In Zeiten von Globalisierung und Konkurrenzwirtschaft, findet sich der moderne Mensch in einer immer schnelllebigeren und vom wissenschaftlichen Fortschritt gezeichneten Welt wieder. Mit den ständig wachsenden Leistungsansprüchen an die Menschen, und die damit einhergehenden immer höher werdenden Anforderungen an den Stand der Technik, findet eine rigorose Weiterentwicklung der Leistungsfähigkeit von Maschinen statt. Nahezu jeder Mensch in einer fortschrittlichen Gesellschaft, unabhängig vom Alter und Berufsgruppe, erhält Zugang zu den neusten technischen Innovationen und integriert ihre Funktionen bewusst in das alltägliche Leben. Beispielsweise hat sich, nicht nur in den neusten mobilen Geräten, unlängst eine Sprachsteuerung etabliert, die es den Nutzern erlaubt, in eine immer umfangreicher werdende sprachliche Kommunikation mit ihrem Computer treten zu können. Diese Kommunikation geht weit über eine bloße Befehlseingabe hinaus und umfasst teilweise auch Unterhaltungen nach dem Vorbild menschlicher Gespräche. Es liegt also nahe, dass die Reservierung von Attributen wie Verstehen und Denken, die eigentlich dem Menschen zugeordnet werden, plötzlich nicht mehr ganz eindeutig zu sein scheint. Somit täuscht der technische Fortschritt eine immer ersichtlicher werdende Kontrastarmut in der Differenz zwischen Mensch und Computer vor. In der folgenden Arbeit, möchte ich nun, mit der Gegenüberstellung der Funktionsweise solcher höheren Maschinen und dem Denken von Personen, einen Teilaspekt in der Beantwortung dieser Frage untersuchen. Als Grundlage zur Bearbeitung dieser Thematik, dienen mir die philosophischen Untersuchungen in Holm Tetens´ Werk „Geist, Gehirn Maschine“ und die Analyse „Der Begriff des Bewusstseins“ von Hubert Schleichert.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1. Sprache und Intelligenz
2. Die Reservierung menschlicher Eigenschaften
3. Kausalprinzipien und menschliches Verhalten
4. Die Kausaleffizienz des maschinellen Handels
5. Ist das Gehirn eine Maschine?
6. Zusammenfassung
Einleitung
„Aber der Mensch heißt doch der, der denken kann – und das mit Recht“[1]
In Zeiten von Globalisierung und Konkurrenzwirtschaft, findet sich der moderne Mensch in einer immer schnelllebigeren und vom wissenschaftlichen Fortschritt gezeichneten Welt wieder. Mit den ständig wachsenden Leistungsansprüchen an die Menschen, und die damit einhergehenden immer höher werdenden Anforderungen an den Stand der Technik, findet eine rigorose Weiterentwicklung der Leistungsfähigkeit von Maschinen statt. Nahezu jeder Mensch in einer fortschrittlichen Gesellschaft, unabhängig vom Alter und Berufsgruppe, erhält Zugang zu den neusten technischen Innovationen und integriert ihre Funktionen bewusst in das alltägliche Leben. Beispielsweise hat sich, nicht nur in den neusten mobilen Geräten, unlängst eine Sprachsteuerung etabliert, die es den Nutzern erlaubt, in eine immer umfangreicher werdende sprachliche Kommunikation mit ihrem Computer treten zu können. Diese Kommunikation geht weit über eine bloße Befehlseingabe hinaus und umfasst teilweise auch Unterhaltungen nach dem Vorbild menschlicher Gespräche. Es liegt also nahe, dass die Reservierung von Attributen wie Verstehen und Denken, die eigentlich dem Menschen zugeordnet werden, plötzlich nicht mehr ganz eindeutig zu sein scheint. Somit täuscht der technische Fortschritt eine immer ersichtlicher werdende Kontrastarmut in der Differenz zwischen Mensch und Computer vor. In der folgenden Arbeit, möchte ich nun, mit der Gegenüberstellung der Funktionsweise solcher höheren Maschinen und dem Denken von Personen, einen Teilaspekt in der Beantwortung dieser Frage untersuchen. Als Grundlage zur Bearbeitung dieser Thematik, dienen mir die philosophischen Untersuchungen in Holm Tetens´ Werk „Geist, Gehirn Maschine“[2] und die Analyse „Der Begriff des Bewusstseins“[3] von Hubert Schleichert.
Sprache und Intelligenz
In den 1950er Jahren, stellte der britische Mathematiker und Logiker Alan Mathison Turing, den nach ihm benannten Turing-Test auf. Im Rahmen dieses Projektes leistete er wesentliche Beiträge zu den Grundlagen der Theorie für die technische Informationsverarbeitung. Die Gestaltung des Tests beläuft sich auf die schriftliche Kommunikation eines menschlichen Testers mit einem Automaten. Beide „Probanden“ können einander nicht sehen. Also gilt für den Tester die Aufgabe, herauszufinden, ob es sich bei seinem Dialogpartner um eine Maschine handelt, beziehungsweise diese, als eine solche zu überführen. Turing selbst, ging wohl davon aus, das es grundsätzlich möglich sei, dass ein Automat gebaut werden könnte, der in einem solchen Dialog in der Lage wäre, einen Menschen so zu imitieren, dass dieser nicht als Maschine zu identifizieren sei.[4] In diesem Test geht es also darum, ein dem Menschen zugesichertes Attribut, das Denken, an einer Maschine ausmachen zu können.
