Diese Hausarbeit beschäftigt sich mit dem Erdbeben in Lissabon im Jahre 1755 und den Reaktionen auf diese Naturkatastrophe, die das frühzeitliche Europa im 18. Jahrhundert erschütterte. Ziel dieser Arbeit wird es sein, mit Hilfe von zeitgenössischen Quellen ein Gesamtbild der zeitgenössischen Reaktionen auf das Erdbeben und seinen Folgen zu erstellen.
Begonnen wird dabei mit einer kurzen Aufzählung von ausgewählten Naturkatastrophen und ihren Folgen, welche die Welt in der Zeitspanne der frühen Neuzeit in Europa heimsuchten. Das Hauptaugenmerk liegt dabei allerdings auf Europa, wo die ausgewählten kurz vorgestellten Naturkatastrophen durch entsprechende Quellen am besten historisch gesichert sind. Thematisch lässt sich diese Arbeit dabei der Umweltgeschichte zuordnen.
Als Schwerpunkt der Arbeit wird im Hauptteil das Erdbeben von Lissabon 1755 unter die Lupe genommen, begonnen bei möglichen Ursachen des Erdbebens, über eine Rekonstruktion des Verlaufs des Bebens, bis hin zu einer Skizzierung der unmittelbaren Folgen, Konsequenzen und Auswirkungen des Bebens.
Im nächsten Schritt wird die Naturkatastrophe nun in den historischen Kontext der Aufklärung gesetzt und Reaktionen von damaligen Denkern der Wissenschaft beschrieben.
Dazu werden in einer Quellenanalyse kurze Auszüge von Schriften analysiert und ein Gesamtbild der Reaktionen einiger, ausgewählter Intellektueller, die sich zum Erdbeben äußerten, gezeichnet, was in einer prägnanten Zusammenfassung am Ende der Arbeit geschehen soll.
Gliederung
1. Einführung
2. Auswahl von Naturkatastrophen in der Frühen Neuzeit
3. Das Erdbeben von Lissabon 1755
3.1 Mögliche Ursachen
3.2 Verlauf
3.3 Auswirkungen
3.4 Einordnung in historischen Kontext und Quellenanalyse
4. Fazit
5. Literaturangaben
6. Abbildungsverzeichnis
1. Einführung
"Keine Naturkatastrophe der neueren Zeit hat auf die Menschen so eine ungeheure Wirkung ausgeübt, hat die Druckerpressen mehr in Bewegung gesetzt und zu so vielen Spekulationen Anlass gegeben, wie das Erbeben von Lissabon, das am 1. November 1755 die Welt erschütterte, einen Großteil der Stadt vernichtete und etwa 30 000 Menschen in ihren Trümmern begrub.“[1]
Dieses Zitat aus dem Vorwort der Dissertation von Arthur Kemmerer über das Erdbeben von Lissabon aus dem Jahre 1958 beschreibt die Auswirkungen des Bebens über die menschlichen Verluste hinaus. Es impliziert gleichzeitig die schon damals zahlreichen Reaktionen und Erklärungsversuche der Zeitgenossen.
Diese Hausarbeit beschäftigt sich mit dem Erdbeben in Lissabon im Jahre 1755 und den Reaktionen auf diese Naturkatastrophe, die das frühzeitliche Europa im 18. Jahrhundert erschütterte. Ziel dieser Arbeit wird es sein, mit Hilfe von zeitgenössischen Quellen ein Gesamtbild der zeitgenössischen Reaktionen auf das Erdbeben und seinen Folgen zu erstellen.
Begonnen wird dabei mit einer kurzen Aufzählung von ausgewählten Naturkatastrophen und ihren Folgen, welche die Welt in der Zeitspanne der frühen Neuzeit in Europa heimsuchten. Das Hauptaugenmerk liegt dabei allerdings auf Europa, wo die ausgewählten kurz vorgestellten Naturkatastrophen durch entsprechende Quellen am besten historisch gesichert sind. Thematisch lässt sich diese Arbeit dabei der Umweltgeschichte zuordnen.
Als Schwerpunkt der Arbeit wird im Hauptteil das Erdbeben von Lissabon 1755 unter die Lupe genommen, begonnen bei möglichen Ursachen des Erdbebens, über eine Rekonstruktion des Verlaufs des Bebens, bis hin zu einer Skizzierung der unmittelbaren Folgen, Konsequenzen und Auswirkungen des Bebens.
Im nächsten Schritt wird die Naturkatastrophe nun in den historischen Kontext der Aufklärung gesetzt und Reaktionen von damaligen Denkern der Wissenschaft beschrieben.
Dazu werden in einer Quellenanalyse kurze Auszüge von Schriften analysiert und ein Gesamtbild der Reaktionen einiger, ausgewählter Intellektueller, die sich zum Erdbeben äußerten, gezeichnet, was in einer prägnanten Zusammenfassung am Ende der Arbeit geschehen soll.
