Für die Finanz- und Realwirtschaft ist es von besonderer Bedeutung, dass ein funktionierendes Bankensystem zur Bereitstellung und Abwicklung des Zahlungsverkehrs zur Verfügung steht. Es kommt jedoch vor, dass Banken aufgrund verschiedener Faktoren in strukturelle Schwierigkeiten geraten und nicht in der Lage sind, ihren Zahlungsverpflichtungen nachzukommen.
Eine Bankenkrise erfordert individuelle Ansätze zur Lösung, jedoch sollte eine Bankenrettung zwei übergestellte Ziele verfolgen: zum einen die Rettung der Bank im Hinblick auf die Minimierung der Kosten für alle Anspruchsgruppen, die an der Bank beteiligt sind, und zum anderen die Verhinderung von Ansteckungseffekten auf andere Bankinstitute.
Dabei sind die Subprimekrise und die Insolvenz der Lehman Brother Bank aus dem Jahr 2008 nur zwei von vielen Krisen, in denen sich eine Systematik zur Bankenrettung analysieren lassen kann. So kam es im Zuge der Weltwirtschaftskrise der frühen 30er Jahre in den USA zu weitreichenden Bankregulierungen, die den Grundstein für moderne Bankenrettungsstrategien gelegt haben. Die in den 80er Jahren aufgetretene Saving and Loans-Krise weist große Parallelen zu der heutigen Subprimekrise auf. Viele der vergebenen Kredite konnten von den Kunden nicht mehr zurückgezahlt werden und die Bankinstitute erlitten hohe Verluste.
Besonders aktuell ist die europäische Staats- und Bankenkrise, die im Jahr 2013 in Zypern zum ersten Mal die Beteiligung von Sparern im Rahmen eines Bail-In an der Bankenrettung erforderte und die Installation einer europäischen Bankenunion forcierte.
Im Rahmen der Aufarbeitung und Verhinderung von aktuellen und zukünftigen Bankenkrisen wurden unterschiedlichste Ansätze zur Bankenrettung diskutiert und angewandt. Ich möchte in dieser Arbeit versuchen, eine Analyse in Hinblick auf zwei verschiedene Ebenen zu ermöglichen. Einmal möchte ich die Unterschiede in der Herangehensweise verschiedener Nationen in Bezug auf ihren Umgang mit der Rettung von Banken herausarbeiten. Dabei sollen, sofern vorhanden, theoretische Modelle als Hilfestellung dienen. So kann der Bogen von konkreten Beispielfällen zu einer übergestellten Ebene gespannt werden, die dem Leser einen theoretisch fundierten Lösungsansatz bietet. Auf der anderen Seite soll der Entwicklungsprozess von Maßnahmen im Fokus stehen, um die Weiterentwicklung der einzelnen Maßnahmen im Zeitablauf erkennbar werden zu lassen.
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Symbolverzeichnis
1. Einführung in die Problemstellung
1.1 Die Funktion der Bank
2. Bank Runs im Modell von Diamond und Dybvig
2.1. Bank Runs in den 1930er Jahren
2.2. Überblick: Subprimekrise, Zypernkrise, Argentinienkrise
3. Bail-Out und Bail-In bei Banken
3.1 Bail-Out: FMSG vs. EESA
3.2 Bail-In in der Zypernkrise
3.3 Bail-Out oder Bail-In: Der schmale Grat der Wirkungsweise
3.4 Debt-Equity-Swaps
3.5 Bankenunion: europäische Bankenunion vs. amerikanische Bankenunion
4. Fazit
Anhang
Exkurs: Bail-Out und Bail-In bei Banken
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1-1 Freixas (1999)-Vorteilhaftigkeit des Bail-Outs
Abbildung 2-1 Baumeister(2014)-Random Walk des Delta
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Symbolverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1. Einführung in die Problemstellung
Für die Finanz- und Realwirtschaft ist es von besonderer Bedeutung, dass ein funktionierendes Bankensystem zur Bereitstellung und Abwicklung des Zahlungsverkehrs zur Verfügung steht. Es kommt jedoch vor, dass Banken aufgrund von unterschiedlichen Faktoren in strukturelle Schwierigkeiten geraten und nicht in der Lage sind ihren Zahlungsverpflichtungen nachzukommen.
