Technische Daten, Dokumente oder Werbematerialien – jedes Produkt steht in Verbindung mit verschiedensten Informationen, Daten und Dokumenten. Der Handel mit Waren geht deshalb auch immer einher mit dem Handling verschiedenster Daten und Informationen.
Die Bereitstellung vorhandener Produktinformationen stellt eine Unterstützung der gesamten Wertschöpfungskette, dar und ist daher ein wichtiger Faktor des unternehmerischen Erfolges. Die Betrachtung der unternehmensinternen Prozesse als Wertschöpfungskette zeigt, dass jede Primäraktivität Produktstammdaten und Produktinformationen voraussetzt. Eine effiziente Verwaltung dieser Informationen stellt somit im Wettbewerb zu anderen Unternehmen im gleichen Markt einen wichtigen Vorteil dar.
Das zentrale Problem ist aber weniger der Mangel an Information sondern das Überangebot dieser. Ein traditionelles Enterprise-Ressource-Planning System kann die notwendigen Stammdaten bereitstellen. Den in den letzten Jahren entstandenen Bedarf an produktbezogenen Dokumenten und Multimediainhalten kann solch ein System aber nicht bedienen. Ein weiterer Aspekt dieser Informationsflut ist die dadurch entstehende Position des Vertriebs gegenüber dem Endverbraucher. Die Vergleichbarkeit industriell hergestellter Produkte in Verbindung mit den oft detailreichen Informationsmöglichkeiten der Verbraucher bedeutet eine Herausforderung für den Vertrieb
Hauptgliederungspunkte der Arbeit:
1. Einleitung
2. Inhalte des Produktinformationsmanagements
3. Relevanz und verfügbare Softwarelösungen
4. Produktinformation im Möbelhandel
5. Schlussbetrachtung und Fazit
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1 Einleitung
1.1 Themenbegründung
1.2 Vorgehensweise
2 Inhalte des Produktinformationsmanagement
2.1 Begriffsabgrenzung
2.2 Systemarchitektur und Abgrenzung zu anderen Systemen
2.3 Gründe für Produktinformationsmanagement
2.4 Zielsetzung
3 Relevanz und verfügbare Softwarelösungen
3.1 Produktinformationsmanagement in der Praxis
3.2 Verfügbare Lösungen
3.3 PIM-Initiativen in der Praxis
4 Produktinformationen im Möbelhandel
4.1 Analyse der Anwendungsbereiche
4.1.1 Beschaffung
4.1.2 Marketing
4.1.3 Verkauf
4.1.4 Service
4.2 Optimierte Abläufe durch PIM
5 Schlussbetrachtung und Fazit
Literaturverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Einordnung von PIM in den betrieblichen Ablauf
Abb. 2: Systemarchitektur eines PIM-Systems
Abb. 3: Produktinformationen in Unternehmen
Abb. 4: Zentralisierung der Daten
Abb. 5:Dediziertes PIM im Einsatz
Abb. 6: Führendes System der Datenhaltung
Abb. 7: Position der Interviewpartner
Abb. 8: Externe Treiber
Abb. 9: Interne Treiber im Handelsunternehmen
Abb. 10: Wert der PIM-Lösung
Abb. 11: Produkte und Absicherung
1 Einleitung
Technische Daten, Dokumente oder Werbematerialien – jedes Produkt steht in Verbindung mit verschiedensten Informationen, Daten und Dokumenten. Der Handel mit Waren geht deshalb auch immer einher mit dem Handling verschiedenster Daten und Informationen.
Der Begriff Produktinformation bezeichnet ergänzende Informationen, Dateien und Dokumente welche zur Durchführung von Aufgaben in Geschäftsprozessen benötigt werden. Die Versorgung der Geschäftsbereiche mit den jeweils benötigten Inhalten ist daher eine wichtige Aufgabenstellung in einem Handelsunternehmen.
