„Angriff der Grünen“, so titelte die „Zeit“ im April dieses Jahres den Wirtschaftsteil ihrer Ausgabe. Gegenstand des Artikels ist die wachsende Bedeutung von „Grünen Banken“ innerhalb der deutschen Bankenlandschaft. Klassische Banken hatten in den letzten Jahren immer wieder mit Problemen zu kämpfen, welche häufig, wie zum Beispiel bei der Commerzbank, in Stellenabbau geendet sind. Im Gegensatz dazu konnten sogenannte „nachhaltige“ Banken besonders in der jüngeren Vergangenheit starke Zuwächse verzeichnen. Die nachhaltige GLS-Bank konnte beispielsweise die Zahl ihrer Anleger im Jahr 2012 im Vergleich zum Vorjahr um 23 Prozent erhöhen. Ein Grund für diesen Zuwachs ist der Wandel des Verständnisses von Rendite aus Sicht der Anleger, welcher vor allem auf den Klimawandel in den letzten Jahren zurückzuführen ist. Um langfristigen Erfolg und Stabilität erzielen zu können, investieren Anleger vermehrt in ökologische Projekte. Konventionelle Banken mussten sich in den letzten Jahren wachsender Kritik stellen, die unter anderem aufgrund der zahlreichen Investitionen in nicht nachhaltige bzw. umweltschädliche Projekte und ihrer Ignoranz gegenüber Kleinanlegern erwuchs. Des Weiteren werden sie regelmäßig mit der letzten Finanzkrise in Verbindung gebracht. Um ihren Ruf zu retten und aufgrund der wachsenden Popularität nachhaltiger Investments, investieren auch konventionelle Banken in den letzten Jahren immer häufiger in nachhaltige Projekte.
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1. Nachhaltige Banken auf dem Vormarsch
2. Nachhaltige Banken
2.1. Definition
2.2. Gründe für Nachhaltigkeit und Motive nachhaltiger Banken
2.3. Auswahl nachhaltiger Investitionen
2.4. Unterschiede zwischen nachhaltigen und klassischen Banken
3. Untersuchung von Wettbewerbsnachteilen
3.1. Auswirkungen von Nachhaltigkeit auf die finanzielle Performance
3.2. Kostenstrukturanalyse
3.2.1. Forschungsfrage und Auswahl der zu untersuchenden Banken
3.2.2. Analyse der Kostenstruktur
3.2.2. Zusammenfassung der Ergebnisse
4. Fazit
Literaturverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Gesamterträge Fallstudie Teil
Abbildung 2: Gesamterträge Fallstudie Teil
Abbildung 3: Cost-Income-Ratio Fallstudie
Abbildung 4: Rangfolge der Kosteneffizienz
1. Nachhaltige Banken auf dem Vormarsch
„Angriff der Grünen“, so titelte die „Zeit“ im April dieses Jahres den Wirtschaftsteil ihrer Ausgabe.1 Gegenstand des Artikels ist die wachsende Bedeutung von „Grünen Banken“ innerhalb der deutschen Bankenlandschaft. Klassische Banken hatten in den letzten Jahren immer wieder mit Problemen zu kämpfen, welche häufig, wie zum Beispiel bei der Commerzbank, in Stellenabbau geendet sind.2 Im Gegensatz dazu konnten sogenannte „nachhaltige“ Banken besonders in der jüngeren Vergangenheit starke Zuwächse verzeichnen. Die nachhaltige GLS-Bank konnte beispielsweise die Zahl ihrer Anleger im Jahr 2012 im Vergleich zum Vorjahr um 23 Prozent erhöhen.3 Ein Grund für diesen Zuwachs ist der Wandel des Verständnisses von Rendite aus Sicht der Anleger, welcher vor allem auf den Klimawandel in den letzten Jahren zurückzuführen ist. Um langfristigen Erfolg und Stabilität erzielen zu können, investieren Anleger vermehrt in ökologische Projekte.4 Konventionelle Banken mussten sich in den letzten Jahren wachsender Kritik stellen, die unter anderem aufgrund der zahlreichen Investitionen in nicht nachhaltige bzw. umweltschädliche Projekte und ihrer Ignoranz gegenüber Kleinanlegern erwuchs. Des Weiteren werden sie regelmäßig mit der letzten Finanzkrise in Verbindung gebracht.5 Um ihren Ruf zu retten und aufgrund der wachsenden Popularität nachhaltiger Investments, investieren auch konventionelle Banken in den letzten Jahren immer häufiger in nachhaltige Projekte.6
Ziel dieser Arbeit ist es, zu überprüfen, ob nachhaltige Banken im Vergleich zu klassischen Banken Kostennachteile und daraus resultierend Wettbewerbsnachteile haben. Zunächst wird erläutert, was nachhaltige Banken sind und was Nachhaltigkeit für Banken ausmacht. Danach werden die Rolle nachhaltiger Banken in der Wirtschaft, sowie die Herausforderungen erörtert, denen sich nachhaltige Banken im Gegensatz zu klassischen Banken stellen müssen. Im darauffolgenden Kapitel werden mögliche Kostennachteile analysiert. Dieser Teil stellt den Schwerpunkt der Arbeit dar. Es wird zunächst auf die Unterschiede zu klassischen Banken eingegangen, bevor die eigentliche Analyse und der Vergleich der Kostenstrukturen anhand von Praxisbeispielen erfolgen. Zum Ende erfolgt eine Zusammenfassung der wichtigsten Erkenntnisse aus der Arbeit.
