Bei der Schnelligkeit handelt es sich um eine außergewöhnlich vielfältige und komplexe Fähigkeit, die sowohl von konditionellen (v. a. Kraft) als auch von psychischen, kognitiven und koordinativen Faktoren abhängt.
Grosser (1991, 13) definiert Schnelligkeit im Sport als „die Fähigkeit, aufgrund kognitiver Prozesse, maximaler Willenskraft und der Funktionalität des Nerv-Muskel-Systems höchstmögliche Reaktions- und Bewegungsgeschwindigkeiten unter bestimmten gegebenen Bedingungen zu erzielen“.
Die Komplexität des Erscheinungsspektrums und des Faktorengefüges der Schnelligkeit des Fußballers wird aus der folgenden Beschreibung von Benedek/Palfai (1980, 10; in Weineck 1997, 396) deutlich:
„Die Schnelligkeit des Fußballspielers ist eine recht vielseitige Fähigkeit. Dazu gehören nicht nur das schnelle Reagieren und Handeln, der schnelle Start und Lauf, die Schnelligkeit der Ballbehandlung, das Sprinten und Abstoppen, sondern auch das schnelle Erkennen und Ausnutzen der jeweils gegebenen Situation.“
Inhaltsverzeichnis
1. Schnelligkeit und Schnelligkeitstraining
1.1. Begriffsbestimmung
1.2. Arten der Schnelligkeit
1.3. Bedeutung der Schnelligkeit und ihrer Teilfähigkeiten für die sportliche Leistungsfähigkeit des jugendlichen Fußballspielers
1.4. Trainingswissenschaftliche, sportbiologische und sportmedizinische Grundlagen des Schnelligkeitstrainings von 17/18jährigen Fußballspielern
1.4.1. Muskulatur
1.4.2. Zentrales und peripheres Nervensystem
1.4.3. Sonstige Einflussfaktoren
1.4.4. Methoden des Schnelligkeitstrainings im Fußball
2. Beweglichkeit und Beweglichkeitstraining des Jugendfußballspielers
2.1. Begriffsbestimmung
2.2. Arten der Beweglichkeit
2.3. Bedeutung der Beweglichkeit für die sportliche Leistungsfähigkeit des jugendlichen Fußballspieler
2.4. Trainingswissenschaftliche, sportbiologische und sportmedizinische Grundlagen des Beweglichkeitstrainings von 17/18jährigen Fußballspielern
2.4.1. Gelenkstruktur
2.4.2. Muskelmasse
2.4.3. Muskeltonus
2.4.4. Reflexmechanismen in der Muskulatur
2.4.5. Muskeldehnungsfähigkeit
2.4.6. Dehnungsfähigkeit der Sehnen, Bänder, Gelenkkapseln und der Haut
2.4.7. Alter
2.4.8. Muskuläre Ermüdung
2.4.9. Arbeitsamplitude
2.4.10. Methoden des Beweglichkeitstrainings im Fußball
3. Literaturverzeichnis (inklusive weiterführender Literatur)
1. Schnelligkeit und Schnelligkeitstraining
1.1. Begriffsbestimmung
Bei der Schnelligkeit handelt es sich um eine außergewöhnlich vielfältige und komplexe Fähigkeit, die sowohl von konditionellen (v. a. Kraft) als auch von psychischen, kognitiven und koordinativen Faktoren abhängt.
Grosser (1991, 13) definiert Schnelligkeit im Sport als „die Fähigkeit, aufgrund kognitiver Prozesse, maximaler Willenskraft und der Funktionalität des Nerv-Muskel-Systems höchstmögliche Reaktions- und Bewegungsgeschwindigkeiten unter bestimmten gegebenen Bedingungen zu erzielen“.
Die Komplexität des Erscheinungsspektrums und des Faktorengefüges der Schnelligkeit des Fußballers wird aus der folgenden Beschreibung von Benedek/Palfai (1980, 10; in Weineck 1997, 396) deutlich:
„Die Schnelligkeit des Fußballspielers ist eine recht vielseitige Fähigkeit. Dazu gehören nicht nur das schnelle Reagieren und Handeln, der schnelle Start und Lauf, die Schnelligkeit der Ballbehandlung, das Sprinten und Abstoppen, sondern auch das schnelle Erkennen und Ausnutzen der jeweils gegebenen Situation.“
1.2. Arten der Schnelligkeit
Aus den Schnelligkeitsanforderungen im Fußballspiel lassen sich entscheidende Teileigenschaften der Schnelligkeit herauslesen, die von besonderer Bedeutung sind. Diese werden aus Abbildung 1 ersichtlich.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Arten bzw. Teileigenschaften der Schnelligkeit und ihre Bedeutung für die Leistungsfähigkeit des Fußballers (nach Weineck 1999, 378).
1.3. Bedeutung der Schnelligkeit und ihrer Teilfähigkeiten für die sportliche Leistungsfähigkeit des jugendlichen Fußballspielers
Mit der Entwicklungstendenz des modernen Fußballs zu immer mehr Spieltempo und Spieldynamik wachsen in der heutigen Zeit auch die Anforderungen an die Schnelligkeitseigenschaften der Spieler. Deshalb stellt die Schnelligkeit mit ihren verschiedenen Teilfähigkeiten nach Weineck (1999, 379) eine der wichtigsten Komponenten der fußballspezifischen Leistungsfähigkeit dar.