Relevant für die Betrachtung des Produktinformationsmanagement sind alle Geschäftsbereiche die zur Erfüllung ihrer Funktion Produktinformationen konsumieren. Betrachtet man die Wertschöpfungskette sind alle Primäraktivitäten betroffen. Übertragen auf ein Unternehmen im Möbelhandel sind dies typischerweise der Einkauf, der Verkauf, der Bereich Kundenservice sowie das Marketing. Eine Ausnahme bildet dabei der Bereich Logistik. Dieser nutzt in der Regel nur sehr wenige produktbezogene Informationen da die Prozesse innerhalb des Bereiches auf einzelnen Aufträgen (Lagerbestelllungen oder Kommissionen) beruhen. Alle genannten Geschäftsbereiche sind angewiesen auf die Verfügbarkeit von validen Stammdaten zu den vertriebenen Produkten.
Die Abteilungen Einkauf und Verkauf benötigen primär Informationen zu den Produkteigenschaften, der Verfügbarkeit und kaufmännische Informationen. Der Verkauf benötigt darüber hinaus weitere Dokumente und Inhalte. Dies können Verkaufsunterlagen (Auszeichnungen, Kataloge), verkaufsfördernde Inhalte (Produktpräsentation durch Videos und Bilder) oder auch elektronische Kataloge zur computergestützten Planung von individuell gestaltbaren Waren sein.
In der Abteilung Kundenservice werden das Produkt begleitende oder ergänzende Dokumente benötigt. Dies können unter anderem eine Aufbauanleitung, Pflegehinweise oder eventuelle Garantiedokumente des Herstellers sein. Auch der Zugriff auf die zum Zeitpunkt des Verkaufs gültigen Verkaufsunterlagen ist in diesem Fachbereich notwendig.
Für interne wie externe Marketingmaßnahmen spielen die Artikelstammdaten wiederrum eine untergeordnete Rolle. Wichtig zur Erfüllung dieser Funktion sind hier Mediadaten, insbesondere Bilddaten und ausführliche Produktinformationen für die Erstellung von Unterlagen und Inhalte für Werbemaßnahmen. Meist erfolgt dies für externe, auch aber für interne Kanäle beispielsweise den Digital Signage.
Die Bereitstellung vorhandener Produktinformationen stellt eine Unterstützung der gesamten Wertschöpfungskette, dar und ist daher ein wichtiger Faktor des unternehmerischen Erfolges.
Problemstellung
Wie vorhergehend erwähnt zeigt die Betrachtung der unternehmensinternen Prozesse als Wertschöpfungskette, dass jede Primäraktivität Produktstammdaten und Produktinformationen voraussetzt. Eine effiziente Verwaltung dieser Informationen stellt somit im Wettbewerb zu anderen Unternehmen im gleichen Markt einen wichtigen Vorteil dar.
Das zentrale Problem ist aber weniger der Mangel an Information sondern das Überangebot dieser. Ein traditionelles Enterprise-Ressource-Planning System kann die notwendigen Stammdaten bereitstellen. Den in den letzten Jahren entstandenen Bedarf an produktbezogenen Dokumenten und Multimediainhalten kann solch ein System aber nicht bedienen. Ein weiterer Aspekt dieser Informationsflut ist die dadurch entstehende Position des Vertriebs gegenüber dem Endverbraucher. Die Vergleichbarkeit industriell hergestellter Produkte in Verbindung mit den oft detailreichen Informationsmöglichkeiten der Verbraucher bedeutet eine Herausforderung für den Vertrieb.
Der Handel ist gezwungen selbst möglichst viele Informationen von hoher Qualität bereitzustellen. Ist dies erkannt gilt es technische und organisatorische Strukturen zu schaffen die dies ermöglichen. Bedingt durch die Verwendung der Daten in unterschiedlichen Systemen sollten die Inhalte eines Produktinformationssystems durch Standartsoftware nutzbar und im Idealfall medienneutral sein.
