl. Daniel: Der Krieg der Frauen 1914 -1918, Frankfurt am Main, S. 138.
37 Vgl. Wehler, Hans-Ulrich: Deutsche Gesellschaftsgeschichte, Vierter Band, Vom Beginn des Ersten Weltkriegs bis zur Gründung der beiden deutschen Staaten 1914-1949, München 2003, S. 99.
38 Vgl. Daniel: Der Krieg der Frauen 1914 -1918, Frankfurt am Main, S. 139.
39 Vgl. ebd., S. 139.
40 Vgl. Daniel: Arbeiterfrauen. Göttingen 1989, S. 183.
41 Vgl. ebd., S. 190.
42 Vgl. Meiners: Die Stunde der Frauen zwischen . . . 2013, S. 87.
43 Vgl. Wehler: Deutsche Gesellschaftsgeschichte. München 2003, S. 71.
44 Vgl. ebd., S. 100.
45 Vgl. Daniel: Arbeiterfrauen. Göttingen 1989, S. 219.
46 Ebd., S. 221.
47 Vgl. ebd. S. 224.
48 Meiners: Die Stunde der Frauen zwischen . . . 2013, S. 17.
49 Vgl. Guttmann, Barbara (1989): Weibliche Heimarmee, Frauen in Deutschland 1914-1918. Band 84, Weinheim 1989, S. 132.
50 Vgl. Schaser: Frauenbewegung 2006, S. 42.
51 Vgl. Süchting-Hänger, Andrea: Frauenvereine, in: Hirschfeld, Gerhard; Krumeich, Gerd; Renz, Irina (Hg.) Enzyklopädie Erster Weltkrieg. Paderborn 2003, S. 503.
52 Vgl. Rouette, Susanne (2003): Bäumer, Gertrud, in: Hirschfeld, Gerhard; Krumeich, Gerd; Renz, Irina (Hg.) Enzyklopädie Erster Weltkrieg. Paderborn 2003, S. 365.
53 Vgl. Daniel: Arbeiterfrauen. Göttingen 1989, S. 84f..
54 Vgl. Hering, Sabine: Die Kriegsgewinnlerinnen. Pfaffenweiler 1990, S. 68.
55 Vgl. ebd., S. 78/80.