Ich habe das Thema ‚motorisches Umlernen’ gewählt, da das Lernen bzw. Umlernen ein wichtiger Bestandteil des Lebens ist und es sehr vielfältig ist. Nur durch diese Fähigkeit ist der Mensch in der Lage sich seiner Umwelt anzupassen und diese gegebenenfalls zu verändern. Somit ist früher das Umlernen möglicherweise Voraussetzung für das Überleben in Extremsituationen gewesen.
Schon im Kindesalter fängt der Mensch an, sowohl einfache wie auch motorisch komplizierte Fähigkeiten zu erlernen. Im Laufe des Lebens hört er nie damit auf und er entwickelt seine Motorik ständig weiter. Da es mit zunehmendem Alter zu Rückschritten bzw. Bewegungsumlernen kommen kann, durch Verletzung oder Behinderung beispielsweise, spielt der Umlernprozess eine wichtige Rolle. Somit ist es nötig, eine bereits früher erlernte Fertigkeit oder Technik umzustellen. Das kann auch schon bei alltäglichen Dingen der Fall sein, wie z. B. das Autofahren mit manuellem Getriebe und das Umlernen auf Automatikgetriebe. Auf diesen komplizierten/ komplexen Prozess des Sportmotorischen Umlernens werde ich anhand des Beispieles Klappschlittschuh im folgenden Text näher eingehen.
Inhaltsverzeichnis
1 EINLEITUNG
2 DEFINITION
3 SITUATIONEN DES UMLERNENS
4 ZUM UMLERNEN
4.1 Lernprozess
4.2 Lernphasen
4.3 Lernplateaus
4.4 Lernkurven
5 UMLERNEN AM BEISPIEL KLAPPSCHLITTSCHUH (NACH PANZER, DAUGS, EHRIG & TOEWS, 2000)
6 ERGEBNISSE DES UMLERNENS
7 ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK
LITERATURVERZEICHNIS
1 Einleitung
Ich habe das Thema ‚motorisches Umlernen’ gewählt, da das Lernen bzw. Umlernen ein wichtiger Bestandteil des Lebens ist und es sehr vielfältig ist. Nur durch diese Fähigkeit ist der Mensch in der Lage sich seiner Umwelt anzupassen und diese gegebenenfalls zu verändern. Somit ist früher das Umlernen möglicherweise Voraussetzung für das Überleben in Extremsituationen gewesen.
Schon im Kindesalter fängt der Mensch an, sowohl einfache wie auch motorisch kom- plizierte Fähigkeiten zu erlernen. Im Laufe des Lebens hört er nie damit auf und er ent- wickelt seine Motorik ständig weiter. Da es mit zunehmendem Alter zu Rückschritten bzw. Bewegungsumlernen kommen kann, durch Verletzung oder Behinderung bei- spielsweise, spielt der Umlernprozess eine wichtige Rolle. Somit ist es nötig, eine be- reits früher erlernte Fertigkeit oder Technik umzustellen. Das kann auch schon bei all- täglichen Dingen der Fall sein, wie z. B. das Autofahren mit manuellem Getriebe und das Umlernen auf Automatikgetriebe. Auf diesen komplizierten/ komplexen Prozess des Sportmotorischen Umlernens werde ich anhand des Beispieles Klappschlittschuh im folgenden Text näher eingehen.
2 Definition
Nach Klix (1971) wird Lernen grundsätzlich als umgebungsbezogene, relativ über- dauernde Ausbildung und Korrektur von Gedächtnisbesitz angesehen. Genauer wird diese Entwicklung als eine „Kette von Ereignissen, die zu einem Resultat der sportmo- torischen Verhaltensänderung führt“ beschrieben. Im Gegensatz zu dem Resultat ist der Prozess des Erlernens nicht beobachtbar. Es lässt sich also nur vom Ergebnis auf einen möglichen Lern- oder Umlernprozess schließen. Aus verschiedenen Gründen, wie z. B. Angst oder Ermüdung, kann es sein, dass ein Verlauf schon stattgefunden hat, aber nicht der gewünschte Effekt erzielt wurde. Ebenfalls zu erwähnen ist, dass der sportmo- torische Lernprozess nicht auf Wachstum oder Reifung von genetischen Anlagen zu- rückzuführen ist, sondern umweltbedingt ist (Olivier & Rockmann, 2003, S. 42).
