„Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.“ Eigentlich scheint dieser Appell sehr deutlich zu sein. Es geht um den einen Gott, den es zu verehren gilt. Betrachtet man jedoch das erste Gebot und dessen historischen Kontext genauer, stellt man angesichts der kulturellen Vielfalt eine gewisse Problematik fest. Was bedeutete dieser Ausspruch für die Menschen der damaligen Zeit? Sollte die Existenz anderer Götter geleugnet werden, oder zielte das Gebot auf etwas ganz anderes ab? Handelte es sich hierbei vielmehr um eine ausschließliche Anerkennung des einen Gottes Israels? Diese Fragen finden noch heute in der alttestamentlichen Wissenschaft Gehör. Es handelt sich hierbei nicht ausschließlich um ein Phänomen des alten Israels und dessen Umwelt. Die Frage nach Gott und dessen Beziehung zum Menschen zeugt noch immer von Aktualität. So empfängt er durch ihn sowohl Heil als auch Leid und kann sein Schicksal als Geschick nicht aus Gottes Hand nehmen.
"Am Guten Tag sei guter Dinge, und am bösen Tag bedenke: Diesen hat Gott geschaffen wie jenen, damit der Mensch nicht wissen soll, was künftig ist." (Koh 7,14) Wie ist das Erste Gebot demnach zu verstehen? Es stellt sich die Frage, ob es als radikale Aufforderung zur Ausschließlichkeit des Glaubens zu sehen ist, oder ob es sich vielmehr um ein Bekenntnis, welches die Verehrung eines einzigen Gottes fordert, handelt. Diese Arbeit wird sich mit der Frage nach dem einzigen Gott befassen und versuchen die Bedeutung des Ersten Gebotes herauszustellen. Es soll darauf eingegangen werden, ob es sich hierbei um einen Aufruf zur Ausschließlichkeit Gottes handelt, oder ob der Begriff „Monotheismus“ vor dem Hintergrund des Fremdgötterverbots keine Gültigkeit besitzt. Dabei soll jedoch nicht nur der Fokus auf das historische Israel gelenkt werden. Es soll anschließend konstatiert werden, welche Bedeutung das Erste Gebot mit seinem appellativen Charakter für die heutige Zeit besitzt und wie es angesichts der Kulturvielfalt zu verstehen ist. So wird zunächst auf die Ausschließlichkeit Gottes im Allgemeinen eingegangen, um die Aktualität zu verdeutlichen. Anschließend wird der Fokus auf das Erste Gebot gelenkt und dem damit verbundenen Jahweglauben. Hierbei spielt sowohl die Entstehungsgeschichte als auch die formale Gestalt des Gebotes eine besondere Rolle.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Die Frage nach der Ausschließlichkeit Gottes
2. 1 Monotheismus und Monolatrie
3. Gott als der Einzige unter Göttern des historischen Israels
3.1 Inhalt und Intention des biblischen Monotheismus
3.1.1 Die Entstehungsgeschichte des Ersten Gebotes
3.2 Formale Analyse des Ersten Gebotes
4. Zusammenfassung
5. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
„Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.“[1]
Eigentlich scheint dieser Appell sehr deutlich zu sein. Es geht um den einen Gott, den es zu verehren gilt. Betrachtet man jedoch das erste Gebot und dessen historischen Kontext genauer, stellt man angesichts der kulturellen Vielfalt eine gewisse Problematik fest. Was bedeutete dieser Ausspruch für die Menschen der damaligen Zeit? Sollte die Existenz anderer Götter geleugnet werden, oder zielte das Gebot auf etwas ganz anderes ab? Handelte es sich hierbei vielmehr um eine ausschließliche Anerkennung des einen Gottes Israels?
Diese Fragen finden noch heute in der alttestamentlichen Wissenschaft Gehör. Es handelt sich hierbei nicht ausschließlich um ein Phänomen des alten Israels und dessen Umwelt. Die Frage nach Gott und dessen Beziehung zum Menschen zeugt noch immer von Aktualität. So empfängt er durch ihn sowohl Heil als auch Leid und kann sein Schicksal als Geschick nicht aus Gottes Hand nehmen.
