Der Mindestlohn wird nun auch in Deutschland eingeführt. Mit der Festsetzung des Koalitionsvertrages durch CDU/CSU und SPD tritt ab dem 1. Januar 2015 ein flächendeckender Mindestlohn von 8,50 Euro in Kraft, welcher abgesehen von einigen Ausnahmen für alle Arbeitnehmer in Deutschland als Lohnuntergrenze gilt. Spätestens zum 1. Januar 2017 wird er ebenfalls in den Branchen eingesetzt, in denen bis dahin noch Tarifverträge repräsentativer Tarifpartner gelten. Lediglich Minderjährige, Lehrlinge, Ehrenamtliche und Praktikanten sind von dieser Regelung ausgeschlossen.
Dieser Beschluss bedeutet für viele Menschen sicherlich eine große Verbesserung ihres derzeitigen Lebensstandards, allerdings wirft er jedoch auch Fragestellungen auf. Im Fokus der Kritikpunkte stehen dabei die möglichen Auswirkungen auf die Lohnstruktur und die Beschäftigung. Im Rahmen dieser Bachelorarbeit wird der Frage nachgegangen, welche konkreten Auswirkungen die Einführung des flächendeckenden Mindestlohns ab dem Jahr 2015 für die Pflegebranche mit sich bringt. Dieser Sektor steht im Zentrum der Untersuchung, da er im Gegensatz zu vielen anderen einen relativ hohen Anteil an Niedriglohnverdienern aufweist. Daher sind für diese Branche Veränderungen im Lohngefüge, der Beschäftigungsentwicklung und dem Wettbewerb zu erwarten.
Um zunächst eine arbeitsmarkttheoretische Grundlage zu schaffen, die die Wirkungsmechanismen von Lohnveränderungen nachvollziehbar macht, werden in Kapitel 2 sowohl die neoklassische Arbeitsmarkttheorie als auch das Monopsonmodell vorgestellt, welche den Arbeitsmarkt in seiner einfachsten Form erklären. Während das Monopsonmodell das Axiom setzt, dass die Nachfrage nach Arbeit eine gewisse Marktmacht besitze, wird beim neoklassischen Ansatz ein vollkommener Wettbewerb vorausgesetzt. Kapitel 3 bringt die politische Entwicklung des gesetzlichen Mindestlohns in Deutschland zusammenfassend auf den Punkt, wodurch zusätzlich der hohe Stellenwert sowie die Aktualität dieser Thematik in der politischen und gesellschaftlichen Debatte unterstrichen werden. Schließlich erfolgt in Kapitel 4 eine ausführliche Untersuchung der britischen Pflegebranche, die darauf abzielt, durch die dort gewonnen Erkenntnisse über die Auswirkungen des Mindestlohns wiederum die Folgen für den deutschen Sektor zu prognostizieren. Auf dem britischen Arbeitsmarkt wurde im April 1999 ein flächendeckender Mindestlohn in Höhe von 3,60 Pfund eingeführt. [...][
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Arbeitsmarkttheorie
- Die Neoklassische Arbeitsmarkttheorie
- Das Monopsonmodell
- Der Mindestlohn in der neoklassischen Theorie
- Der Mindestlohn im Monopsonmodell
- Entwicklung des gesetzlichen Mindestlohns in Deutschland
- Parteiprogramme der Bundestagswahl 2013
- Politische Debatte nach der Bundestagswahl 2013
- Der britische Arbeitsmarkt in der Pflegebranche
- Entwicklung der Gesetzgebung
- Forschungsstand
- Der deutsche Arbeitsmarkt in der Pflegebranche
- Situation der Pflegebranche
- Lohngefüge der Pflegebranche
- Theoretische Auswirkungen
- Übertragung der Erkenntnisse aus dem britischen Arbeitsmarkt
- Mögliche Auswirkungen des Mindestlohns
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Bachelorarbeit untersucht die Auswirkungen der Einführung des flächendeckenden Mindestlohns in Deutschland ab 2015 auf die Pflegebranche. Der Fokus liegt dabei auf den potenziellen Veränderungen im Lohngefüge, der Beschäftigungsentwicklung und dem Wettbewerb innerhalb des Sektors. Die Arbeit befasst sich mit der Frage, ob und wie sich die Erkenntnisse aus der Einführung eines Mindestlohns in der britischen Pflegebranche auf den deutschen Arbeitsmarkt übertragen lassen.
- Die arbeitsmarkttheoretischen Grundlagen der Mindestlohneinführung
- Die politische Entwicklung des Mindestlohns in Deutschland
- Die spezifische Situation der Pflegebranche in Deutschland
- Die Auswirkungen des Mindestlohns auf das Lohngefüge, die Beschäftigung und den Wettbewerb in der Pflegebranche
- Die Übertragbarkeit von Erkenntnissen aus dem britischen Arbeitsmarkt auf den deutschen Kontext
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 2 stellt die wichtigsten arbeitsmarkttheoretischen Modelle, die Neoklassische Theorie und das Monopsonmodell, vor und untersucht die potenziellen Auswirkungen eines Mindestlohns innerhalb dieser Modelle.
- Kapitel 3 beleuchtet die politische Entwicklung des gesetzlichen Mindestlohns in Deutschland, insbesondere im Zusammenhang mit den Parteiprogrammen der Bundestagswahl 2013 und den Koalitionsverhandlungen der neuen Regierung.
- Kapitel 4 analysiert den britischen Arbeitsmarkt in der Pflegebranche, um ein Referenzsystem für die Untersuchung des deutschen Arbeitsmarktes zu schaffen. Dabei werden die gesetzlichen Regelungen zur Mindestlohneinführung und die Ergebnisse relevanter Forschungsstudien vorgestellt.
- Kapitel 5 untersucht die Situation der deutschen Pflegebranche, insbesondere das Lohngefüge und die potenziellen Auswirkungen des Mindestlohns auf verschiedene Aspekte des Arbeitsmarktes. Es werden die theoretischen Auswirkungen des Mindestlohns, die Übertragbarkeit von Erkenntnissen aus dem britischen Arbeitsmarkt und mögliche, realistische Szenarien der Auswirkungen auf die Pflegebranche diskutiert.
Schlüsselwörter
Die Bachelorarbeit beschäftigt sich mit dem Thema Mindestlohn und seinen Auswirkungen auf die Pflegebranche. Dabei stehen die Arbeitsmarkttheorie, die politische Entwicklung des Mindestlohns in Deutschland, die Situation der Pflegebranche, die Auswirkungen des Mindestlohns auf das Lohngefüge, die Beschäftigung und den Wettbewerb sowie die Übertragbarkeit von Erkenntnissen aus dem britischen Arbeitsmarkt im Fokus. Die Arbeit beleuchtet den demographischen Wandel und den Fachkräftemangel in der Pflegebranche und analysiert die Rolle von Effizienzlöhnen und Schattenarbeit im Kontext der Mindestlohneinführung.
- Arbeit zitieren
- Gero Kassen (Autor:in), 2014, Die Auswirkungen des Mindestlohns in der Pflegebranche, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/281353