„Die Weltbevölkerung hat sich seit 1950 […] verdreifacht und ist von 2,5 Mrd. auf 6,7 Mrd. Menschen gewachsen. Nach den Modellrechnungen der UN […] wird die Weltbevölkerung bis zur Mitte des Jahrhunderts über 9 Mrd. Menschen erreichen.“ Als Konsequenz entstehen zahlreiche Belastungen für die Welt und ihre Bevölkerung, wie beispielsweise „Schäden an Boden, Wasser, Luft und Wälder, […] wuchernde Slums […], eine wachsende Zahl Bürgerkriege mit einer steigenden Flut von Millionen von Flüchtlingen und Vertriebenen und ein geringeres Pro-Kopf-Wachstum in den ärmsten Ländern der Welt […].“
Damit ist Bevölkerungspolitik ein notwendiger, gar unerlässlicher Bestandteil einer nachhaltigen und menschengerechten Entwicklungspolitik. Die Sicherung einer nachhaltigen globalen Entwicklung ist die größte Herausforderung für die Menschen des 21.Jahrhunderts. Dies verdeutlicht auch ein sehr treffendes Zitat des Philosophen Popper: „Die Zukunft existiert noch nicht. Und eben darin liegt unsere große Verantwortung: daß (sic) wir die Zukunft beeinflussen, daß (sic) wir alles tun können, um sie zu einer besseren zu machen.“
Nachhaltige Bevölkerungspolitik kann definiert werden als politische Einflussnahme auf Fertilität und Mortalität. Dabei liegt das Hauptaugenmerk nicht auf der Verminderung der Geburtenrate durch staatliche Gesetzgebung, wie sie in vielen Entwicklungs- und Schwellenlän-dern eingesetzt wird. „Eine Erfolg versprechende [und damit nachhaltige] Bevölkerungspolitik ist […] auch auf Fragen der „Qualität“ einer Bevölkerung auszurichten.“ Dies bedeutet, dass vor allem Maßnahmen zielführend sind, die die Bildung und Ausbildung der Menschen fördern sowie die Entwicklung und Umsetzung staatlicher Familien- und Beratungsprogramme, die sich auf die individuellen Bedürfnisse der Betroffenen konzentrieren.
In dieser Hausarbeit wird die Notwendigkeit nachhaltiger Bevölkerungspolitik anhand zahlreicher Folgen des massiven Bevölkerungswachstums kenntlich gemacht und nachhaltige Strategien sowie Maßnahmen zur Eindämmung des Bevölkerungswachstums erörtert. Es wird herausgearbeitet, warum nachhaltige Bevölkerungspolitik notwendig ist und wie diese kon-kret umgesetzt werden kann.
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1. Einführung
2.. Wachstum der Weltbevölkerung
2.1 Folgen und Belastungen des hohen Bevölkerungswachstums
2.2 Zukunftsprognosen
3.. Strategien für eine nachhaltige Bevölkerungspolitik
3.1 Anforderungen an eine nachhaltige Bevölkerungspolitik
3.2 Maßnahmen zur Stabilisierung des Bevölkerungswachstums
4. Fazit
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Prognose des UNFPA zum Wachstum der Weltbevölkerung
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Fertilitätsrate ausgewählter Staaten
Tabelle 2: Lebenserwartung in Entwicklungsländern
Tabelle 3: Säuglingssterblichkeit in Entwicklungsländern
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1. Einführung