2. Nachhaltige Banken
An dieser Stelle wird auf den Begriff der Nachhaltigkeit eingegangen und die Bedeutung von Nachhaltigkeit im Bankensektor herausgestellt. Dabei werden zunächst die Unterschiede zwischen nachhaltigen und konventionellen Banken vorgestellt, bevor die Herausforderungen und Probleme bei der Auswahl nachhaltiger Investitionen dargestellt werden.
2.1. Definition
Unter Nachhaltigkeit in der Wirtschaft wird generell das Wirtschaften bzw. Handeln verstanden, das Individuen durchführen, um ihre Bedürfnisse zu befriedigen, ohne zukünftige Generationen dadurch zu benachteiligen.7 In der Regel stellen Nachhaltigkeit, bzw. nachhaltige Investments die Verbindung von finanziellen Zielen eines Unternehmens bzw. einer Bank mit der sozial-ethischen Verantwortung gegenüber der Gesellschaft dar.8 Im Besonderen heißt das, dass Investments beispielsweise in die Rüstungsindustrie seitens der Bank von vornherein ausgeschlossen werden. Es existieren viele unterschiedliche Maßnahmen bzw. Angebote im Rahmen der Nachhaltigkeit seitens der Banken. Dazu zählen beispielsweise Investitionen in nachhaltige Projekte, eine soziale Unternehmensethik oder die Einstellung, Kredite ausschließlich an nachhaltige Unternehmen zu verteilen. Nachhaltige Banken zeichnen sich des Weiteren dadurch aus, dass sie viele Kleinstkredite und Basisdienstleistungen an Kunden vergeben, die aus Sicht von konventionellen Banken unattraktiv sind und daher keine Kredite bekommen, da diese vor allem die kurzfristige Profitmaximierung als Ziel haben.9 Die Maßnahmen nachhaltiger Banken stellen häufig einen Beitrag zur Entwicklungshilfe dar, indem sie Menschen helfen, eine Existenzgrundlage aufzubauen, oder diese bei der Existenzgründung unterstützen.10 Nachhaltigkeit innerhalb eines Unternehmens wird als Corporate Social Responsibility (CSR) bezeichnet und beschreibt die Verbindung ökonomischer mit sozialen und ökologischen Zielen.11 Nachhaltiges Bankwesen lässt sich als Bankwesen beschreiben, das durch sein Handeln einen positiven Beitrag an Mensch und Natur liefert, bzw. liefern möchte.12
2.2. Gründe für Nachhaltigkeit und Motive nachhaltiger Banken
Nachhaltigkeit erwächst aus verschiedenen Motiven. Neben religiösen Motiven13, erwuchsen nachhaltige Banken, wie die GLS Gemeinschaftsbank ursprünglich aufgrund sozialer Probleme, wie der sich vergrößernden Lücke zwischen arm und reich und der wachsenden sozialen Ungerechtigkeit.14 Die ersten nachhaltigen Banken wurden in den 1970er Jahren als Folge des wachsenden Bewusstseins der Gesellschaft für Umweltschutz gegründet.15 Jüngere nachhaltige Banken, wie die UmweltBank, haben meistens den Klimaschutz als Hauptmotiv und fokussieren ihre Investitionen in nachhaltige Energiegewinnung. Die Belastung der Umwelt ist laut eines Berichtes der Europäischen Kommission des Jahres 2009 in den vergangenen 50 Jahren kontinuierlich gestiegen und soll 2020 ca. 60% höher als noch 1990 sein.16 Diese Belastung und die daraus resultierende Klimaerwärmung könnte weitreichende und nichtabschätzbare Folgen für die Wirtschaft haben. Unternehmen und Banken sind angehalten, in möglichst nachhaltige Projekte zu investieren, um alles dafür zu tun, diesen Wandel zu stoppen. Ein weiterer Grund der Entstehung nachhaltiger Banken sind Kosteneinsparungen, die durch den nachhaltigen innerbetrieblichen Umgang mit Wasser und Energie entstehen.17 Motive für nachhaltige Banken sind auch aus der Entwicklung des Finanzsektors in den letzten 50 Jahren entstanden. Kleinanleger sind aus Sicht der führenden Banken unwichtig geworden. Stattdessen hat sich das Hauptgeschäft jener Banken auf Finanzspekulationen gerichtet.18 Banken und Kreditgesellschaften versuchten mit aller Macht ihren Profit beziehungsweise Einkommen zu maximieren, während eine gute Unternehmensethik immer unwichtiger wurde.19 Aufgrund zusätzlicher Geldwäscheskandale, erlitten diese Banken einen großen Reputationsverlust und verloren das Vertrauen der Anleger, da sie nicht mehr die Realwirtschaft und die Kleinanleger beziehungsweise Privatleute unterstützten, was ursprünglich ebenfalls ein Motiv nachhaltiger Banken darstellte.20