1.1 Themenbegründung
Die Themenwahl ist begründet in der beruflichen Tätigkeit des Autors in der IT-Administration. Bei der Betreuung von Projekten der verschiedenen Fachabteilungen ist zu beobachten welche Relevanz Produktstammdaten und –Informationen für die Prozesse eines Handelsunternehmens haben. Der Fokus lag dabei in der Vergangenheit aber meist auf den Produktstammdaten. Die Wichtigkeit der Produktinformationen wird zunehmend wahrgenommen. Obwohl jeder Fachbereich erkennt wie wichtig über die Stammdaten herausgehende Informationen für die eigene Tätigkeit sind gibt es darüber hinaus kein Bewusstsein dafür, dass diese Informationen auch für vor- und nachgelagerte Prozesse relevant sind. In der Praxis führt dieser Umstand dazu, dass die Daten zwar im Unternehmen vorhanden sind, der größte Teil der Mitarbeiter darauf aber keinen Zugriff hat. Es entsteht so an anderen Stellen Aufwand zur Informationsbeschaffung der nicht erforderlich wäre, wenn die zusammengetragenen Produktinformationen für alle Abteilungen des Unternehmens zugänglich wären.
Zur Realisierung dieser Idee müssen nicht zwangsläufig neue IT-Systeme eingesetzt werden. In vielen Fällen können durch Anpassung oder Verknüpfung der im Einsatz befindlichen Softwarelösungen bereits grundlegende Funktionen eines Produktinformationsmanagements etabliert werden. Ist dies nicht möglich sollte die Nutzung vorhandener Standartsoftware forciert werden um die Verfügbarkeit von Produktinformationen zu steigern. Dass ein Bedarf an Lösungen in diesem Bereich vorhanden ist zeigt die Vielzahl der an die IT herangetragenen Anliegen zu diesem Themengebiet.
Neben den organisatorischen Gesichtspunkten des Produktinformationsmanagement ist davon auch die technische Ausstattung betroffen und bei Überlegungen zum Thema zu berücksichtigen. Oftmals verbergen sich hinter Hardwareanforderungen an die IT Defizite in Geschäftsprozessen. So kann die Forderung nach einem zusätzlichen Drucker zur Erstellung von Verkaufskatalogen ein Zeichen dafür sein, dass bereits eingeführte elektronische Möglichkeiten zum Abruf der Informationen über vorhandene IT-Systeme nicht genutzt werden.
Von der Auseinandersetzung mit dem Thema Produktinformationsmangement erwarte ich Erkenntnisse, die es mir im Rahmen meiner Tätigkeit ermöglichen, Verbesserungen im Umgang mit Produktinformationen zu erreichen
1.2 Vorgehensweise
Ziel der Abschlussarbeit ist die Darstellung von Lösungsansätzen und den Potentialen des Produktinformationsmanagements beziehungsweise dem diesen weiten Themenfeld zuzuordnenden Technologien.
Zur Erreichung dieses Ziel wird nach Einleitung und Darstellung der Motivation im zweiten Kapitel eine Übersicht über das Thema gegeben und der Themenkomplex des Produktinformationsmanagement aus theoretischer Sicht dargestellt. Nach Erläuterung von Inhalten und Anwendungsgebieten des Produktinformationsmanagements wird eine Begriffsabgrenzung des PIM zu den vielen synonym verwendeten Begriffen, ähnlichen Konzepten sowie den weitern in Unternehmen eingesetzten Softwaresystemen vorgenommen wobei auch auf die konzeptionelle Systemarchitektur eingegangen wird. Es werden die Gründe für den Einsatz eines Produktinformationsmanagements sowie den damit verbundenen Technologien aufgezeigt und die sich daraus ergebenen Ziele abgeleitet.
Der Übersicht folgt im dritten Kapitel anhand einer vorliegenden Studie eine Beurteilung von Relevanz, Nutzung und Einordnung des Produktinformationsmanagements. Dargestellt werden die Arten und Gültigkeitsbereiche von Produktinformationen und dem Einsatz von PIM in der Praxis sowie den Treibern des Themas. Auch wird in diesem Abschnitt ein Blick auf am Markt verfügbare Softwarelösungen geworfen. Abschließend folgen Überlegungen zur Herangehensweise bei Planung und Umsetzung eines Projekts zur Implementierung eines PIM-Systems in Unternehmen.