„Die Weltbevölkerung hat sich seit 1950 [...] verdreifacht und ist von 2,5 Mrd. auf 6,7 Mrd. Menschen gewachsen. Nach den Modellrechnungen der UN [...] wird die Weltbevölkerung bis zur Mitte des Jahrhunderts über 9 Mrd. Menschen erreichen."[1] Als Konsequenz entstehen zahlreiche Belastungen für die Welt und ihre Bevölkerung, wie beispielsweise „Schäden an Boden, Wasser, Luft und Wälder, [...] wuchernde Slums [...], eine wachsende Zahl Bürgerkriege mit einer steigenden Flut von Millionen von Flüchtlingen und Vertriebenen und ein geringeres Pro-Kopf-Wachstum in den ärmsten Ländern der Welt [...].“[2] Damit ist Bevölkerungspolitik ein notwendiger, gar unerlässlicher Bestandteil einer nachhaltigen und menschengerechten Entwicklungspolitik. Die Sicherung einer nachhaltigen globalen Entwicklung ist die größte Herausforderung für die Menschen des 21. Jahrhunderts. Dies verdeutlicht auch ein sehr treffendes Zitat des Philosophen Popper: „Die Zukunft existiert noch nicht. Und eben darin liegt unsere große Verantwortung: daß (sic) wir die Zukunft beeinflussen, daß (sic) wir alles tun können, um sie zu einer besseren zu machen.“[3]
Nachhaltige Bevölkerungspolitik kann definiert werden als politische Einflussnahme auf Fertilität und Mortalität.[4] Dabei liegt das Hauptaugenmerk nicht auf der Verminderung der Geburtenrate durch staatliche Gesetzgebung, wie sie in vielen Entwicklungs- und Schwellenländern eingesetzt wird. „Eine Erfolg versprechende [und damit nachhaltige] Bevölkerungspolitik ist [...] auch auf Fragen der „Qualität“ einer Bevölkerung auszurichten.“[5] Dies bedeutet, dass vor allem Maßnahmen zielführend sind, die die Bildung und Ausbildung der Menschen fördern sowie die Entwicklung und Umsetzung staatlicher Familien- und Beratungsprogramme, die sich auf die individuellen Bedürfnisse der Betroffenen konzentrieren.[6] In dieser Hausarbeit wird die Notwendigkeit nachhaltiger Bevölkerungspolitik anhand zahlreicher Folgen des massiven Bevölkerungswachstums kenntlich gemacht und nachhaltige Strategien sowie Maßnahmen zur Eindämmung des Bevölkerungswachstums erörtert. Es wird herausgearbeitet, warum nachhaltige Bevölkerungspolitik notwendig ist und wie diese konkret umgesetzt werden kann.
Das zweite Kapitel behandelt die Folgen und Belastungen des Bevölkerungswachstums sowie die derzeitigen Zukunftsprognosen bis zum Jahre 2050. Darauf aufbauend werden im dritten Kapitel Anforderungen an eine nachhaltige Bevölkerungsentwicklung und mögliche Strategien zur Stabilisierung des Bevölkerungswachstums untersucht. Die Hausarbeit schließt sodann mit einem Fazit ab.
2. Wachstum der Weltbevölkerung
Derzeit leben rund 7,1 Mrd. Menschen auf der Welt.[7] Die Entwicklung der Bevölkerung eines Landes hängt maßgeblich von der natürlichen Bevölkerungsbewegung, d. h. dem Verhältnis von Mortalität und Fertilität, ab.[8] Mortalität kann definiert werden als Anzahl der Todesfälle im Verhältnis zur Bevölkerung, während der Indikator Fertilität als durchschnittliche Geburtenzahl pro Frau bestimmt ist.[9] Steigt die Fertilitätsrate dauerhaft über die Mortalitätsrate, so spricht man von Bevölkerungswachstum, da mehr Menschen geboren werden, als Menschen sterben.[10]
Die Dynamik des Bevölkerungswachstums setzte um 1800 ein, als erstmals 1 Mrd. Menschen auf der Erde lebten. Danach beschleunigte sich das Wachstum rasant.[11] Im Jahre 1960 betrug die Anzahl der Weltbevölkerung bereits 3 Mrd. und 4 Mrd. im Jahre 1974. 1987 lebten erstmals 5 Mrd. Menschen auf Welt, im Jahre 1999 wurde die 6 Mrd. Grenze überschritten.[12] Im Oktober 2011 wurde der sieben Milliardste Mensch geboren.[13]
2.1 Folgen und Belastungen des hohen Bevölkerungswachstums
Jedes Jahr beträgt der Zuwachs zur Weltbevölkerung rund 83 Mio. Menschen.[14] Daraus resultieren zahlreiche, teils schwerwiegende und unwiderrufliche Folgen, die zunächst erläutert werden sollen.
