Die Jugend von heute hat keine Werte mehr. Das hört man immer wieder. Der Ruf nach Werteerziehung äußert sich auch in der Einführung von unterschiedlich benannten Fächern in der Schule: Religion, Religionsunterricht für alle, Ethik, Lebenskunde, LER (Lebensgestaltung/Ethik/Religion), Ethik, Philosophie, Praktische Philosophie. Allein die Bezeichnungen weisen schon auf sehr große begriffliche Unterschiede und Unheitlichkeiten hin. Noch schwieriger wird die Differenzierung wenn, von mangelnder Moral und einem – oben bereits genannten – Ruf nach Werten gesprochen wird.
Diese pädagogische Herausforderung ist jedoch keine leichte, da in diesem Zusammenhang eine Menge verschiedener Bezeichnungen benutzt werden. Wie könnte diese Herausforderung also bewältigt werden? Lassen sich Begriffe wie Moral, Werte, Normen, Ethik usw. in ein System bringen? Bevor weitere Äußerungen zu der Forderung nach moralischer Erziehung getroffen werden, wird diese Frage der Systematisierung in Kapitel 2 beantwortet. Hierzu werden drei Ebenen eingeführt und erläutert, die zu einer besseren Orientierung verhelfen sollen. Diese Ebenen werden an Hand von Grundfragen der Ethik veranschaulicht.
Anschließend werden zwei Konzeptionen im Kontext der moralischen Erziehung (unter Berücksichtigung zweier grundlegender Prinzipien dargestellt) und nach ihrer Verortung innerhalb des zuvor beschriebenen Ebenensystems hin untersucht. Die im Kapitel 3 behandelte erste Konzeption ist die von Immanuel Kant, da er mit seiner Moralphilosophie die Grundlage für viele fruchtbringende Diskussionen auf diesem Gebiet legte. Er versuchte mit seinem Ansatz die Frage „Was soll ich tun?“ zu beantworten. Seine äußerst bekannte Antwort darauf ist der kategorische Imperativ.
In Kapitel 4 werden als zweiter Ansatz die Gedanken von Judith Butler dargestellt. Es sollen dabei die Parallelen und die unterschiedlichen Vorstellungen zu Kant herausgearbeitet werden. Dabei wird zugleich eine Verschiebung der Herangehensweise im Vergleich zu Kant ausgemacht.
Bei der Darstellung dieser beiden Konzeptionen ist es das Anliegen des Autors, vor Allem auf den Aspekt der (Selbst-)Transparenz zu achten. Wo diese Fähigkeit zur Selbsteinsicht notwendig ist, wer sie – möglicherweise unhinterfragt – voraussetzt, und welche Bedingungen zur Möglichkeit von Transparenz erforderlich sind. Oder ob die Transparenz in dem – eventuell – geforderten oder beschriebenen Umfang überhaupt verwirklich- und realisierbar ist.
Inhaltsverzeichnis
- Die Relevanz der Ethik für die Pädagogik
- Moral und Ethik: Einführung einer Systematik
- Ebene eins: die Moral
- Ebene zwei: die Ethik
- Ebene drei: die Metaethik
- Moralische Erziehung bei Kant als moralische Bildung
- Voraussetzungen
- Freiheit
- Radikal böse
- Guter Wille
- Pflicht
- Der kategorische Imperativ
- Die vier Momente der moralischen Bildung
- Aspekt Transparenz
- Voraussetzungen
- Moralische Erziehung bei Butler
- Was soll ich tun? →> Wer bin ich?
- Wer bin ich? → Wer bist du?
- Anerkennen →> menschlich werden
- Die Relevanz der Pädagogik für das Êthos
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Frage der moralischen Erziehung im Kontext der Philosophie Kants und Butlers. Sie analysiert die Konzepte beider Denker und untersucht, wie sie sich auf die pädagogische Praxis übertragen lassen. Dabei wird insbesondere der Aspekt der Transparenz und Selbsteinsicht in den Vordergrund gestellt.
- Die Relevanz der Ethik für die Pädagogik
- Die Unterscheidung zwischen Moral und Ethik
- Die Konzeption der moralischen Erziehung bei Kant
- Die Konzeption der moralischen Erziehung bei Butler
- Die Bedeutung von Transparenz und Selbsteinsicht in der moralischen Erziehung
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die Relevanz der Ethik für die Pädagogik. Es wird die Frage aufgeworfen, warum die Forderung nach Werteerziehung in der heutigen Gesellschaft so präsent ist und welche Schwierigkeiten sich bei der Umsetzung dieser Forderung ergeben. Um diese Schwierigkeiten zu überwinden, wird im zweiten Kapitel ein Systematik von drei Ebenen eingeführt: Moral, Ethik und Metaethik. Diese Ebenen werden anhand von Grundfragen der Ethik erläutert und dienen als Grundlage für die Analyse der Konzepte von Kant und Butler.
Im dritten Kapitel wird die Konzeption der moralischen Erziehung bei Kant vorgestellt. Es werden die Voraussetzungen für moralische Bildung, wie Freiheit, Radikalität, Guter Wille und Pflicht, sowie der kategorische Imperativ und die vier Momente der moralischen Bildung erläutert. Dabei wird auch der Aspekt der Transparenz und Selbsteinsicht im Kontext der Kantschen Philosophie beleuchtet.
Das vierte Kapitel widmet sich der Konzeption der moralischen Erziehung bei Butler. Es werden die Parallelen und Unterschiede zu Kants Gedanken herausgearbeitet, wobei insbesondere die Verschiebung der Herangehensweise im Vergleich zu Kant im Vordergrund steht. Auch hier wird der Aspekt der Transparenz und Selbsteinsicht im Kontext der Butlerschen Philosophie untersucht.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die moralische Erziehung, die Ethik, die Philosophie Kants und Butlers, die Transparenz und Selbsteinsicht, die pädagogische Praxis und die Bedeutung von Werten in der heutigen Gesellschaft.
- Quote paper
- Diplom-Pädagoge Frank Alibegovic (Author), 2007, Moralische Erziehung nach Immanuel Kant und Judith Butler, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/277977