Eine Bankenkrise erfordert individuelle Ansätze zur Lösung, jedoch sollte eine Bankenrettung zwei übergestellte Ziele verfolgen: zum einen die Rettung der Bank im Hinblick auf die Minimierung der Kosten für alle Anspruchsgruppen, die an der Bank beteiligt sind, und zum anderen die Verhinderung von Ansteckungseffekten auf andere Bankinstitute.
Dabei sind die Subprimekrise und die Insolvenz der Lehman Brother Bank aus dem Jahr 2008 nur zwei von vielen Krisen, in denen sich eine Systematik zur Bankenrettung analysieren lassen kann. So kam es im Zuge der Weltwirtschaftskrise der frühen 30er Jahre in den USA zu weitreichenden Bankregulierungen, die den Grundstein für moderne Bankenrettungsstrategien gelegt haben. Die in den 80er Jahren aufgetretene Saving and Loans-Krise weist große Parallelen zu der heutigen Subprimekrise auf. Viele der vergebenen Kredite konnten von den Kunden nicht mehr zurückgezahlt werden und die Bankinstitute erlitten hohe Verluste. Die argentinische Banken- und Staatskrise in den späten 90er Jahren und die damit verbundene Verhinderung von Bank Runs, angelehnt an das Modell von D&D, zeigten eine neue Dimension der Komplexität im Rahmen der Bankenrettung. Besonders aktuell ist die europäische Staats- und Bankenkrise, die im Jahr 2013 in Zypern zum ersten Mal die Beteiligung von Sparern im Rahmen eines Bail-In an der Bankenrettung erforderte und die Installation einer europäischen Bankenunion forcierte.
Im Rahmen der Aufarbeitung und Verhinderung von aktuellen und zukünftigen Bankenkrisen wurden unterschiedlichste Ansätze zur Bankenrettung diskutiert und angewandt. Ich möchte in dieser Arbeit versuchen, eine Analyse in Hinblick auf zwei verschiedene Ebenen zu ermöglichen. Einmal möchte ich die Unterschiede in der Herangehensweise verschiedener Nationen in Bezug auf ihren Umgang mit der Rettung von Banken herausarbeiten. Dabei sollen, sofern vorhanden, theoretische Modelle als Hilfestellung dienen. So kann der Bogen von konkreten Beispielfällen zu einer übergestellten Ebene gespannt werden, die dem Leser einen theoretisch fundierten Lösungsansatz bietet. Auf der anderen Seite soll der Entwicklungsprozess von Maßnahmen im Fokus stehen, um die Weiterentwicklung der einzelnen Maßnahmen im Zeitablauf erkennbar werden zu lassen.
Es kann hierbei in keiner Weise um einen vollständigen Bankenrettungskatalog gehen, da jede Krise sowohl unterschiedliche Auslöser aufweist, als auch unterschiedliche Gegenmaßnahmen erfordert.
1.1 Die Funktion der Bank
Bevor wir uns dem eigentlichen Kern der Arbeit widmen, ist eine kurze Abgrenzung und Erläuterung nötig, was eine Bankenrettung für Vorüberlegungen impliziert.
In einer Volkswirtschaft ist es von rudimentärer Bedeutung, dass ein funktionierendes Bankensystem zur Verfügung steht und die intertemporären Konsumentscheidungen der Individuen sichergestellt sind. Dabei sind die Geldaufbewahrung, Darlehensvergabe und der Geldwechsel als Kerngeschäfte der Bank anzusehen.1
Weitergehend können wir die Bank als Institution in drei verschiedene Interessensgruppen gliedern, die ein Motiv an dem Fortbestehen der Bank haben. Zum einen sind dies die Eigentümer der Bank. Auf der anderen Seite stehen Gläubiger der Bank wie Sparer und Anleihenhalter mit dem Interesse, dass ihr Geld möglichst sicher und kapitalgewinnbringend verwaltet wird. Der Staat als LOLR in Form der Zentralbank hat ein Interesse am Schutz der Einlagen der Sparer und der Aufrechterhaltung des Zahlungs- und Kreditverkehrs.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Strukturierung des nationalen Bankensektors. Dieser kann in zwei unterschiedliche Systeme aufgegliedert sein. Es handelt sich dabei um das Trennbanken- und Universalbankensystem. Das Trennbankensystem ist charakterisiert durch eine Arbeitsteilung in den einzelnen Geschäftsfeldern, verteilt auf unterschiedliche Bankinstitute. Sie bieten ein schmales Spektrum an Produkten an, die sich unterteilen in Einlagen- und Kreditgeschäfte und die Effektgeschäfte auf der anderen Seite. Bei Universalbanken hingegen wird ein breites Spektrum von Produkten angeboten, sodass hierbei von einer Arbeitsvereinigung der Aufgaben gesprochen werden kann.2 Welche Vor- und Nachteile dies haben kann, werden wir in den nachfolgenden Kapiteln betrachten.