„Wie Nafis Sadik, die Exekutivdirektorin des UNFPA, betont, überrollt die Geschwindigkeit des Bevölkerungswachstums [...] in vielen Fällen die Fähigkeit von Regierungen, adäquate Dienstleistungen, Sozialprogramme und Infrastrukturen bereitzustellen.“[15] Folglich müssen vor allem in den Entwicklungsländern immer mehr Nahrungsmittel, Ausbildungs- und Arbeitsplätze, Gesundheitseinrichtungen, Schulen und Wohnungen zur Verfügung gestellt werden.[16] Der Verstädterungsprozess hat insbesondere in diesen Ländern eine beachtliche Wachstumsdynamik erreicht.[17] 2005 zählten die Vereinten Nationen erstmals 20 Städte mit mindestens 10 Mio. Einwohnern, sogenannte Megastädte. Im Jahr 2015 wird es voraussichtlich 26 Megastädte weltweit, 22 davon in Entwicklungsländern, geben.[18] Weiterhin führt ein Anwachsen der Weltbevölkerung über die Versorgungskapazität hinaus zu einer übermäßigen Beanspruchung der in der Natur vorkommenden Ressourcen, wie zum Beispiel Wasser, Nahrungsmittel, wie Meeresfische und Gemüse und Energieträger, wie Holz oder Kohle.[19] Die internationale, nicht staatliche Organisation Population Action International errechnete beispielsweise, dass im Jahre 2025 rund 3 Mrd. Menschen unter Wasserknappheit leiden werden.[20]
Zudem führt die Vernichtung fruchtbarer Böden durch Übernutzung und die Zerstörung der Wälder zur Schaffung weiterer Anbauflächen zu einer maßgeblichen Verschlechterung der Ernährungsituation.[21]
Mehr als die Hälfte der Bevölkerung in den Entwicklungsländern lebt in absoluter Armut und muss mit nur einem Dollar pro Tag zur Befriedigung der lebensnotwendigen Bedürfnisse auskommen. Dies bedeutet, dass täglich rund 1,29 Mrd. Menschen weltweit um ihr Überleben kämpfen. Sie erleiden Hungersnöte, haben kein Geld für Kleidung und Medikamente und sind somit Krankheiten und Naturkatastrophen schutzlos ausgeliefert.[22] Um diesen Belastungen zu entfliehen, wandern zahlreiche Menschen in andere Gebiete oder sogar ins Ausland ab. Es kommt zu Vertreibungen, Konflikten und Bürgerkriegen um die begrenzten Ressourcen.[23]
Wachsender Ressourcenverbrauch verursacht zudem eine enorme, globale Belastung des Ökosystems. Laut der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung ist die Klimaveränderung die ernsteste (sic) Umweltbelastung für die Erde. Die Folgen eines Temperaturanstiegs werden dementsprechend schwerwiegend sein. Durch das Abschmelzen des Polareises erhöht sich der Meeresspiegel. Dies führt zu Überschwemmungen und daraus resultierenden Missernten, aber auch zu Verlust von dicht besiedelter und benötigter Landmasse.[24] Leisinger entsprechend besteht mit den sogenannten sozialen Kosten eine weitere Kategorie an Folgen. Dazu zählt er neben der hohen Müttersterblichkeit auch die Ausbreitung der durch HI-Viren verursachten Krankheit Acquired Immune Defiency Syndrome (AIDS).[25] Laut der World Health Organization beträgt die Zahl der an AIDS erkrankten Menschen 34 Mio. 1,7 Mio. Menschen sind bereits an der Krankheit gestorben.[26]
2.2 Zukunftsprognosen
