Das Anti-Aggressivitäts-Training ist ebenso eine deliktspezifische Maßnahme und beschäftigt sich mit aggressiven Gewalttätern. Es ist als Spezialisierung eines Sozialen Trainings zu verstehen und folgt dem Erziehungsgedanken des § 91 Abs. 1 JGG, bei dem der Jugendliche zu einem „rechtschaffenden und verantwortungsbewussten Lebenswandel zu führen“ ist. Es ist im Sektor der Tertiär-Prävention bei der Bewährungs- und Jugendgerichtshilfe anzusiedeln.
Dabei wird der Zwang zur Behandlung von Wiederholungstätern als Einstiegs-Sekundärmotivation akzeptiert. Jedoch sollte diese nach spätestens vier Sitzungen einem primären Interesse weichen. Weidner entwickelte dieses Training aus seinen Erfahrungen aus dem Praktikum in den Glen Mills Schools (6 Monate) sowie den Erfahrungen des Geschlechtsrollenseminars in der Vollzugsanstalt Hameln (3 Monate), als auch seinen theoretischen Erkenntnissen aus der Provokativen Therapie Ferrainolas. Vor dem Hintergrund, dass der Jugendstrafvollzug dem Erziehungsgedanken bisher nicht gerecht werden konnte, startete die Jugendanstalt Hameln 1986 ein Programm, das diesem Behandlungsdefizit in einem Pilotprojekt entgegenwirken sollte.
Es baut vor allem auf den Arbeiten von Bandura zur Modifikation und Kontrolle aggressiven Verhaltens sowie Ellis rational-emotiver Therapie auf. Diese zeigen therapeutische Möglichkeiten im Umgang mit gewalttätigen Menschen auf.
Weidner entwickelte mit seinen Kollegen (Psychologen, Sozialpädagogen, Psychiater, und Soziologen) darauf hin ein Curriculum, bei dem die Gewaltbereitschaft abgebaut werden sollte.
Das Anti-Aggressivitäts-Training oder auch Antagonisten-Training, wie es in der Anstalt genannt wurde, ging von gewissen Subkulturen in der Totalen Institution Gefängnis aus, die wohl eher diese negativen Verhaltensweisen fördert und bestätigt, als dass sie diese abbaut.
Auch hier fand eine eher mehr private Finanzierung des ganzen durch den Verein für Jugendhilfe in der Jugendanstalt Hameln statt. Dieser stellte die personellen und finanziellen Mittel. Dies zeigt die zurückhaltende und abwartende Seite des Staates bei solchen Neuerungen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Die Philosophie Jens Weidners'
- 2. Die Voraussetzungen in der deutschen (europäischen) Gesellschaft
- 3. Die Praxis des Anti-Aggressivitäts-Trainings und die Konfrontation
- 3.1. Die Antagonisten - Positive Peer Culture
- 3.2. Das Curriculum zum Abbau der Gewaltbereitschaft
- 3.3. Der Heiße Stuhl
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Das Anti-Aggressivitäts-Training von Jens Weidner zielt darauf ab, gewaltbereite Jugendliche in der Jugendgerichtshilfe zu einem „rechtschaffenden und verantwortungsbewussten Lebenswandel“ zu führen (JGG § 91 Abs. 1). Es kombiniert Konfrontationstechniken mit Empathie und moralischen Ansätzen, um die Gewaltbereitschaft der Teilnehmer zu reduzieren und einen Wandel im Denken und moralischen Bewusstsein anzuregen.
- Die Philosophie Jens Weidners: Konfrontation mit Empathie und moralischer Reflexion
- Die Herausforderungen der deutschen Gesellschaft für die Implementierung des Trainings
- Die Praxis des Anti-Aggressivitäts-Trainings: Curriculum, Sitzungen und Umgebung
- Die Bedeutung des Trainings in der Sekundär- und Tertiärprävention von Gewalt
- Das Verhältnis von staatlicher Unterstützung und privatem Engagement im Sozialen Sektor
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt das Anti-Aggressivitäts-Training als Spezialisierung des Sozialen Trainings vor und beschreibt seine Entstehung aus der Jugendanstalt Hameln im Kontext des Jugendstrafvollzugs. Es wird auf die wissenschaftlichen Grundlagen und die Entwicklung des Curriculums eingegangen.
- 1. Die Philosophie Jens Weidners': Dieses Kapitel widmet sich der pädagogischen Philosophie von Jens Weidner. Sein Ansatz zeichnet sich durch eine klare, aber herzliche Konfrontation aus, die den Teilnehmern helfen soll, ihre Gewaltfaszination zu erkennen und zu überwinden. Wichtig ist hierbei die Empathie des Pädagogen und die Ermutigung der Teilnehmer zu einem neuen Lebensweg.
- 2. Die Voraussetzungen in der deutschen (europäischen) Gesellschaft: Dieses Kapitel analysiert die gesellschaftlichen und finanziellen Rahmenbedingungen in Deutschland für die Implementierung des Anti-Aggressivitäts-Trainings. Es beleuchtet die Unterschiede zum amerikanischen Sozialsektor und die Herausforderungen, die aus der Medienlandschaft und dem Strafvollzugssystem resultieren.
- 3. Die Praxis des Anti-Aggressivitäts-Trainings und die Konfrontation: Dieses Kapitel beschreibt die konkrete Durchführung des Trainings. Es beinhaltet die Dauer des Trainings, die Häufigkeit und Form der Sitzungen sowie die Integration von Einzelgesprächen und Freizeitaktivitäten. Außerdem wird die Rolle der Anstalt und die Bedeutung der Umgebung für den Erfolg des Trainings diskutiert.
Schlüsselwörter
Anti-Aggressivitäts-Training, Konfrontative Pädagogik, Jugendgerichtshilfe, Gewaltprävention, Jugendstrafvollzug, Glen-Mills-Idee, Provokative Therapie, Empathie, Resozialisierung, Sozialer Sektor, staatliche Unterstützung, bürgerliches Engagement, Medienlandschaft.
- Arbeit zitieren
- Eric Maes (Autor:in), 2004, Die Geburtsstunde der Konfrontativen Pädagogik. Anti-Aggressivitäts-Training, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/286217