In Kapitel vier erfolgt die Übertragung der theoretischen Grundlagen auf ein fiktives Handelsunternehmen. Zuerst werden das Beispielunternehmen vorgestellt und die Bereiche identifiziert die Produktinformationen nutzen. Die Abläufe im Hinblick auf die Verwendung von Stammdaten, Verkaufsunterlagen, artikelzugehörigen Dokumenten sowie Mediadaten innerhalb der ermittelten Anwendungsbereiche werden darauffolgend dargelegt. Basis dieser fiktiven Abläufe sind die praktische Erfahrung und Beobachtungen des Autors in der Praxis. Eine Analyse sowie Gedanken zu grundsätzlichen Optimierungsmöglichkeiten der Geschäftsprozesse bilden den Abschluss dieses praxisbezogenen Kapitels. Den Abschluss dieser Arbeit bildet eine Schlussbetrachtung, welche die dargestellten Themengebiete aufgreift und zugleich Fazit ist.
2 Inhalte des Produktinformationsmanagement
Um den Begriff des Produktinformationsmangement zu erläutern ist es sinnvoll zuerst die zentralen Begriffe des PIM zu betrachten: Produkte und Informationen.
Produkte im Kontext dieser Arbeit sind nicht das Ergebnis eines Produktionsprozesses sondern Sachgüter also materielle Mittel zur Bedürfnisbefriedigung. Die Dienstleistung die ein Handelsunternehmen erbringt (beispielsweise die Präsentation der Waren oder die Beratung von Kunden) kann durch den Einsatz eines PIM-Systems profitieren. Das Produkt „Dienstleistung“ einer Unternehmung ist selbst aber kein Bestandteil des Produktinformationsmanagement.1
Der Begriff der Information stellt den Mittelpunkt des Produktinformationsmangement dar. Information ist „Derjenige Anteil einer Nachricht, der für den Empfänger einen Wert besitzt. Durch Informationen werden beim Wirtschaftssubjekt bestehende Wahrscheinlichkeitsurteile bez. entscheidungsrelevanter Daten oder Ereignisse (zum Beispiel Tauschmöglichkeiten oder technische Innovationen) verändert.“2
Aus dieser genannten Definition ist abzuleiten dass Informationen ein immaterielles Gut darstellen. Dieses Gut ist somit wie ein Betriebsmittel zu sehen und stellt als dieses einen Wert dar, da es der Erreichung von Zielen dient. Um einen Nutzen aus diesem Wert zu erlangen ist es notwendig die produktbezogenen Informationen effizient zu verwalten, zu pflegen und für alle Prozesse im Unternehmen bereitzustellen die diese Informationen konsumieren. Dies ist die Aufgabe des Produktinformationsmanagements.3 In der Fachliteratur findet werden die Aufgaben von PIM wie folgt zusammengefasst:
„Das Product Information Management stellt „..“ einen Lösungsansatz zur zentralen, medienneutralen Datenhaltung dar. Es bietet Lösungen zur effizienten Datenübernahme, Datenverwaltung, Datenanreicherung und Datenausgabe an.“4
Welche Informationen sind es die in einem solchen System verwaltet werden? Produktinformationen sind alle Informationen und Daten zu Produkten sowie Daten die Eigenschaften von Produkten beschreiben. Dazu zählen:5
- Produktbeschreibungen.
- Dokumente (Bedienungsanleitungen, Konstruktionszeichnungen Schulungsunterlagen).
- Preise und Rabatte.
- Technische Daten und beschreibende Attribute, allgemeine Produktcharakteristika.
- Beziehungen zu Zubehör, Ersatzteilen oder weiteren Produkten.
- Media Assets (Bilder und Dokumente).