Der Fußballspieler muss während des gesamten Spiels ständig aus einer Fülle von verschiedenen Sinnesinformationen (v. a. optische und akustische Reize), die innerhalb des komplexen Aktionsfeldes (Ball, Mitspieler, Gegner u. a.) auftreten, schnellstmöglich die für die taktische Bewältigung des Spiels wichtigsten Informationen herausfiltern (vgl. Weineck 1999, 379; Bisanz/Gerisch 1988, 113). Dafür ist eine gut entwickelte Wahrnehmungsschnelligkeit notwendig.
Da eine frühzeitige Antizipation bzw. Erfassung der Spielsituation eine frühzeitige Planung der eigenen Reaktion ermöglicht, ist die Antizipationsschnelligkeit ebenfalls eine wesentliche leistungsbestimmende Teilkomponente der Schnelligkeit.
Allerdings genügt es nicht allein etwas schnell wahrzunehmen oder zu antizipieren, sondern es muss nach einer Analyse der momentanen Spielsituation auch schnellstmöglich die richtige Entscheidung für ein bestimmtes Handeln getroffen werden. Hier kommt die Bedeutung der Entscheidungsschnelligkeit ins Spiel.
Die Erfahrung, die ein Spieler mit einem bestimmten Situationskomplex hat, spielt bei der Wahrnehmungs-, Antizipations- und Entscheidungsschnelligkeit eine wesentliche Rolle: Der routinierte Spieler erkennt auf „einen Blick“ – also äußerst rasch – die Spielsituation, weiß wie sie sich mit größter Wahrscheinlichkeit entwickeln wird und schätzt die zur Verfügung stehenden Entscheidungsalternativen schnell und richtig ein (vgl. Weineck 1999, 380 ff.). Damit verkürzt und beschleunigt sich der Entscheidungsprozess.
Eine gut entwickelte Reaktionsschnelligkeit benötig der Fußballer nach Weineck (1999, 390; vgl. auch Gabriel 1991, 27):
- als Torwart oder Abwehrspieler in vielen torgefährlichen Situationen.
- beim blitzschnellen Folgen des Gegenspielers.
- beim Fintieren und Reagieren auf Finten.
- beim Tackling.
- beim schnellen Starten in freie Räume bzw. Sichlösen vom Gegenspieler.
- bei unerwartet auftretenden Situationen wie z.B. abgefälschten Bällen.
Die Bewegungsschnelligkeit lässt sich aus fußballspezifischer Sicht noch in Antrittsschnelligkeit, Sprintausdauer und Schnelligkeitsausdauer unterteilen (Weineck 1999, 398). Die überragende Bedeutung der Antrittsschnelligkeit ist dabei offensichtlich: Explosive Spurts beim Freilaufen und Überlaufen des Gegners, schnelle Dribblings und Antritte sind sowohl in der Offensive als auch in der Defensive oftmals spielentscheidend. Nach Weineck (1999, 400) stellt die Antrittsschnelligkeit im Fußball neben der allgemeinen und speziellen Ausdauerleistungsfähigkeit die wichtigste konditionelle Eigenschaft dar. Eine gut entwickelte Sprintausdauer verhindert eine nennenswerte Abnahme der so wichtigen Antrittsschnelligkeit im Verlaufe des Spiels und ist damit ebenfalls von grundlegender Bedeutung, während die Schnelligkeitsausdauer im Fußball nur eine untergeordnete Rolle spielt. Sprint- und Schnelligkeitsausdauer stellen Mischkomponenten der konditionellen Eigenschaften Schnelligkeit und Ausdauer dar und wurden im Kapitel über Ausdauer bereits ausführlich besprochen.
In Spielsituationen ist es häufig entscheidend, mit welchem Tempo der Spieler den Ball an- und mitnehmen kann, ob er den Ball unter Raum- und Gegnerdruck mit höchster Geschwindigkeit dribbeln, zielgenau passen oder auf das Tor schießen kann. All diesem liegt die Aktionsschnelligkeit zugrunde (vgl. Weineck 1999, 422).
Die Handlungsschnelligkeit, als komplexeste sportartspezifische Form der Schnelligkeit, basiert auf allen bereits genannten Teilfähigkeiten. Durch die Spieldynamik des modernen Fußballs, bei der die Mehrzahl der Angriffs- und Abwehraktionen einem mehr oder weniger starken Zeitdruck unterliegen, wird von den Spielern eine zunehmend höhere Handlungsschnelligkeit gefordert. So können Tore vielfach nur noch durch schnelles Handeln – blitzartiges, instinktives oder antizipatorisches Erkennen der Situation, schnelles Entscheiden und situationsadäquates Umsetzen in motorische Aktion – und ausreichende Bewegungspräzision erzielt werden (vgl. Weineck 1999, 425).
1.4. Trainingswissenschaftliche, sportbiologische und sportmedizinische Grundlagen des Schnelligkeitstrainings von 17/18jährigen Fußballspielern
Wie aus Abbildung 2 deutlich wird, ist die Realisierung schnellstmöglicher Bewegungen von einer Vielzahl von Komponenten und Bedingungen abhängig.
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