Wenn wir von einer Bankenrettung und deren Ansätzen sprechen, so zielen wir auf unterschiedliche Bilanzpositionen ab: auf der einen Seite die kurzfristige Liquiditätsausstattung, die Vermögenswerte und dem damit verbundenen Überschuldungsgrad und auf der anderen Seite der Veränderung von Fremd- und Eigenkapital. Wir werden aus finanzpolitischer Sicht betrachten, welche technischen Möglichkeiten sich zur Rettung ergeben.
2. Bank Runs im Modell von Diamond und Dybvig
In dem Modell von D&D zum Thema Bank Runs geht es um die Fragestellung, wie es aus einem stabil funktionierenden Bankensystem heraus zu einem plötzlichen Abziehen der Depositen von Kunden einer Bank kommen kann. In dem Modell hat sich herausgestellt, dass es sich beim Abheben der Spareinlagen um ein Nash-Gleichgewicht handelt, was in seiner Folge eine Insolvenz der Bank auslösen kann.3
Die Bank kann die von den Kunden eingelegten Gelder auf zwei Arten anlegen. Auf der einen Seite kann sie sie als Sichtguthaben jederzeit bereitstellen und auf der anderen Seite kapitalgewinnbringend anlegen, mit dem Nachteil, dass sie für die Bank erst zu einem festgelegten Fälligkeitszeitpunkt zur Verfügung stehen. Dabei können die Beträge von den Banken in sequentieller Weise nach Verfügbarkeit abgehoben werden.4
Im Alltagsgeschäft ist die Bank auf übliche Umsätze ihrer Kunden eingestellt und kann entsprechend ihre Liquidationsplanung danach ausrichten. Während eines Bank Runs heben die Bankkunden unerwartet hohe Summen an Einlagen von der Bank ab.5 Die Liquiditätsplanung beruht auf statistischen Umsatzberechnungen aus vergangenen Perioden, sodass kurzfristige Schockmomente nur schwer erfasst werden können, was eines der größten statistischen Probleme in diesem Zusammenhang darstellt.
Es wurde beobachtet, dass in diesem Zuge die Banken vorhandenes Anlagevermögen veräußern müssen, um die benötigten Liquiditätsreserven bereitzustellen, da Banken nur einen Bruchteil der Spareinlagen als Sichtguthaben bereithalten. Dieses führt dazu, dass das Anlagevermögen zu deutlich niedrigeren Konditionen veräußert wird, als es in den Buchwerten angegeben wurde. Es kommt zu Preisstürzen des Anlagevermögens, sodass immer weniger Kunden ihre vorher sicheren Einlagen nicht mehr zurückerstattet bekommen. Übersteigen in dieser Phase die Verbindlichkeiten die noch vorhandenen Vermögenswerte, so ist die Bank insolvent.6
Bislang haben wir noch nicht über die Auslöser eines Bank Runs gesprochen. Dabei gibt es keineswegs nur einen Auslöser. Es hat viel mehr damit zu tun, inwieweit sich die Erwartungen und Konsumentscheidungen der Kunden gegenüber der Bank ändern. Ein Vertrauensverlust kann hierbei eine entscheidende Rolle spielen, sodass vorzeitig Bankguthaben abgezogen werden.7
Als Lösungsansatz wird in dem Modell das Auftreten eines LOLR vorgeschlagen, der die Guthaben im Rahmen eines Einlagensicherungsfonds absichert und die Banken in Notsituationen mit ausreichend Kapital ausstattet. Auch temporäre Kapitalverkehrskontrollen angewandt auf Bankkonten und deren temporäre Sperrung können zur Beruhigung der Situation führen.8
Es wird deutlich, dass der Vertrauensverlust in eine Bank einen solchen Bank Run auslösen kann und eine Durchbrechung der Fristenkongruenz der Kapitalanlagen durch den Sparer auslöst. Nachfolgend möchte ich weitere Beispiele aufführen, in denen es zu einem Bank Run kam, und aufzeigen, welche Lösungsansätze verfolgt wurden.
