Diese Arbeit war eigentlich als Bestandteil des Theorieteils einer empirischen Diplomarbeit geplant. Im Frühjahr 2003 hatte ich ein Praktikum in der Jugendstrafanstalt Ottweiler absolviert, und diese Arbeit entstand aus Interesse an dem Thema „Jugendliche Straftäter und ihre Väter“. Bei der Hospitanz in zahlreichen Beratungs- und Therapiegesprächen mit jugendlichen Straftätern war immer wieder zu hören und zu spüren, welch starken, nachdrücklichen Einfluss die Erfahrungen des Jugendlichen mit seiner Herkunftsfamilie auf ihn ausübten, und es wurde viel über Väter und noch mehr über den Mangel an positiv erfahrener Väterlichkeit gesprochen. Geht man davon aus, dass delinquente Verhaltensmuster u. a. durch einen Mangel an Strukturierung sowohl der Psyche als auch des Verhaltens der jugendlichen Delinquenten entstehen (PECHER, 1989; CORNEAU, 1993), kommt man nicht umhin, den Vater und dessen strukturierende Wirkung (PETRI, 1997; KLOSINSKI, 1986) in seiner Bedeutung für die Delinquenzentwicklung jugendlicher Straftäter zu würdigen. In dieser Arbeit habe ich mich in erster Linie auf die Literaturanalyse des Themas „Der Einfluss des Vaters auf die Delinquenzentwicklung jugendlicher Straftäter“ beschränkt. Die Arbeit erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und Allgemeingültigkeit, sondern bietet vielmehr einen ersten Überblick. Ich habe soweit wie möglich versucht, eigene subjektive Erfahrungen auszulassen, mich auf die in der Literatur gefundenen „Fakten“ zu beschränken und diese an mancher Stelle zu kritisieren. Dies trägt leider nicht zu einer guten Lesbarkeit des Textes bei, und man sollte das im Auge behalten, was Young-Eisendraht & Muramoto (2002) kritisch über die westlichen, wissenschaftlichen Methoden äußern:
„Scientism proposes that scientific investigation is nothing more than the accumulation of `facts`. The question thus arises: what actually are `facts`? They are not simply existing there, waiting for scientific investigation. Only a little phenomenological reflection reveals that they show themselves as facts because of the construction of, or at least the correlation with, what is usually called mind. Mind thus is a fundamental fact. It is psychology that reveals this truth. (Young-Eisendraht & Muramoto, 2002, S. 25)
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Einleitung
- Einfluss des Erziehungsstiles der Eltern, besonders des Vaters
- Einfluss des Moralkodex und der Wertvorstellungen des Vaters
- Familiale Strukturstörungen
- Vaterverlust in bestimmten Phasen
- Elternzufriedenheit
- Delegation und Labeling
- Fazit und offene Fragen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Einfluss des Vaters auf die Delinquenzentwicklung jugendlicher Straftäter, indem sie eine Literaturanalyse zu diesem Thema durchführt. Sie beabsichtigt einen Überblick über die relevanten Forschungsarbeiten zu liefern und dabei verschiedene Aspekte des Vater-Kind-Verhältnisses zu beleuchten. Die Arbeit erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern soll einen ersten Einblick in die komplexe Beziehung zwischen Vater und delinquentem Verhalten von Jugendlichen bieten.
- Einfluss des Erziehungsstils des Vaters auf die Entwicklung delinquenten Verhaltens
- Die Rolle von Moralvorstellungen und Wertvorstellungen des Vaters im Kontext der Delinquenzentwicklung
- Die Bedeutung von Vaterverlust und familialen Strukturstörungen für die Entwicklung delinquenter Verhaltensmuster
- Der Zusammenhang zwischen Elternzufriedenheit und der Delinquenzentwicklung jugendlicher Straftäter
- Die Auswirkungen von Delegation und Labeling durch den Vater auf die Delinquenzentwicklung
Zusammenfassung der Kapitel
- Vorwort: Dieses Kapitel erläutert die Motivation und den Hintergrund der Arbeit. Die Autorin beschreibt ihre Erfahrung mit jugendlichen Straftätern im Praktikum und ihre daraus entstandene Faszination für das Thema. Es wird betont, dass die Arbeit als erster Überblick dient und keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt.
- Einleitung: Die Einleitung stellt die Komplexität des Themas Delinquenzentwicklung bei Jugendlichen heraus und skizziert die vielfältigen Faktoren, die eine Rolle spielen können. Es wird deutlich, dass die Familie eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung von delinquentem Verhalten spielt. Neben der Familie werden weitere Faktoren wie Sozialisation, Bildung, soziale Schicht und Peer-Groups genannt.
- Einfluss des Erziehungsstiles der Eltern, besonders des Vaters: Dieses Kapitel untersucht den Einfluss des Erziehungsstils der Eltern, insbesondere des Vaters, auf die Delinquenzentwicklung von Jugendlichen. Es wird diskutiert, wie verschiedene Erziehungsstile (autoritär, permissiv, autoritativ) die Entwicklung delinquenten Verhaltens beeinflussen können.
- Einfluss des Moralkodex und der Wertvorstellungen des Vaters: In diesem Kapitel wird der Einfluss des Moralkodex und der Wertvorstellungen des Vaters auf die Delinquenzentwicklung von Jugendlichen beleuchtet. Es werden die Auswirkungen von konsistenten und inkonsistenten Wertvorstellungen im Elternhaus auf die Entwicklung von Moral und delinquentem Verhalten untersucht.
- Familiale Strukturstörungen: Dieses Kapitel untersucht den Einfluss von familialen Strukturstörungen, wie z.B. Scheidung, Trennung oder Gewalt, auf die Delinquenzentwicklung von Jugendlichen. Es werden die Folgen von mangelnder Stabilität und Konsistenz im Familiensystem für die Entwicklung von delinquentem Verhalten diskutiert.
- Vaterverlust in bestimmten Phasen: Dieses Kapitel beleuchtet die Auswirkungen von Vaterverlust in verschiedenen Phasen der Entwicklung des Jugendlichen. Es wird untersucht, wie der Verlust des Vaters in der frühen Kindheit, der Pubertät oder im Jugendalter die Delinquenzentwicklung beeinflussen kann.
- Elternzufriedenheit: Dieses Kapitel untersucht den Zusammenhang zwischen Elternzufriedenheit und der Delinquenzentwicklung von Jugendlichen. Es wird die Rolle von emotionaler Nähe, Unterstützung und Wertschätzung der Eltern für die Entwicklung von delinquentem Verhalten beleuchtet.
- Delegation und Labeling: Dieses Kapitel untersucht die Auswirkungen von Delegation und Labeling durch den Vater auf die Delinquenzentwicklung von Jugendlichen. Es wird analysiert, wie die Übertragung von Verantwortung und Erwartungen auf den Jugendlichen, sowie die Einstufung des Jugendlichen als „Delinquent" durch den Vater die Delinquenzentwicklung beeinflussen können.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit dem Einfluss des Vaters auf die Delinquenzentwicklung jugendlicher Straftäter. Die wichtigsten Themenschwerpunkte sind: Vater-Kind-Beziehung, Erziehungsstil, Moralkodex, Wertvorstellungen, familiale Strukturstörungen, Vaterverlust, Elternzufriedenheit, Delegation, Labeling, Delinquenzentwicklung, jugendliche Straftäter.
- Arbeit zitieren
- Katja Bohlander (Autor:in), 2004, Der Einfluss des Vaters auf die Delinquenzentwicklung jugendlicher Straftäter - Literaturanalyse, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/28217