Des Weiteren muss der Begriff „Umlernen“ definiert werden, um zu verstehen, was genau damit gemeint ist. Dazu schrieb u. a. Schnabel (1986): „Unter motorischem Umlernen wird ein Prozess verstanden, bei dem es zu überdauernden Veränderung von Teilen einer bereits gekonnten Bewegungsfertigkeit kommt“.
3 Situationen des Umlernens
Das Umlernen einer motorischen Fähigkeit kommt, wie in der Einleitung bereits beschrieben, nicht nur im Alltag vor, sondern wesentlich häufiger im Sport.
So ist diese Situation immer dann gegeben, wenn eine fehlerhaft erlernte Bewegung zu verändern ist. Ein Beispiel dafür wäre, dass ein Kind nie unter professioneller Anlei- tung das Brustschwimmen erlernt hat, sondern autodidaktisch und sich dadurch den Scherenschlag angeeignet hat. Will es diese „fehlerhafte“ Bewegung nun verändern und einen „richtigen“ Brustbeinschlag erlernen, kommt es zum sogenannten motorischen Umlernen.
Diese Situation kann aber auch durch Umstellung auf neue entwickelte Techniken der Sportwissenschaft entstehen. Bei der Umstellung im Skispringen von der altmodi- schen Technik, bei der die Ski parallel gehalten werden, hin zur neumodischen V- Technik, bei der die Ski in der Luft V- förmig nach vorne gespreizt sind um eine größe- re Angriffsfläche für den Aufwind zu bieten, war eine Anpassung sinnvoll. Diese aero- dynamische Gesetzmäßigkeit wurde schnell verbreitet und um den Anschluss an die Weltspitze nicht zu verlieren, waren die Athleten gezwungen, sich diese neue Skihal- tung anzueignen. Auch so kam es bei vielen Skispringern zum Umlernen von der kon- ventionellen Parallel- Technik hin zur effektiveren V- Technik der Neuzeit, mit der deutliche Leistungsunterschiede erzielt werden.
Auch bei neumodischen Entwicklungen in der Sportgeräteindustrie gibt es verschie- dene Umstellungsprozesse. Ein Beispiel dafür wäre die Erfindung des Carving- Ski, bei dem eine stärkere Taillierung die Kanten besser in den Schnee greifen lässt, als beim klassischen Ski, der heut zu Tage immer weniger gefahren wird (Mühlbauer, 2006 zi- tiert nach u.a. Daugs, Panzer, Ehrig, Toews & Fieguth, 2001; Neumaier, 1997; Wüthrich, 1994. S. 24).
4 Zum Umlernen
In der Sportwissenschaft wurde der Prozess des Umlernens bisher nur in Einzelfällen untersucht. Die bekanntesten Erforschungen sind die von Munzert (1994) und Seiler (1995), die Experimente mit einem Umlenkfahrrad durchführten, bei dem man rückwärts treten musste um vorwärts zu kommen.
Eine weitere, verbreitete Studie zum Thema Umlernen ist die von Sanders (1995). Er führte mit australischen Spitzenschwimmern das Umlernen von der konventionellen „breakstroke- Technik“ auf die „wave- action- Technik“ (auch Undulationstechnik) durch.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: breakstroke- Technik Abbildung 2: wave- action- Technik
Jede technische Verbesserung an Sportgeräten soll biomechanische und muskelphysiologisch begründete Vorteile zur Leistungsverbesserung erzielen. Da diese in vielen Fällen allerdings erst mal verborgen blieben, versuchte man sporttechnische Umstellungen zu vermeiden.
Wie oben schon erklärt, kommt es beim Umlernen zu einer überdauernden Veränderung von bereits erlernten Bewegungsteilen. Aus diesem Grund geht man davon aus, dass dieser Prozess sehr langwierig ist und viel Zeit in Anspruch nimmt (Panzer, Daugs, Eh- rig & Toews, 2001 zitiert nach Harre, 1986, S. 12). „Das Umstellen von hochgeübter Fähigkeit braucht einen unabweisbar höheren Übungs- / Zeitaufwand“. Diese Problem- stellung werde ich in folgenden Kapiteln näher bearbeiten und mich mit der Frage be- schäftigen, ob Umlernen sinnvoll ist oder ob man versuchen sollte es zu vermeiden.