Der Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA) gibt regelmäßig seine Berechnungen zur zukünftigen Entwicklung der Weltbevölkerung bis zum Jahre 2050 bekannt. Dabei werden unterschiedliche Varianten gebildet, die sich hauptsächlich durch die Annahmen über die zukünftige Fertilitätsrate unterscheiden. In Abbildung 1 sind die konstante, niedrige, mittlere und hohe Variante des UNFPA zum Wachstum der Weltbevölkerung in Abhängigkeit von der Entwicklung der Fertilitätsrate dargestellt.[27] In den gängigen Rezensionen wird im Allgemeinen die mittlere Variante verwendet.[28]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Prognose des UNFPA zum Wachstum der Weltbevölkerung
Quelle: Eigene Darstellung auf Basis von United Nations Department of Economic and Social Affairs: World Population Prospect, the 2010 Revision (2010a 2010b)
Die in Abbildung 1 dargestellten Varianten der Fertilitätsraten in Beziehung zur Weltbevölkerungsentwicklung zeigen den enormen Einfluss des Fertilitätsrückganges auf die Entwicklung der Weltbevölkerung. Nach diesen Modellrechnungen in der Variante der mittleren Entwicklung wird die Weltbevölkerung bis zum Jahre 2050 9,3 Mrd. Menschen erreichen. Dabei geht diese Variante des UNFPA von der Annahme aus, dass die zukünftige Fertilitätsrate von zurzeit 2,45 auf 2,17 Kinder sinken wird. „Erst bei durchschnittlich 2,1 Kindern pro Frau wird die einfache Reproduktion der Bevölkerung und damit eine allmähliche Bevölkerungsstabilisierung erreicht."[29] Bei konstantem Bestehen der aktuellen Fertilitätsrate würde die Weltbevölkerung 2050 auf rund 10,9 Mrd. Menschen anwachsen.
[...]
[1] Swiaczny und Schulz (2009), S. 138.
[2] Zillmer (1999), S. 27.
[3] Popper „Alles Leben ist Problemlosen“ in: Zillmer (1999), S. 14.
[4] Vgl. Steinmann (2007), S. 78.
[5] Schneider (2011), S. 133.
[6] Vgl. Schneider (2011), S. 133 f.
[7] Vgl. Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (2013), Weltbevölkerungsuhr.
[8] Vgl. Esser (1999), S. 257 f.
[9] Vgl. Meyer (2008), S. 42.
[10] Vgl. Meyer (2008), S. 42.
[11] Vgl. Schimany (2007), S. 93.
[12] Vgl. United Nations Department of Economic and Social Affairs (2010a).
[13] Vgl. Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (2011), S. 3.
[14] Vgl. Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (2013), Weltbevölkerungsuhr.
[15] Leisinger (1999), S. 98.
[16] Vgl. Omnia Entwicklungspolitik, nach Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung - Materialien Entwicklungspolitik Nr. 85, S. 27 f.
[17] Vgl. Zillmer (1999), S. 133.
[18] Vgl. Tagesschau 24 (2012).
[19] Vgl. Omnia Entwicklungspolitik, nach Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung - Materialien Entwicklungspolitik Nr. 85, S. 27 f.
[20] Vgl. Zillmer (1999), S. 146.
[21] Vgl. Omnia Entwicklungspolitik, nach Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung - Materialien Entwicklungspolitik Nr. 85, S. 27 f.
[22] Vgl. Fluter - Magazin der Bundeszentrale für Politische Bildung (2012).
[23] Vgl. Omnia Entwicklungspolitik, nach Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung - Materialien Entwicklungspolitik Nr. 85, S. 27 f.
[24] Vgl. Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (1998), S. 27.
[25] Vgl. Leisinger (1999), S. 43.
[26] Vgl. World Health Organization (2011), S. 1.
[27] Vgl. United Nations Department of Economic and Social Affairs: World Population Prospect, the 2010 Revision (2010a 2010b).
[28] Vgl. Klingholz und Töpfer (2012), S. 6.
[29] Zillmer (1999), S. 22.