Frühneuzeitliche Weltklugheitslehren sind dazu prädestiniert den Umgang mit anderen Menschen zu erleichtern, indem sie Handlungsanweisungen und Ratschläge vermitteln. Da sie auf diese Weise die ''soziale Intelligenz'' der Menschen schulen, sind Weltklugheitslehren ein wichtiger Bestandteil der Sozioprudenz.
Diese Arbeit setzt sich mit der Weltklugheitslehre von Niccolò Machiavelli auseinander. In seinem Werk 'Il Principe' beschäftigt er sich mit den Mechanismen der Politik in Alleinherrschaften und beschreibt auf Grundlage von eigenen Beobachtungen, welche Methoden der Machtergreifung es gibt und mit welchen Mitteln es einem Alleinherrscher gelingt seine Macht zu erhalten und zu stabilisieren (vgl. Machiavelli 1978). Auffallend hierbei ist, dass Machiavellis Lehre auf den Erfolg des Herrschers ausgerichtet ist und moralische Werte dadurch in den Hintergrund gedrängt werden (vgl. Machiavelli 1978). Dies legt die Vermutung nahe, dass es sich bei Machiavellis politischer Theorie um ''schwarze Sozioprudenz'' handelt. Der negativ konnotierte Begriff des Machiavellismus, der selbst in der heutigen Zeit noch weit verbreitet ist, lässt ebenfalls darauf schließen. Für die folgende Untersuchung ist die Frage nach der Art der Sozioprudenz jedoch nicht von Belang. Ziel dieser Arbeit ist es lediglich Machiavellis Handlungsanweisungen, die zur Machterhaltung und Herrschaftsstabilisierung beitragen, in Bezug zur politischen Realität zu stellen. Da Walter Ulbricht wohl zu den prägendsten deutschen Politikern des 20 Jahrhunderts zählt, wird Ulbricht in diesem Aufsatz als Vertreter der modernen Politik auftreten und es wird untersucht, ob Walter Ulbrichts politisches Handeln Elemente von Machiavellis Theorie aufzeigt und wenn ja, in welchem Ausmaß, denn dies ermöglicht wiederum Rückschlüsse auf die Bedeutung von Machiavellis 'Il Principe' für die Sozioprudenz.
Vorgegangen wird folgendermaßen: Zu Beginn der Arbeit wird Machiavellis Theorie vom Verhalten und Handeln eines Herrschers dargestellt. Danach werden Ulbrichts Politik und die daraus resultierenden Folgen für seine Herrschaft beleuchtet und unter den Gesichtspunkten von Machiavellis politischer Theorie retrospektiv analysiert. Zu guter Letzt werden dann die Ergebnisse dieser Arbeit kurz und bündig in einem Fazit zusammengefasst.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Machiavellis Theorie vom Verhalten und Handeln eines Herrschers
- Ulbrichts Handlungsweisen und die daraus resultierenden Folgen
- Die Scheindemokratie
- Das Ministerium für Staatssicherheit
- Die Sowjetunion im Rücken
- Opfer? Täter? Oder beides?
- Der Bau der Mauer
- Analyse von Ulbrichts Politik unter den Gesichtspunkten von Machiavellis Theorie
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die politische Theorie von Niccolò Machiavelli und deren Anwendung in der politischen Praxis. Sie vergleicht das Gedankengut Machiavellis aus seinem Werk „Il Principe“ mit den Handlungen von Walter Ulbricht, einem prägenden deutschen Politiker des 20. Jahrhunderts. Die Arbeit analysiert, inwieweit Ulbrichts politisches Handeln Elemente von Machiavellis Theorie aufzeigt und welche Rückschlüsse sich daraus für die Sozioprudenz ziehen lassen.
- Die Theorie von Niccolò Machiavelli zum Verhalten und Handeln eines Herrschers in Alleinherrschaften
- Die politische Praxis von Walter Ulbricht in der DDR, insbesondere die Methoden zur Machterhaltung und -stabilisierung
- Ein Vergleich zwischen Machiavellis Theorie und Ulbrichts Politik, insbesondere im Hinblick auf die Bedeutung von Moral und Macht
- Die Bedeutung von Machiavellis „Il Principe“ für die Sozioprudenz, insbesondere in Bezug auf die Rolle von Moral und Macht in der Politik
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel stellt die Theorie von Machiavelli zum Verhalten und Handeln eines Herrschers vor, wobei die Schwerpunkte auf der Machterhaltung in frisch eroberten Staaten, der Rolle von Waffen und Tüchtigkeit, dem Rückhalt in der Bevölkerung und dem Umgang mit lasterhaften Verhaltensweisen liegen. Das zweite Kapitel beleuchtet Ulbrichts politische Handlungsweisen in der DDR, darunter die Scheindemokratie, das Ministerium für Staatssicherheit, die Rolle der Sowjetunion, der Umgang mit Opposition und der Bau der Mauer. Das dritte Kapitel analysiert Ulbrichts Politik unter den Gesichtspunkten von Machiavellis Theorie, wobei die Schwerpunkte auf dem Vergleich von Machiavellis Anweisungen und Ulbrichts tatsächlichem Verhalten liegen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen politische Theorie, Sozioprudenz, Macht, Herrschaft, Machiavellismus, Walter Ulbricht, DDR, Scheindemokratie, Ministerium für Staatssicherheit, Mauerbau.
- Quote paper
- Janine Robert (Author), 2014, Niccolò Machiavelli und Walter Ulbricht. Ein Vergleich von politischer Theorie und politischer Realität basierend auf Machiavellis Werk 'Il Principe', Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/285051