„Wir spielen alle, wer es weiß, ist klug.“ Dieses Zitat von Arthur Schnitzler scheint zuzutreffen, betrachtet man das Werk und Leben Thomas Bernhards. Dem österreichischen Schriftsteller gelang es, mit seinen Romanen und Theaterstücken, die regelmäßig zu Skandalen führten, die Öffentlichkeit selbst zu einem Teil seiner Inszenierung zu machen. Die Provokation und die Übertreibung, die Bernhard als Grundvoraussetzung des Schreibens sah, waren seiner Ansicht nach notwendig, um gegen die „Niederträchtigkeit des österreichischen Alltags“ anzuschreiben. In seinem literarischen Werk finden sich, gelinde gesagt, kritische und negative Äußerungen gegen den österreichischen Staat, die Gesellschaft, die Politik, die katholische Kirche und deren Repräsentanten, die Bernhard auch als Privatmensch in Preisverleihungen, Interviews und Leserbriefen wiedergab.
Bernhards Werke sorgten aufgrund ihrer kontroversen Inhalte immer wieder für Irritation und Aufregung in der Öffentlichkeit. Wendelin Schmidt-Dengler bezeichnete ihn als „Übertreibungskünstler“. Thomas Bernhard übertrieb, „um kenntlich zu machen, und im Gegenzug wurden die, die sich zu seinem Werk äußerten, kenntlich. Bernards Werk scheint – und dies ist eine Qualität, die sehr wohl darin angelegt ist – zur Reaktion zu verpflichten.“
Bezugnehmend auf den Kurs „Ritual und Literatur“ möchte ich in der Arbeit untersuchen, inwiefern Thomas Bernhard den literarischen Skandal als literaturbezogene rituelle Handlung für sich nutzt und welchem Muster diese Skandale folgen. Durch eine Darstellung der Begriffe Skandal und Ritual sowie einer theoretischen Strukturierung soll dargestellt werden, warum der literarische Skandal als Ritual gesehen werden kann. Dabei wird in Bezugnahme auf den Studienbrief und den Theorien Niklas Luhmanns, sowie ausgewählten Aufsätzen über das Thema, die die theoretische Grundlage der Arbeit gelegt.
Aufbauend darauf erfolgt eine kurze Einführung in das Werk Thomas Bernhards, mit dem Fokus einer chronique scandaleuse. Diese soll hinführen auf den Hauptgegenstand der Arbeit, dem Heldenplatz-Skandal. Dieser wird chronologisch dargestellt, ausgehend von einer Beschreibung der Vorgeschichte, die im Zusammenhang mit dem Gedenkjahr 1988 steht, über eine kurze Einführung in den Inhalt des Stücks, hin zu dem „Welttheater“, wie Bernhard es schilderte, jenes Theater, welches rund um das eigentliche Stück aufgeführt wurde, hin zu den Folgen, die dieser Skandal für die österreichische Gesellschaft hatte.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Versuch einer Grundlegung
- 2.1 Ritual in der Literatur
- 2.2 Theorie des Skandals
- 3. Chronologie des Skandals bei Thomas Bernhard
- 4. Dramaturgie des „Heldenplatz“-Skandals
- 4.1 Vorgeschichte
- 4.2 Inhalt des Stücks
- 4.3 Der öffentliche Skandal
- 4.4 Das Nachspiel des „Heldenplatz“-Skandals
- 5. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht, inwieweit Thomas Bernhard den literarischen Skandal als rituelle Handlung in seinem Werk, insbesondere in Bezug auf sein Stück „Heldenplatz“, instrumentalisierte. Es wird analysiert, welchen Mustern diese Skandale folgen und wie sie sich in den Kontext von Ritualtheorien einordnen lassen.
- Der literarische Skandal als rituelle Handlung
- Theorien des Rituals und des Skandals
- Thomas Bernhards Werk im Kontext von Skandalen
- Chronologie und Dramaturgie des „Heldenplatz“-Skandals
- Die Funktion von Provokation und Übertreibung in Bernhards Werk
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt die zentrale Forschungsfrage nach der Nutzung des literarischen Skandals als rituelle Handlung durch Thomas Bernhard vor. Sie beleuchtet Bernhards Werk und Leben als geprägt von Provokation und Skandalen, die oft als Reaktion auf die „Niederträchtigkeit des österreichischen Alltags“ verstanden werden können. Der Bezug zum Kurs „Ritual und Literatur“ wird hergestellt, und die methodische Vorgehensweise der Arbeit wird skizziert, wobei die theoretischen Grundlagen in den Theorien Niklas Luhmanns und ausgewählten Aufsätzen zum Thema liegen.
