Das Aufwachsen heutiger Kinder unterscheidet sich beträchtlich von dem voriger Generationen. In Zeiten des maßlosen Medienkonsums findet Kindheit immer mehr in geschlossenen Räumen statt. Insbesondere für Kinder, die in Klein- und Großstädten leben, sind die Möglichkeiten, sich frei in der Natur zu bewegen und diese mit allen Sinnen zu erfahren, enorm eingeschränkt. Nur wenige Kinder können ungestört in einem Garten tollen oder unberührte Wiesen und nahegelegene Wälder erkunden. Raum und Zeit für spontanes Spiel, freies Gestalten und kreatives Werkeln bleibt kaum. Hinzu kommt, dass neben diesen äußeren Faktoren, die das Aufwachsen der Kinder betreffen, immer häufiger gesundheitliche Probleme, wie Haltungsschäden oder Adipositas, bereits bei Kindern festgestellt werden. Die Konsequenz aus diesen Beobachtungen ist, dass Kinder verstärkt Freiräume brauchen, in denen ganzheitliches Erleben und Lernen möglich ist.
Dem allgemeinen gesellschaftlichen Wandel versucht das Modell des Waldkindergartens entgegenzuwirken. Dieser bildet eine Alternative zum herkömmlichen Regelkindergarten. Die erste dieser Einrichtungen entstand 1993 in Flensburg. Seitdem kam es zu einer regelrechten Gründungswelle, denn das Spiel in der Natur bietet vielfältige und ständig wechselnde, veränderbare Erfahrungs- und Erlebnismöglichkeiten und regt die kindliche Neugierde sowie den Forscherdrang an.
Aktuell sehen die einzelnen Bildungs- und Erziehungspläne der Bundesländer Kreativität als ein bedeutendes Ziel von Bildungs- und Lernprozessen im Kindesalter an. Sie ist als eine Art Schlüsselkompetenz des Menschen anzusehen, die ihm ermöglicht, Antworten auf den Wandel von Lebenssituationen zu entwickeln und die Herausforderungen der Zukunft angemessen zu bewältigen. Tatsächlich wird der Förderung kreativer Leistungen in der praktischen Arbeit in Kindertageseinrichtungen allerdings vielfach zu wenig Bedeutung zugestanden. Voll möblierte Kindergartenräume, ein Überangebot an vorgefertigtem Spielmaterial sowie ein meist eng gesteckter zeitlicher Rahmen wirken sich zusätzlich hemmend auf die Entwicklung der kindlichen Kreativität aus.
Die Vermutung liegt nahe, dass ein kontinuierlicher Aufenthalt im sich stetig ändernden Naturraum die kindliche Kreativität in besonderem Maße angeregt und gefördert wird. Die Autorin versucht deshalb im Rahmen dieser Ausarbeitung folgende These argumentativ zu untermauern: [...]
Inhaltverzeichnis
1. Einleitung
2. Kreativität
2.1 Der Mensch als ein natürliches kreatives Wesen
2.2 Kreativität als Schlüsselkompetenz
2.3 Ästhetische Erfahrungen als Basis von Kreativität
3. Der Waldkindergarten
3.1 Konzeptionelle Grundlagen und Ziele des Waldkindergartens
3.2 Historische Entwicklung und Verbreitung des Waldkindergartens
3.3 Der Naturraum – Raum für Kreativität?
3.4 Die Rolle der pädagogischen Fachkraft
3.5 Forschungsergebnisse
4. Resümee
5. Literaturverzeichnis
- Arbeit zitieren
- Miriam Fahlbusch (Autor:in), 2014, Kreativitätsförderung im Waldkindergarten, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/275996