4.1 Lernprozess
Der Lernprozess gestaltet sich relativ schwierig und ist, ähnlich wie beim motorischen Neulernen, durch verschiedene Faktoren beeinflussbar.
Es ist kein linearer Prozess, sondern vielmehr eine faktorenabhängige Kurve. Im Laufe des Umlernens werden verschiedene Kenntnisstufen erreicht, die zum Teil durch Lernplateaus unterbrochen werden können. In diesen Stagnationsphasen werden keine sichtbaren Fortschritte erzielt.
Des Weiteren ist der Lernprozess von der Anzahl der Versuche, der Anzahl der Durchgänge, den Pausenlängen und der Übungsmethodik, also ob ein stereotypes Üben oder eine variable Methode trainiert wird, abhängig. Ebenfalls sind individuelle Unter- schiede, wie Lerngeschwindigkeit, Lernstabilität und der intraindividuellen Variabilität entscheidend für den Lernprozess. Diese Faktoren wirken sich unterschiedlich auf den Lernfortschritt aus. In Abbildung 3 sind die drei zu berücksichtigenden Kategorien zu sehen, die die Qualität der Leistung bedingen. Der Lernende, der Lernprozess und die situativen Faktoren.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3: drei Hauptkomponenten gekonnten Verhaltens
Unter Lernprozess ist, wie oben schon beschrieben, der Fortschritt gemeint; d.h. wie schnell wird gelernt, gibt es Lernplateaus usw. Unter Lernender ist derjenige zu verste- hen, der sich im Lernprozess befindet. Situative Faktoren sind veränderbar und können z. B. die Trainingssituation oder das Empfinden des Lernenden sein.
4.2 Lernphasen
„Der Lernverlauf wird mit Hilfe von Lernphasen qualitativ beschrieben“ (Mühlbauer, 2006 zitiert nach Mechling, 1992; Schnabel & Thieß, 1993, S. 20). Wie beim motorischen Neulernen gibt es auch beim Umlernen verschiedene Phasenmodelle mit unterschiedlich vielen Lernphasen. Eine Phasenaufteilung beim Neulernen sieht nach Schnabel (1998) in 3 Stadien wie folgt aus:
Phase 1: Stadium der Grobkoordination: schwach koordinierte Bewegung mit unvollkommener Regelung
Phase 2: Stadium der Feinkoordination: gut koordinierte Bewegung mit unbefriedigender Regelgüte
Phase 3: Stadium der stabilisierenden Feinkoordination
Ein weiterer Autor der sich mit Fertigkeitserwerb befasst hat ist Stark (1970). Er beschreibt die Phasen in 5 Abschnitten:
1. Stadium: Vorstellungsbildung über die Bewegungshandlung, sowie physiologi- sche und psychologische Einstellung auf die Ausführung.
2. Stadium: Ausführung der Bewegung in ihren Grundzügen verbunden mit einer charakteristischen Generalisation der Bewegungsreaktion.
3. Stadium: Präzisierung und Stabilisierung der Bewegungshandlung.
4. Stadium: Festigung der Bewegungshandlung verbunden mit einer Automatisie- rung und Stabilisierung der Handlung.
5. Stadium: Erreichung und Anwendung einer variablen Fertigkeit der sportlichen Handlung.
Beide Modelle haben gemeinsam, dass die Unterteilung der Phasen auf Grund von Unterschieden in der Qualität der Bewegungskoordination, bzw. der Bewegungsausführung und der Bewegungskontrolle gemacht wird.
Im Gegensatz zum Neulernen gibt es einen Nachteil bei der Phaseneinteilung im Um- lernen. Hier können die einzelnen Phasen nicht genau voneinander unterschieden wer- den und es sind eher fließende Übergänge vorzufinden. Daher ist eine Operationalisierung nur schwer möglich. (Mühlbauer, 2006 zitiert nach Schnabel & Thieß, 1993, S. 26).
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