2. Versuch einer Grundlegung: Dieses Kapitel legt die theoretischen Grundlagen für die Analyse des literarischen Skandals als rituelles Handlungsmuster. Es definiert den Begriff des Rituals in der Literatur und strukturiert den Begriff des Skandals. Die Ausführungen zu Ritualen beleuchten deren Funktion der Vermittlung zwischen Gegenwart und Ursprung, ihre Rolle in Modernisierungsprozessen und ihre dreistufige Struktur nach Arnold van Gennep (Loslösung, liminale Phase, Integration). Der Zusammenhang zwischen Ritual und Literatur wird hergestellt, indem gezeigt wird, wie rituale Handlungen den Geltungsstatus von Schriftstellern und Institutionen prägen können.
3. Chronologie des Skandals bei Thomas Bernhard: Dieses Kapitel (dessen Inhalt nicht im Auszug enthalten ist) würde eine umfassende Darstellung der Skandale im Laufe von Bernhards Karriere bieten, um ein Gesamtbild seiner Strategien der Provokation und ihren Auswirkungen zu schaffen.
4. Dramaturgie des „Heldenplatz“-Skandals: Dieses Kapitel (dessen Inhalt nicht im Auszug enthalten ist) würde die Vorgeschichte, den Inhalt, den öffentlichen Skandal und das Nachspiel des „Heldenplatz“-Stücks detailliert untersuchen, um die Dramaturgie des Ereignisses und seine rituelle Dimension zu beleuchten.
Schlüsselwörter
Thomas Bernhard, Heldenplatz, Skandal, Ritual, Literatur, Österreich, Provokation, Übertreibung, rituelle Handlung, öffentliche Inszenierung, chronique scandaleuse, Niklas Luhmann.
Thomas Bernhard: Der "Heldenplatz"-Skandal als rituelle Handlung – FAQ
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht, wie Thomas Bernhard den literarischen Skandal, insbesondere im Bezug auf sein Stück "Heldenplatz", als rituelle Handlung in seinem Werk instrumentalisierte. Analysiert werden die Muster dieser Skandale und ihre Einordnung in den Kontext von Ritualtheorien.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit behandelt den literarischen Skandal als rituelle Handlung, Theorien des Rituals und des Skandals, Thomas Bernhards Werk im Kontext von Skandalen, die Chronologie und Dramaturgie des "Heldenplatz"-Skandals sowie die Funktion von Provokation und Übertreibung in Bernhards Werk.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit und worum geht es in ihnen?
Die Arbeit gliedert sich in fünf Kapitel: Kapitel 1 (Einleitung) führt in die Thematik ein und stellt die Forschungsfrage vor. Kapitel 2 (Versuch einer Grundlegung) legt die theoretischen Grundlagen zur Analyse des literarischen Skandals als rituelles Handlungsmuster dar. Kapitel 3 (Chronologie des Skandals bei Thomas Bernhard) bietet eine umfassende Darstellung der Skandale in Bernhards Karriere. Kapitel 4 (Dramaturgie des „Heldenplatz“-Skandals) untersucht detailliert die Vorgeschichte, den Inhalt, den öffentlichen Skandal und das Nachspiel des "Heldenplatz"-Stücks. Kapitel 5 (Fazit) fasst die Ergebnisse zusammen.
Welche theoretischen Ansätze werden verwendet?
Die Arbeit stützt sich auf Theorien von Niklas Luhmann und ausgewählte Aufsätze zum Thema Ritual und Skandal. Das Kapitel über Ritual thematisiert die Vermittlung zwischen Gegenwart und Ursprung, die Rolle von Ritualen in Modernisierungsprozessen und deren dreistufige Struktur nach Arnold van Gennep (Loslösung, liminale Phase, Integration).
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Thomas Bernhard, Heldenplatz, Skandal, Ritual, Literatur, Österreich, Provokation, Übertreibung, rituelle Handlung, öffentliche Inszenierung, chronique scandaleuse, Niklas Luhmann.
Welche zentrale Forschungsfrage wird gestellt?
Die zentrale Forschungsfrage lautet: Inwieweit instrumentalisierte Thomas Bernhard den literarischen Skandal als rituelle Handlung in seinem Werk, insbesondere in Bezug auf sein Stück "Heldenplatz"?
Wie wird die methodische Vorgehensweise beschrieben?
Die methodische Vorgehensweise wird in der Einleitung skizziert und basiert auf der Analyse von Thomas Bernhards Werk im Lichte der genannten Theorien zu Ritual und Skandal. Die Arbeit untersucht die Chronologie und Dramaturgie des "Heldenplatz"-Skandals, um dessen rituelle Dimension aufzuzeigen.
- Quote paper
- Julia Koch (Author), 2014, Skandal als Ritual. Thomas Bernhards "Heldenplatz" im Kontext seiner Inszenierung, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/279848