Die Frage nach dem Verständnis von Wissen ist somit für die wissenschaftliche Tätigkeit in sich essenziell. Die etymologische Zusammensetzung des Begriffs Wissenschaft aus den Wortstämmen von „wissen“ und „schaffen“, lässt die Diskussion zu der Frage evident werden, wodurch „ἐπιςτήμη – Wissen, Erkenntnis – entsteht.
An diese Fragestellung knüpft das Thema der folgenden Auseinandersetzung in dem Diskurs zum relationalen Verständnis von Wissen und Wahrnehmung im zweiten Teil der refutatio, die durch die von Sokrates diskutierte Aussage „Wahrnehmung ist Wissen“ angestoßen wird, an.
In der folgenden Diskussion wird methodisch zunächst mit einer knapp gehaltenen Verortung der Passage im Gesamtkontext des Theaitetos begonnen.
Die philosophische Beschäftigung mit der benannten Aussage „Wahrnehmung ist Wissen“ soll dazu in der strukturanalytischen Untersuchung eine Darlegung der im Dialog vorfindlichen Argumentationsstrukturen und -inhalte erbringen.
Ein anschließender Vergleich der verschiedenen Übersetzungen ist daraufhin ausgerichtet, in der Untersuchung von exemplarischen Textstellen eine Antwort auf die Frage zu liefern, inwieweit unterschiedliche Übersetzungsparadigmen auszumachen sind, die die textinhärenten Argumentationsstrukturen verändern.
Um die strukturanalytischen Ergebnisse zu bündeln, werden nach der übersetzungsanalytischen Betrachtung der Passagen die essenziellen Prämissen und Konklusionen der Argumentationsstrukturen veranschaulicht.
Darauffolgend wird im Schlussteil zur wissenschaftlich philosophischen Diskussion des Textes übergeleitet, die den Stand der Gegenwartsforschung zu der von Sokrates in den Raum gestellten Hypothese „Wahrnehmung ist Wissen“ vergegenwärtigen soll.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Einordnung der Textpassage in den Gesamtzusammenhang
- Rahmenerzählung
- Widerlegung des protagoreischen Relativismus
- Widerlegung der ersten Definition: Wahrnehmung ist Wissen - Erster Teil
- Widerlegung der ersten Definition: Wahrnehmung ist Wissen - Zweiter Teil
- Erstes Argument: 177c - 179d
- Textinhalt 177c - 179d
- Quelle und Übersetzung zu 177c und 178b
- Argumentationsstruktur: Erstes Argument
- Zweites Argument: 179d - 184b
- Textinhalt 179d - 184b
- Quelle und Übersetzungen zu 179d und 181e
- Argumentationsstruktur: Zweites Argument
- Drittes Argument: 184b - 187a
- Textinhalt 184b - 187a
- Quelle und Übersetzungen zu 184c, 186c und 186d
- Argumentationsstruktur: Drittes Argument
- Erstes Argument: 177c - 179d
- Zusammenfassende Texterläuterungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der vorliegende Text analysiert die Widerlegung der Definition „Wahrnehmung ist Wissen“ in Platons Theaitetos. Die Untersuchung konzentriert sich auf den zweiten Teil des Dialogs (177c - 187a) und analysiert die Argumentationsstrukturen, die Sokrates zur Widerlegung der These verwendet. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf den Übersetzungsparadigmen und der Frage, ob und wie unterschiedliche Übersetzungen die textinhärenten Argumentationsstrukturen verändern. Die wissenschaftliche Diskussion des Textes im Kontext der Gegenwartsforschung wird ebenfalls beleuchtet.
- Analyse der Argumentationsstrukturen im zweiten Teil des Theaitetos
- Untersuchung von Übersetzungsparadigmen und deren Einfluss auf die Argumentationsstruktur
- Verortung der Textpassage im Gesamtzusammenhang des Theaitetos
- Einordnung der Aussage „Wahrnehmung ist Wissen“ im Kontext der protagoreischen Lehre
- Wissenschaftliche Diskussion des Textes im Kontext der Gegenwartsforschung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema des Dialogs zwischen Sokrates, Theodoros und Theaitetos im Theaitetos ein. Der Text beleuchtet die zentrale Frage „Was ist Wissen?“, welche im Dialog untersucht wird. Die Bedeutung des Wissensbegriffs für die wissenschaftliche Tätigkeit wird herausgestellt. Zudem werden die methodischen Ansätze der Analyse und die Struktur der Untersuchung beschrieben. Die Analyse konzentriert sich auf den zweiten Teil des Dialogs (177c - 187a), der die Widerlegung der Definition „Wahrnehmung ist Wissen“ darstellt.
Der zweite Teil des Textes befasst sich mit der Einordnung der Textpassage im Gesamtkontext des Theaitetos. Die Rahmenerzählung des Dialogs, die Widerlegung des protagoreischen Relativismus sowie die ersten Schritte zur Widerlegung der Definition „Wahrnehmung ist Wissen“ werden erläutert.
Der dritte Teil des Textes widmet sich der detaillierten Analyse der Widerlegung der Definition „Wahrnehmung ist Wissen“ im zweiten Teil des Theaitetos. Der Text analysiert die drei Argumente Sokrates, die sich jeweils auf einen anderen Aspekt der These „Wahrnehmung ist Wissen“ fokussieren. Es werden die Argumentationsstrukturen und die Kernaussagen jedes Arguments dargestellt. Die Analyse umfasst auch eine vergleichende Betrachtung verschiedener Übersetzungen des Textes.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter und Themenbereiche des Textes sind: Platon, Theaitetos, Wissen, Wahrnehmung, Widerlegung, Argumentation, Übersetzung, protagoreischer Relativismus, Homomensurasatz, Heraklitische Flussontologie, Essenz, Erkenntnistheorie, Wissenschaft.
- Arbeit zitieren
- Chung Guk Bai (Autor:in), 2013, Die Widerlegung der Definition "Wahrnehmung ist Wissen" in Platons Theaitetos, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/282061