2.3. Auswahl nachhaltiger Investitionen
Mit dem Höhepunkt der letzten Finanzkrise ist vielen Banken wieder die Notwendigkeit einer guten CSR, bewusst geworden. Banken mit einer guten CSR sind besser aus der Krise hervorgetreten, als Banken, die in den letzten Jahren hauptsächlich kurzfristige Profitmaximierung als Ziel hatten und mit Finanzspekulationen arbeiteten.21 Bei der Bestimmung von Nachhaltigkeit und der Erfassung nachhaltiger Investitionen können Probleme auftreten, da nicht immer auf Anhieb klar ist, ob es sich bei einer Investition um ein nachhaltiges Projekt handelt. Als Beispiel sei die steigende Bedeutung von Biotreibstoffen in den letzten fünf Jahren genannt. Eine Fokussierung auf Biotreibstoff aus Raps hat zwar eine geringere Nutzung fossiler Brennstoffe zur Folge, andererseits sind die Folgen eines Massenanbaus von Rapsfeldern als Monokultur und der dadurch resultierende Verlust an Anbaufläche für Lebensmittel nicht abschätzbar.22 Folglich besteht bezüglich nachhaltiger Produkte Interpretationsspielraum und der Wert einzelner Investments kann divergieren. Bei der Auswahl nachhaltiger Investitionen und der Erstellung von Anlageprodukten, arbeitet die betreffende Bank daher mit einem Ethikbeirat oder einer Ratingagentur für Nachhaltigkeit zusammen, um passende Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigen zu können.23 Ein bekanntes Nachhaltigkeits-Rating speziell für regionale Maßnahmen, wie die Gewährung von Kleinstkrediten, ist das Community Reinvestment Act (CRA) Rating.24 Um bestimmte Geschäftsfelder bei der Auswahl von Anlageprodukten auszuschließen, werde Negativkriterien, wie beispielsweise Investitionen in die Rüstungsindustrie oder Tabakindustrie, bestimmt und erfasst.25 Ein international anerkannter Standard zur Auswahl von nachhaltigen Investitionsprojekten sind die sogenannten Equator Principles, welche dazu dienen, Sozialstandards der Investitionsmöglichkeiten zu kontrollieren.26 Mit Hilfe des CRA-Ratings oder der Equator Principles lassen sich nachhaltige Investitionsmöglichkeiten identifizieren.
2.4. Unterschiede zwischen nachhaltigen und klassischen Banken
Ein Leitsatz nachhaltiger Banken ist eine umfassende Transparenz des Unternehmens bezüglich Anlageentscheidungen. Nachhaltige Banken wie die GLS Gemeinschaftsbank und die UmweltBank veröffentlichen regelmäßig Geschäftszahlen oder stellen ihre finanzierten Projekte vor.27 Unterschiede finden sich auch in dem Vergleich von Investmentfonds. Mittlerweile gibt es diverse nachhaltige Investmentfonds auf dem Markt. Das Gesamtvolumen nachhaltiger Fonds in Deutschland lag 2011 bei rund 30 Mrd. €.28
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1 Vgl. Schönwitz (2013)
2 Vgl. Schönwitz (2013)
3 Vgl. Schönwitz (2013)
4 Vgl. Willmroth (2013)
5 Vgl. bspw. Bolton (2013), Seite 4
6 Vgl. Siegelbaum (2013), Seite 16
7 Vgl. Gabriel (2008), Seite 27
8 Vgl. Eurosif (2008), Seite 7
9 Vgl. Cornett et al. (2013), Seite 2 f.
10 Vgl. Weber & Remer (2011), Seite 2
11 Vgl. bspw. Cornett et al. (2013) oder Bolton (2013), Seite 4
12 Vgl. Weber & Remer (2011), Seite 2 f.
13 Vgl. Schöning (2011), Seite 377
14 Vgl. GLS Gemeinschaftsbank eG (2004)
15 Vgl. Weber (2012), Seite 2
16 Vgl. Council of The European Union (2009), Seite 10
17 Vgl. Weber (2012), Seite 2
18 Vgl. Weber (2012), Seite 8
19 Vgl. Lewis et al. (2010), Seite 77 ff.
20 Vgl. Weber (2012), Seite 8f.
21 Vgl. Cornett et al. (2013), Seite 2
22 Vgl. Eurosif (2008), Seite 18
23 Vgl. Kopp (2012), Seite 550
24 Vgl. Kohers & Simpson (2002), Seite 99 f.
25 Vgl. bspw. Schöning (2011), Seite 381, oekom research (2012), Seite 22 und Eurosif (2012), Seite 16
26 Vgl. Kopp (2012), Seite 550 f.
27 Vgl. GLS Gemeinschaftsbank eG (2013) & GLS Gemeinschaftsbank eG (2004), Seite 2
28 Vgl. oekom research (2012), Seite 10