Nasr beschäftigt sich eingehend mit der ganzen Bandbreite an philosophischen Systemen, die die islamische Philosophie hervorbringt. Besonders interessiert ihn offenbar die Schule von Isfahan und ihr prägendster Vertreter: Mullā Ṣadrā.
Nasr spürt eine Veränderung in der Welt, die ihn umgibt, die vom Westen ausgeht und zunehmend auch die Länder und das Denken des Ostens beeinflusst. Die Moderne ist für Nasr nicht nur eine Gegebenheit, der es sich anzupassen gilt. Gerade eine Anpassung sieht er als besonders gefährlich an. Die Sicht auf die Welt, die die Moderne vorgibt, sieht er vielmehr als fehlerhaft an. Sie ist von Säkularisierung geprägt und stellt den Menschen in den Mittelpunkt, der definiert, was wahr, schön und richtig ist. Ein Mittel, um den Auswirkungen der Moderne entgegenzuwirken, sieht Nasr in der Tradition gegeben. In ihr liegt für ihn die alte Wahrheit, die allen authentischen Religionen zu Grunde liegt. Diese Tradition ist vor allem im Osten, zum Beispiel der persischen, noch heute lebendig praktizierten Philosophie und Metaphysik erhalten geblieben. So ist der Weg Nasrs zu den Philosophen des alten Persiens, wie Ibn Sīnā, Suhrawardī und allen voran Mullā Ṣadrā, schon vorgezeichnet. Vor allem Mullā Ṣadrā repräsentiert für Nasr eine Weltsicht, die der modernen Weltanschauung entgegensteht.
Sie sieht den Menschen, im Gegensatz zur modernen Weltanschauung, in ein System von Kausalität eingebettet, das notwendig vom Absoluten bestimmt wird und ausgeht. Der Mensch strebt daher sowohl in seinem Sein als auch in seiner Erkenntnis seinem Ursprung, also Gott, wieder entgegen. Er ist dazu geschaffen, das Transzendente wahrzunehmen. Seyyed Hossein Nasr geht davon aus, dass nur durch eine Rückbesinnung auf die Tradition die Menschen wieder das Absolute im Zentrum allen Seins wahrnehmen können. Dieses Bewusstsein des Heiligen, wie er es nennt, ist sein zentrales Anliegen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Schule von Isfahan
- Die Schule von Isfahan und ihre Prägung
- Die philosophische Entwicklung
- Die Frage nach Existenz und Essenz
- Mulla Sadra
- Der Vorrang des Seins
- Substantielle Bewegung
- Erkenntnislehre
- Seyyid Hossein Nasr
- Die esoterische Sicht auf die Welt
- Die Herausforderung durch die Moderne
- Die Tradition
- Das Heilige
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Rezeption der Philosophie Mulla Sadras durch Seyyid Hossein Nasr. Sie untersucht, wie Nasr die islamische Philosophie und insbesondere die Schule von Isfahan in den Kontext der modernen Welt stellt. Dabei wird besonders auf Nasrs Kritik an der westlichen Sichtweise auf die islamische Philosophie und seine Betonung der Tradition als Gegengewicht zur Moderne eingegangen.
- Die Bedeutung der islamischen Philosophie für das Verständnis des Islams
- Die Schule von Isfahan und ihre prägende Rolle für Mulla Sadras Philosophie
- Die Kritik an der westlichen Sichtweise auf die islamische Philosophie
- Die Bedeutung der Tradition für Nasr und seine Kritik an der Moderne
- Das Konzept des Heiligen und seine Rolle in Nasrs Philosophie
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung beleuchtet die Bedeutung der islamischen Philosophie für das Verständnis des Islams und die Herausforderungen, die die westliche Forschung mit sich bringt. Der Autor betont die Notwendigkeit einer philosophischen Auseinandersetzung mit der islamischen Philosophie, anstatt nur einer historisch-philologischen Betrachtung.
Die Schule von Isfahan
Dieses Kapitel befasst sich mit der Schule von Isfahan und ihrer Entwicklung im Kontext der islamischen Philosophie. Es zeichnet die historische Entwicklung der islamischen Philosophie seit dem 9. Jahrhundert nach und stellt die Bedeutung von Ibn Sīnā (Avicenna) als Wegbereiter für die Schule von Isfahan heraus.
Mulla Sadra
Das Kapitel über Mulla Sadra beschreibt seine zentralen philosophischen Lehren. Es beleuchtet Themen wie den Vorrang des Seins, die substantielle Bewegung und die Erkenntnislehre. Mulla Sadras Philosophie wird als eine bedeutende Weiterentwicklung der islamischen Philosophie dargestellt.
Seyyid Hossein Nasr
In diesem Kapitel wird die Philosophie Seyyid Hossein Nasrs vorgestellt, die sich mit der esoterischen Sicht auf die Welt, der Herausforderung durch die Moderne und der Bedeutung der Tradition auseinandersetzt. Nasr betont die Rolle des Heiligen als zentrales Element seiner Philosophie.
Schlüsselwörter
Islamische Philosophie, Schule von Isfahan, Mulla Sadra, Seyyid Hossein Nasr, Tradition, Moderne, das Heilige, esoterische Sicht, westliche Sichtweise, islamische Identität.
- Quote paper
- Stefanie Bucher (Author), 2013, Rezeption der Philosophie Mulla Sadras durch Seyyid Hossein Nasr, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/272371