Schon René Descartes begründete die Sprachfähigkeit des Menschen gegenüber Maschinen und Tieren als herausragendes Kriterium für das Denken im Sinne des menschlichen Bewusstseins.[5] Hubert Schleichert führt mit dem Begriff der Veraloquenz [6] ein spezifisches Abstraktum für die Zuschreibung von geistigen Prädikaten wie Denken und Wissen ein. Hierbei handelt es sich um eine Sprachfähigkeit, die von spezifischen Eigenschaften geprägt ist, an denen sich ein Bewusstsein des Menschen ausmachen.[7] Ein Indikator dieses Bewusstseins, ist beispielsweise die Kontrolle von geistigen Repräsentationen, unabhängig ihrer unmittelbaren Erscheinung, die mit Hilfe der Sprache möglich ist. Sie ist daher ein Mittel, um die Außenwelt, an solchen eigenen immateriellen Repräsentationen, dem persönlichen Wissen, teilhaben zu lassen und ist somit ein Faktor, der die Zuschreibung von Intelligenz ausmachen soll. Anders gesagt, ist diese Eigenschaft die Schnittstelle, über die hauptsächlich eine Interaktion mit der Umwelt gestaltet werden kann.
Mit dem stetigen Fortschritt der technologischen Entwicklung kann die Sprache an sich, wohl nicht mehr als ein signifikantes Unterscheidungsmerkmal zwischen Mensch und Computer dienen. Heute ist es nahezu eine Selbstverständlichkeit, dass man mit einem Computer[8] auch in eine sprachliche Kommunikation gehen kann. Was also unterscheidet, die Sprachfähigkeit des Menschen, von der einer Maschine? Selbstverständlich könnte eine Maschine unweigerlich von sich behaupten, ein Verständnis für die von ihm aufgenommenen und ausgegebenen Informationen zu besitzen. Da es jedoch keine allgemeinen Kriterien für die Zubilligung von Bewusstsein und Verstehen gibt, kann die Auslegung bzw. die Definition dieser Begriffe aus beliebigen Gründen höchst variabel erfolgen. Ein solches Argumentationsmuster, geht also von, für Menschen spezifizierten Begriffen aus, und dient (in dieser Thematik) meistens lediglich dazu, einer Maschine eine (menschliche) Eigenschaft abzusprechen. Da diese Argumentation, schon von Vornherein nur diesen Schluss ermöglicht, kann einer solchen Aussage nur wenig Bedeutung beigemessen werden.
Die Reservierung menschlicher Eigenschaften
Ersichtlicher wird dieser Punkt, aus einer anderen Perspektive. Die Produktion von Maschinen ist einzig und allein dem Menschen überlassen. Sie sollen zweckmäßig dazu dienen, dem Menschen Hilfe zu leisten oder ihn, sofern die Fähigkeiten einer Maschine, die des Menschen übersteigt, bei bestimmten Aufgaben gänzlich zu ersetzen. Immer wenn also das Denken oder das Sprechen von Maschinen, ein Gegenstand der Rede ist, liegt die Betrachtung auf einer künstlich erzeugten Eigenschaft für etwas, was selbst nicht an der Produktion dieser beteiligt ist. Die Eigenschaften, die überhaupt erst die kontroversen Fragen nach dem „Geist in der Maschine“ aufwerfen, richten sich auf Fähigkeiten, die denen der Menschen nachempfunden sind. Hierbei handelt es sich also nicht um eine Simulation des Sprechens oder vermeintlichen Denkens als solche, sondern um den Versuch einer gezielten Imitation.
Wann immer also Begriffe, wie „Sprache“ oder die „Intelligenz“ zum Gegenstand der Rede werden, muss die Unterscheidung der Lesart klar sein. Denn diese Begriffe sind in erster Linie vom und für den Menschen geprägt. Diese bestehende Konnotation, lässt eine Erweiterung ihres Anwendungsfeldes nur schwerlich zu. Selbst wenn eine Maschine einem Menschen noch so ähnlich wäre, wären die Eigenschaften, die man an ihren Fähigkeiten misst, trotzdem dem Menschen vorbehalten. Wenn man also die Sprachfähigkeit oder einzelne Aussagen eines technischen Geräts bewertet, werden diese Begriffe oftmals unbeachtet unter dem „Index Mensch“ verwendet. Eine solche Betrachtung, die unter bereits vorkonnotierten Begriffen erfolgt, lässt keine tiefere spezifizierte Analyse zu. Denn eine Maschine bleibt eine solche, so wie ihre Sprache, die einer Maschine bleibt, eben mit dem „Index Maschine“ und als solche auch betrachtet werden muss. Daher gilt es in meiner Betrachtung, ein signifikantes Augenmerk auf die Funktionsweise von Menschen und Maschinen, in Bezug auf die Interaktion mit ihrer Umwelt, zu richten. Was also unterscheidet das „Denken“ des Menschen von der „Berechnung“ eines Computers?
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[1] Heidegger, Martin: Was heißt denken? Stuttgart, 1992. S. 3.
[2] Tetens, Holm: Geist, Gehirn, Maschine: philosophische Versuche über ihren Zusammenhang. Stuttgart: Reclam, 1994.
[3] Schleichert, Hubert: Der Begriff des Bewußtseins. Frankfurt am Main: Vittorio klostermann, 1992.
[4] Vgl. Schleichert, Hubert: Der Begriff des Bewußtseins. Frankfurt am Main, 1992. S. 66.
[5] Vgl. ebd. S. 82.
[6] „Veraloquenz“ ist ein philosophisches Kunstwort und bedeutet etwa so viel wie das Verstehen der Sprache im Sinne des Vorhandenseins von Bewusstsein. Vgl. Schleichert, Hubert: Der Begriff des Bewußtseins. Frankfurt am Main, 1992. S. 81-83.
[7] Vgl. ebd
[8] Die Begriffe Computer und Maschine, beziehen sich auf höher entwickelte Apparate mit umfangreichen Fähigkeiten zur Datenverarbeitung. Beide werden hier synonym verwendet.