Die Quellen durch die Produktinformationen in ein Unternehmen gelangen sind vielfältig. In produzierenden Unternehmen entstehen Produktinformationen bei der Entwicklung und Fertigung von Produkten durch die Ansammlung von Daten im Rahmen des Product-Lifecycle-Managements. Handelsunternehmen erhalten Produktinformationen aus externen wie internen Quellen. Extern sind es vor allem die Lieferanten (Hersteller, Zwischenhändler und Einkaufsverbände) welche Informationen zu den Produkten bereitstellen. Eine weitere wichtige externe Quelle für Produktinformationen sind mit dem Unternehmen kooperierende Marketingagenturen. Intern sind es Einkäufer, Produktmanager, eigene Marketingabteilungen und der Vertrieb. Informationen zu Produkten liegen aufgrund der diversen Quellen in der Regel nicht zentral vor sondern sind über diverse Fachbereiche verteilt. In dieser Form verteilt sind Produktinformationen nicht abteilungsübergreifend nutzbar.
Um die vorliegenden Informationen nutzbar zu machen sollten die eingehenden beziehungsweise selbst erstellten Produktinformationen in einheitlicher Form erfasst und an einer zentralen Stelle gespeichert werden. Eine Möglichkeit dafür ist der Einsatz eines PIM-Systems in dem alle Informationen gesammelt und zusammengeführt werden. Ein solches System bietet darüber hinaus idealerweise Schnittstellen zu eingesetzten ERP, CMS und DMS Lösungen die es ermöglichen die Produktinformationen mit Daten eines führenden Systems, zum Beispiel der Warenwirtschaft in Verbindung zu bringen und die Datenhaltung auf diesem Wege zu zentralisieren. Die dadurch entstehende standardisierte Datenbasis bildet die Grundvoraussetzung für Produktinformationsmanagement.
Zur automatischen Erfassung und Verarbeitung von Ware ist die Eingabe und Aufbereitung betriebswirtschaftlicher Grunddaten von Artikeln (Verpackungseinheit, Preis, Gewicht usw.), auch Artikelstammdaten genannt, unerlässlich.6 In der Regel ist davon auszugehen, dass Artikelstammdaten in strukturierter Form bereits durch den Einsatz einer ERP-Software im Unternehmen vorhanden sind. Da alle kaufmännischen Prozesse innerhalb des ERP-Systems abgewickelt werden sollte dieses auch das führende Ordnungssystem darstellen. Der Artikelstamm im ERP-System bietet durch das System von eindeutigen Artikelnummern ein Merkmal mit dem sich die zentral gespeicherten Produktinformationen den Datensätzen im ERP-System zuordnen lassen. Ohne eindeutige Artikelnummern besteht keine Möglichkeit ein PIM-System effektiv einzusetzen. Über eine Schnittstelle zwischen EPR- und PIM-System sollte ein regelmäßiger Datenabgleich erfolgen um eine Aktualität der Produktstammdaten innerhalb des PIM-Systems zu gewährleisten. Über die Schnittstelle können die Artikelstammdaten wiederrum mit den Inhalten des PIM-Systems verknüpft werden. Die kaufmännischen Daten werden somit durch die Inhalte des PIM-Systems angereichert. Die in der Folge erreichte strukturierte Konsolidierung der Produktinformationen ermöglicht eine zentrale Bearbeitung und Pflege der Inhalte um so den eigentlichen Zweck zu erfüllen: Die Bereitstellung valider Produktinformationen für alle produktnahen Prozesse innerhalb des Unternehmens.7
Aus der IT-Sicht erfolgt die Realisierung dieser zentralen Datenhaltung meist in einem Datenbanksystem. Durch diese Art der Speicherung kann die Granularität der Daten bestimmt werden. Der Grad der Granularität hat Auswirkungen auf die Verwendbarkeit der gespeicherten Daten und ist für jeden Anwendungsfall individuell zu beurteilen. Als Beispiel sind Maß- und Mengeneinheiten zu nennen. Eine Gewichtsangabe kann in Kombination von Wert und Maßeinheit als Text in einem Datenbankfeld abgelegt werden. Wert und Maßeinheit zu trennen kann insbesondere in internationalen Märkten von Vorteil sein. Durch die Trennung ist es möglich aus der Angabe eines Wertes in Kilogramm den Wert in Pound (Pfund im angloamerikanischen Maßsystem) nicht zusätzlich erfassen zu müssen sondern diesen automatisiert aus der Kilogramm-Angabe zu errechnen.8 Die Ablage von Dateien wie Dokumente und Medien kann parallel dazu auch in einem angeschlossenen Dateisystem erfolgen. Im Idealfall beinhaltet das PIM-System eine Schnittstelle zu einem Media Asset Management System oder bietet eine eigene entsprechende Funktionalität. Dies ist wichtig, da eine manuelle Verwaltung der Inhalte eine potentielle Fehlerquelle darstellt welche dem Sinn eines solchen Systems wiederspricht.