2. Auswahl von Naturkatastrophen in der Frühen Neuzeit
Die Frühe Neuzeit war geprägt von zahlreichen Naturkatastrophen. Unter Früher Neuzeit wird hierbei die Zeitspanne grob zwischen dem Ende des 15. Jahrhunderts und dem Anfang des 19. Jahrhunderts verstanden. Wichtig ist jedoch, dass es keine klaren Epochengrenzen gibt. Historische Ereignisse oder Zäsuren, die den Anfang der Frühen Neuzeit nach Ende des Spätmittelalters in Europa charakterisieren könnten, sind die Entwicklung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern von Gutenberg in den 1450ern, die Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen 1453, die (Wieder-)Entdeckung Amerikas durch Kolumbus 1492 oder der Beginn der Reformation durch Luther 1517.
Als Ende der Frühen Neuzeit können dabei der Unabhängigkeitskrieg der Vereinigten Staaten von 1776, die Französische Revolution 1789 und die folgenden Napoleonischen Kriege bis zum Beginn der Restauration 1815 und das Ende des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation 1806 angesehenen werden. Die hier aufgeführten Naturkatastrophen werden sich allerdings auf den Zeitraum von 1556 bis 1815 beschränken.
Als erstes Ereignis jener Naturkatastrophen wird das Erdbeben in China, genauer gesagt der Region Shaanxi in Zentralchina, am 23. Januar 1556 benannt, bei dem chinesischen Chroniken zufolge circa 830.000 Todesopfer zu beklagen waren und riesige Gebiete fast vollständig zerstörte. Die Stärke des Bebens wird heute auf die Stärke 8 geschätzt.[2] Obwohl sich diese Katastrophe im Fernen Osten und nicht im europäischen Raum abspielte und die chinesische Kultur einer ganz eigenen Zeitrechnung zuzuordnen ist, wird diese Katastrophe als Beispiel für eine überaus opferreiche Naturkatastrophe aufgeführt.
Die zweite ausgewählte Naturkatastrophe ist die Burchardiflut, eine Sturmflut, welche in der Nacht „vom 10. zum 11. Oktober 1634 weite Teile der deutschen Nordseeküste unter Wasser setzte“ und nach aktuellen Schätzungen ungefähr 8.400 Todesopfer forderte.[3]
Weitere bedeutende Flut- beziehungswiese Sturmereignisse waren der Große Sturm von 1703, der vor allem auf den Britischen Inseln tausende Opfer forderte und die Weihnachtsflut von 1717. Für den Autor Reingard Eßer ist der Grund für die große Anzahl von katastrophalen Sturmfluten jener Zeit die Kleine Eiszeit, eine markante Abkühlung des europäischen Klimas, da die Nordsee durch diese Abkühlung besonders anfällig für Sturmfluten war.[4]
Weitere bedeutende Naturkatastrophen, die sich während der Frühen Neuzeit abspielten, waren mehrere Überschwemmungen und Bergstürze in den Schweizer Alpen[5], Erdbeben wie jenes von Lissabon 1755, diverse Stadtbrände, eine Heuschreckenplage im Jahre 1748[6] und verschiedene Klimaanomalien. Zu diesen Klimaanomalien lässt sich beispielsweise der äußerst kalte und schneereiche Winter 1783/84 zählen, der durch den Ausbruch eines isländischen Vulkans verursacht wurde und Europa Hungersnöte brachte.[7] Andererseits ist das sogenannte Jahr ohne Sommer 1816 von Bedeutung, da es vor allem Frankreich, aber auch Mitteleuropa und sogar dem nordamerikanischen Kontinent einen äußerst kühlen und nassen Sommer bescherte und die Brotpreise wegen der Mehlknappheit stark anstiegen ließ. Als Ursache für die Sommeranomalie wird heute der Ausbruch des indonesischen Vulkans Tambora 1815 angesehen, der große Mengen Asche, Schwefel und Gestein in die Atmosphäre schleuderte. Dieser Vulkanausbruch gilt als einer der schwersten bekannten Vulkanausbrüche.
[...]
[1] Arthur Kemmerer, Das Erdbeben von Lissabon in seiner Beziehung zum Problem des Übels in der Welt. Frankfurt am Main, 1958, S. 5.
[2] http://www.ngdc.noaa.gov/nndc/struts/results?eq_0=732&t=101650&s=13&d=22,26,13,12&nd=display (Stand 10.04.12)
[3] Reingard Eßer, „Ein sonderlich und erschröcklich Wasserflut“. Desaster-Management in der Frühen Neuzeit. In: Paul Münch (Hrsg.), Erfahrung als Kategorie der Frühneuzeitgeschichte. Historische Zeitschrift, Oldenbourg Verlag, 2001, S.217 ff.
[4] Ebd. S.220.
[5] Christian Pfister, Historisches Lexikon der Schweiz http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D47887.php (Stand 10.04.12).
[6] Siehe z. B. Matthias Georgi, Heuschrecken, Erdbeben und Kometen. Naturkatastrophen und Naturwissenschaften in der englischen Öffentlichkeit des 18. Jahrhunderts. Gießen, 2009.
[7] http://www.bernd-nebel.de/bruecken/index.html?/bruecken/4_desaster/1784/1784.html (Stand 10.04.12)