2.1. Bank Runs in den 1930er Jahren
Die USA zeichneten sich vor der Weltwirtschaftskrise durch ein inhomogenes Bankennetz aus, was geringer staatlicher Regulierung unterlag. Viele Banken haben wenig diversifizierte Portfolios besessen, sodass eine Risikostreuung besonders bei der Kreditvergabe kaum vorhanden war. Durch Zahlungsausfälle der Kredite kam es zu großen Verlusten bei Bankinstituten, die die Finanzmittelbestände aufzehrten und die Bankkunden zu einem Bank Run bewegten. Besonders im Jahr 1932, als über mehrere Tage hinweg große Summen von Banken in Chicago abgehoben wurden, kam es zu einer großen Anzahl von Insolvenzen sowohl bei finanzstarken als auch schwachen Instituten.9
Das Besondere an dieser Krise war das Verhalten der amerikanischen Regierung, die hohe Summen zur Liquiditätsausstattung bereitgestellt hat in Form von sogenannter Emergency Liquidity Assistance. Sie wollte damit bewirken, dass die Banken ausreichend Kapital zur Verfügung gestellt bekommen und die Bankkunden ihre Einlagen als verfügbar ansehen können. Jedoch hat die staatliche Zusage den gegenteiligen Effekt ausgelöst und es wurde immer mehr Geld von den Banken abgehoben, da es im Prinzip unbegrenzt zur Verfügung stand. Erst später erkannte man die Notwendigkeit eines verbindlichen Einlagensicherungsfonds, um die Einlagen der Sparer abzusichern und eine vertrauensbildende Maßnahme zu schaffen.10
Ein weiterer wichtiger Punkt, der besonders zu Anfang der Krise deutlich wurde, war, das Banken, die einen Zusammenschluss in Form einer Union eingegangen sind und sich untereinander Geld geliehen haben, deutlich besser durch die Krise kamen als andere Institute. Dabei lag die Insolvenzrate deutlich niedriger als ohne einen Zusammenschluss.11 Den Vorteil einer Bankenunion werden wir uns später in einem eigenen Kapitel ansehen.
Das Vorhandensein eines LOLR wie im Modell von D&D kann zur Beruhigung der Märkte führen. Jedoch fehlte es bei diesem Ansatz an einem konkreten rechtlichen Rahmen, der über die Besicherung der Sparguthaben verfügte. Der Gedanke an einen verbindlichen Einlagensicherungsfonds, der im Vorfeld die Spareinlagen absichert, schließt sich an.