Schnittstellen bieten PIM-Systeme nicht nur zur Synchronisation mit unternehmensinternen Softwarelösungen. Möglich ist auch das Bereitstellen von Produktinformationen an externe Dienstleister beispielsweise im Bereich des Marketings oder zu E-Commerce Plattformen. Für den Datenaustausch mit externen Unternehmen gelten in der Regel vorgegebene Dateiformate und Definitionen in Bezug auf den Aufbau der Datensätze. Auch werden dazu oftmals standardisierte Produkt- und Dienstleistungsklassifizierungen genutzt. Beide Anforderungen lassen sich mittels eines PIM-Systems realisieren, da es über in der Funktion des Vermittlers Inhalte in die jeweils benötigen Formate umwandeln kann.
2.1 Begriffsabgrenzung
Der Begriff und das Konzept des Produktinformationsmanagement sind beispielsweise verglichen mit dem Begriff Enterprise-Ressource-Planning noch sehr jung. Innerhalb des Themenkomplexes existieren weitere Begriffe und Konzepte, die teils synonym gebraucht werden und verstanden werden, teils Bestandteile des PIM-Gedankens bezeichnen. Im Folgenden werden diese erläutert. Als Einstieg in die Erläuterung und zur Veranschaulichung soll die nachfolgende Abbildung die Einordnung von PIM als zentrales Element der Organisation von Produktinformationen in einem Unternehmen verdeutlichen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1: Einordnung von PIM in den betrieblichen Ablauf
(Quelle: eigene Darstellung).
PDM – Produktdatenmanagement
Der Ursprung des Begriffs PDM liegt im Engineering Data Management, das sich auf den Produktlebenszyklus bezieht. PDM behandelt das Management entwicklungsrelevanter, die Produktstruktur beschreibender, und Daten der Steuerung von notwendigen Abläufen in der Produktfertigung. Durch den Bezug auf den Entwicklungsprozess steht PDM im engen Zusammenhang mit der Verwaltung von CAD-Dateien (Computer-Aided-Design, auch Computer-Aided-Drawing). CAD bezeichnet die computergestützte Entwicklung und Konstruktion von Produkten und Anlagen. Da im Entwicklungsprozess neben CAD-Modellen zahlreiche andere digitale Informationen relevant sind entstand ein erhebliches Datenaufkommen. Zur Bewältigung dieser Datenflut, die durch den Einsatz von CAD entstand, wurden Systeme notwendig die eine effiziente Verwaltung dieser Daten ermöglichen. Im Gegensatz zu PIM orientiert sich PDM aber am internen Entwicklungsprozess und ist somit für die Verwaltung allgemeiner Information in der Regel nur eingeschränkt nutzbar.9
EDM – Engineering Data Management
Die Verwaltung von Abläufen und Prozessen im Laufe des Produktlebenszyklus sind das Anwendungsgebiet des EDM. Der Fokus liegt dabei auf der Entwicklung neuer sowie der Änderung bestehender Produkte. EDM generiert, verteilt und bearbeitet Informationen und stellt ein Workflow Management bereit.10
PRM – Product Ressource Management
Der Begriff PRM wird synonym zum Produktinformationsmangement verwendet. Aufgrund der begrifflichen Nähe zum Enterprise Ressource Management ist es unwahrscheinlich, dass sich dieser Begriff dauerhaft durchsetzen wird.11
PCM – Product Content Management
Product Content Management ist ein weiteres Synonym für PIM und wird überwiegend im englischen und französischen Sprachraum verwendet.12
PLM – Product Lifecycle Management