Am Guten Tag sei guter Dinge, und am bösen Tag bedenke:
Diesen hat Gott geschaffen wie jenen, damit der Mensch nicht wissen soll,
was künftig ist.[2]
(Koh 7,14)
Wie ist das Erste Gebot demnach zu verstehen? Es stellt sich die Frage, ob es als radikale Aufforderung zur Ausschließlichkeit des Glaubens zu sehen ist, oder ob es sich vielmehr um ein Bekenntnis, welches die Verehrung eines einzigen Gottes fordert, handelt.
Diese Arbeit wird sich mit der Frage nach dem einzigen Gott befassen und versuchen die Bedeutung des Ersten Gebotes herauszustellen. Es soll darauf eingegangen werden, ob es sich hierbei um einen Aufruf zur Ausschließlichkeit Gottes handelt, oder ob der Begriff „Monotheismus“ vor dem Hintergrund des Fremdgötterverbots keine Gültigkeit besitzt. Dabei soll jedoch nicht nur der Fokus auf das historische Israel gelenkt werden. Es soll anschließend konstatiert werden, welche Bedeutung das Erste Gebot mit seinem appellativen Charakter für die heutige Zeit besitzt und wie es angesichts der Kulturvielfalt zu verstehen ist.
So wird zunächst auf die Ausschließlichkeit Gottes im Allgemeinen eingegangen, um die Aktualität zu verdeutlichen. Anschließend wird der Fokus auf das Erste Gebot gelenkt und dem damit verbundenen Jahweglauben. Hierbei spielt sowohl die Entstehungsgeschichte als auch die formale Gestalt des Gebotes eine besondere Rolle.
2. Die Frage nach der Ausschließlichkeit Gottes
Der einzige Gott.
Diese Formulierung birgt Schwierigkeiten in der heutigen Zeit, in einer Welt, die durch Säkularisierung geprägt ist. Der Anspruch auf eine grundsätzlich universelle Verehrung findet heutzutage seitens der Öffentlichkeit Kritik. Vor allem aufgrund von Religionsmissbrauch sind derartige Formulierungen problematisch geworden. Jürgen Manemann folgert daraus einen anti-monotheistischen Affekt, so dass „monotheistische Religionen aufgrund ihres Glaubens an den einen, einzigen Gott konstitutiv friedensunfähig, intolerant, autoritätsfixiert und demokratieunverträglich seien.“[3]
Jedoch liegt man falsch in der Annahme, dass die Frage nach dem einzigen Gott ein modernes Phänomen sei. Vielmehr beschäftigt sich die Menschheit seit jeher mit dieser Thematik, sodass bereits in der Biblia Hebraica das älteste Zeugnis der Gott-Mensch-Beziehung Anklang findet.
In diesem Verhältnis, welches durch Verzweiflung und Liebe geprägt ist, wird Gottes Exklusivitätscharakter deutlich.
Wo ist solch ein Gott, wie du bist,
der die Sünde vergibt und erläßt die Schuld denen, […];
der an seinem Zorn nicht ewig festhält, denn er ist barmherzig![4]
(Mi 7,18)
An Micha wird deutlich, dass Gottes Wirkungs- und Zuständigkeitsbereich unbegrenzt ist, sodass kein Ausweichen möglich ist. Anders als in polytheistischen Religionen, in denen eine Vielzahl an Göttern wirken, fällt ihm als einzigem Gott die alleinige Verfügungsgewalt zu.
Ich bin der Herr,
und sonst keiner mehr,
der ich das Licht mache und schaffe die Finsternis, der ich Frieden gebe und schaffe Unheil. Ich bin der Herr, der alles tut.[5]
[...]
[1] Luthertext
[2] Luthertext
[3] Manemann, Monotheismus, 407.
[4] Luthertext
[5] Luthertext