2.2. Überblick: Subprimekrise, Zypernkrise, Argentinienkrise
Die Aktualität des Modells und dessen Lösungsansatz können im Positiven wie Negativen in der nahen Vergangenheit aufgezeigt werden. Dabei wurde der Bank Run auf die englische Northern Rock, Englands fünft größte Bank, zu einem großen Problem. Anders als bei einem klassischen Bank Run nach dem Modell von D&D war die NR ausgestattet mit ausreichend Vermögenswerten und Sichteinlagen.12 Der Run beruhte auf der Unterschätzung des Refinanzierungsrisikos der Bank, sich Geld an den Kapitalmärkten zu beschaffen. So kam es im Zuge der Subprimekrise zu einer massiven Abkehr von Anlegern, die zuvor Hypothekenanleihen in großem Stil von der NR erworben hatten, was das Kerngeschäft der Bank darstellte. Innerhalb weniger Wochen war es der Bank nicht mehr möglich, sich ausreichend Geld am Kapitalmarkt zu beschaffen.13 Binnen weniger Tage zogen die Bankkunden mehr als zwei Mrd. Pfund aus der Bank ab, ohne dass diese Hilfestellungen vom Staat erhalten hatte. Erst Tage nachdem der eigentliche Bank Run von statten gegangen war gab die Regierung bekannt, dass sämtliche Einlagen besichert seien. Jedoch musste die Bank aufgrund der finanziellen Lage abgewickelt werden.14
Anders kann man das Vorgehen der Europäischen Union in der Zypernkrise beobachten. Nach Bekanntgabe der Schieflage der Bank of Cyprus und der benötigten Hilfspakete von Zyperns Banken durch die EU wurden strenge Kapitalverkehrskontrollen eingeführt, die einen Banken Run verhindert haben.15 Jedoch sei kritisch angemerkt, dass nicht unbedingt die Einführung der Kapitalverkehrskontrollen als alleinige Lösung für das Problem angesehen werden kann, da in diesem Zeitraum weitere Maßnahmenpakete verabschiedet wurden.
Im Rahmen der Argentinienkrise kam es nicht zu einem Bank Run auf einzelne Banken, sondern vielmehr war der gesamte Bankensektor Argentiniens davon betroffen.16 Die Einlagenabzüge in Argentinien beliefen sich zwischen Januar und November 2001 auf rund 14,4 Mrd. US-Dollar. Am 30.11.2001 hoben die Bürger 1,3 Mrd. US-Dollar ab, sodass die sogenannte „Corralito“ verhangen wurde. Sie sah die Sperrung der argentinischen Konten vor, sodass pro Woche nur noch 250 US-Dollar abgehoben werden konnten. Lediglich Überweisungen, um den Außenhandel zu ermöglichen, waren unbegrenzt möglich. Auch die Transferierung von im Ausland befindlichen Bankvermögen in das Inland wurde durch den Staat veranlasst.17
Die Maßnahmen sollten den sogenannten Contagion-Effekt verhindern, der eine flächendeckende Insolvenz von Banken im Inland und umliegenden Staaten auslösen kann, aufgrund von gegenseitigen Beteiligungen. Er stellt zugleich das größte Problem eines systemischen Risikos der Bankenkrise dar und ist im Vorfeld einer Krise schwer identifizierbar, da die Verflechtungen der Banken untereinander nur wenig bekannt sind.18
Zusammenfassend können wir im Bank Run einen Mechanismus beobachten, der sich speziell auf die kurzfristige Liquiditätsausstattung der Bank bezieht und versucht eine Insolvenz durch eine panikartige Geldverknappung zu erklären. Auch bewahrt eine strenge Kapitalverkehrskontrolle davor, Anlagevermögen unter dem Marktwert zu veräußern, und fördert die langfristige Stabilität der Bank. Es wird deutlich, dass es eine Vielzahl von möglichen Auslösern für einen Banken Run geben kann, die sich jedoch mit immer wiederkehrenden Präventionsmustern verhindern lassen können. Dabei ist das Auftreten eines LOLR und eines Einlagensicherungsfonds von rudimentärer Bedeutung.19
3. Bail-Out und Bail-In bei Banken
Bail-Out vom englischen aus der „Klemme helfen“ beschreibt den Prozess der Übernahme von Verbindlichkeiten und Garantien, sowie die Tilgung von Darlehen für ein notleidendes Unternehmen, durch einen externen Dritten.20 In unserem Fall beschäftigen wir uns mit der Rolle von Staaten, die im Rahmen von Bankenkrisen einen Bail-Out durchgeführt haben. Eine vertiefende Analyse der Vorteilhaftigkeit eines Bail-Outs gegenüber einer Liquidation wurde im Anhang bereitgestellt.
Das genaue Gegenteil eines Bail-Out ist der sogenannte Bail-In. Bei ihm werden Gläubiger der Bank bei einer Insolvenz zur Finanzierung herangezogen. Reichen dabei die vorrangigen Vermögenswerte nicht für die Bedienung der Verbindlichkeiten aus, so können auch Spareinlagern der Kunden, die Gläubiger der Bank sind, herangezogen werden.21
Wir werden nachfolgend anhand zweier Gesetzesentwürfe die genauen Vor- und Nachteile der Bail-Outs und Bail-Ins genauer betrachten.