PLM befasst sich mit der Gestaltung von Geschäftsprozessen und der Verwaltung umfangreicher Daten. Es ist weniger eine IT-Technologie als ein Managementkonzept. Dabei soll der gesamte Produktlebenszyklus optimiert werden. Dies beinhaltet erste Ideen, die Produktentwicklung, Produktionsaufbau, Produktmodifizierungen, das Instandhaltungsmanagement und alle weiteren Vorgänge die mit dem Produkt in Verbindung stehen. Kurze Innovationszyklen, Reaktionsmöglichkeiten auf Marktveränderungen sowie Rationalisierungseffekte und dadurch Kosteneinsparungen sind Ziele des PLM.13
MAM – Media Asset Management
Unter dem Begriff Media Asset Management wird die Verwaltung strukturierter Metadaten und unstrukturierter multimedialer Objekte wie beispielsweise Bilder, Grafiken, Präsentationen, Audi- und Videodateien verstanden. Durch die Verbindung der Medieninhalte mit strukturierten Metadaten erhalten diese einen Wert.14
CMP – Cross Media Publishing
Unter CMP wird im Allgemeinen die Veröffentlichung verschiedener Inhalte wie beispielsweise Web und Printmedien verstanden. Der Begriff wurde im Umfeld der Druckbranche und Werbeagenturen geprägt. Aufgabe des CMP ist die Medienauswahl zur optimalen Werbewirksamkeit mit dem Fokus der medienübergreifenden Mehrfachnutzung der medialen Einzelbausteine. Durch die printlastige Ausrichtung der meisten Anbieter von CMP-Lösungen wird die Medienneutralität, Strukturierung und die auf alle Medien ausgerichtete Datenhaltung meist unterschätzt. In der Folge sind nur eingeschränkte Medien nutzbar und/oder es entstehen weitere Aufwände diese anzubinden. Dennoch kann der Einsatz von CMP für kleine oder einfache Sortimente im Gegensatz zur Installation eines PIM-Systems sinnvoll sein.15
2.2 Systemarchitektur und Abgrenzung zu anderen Systemen
Die vorhergehend erläuterten Ansätze stellen Synonyme verwendete Begriffe oder sich mit dem Produktinformationsmanagement überschneidende Funktionen dar. Weitere Systeme die im Kontext zu PIM stehen sind technische Systeme zur Speicherung von Dokumenten und digitalen Inhalten. Diese – DMS, CMS und ECM – werden im Folgenden, wie auch ERP, WWS, CRM und PRM – also Systemen zur Steuerung betrieblicher Prozesse, erläutert.
DMS – Dokumentenmanagementsystem
Ein Dokumentenmanagementsystem dient der Organisation elektronisch gespeicherter Dokumente von der Erstellung über Weitergabe und Verteilung bis zu Ablage und Archivierung. Die Ansprüche an ein solches System sind dabei die Integration von Dokumenten aus unterschiedlichen Quellen, Schnittstelle zu Unternehmensressourcen sowie die Darstellung von Geschäftsprozessen im Sinne des Workflows. Das primäre Ziel eines Dokumentenmanagementsystems ist die Verwaltung und das Wiederauffinden der gespeicherten Daten.16
[...]
1 Vgl. Springer Gabler Verlag, Stichwort: Produkt.
2 Springer Gabler Verlag, (2014), Stichwort: Information.
3 Vgl. Abrão, A. / Koetter, E., (2011), S. 7.
4 Vgl. Lucas-Nülle, T. (2005), S. 9.
5 Vgl. Dirnhofer, M.(2009), S. 4.
6 Vgl. Becker, J. u. a. (2007), Sp. 4.
7 Vgl. Lucas-Nülle, T. (2005), S. 18.
8 Vgl. Dirnhofer, M.(2009), S. 16.
9 Vgl. Lucas-Nülle, T. (2005), S. 10.
10 Vgl. ebd., S.11.
11 Vgl. ebd., S. 10.
12 Vgl. ebd.
13 Vgl. ebd., S. 10f.
14 Vgl. ebd., S.11.
15 Vgl. ebd., S. 11f.
16 Vgl. ebd., S.12.