3.1 Bail-Out: FMSG vs. EESA
Am 18.10.2008 trat nach nur fünf Tagen Beratungszeit der deutschen Bundesregierung, eines der größten deutschen Bankenrettungspakete in der Geschichte der BRD in Kraft, das sogenannte „Finanzmarktstabilisierungsgesetz“.22 Fast zeitglich trat in den USA am 03.10.2008 das „Emergency Economic Stabilization Act“ nach mehreren Anläufen in Kraft.23 Ziel der beiden Maßnahmen war es, die notleidenden Vermögenswerte zu stabilisieren und die Liquiditätsausstattung der Banken sicher zu stellen und zu verbessern.24
Im Rahmen der Finanzkrise kam es zu „anhaltenden Belastungen des Eigenkapitals“, in Form von hohem Abschreibungsbedarf auf die in den Bilanzen befindlichen Risikopositionen, die weitestgehend aus verbrieften Hypothekenkrediten aus dem amerikanischen Raum bestanden.25 Um die Finanzierungsfunktion der Realwirtschaft wieder zu gewährleisten und der Kreditklemme, sowie der daraus resultierenden Liquiditätsknappheit entgegen zu wirken, sollten die Bilanzen von den Risikopositionen entlastet und eine Bilanzreduktion herbeigeführt werden.26
Für die weitere Analyse werden wir die Gesetze in Hinblick auf die Veränderung der Eigenkapitalbasis und finanzpolitische Stabilisierung des deutschen und amerikanischen Bankensektors betrachten. In Abschnitt 2.1 ging es um die kurzfristige Liquiditätsausstattung, während wir hier Maßnahmen betrachten, die die langfristige Eigenkapital- und Vermögensausstattung betreffen.
Das FMSG sieht drei grundlegende Instrumente zur Bankenrettung vor. Auf der einen Seite können Garantieermächtigungen für vergebene Schuldtitel ausgesprochen werden, die dann als Sicherheiten bei der Zentralbank hinterlegt werden können. Auf der anderen Seite dient die Rekapitalisierung dem Erwerb von Anteilen oder stillen Beteiligungen von Unternehmen und Banken. Letzter Punkt ist die Möglichkeit der Gründung einer Zweckgesellschaft zur Übertragung der risikobehafteten Wertpapiere an die eigens dafür errichtete Bundes- oder Landesanstalt, besser bekannt als Bad Bank.27
[...]
1 Vgl. De Viti De Marco (1935), S.53-58.
2 Vgl. Pohl (1986), S.26-32.
3 Vgl. Diamond/Dybvig (1983), S.401-402.
4 Vgl. Diamond/Dybvig (1983), S.405.
5 Vgl. Diamond/Dybvig (1983), S.411.
6 Vgl. Diamond/Dybvig (1983), S.403.
7 Vgl. Frenkel/Rülke/Stadtmann (2012), S.8
8 Vgl. Diamond/Dybvig (1983), S.404.
9 Vgl. Calomiris (1999), S.3.
10 Vgl. Calomiris (1999), S.5.
11 Vgl. Calomiris (1999), S.6.
12 Vgl. Blei (2008), S.3.
13 Vgl. Blei (2008), S.4-5.
14 Vgl. Blei (2008), S.7.
15 Vgl. Handelsblatt (2013).
16 Vgl. Lederhilger (2010), S.56.
17 Vgl. Die Welt (2013), S.1.
18 Vgl. Alvarez-Plata/Schrooten (2013), S.692.
19 Vgl. Diamond/Dybvig (1983), S.408.
20 Vgl. Freixas (1999), S. 6-7.
21 Vgl. De Grauwe (2013), S.1.
22 Vgl. Hildebrandt/Müller (2009), S.741.
23 Vgl. Webel (2008), S.1.
24 Vgl. Hildebrandt/Müller (2009), S.741.
25 Hildebrandt/Müller (2009), S.741.
26 Vgl. Hildebrandt/Müller (2009), S.741.
27 Vgl. Hildebrandt/Müller (2009), S.743.