Wird in der populären Geschichtsschreibung, sei es im Schulunterricht, in allgemeinen Überblicksdarstellungen, oder in Fernsehdokumentationen über Chiang Kai-Shek gesprochen, dann in der Regel nur im Zusammenhang mit seiner Gegnerschaft zu Mao Zedong und als Verlierer des Chinesischen Bürgerkrieges, der auf die Insel Formosa (Taiwan) flüchtete und dort dann die Regierungsgewalt übernahm. Selten außerhalb der wissenschaftlichen Historiographie findet eine Auseinandersetzung mit der von den 20er bis 40er Jahren des letzten Jahrhunderts im hohen Maße China gestaltenden Persönlichkeit Chiang Kai-Shek statt und wenn dies der Fall ist, im Kontext des (prä)kommunistischen China. [...]
An diesem Punkt will die Arbeit ansetzen. Die Annäherung soll jedoch nicht vollbiografisch, sondern aspektorientiert erfolgen: der Versuch das Verhältnis des Politikers Chiang Kai-Shek zur Macht anhand spezifischer Einzelsituationen darzulegen. Daher wird diese Arbeit nicht umfassend und vollständig sein können, da dies auch nicht der Anspruch sei, sondern das Augenmerk liegt auf einer punktuellen Machtanalyse, die wiederum auf verschiedenen Herangehensweisen basieren kann. [...]
Auf den nächsten Seiten wird [...] die Herrschaftsanalytik und das Machtverständnis des Sozialphilosophen Bertrand Russel herangezogen, wie er sie in seinem Werk Macht von 1938 niedergelegt hat. Für einen kurz gehaltenen Überblick und die Herstellung eines Grundverständnisses von Russel’s Vorstellungen dient das erste Kapitel, während die folgenden sich dann spezifischen Ereignissen, Situationen und Wendemarken Chiang Kai-Shek’s in den Jahren 1925 bis 1927 widmen werden, die dokumentiert und ansatzweise analysiert werden sollen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Charakteristika der Macht nach Bertrand Russell
- Die Bedeutung der Whampoa Militärakademie
- Sun Yat-Sen's Tod und die Folgen
- Chiang Kai-Shek und die Kommunisten
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert den Aufstieg Chiang Kai-Sheks in der Guomindang zwischen 1924 und 1926 anhand einer Russel'schen Machtanalyse. Sie konzentriert sich auf spezifische Ereignisse und Situationen, um Chiang Kai-Sheks Verhältnis zur Macht zu beleuchten. Die Arbeit verzichtet auf eine vollständige Biographie und fokussiert stattdessen auf eine punktuelle Machtanalyse.
- Russels Machtbegriff und seine Anwendung auf Chiang Kai-Shek
- Die Rolle der Whampoa Militärakademie im Machtaufstieg Chiangs
- Die Auswirkungen von Sun Yat-Sens Tod auf Chiangs Position
- Chiangs Umgang mit den Kommunisten
- Die Machtdynamiken innerhalb der Guomindang
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung beschreibt den üblichen Fokus der populären Geschichtsschreibung auf Chiang Kai-Shek im Kontext seines Konflikts mit Mao Zedong und dem Chinesischen Bürgerkrieg. Sie begründet die Notwendigkeit einer aspektorientierten Analyse von Chiangs Machtverhältnis, die sich auf spezifische Ereignisse konzentriert und verschiedene Ansätze der Machtanalyse (Weber, Foucault, Russell) heranzieht. Das Hauptaugenmerk liegt auf der Machtanalyse nach Bertrand Russell.
Charakteristika der Macht nach Bertrand Russell: Dieses Kapitel stellt Bertrand Russels Machtverständnis vor, das Macht als "Fundamentalbegriff der Gesellschaftswissenschaft" definiert. Russell unterscheidet zwischen Macht über Personen und Macht über Materie, konzentriert sich aber auf die Macht über Personen. Er sieht den Machttrieb als im Menschen verankert, verbunden mit dem Streben nach Herrlichkeit und wirtschaftlichem Reichtum. Er analysiert die Konkurrenz um Macht, die zu Kompromissen, aber auch Unsicherheit führt. Russel beschreibt die Machtliebe als ungleichstark ausgeprägten Trieb und die hierarchische Beziehung zwischen Führer und Geführten als ein „echtes gemeinsames Unternehmen“, das auf freiwilliger Unterwerfung oder Furcht beruhen kann. Er identifiziert drei Wege zum Erwerb von Selbstvertrauen als Grundlage der Führung: Erbschaft, Gewohnheit und revolutionäre Situation, wobei er zwischen „Glücksrittern“ und ideologisch motivierten Führern unterscheidet.
Schlüsselwörter
Chiang Kai-Shek, Guomindang, Macht, Machtanalyse, Bertrand Russell, Sun Yat-Sen, Kommunisten, Whampoa Militärakademie, Chinesischer Bürgerkrieg, Herrschaftssoziologie.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Analyse des Aufstiegs Chiang Kai-Sheks
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert den Aufstieg Chiang Kai-Sheks innerhalb der Guomindang zwischen 1924 und 1926. Im Fokus steht dabei eine machttheoretische Betrachtung, insbesondere anhand des Machtverständnisses von Bertrand Russell. Die Arbeit konzentriert sich auf spezifische Ereignisse und vermeidet eine umfassende Biografie.
Welche Machttheorie wird angewendet?
Die Analyse basiert primär auf Bertrand Russels Machtbegriff. Russell versteht Macht als fundamentalen Begriff der Gesellschaftswissenschaft und unterscheidet zwischen Macht über Personen und Macht über Materie. Die Arbeit konzentriert sich auf die Macht über Personen und untersucht Russels Konzepte von Machttrieb, Konkurrenz um Macht, Führung und den Wegen zum Erwerb von Selbstvertrauen als Grundlage der Führung.
Welche Schlüsselereignisse werden untersucht?
Die Arbeit beleuchtet insbesondere die Rolle der Whampoa Militärakademie, die Auswirkungen von Sun Yat-Sens Tod auf Chiangs Position und Chiangs Umgang mit den Kommunisten. Sie analysiert die Machtdynamiken innerhalb der Guomindang in diesem Zeitraum.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zu Russels Machtbegriff, Kapitel zu den oben genannten Schlüsselereignissen und einen Schluss. Die Einleitung begründet die Notwendigkeit einer aspektorientierten Analyse von Chiangs Machtverhältnis und setzt den Fokus auf die Machtanalyse nach Bertrand Russell.
Wie wird der Aufstieg Chiang Kai-Sheks dargestellt?
Die Arbeit analysiert den Aufstieg nicht als umfassende Biografie, sondern fokussiert sich auf die Anwendung von Russels Machttheorie auf spezifische Ereignisse und Situationen, um Chiangs Verhältnis zur Macht zu beleuchten.
Welche weiteren Machttheorien werden erwähnt?
Die Einleitung erwähnt zwar weitere Ansätze der Machtanalyse (Weber, Foucault), konzentriert sich aber in der eigentlichen Analyse auf die Theorie von Bertrand Russell.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Chiang Kai-Shek, Guomindang, Macht, Machtanalyse, Bertrand Russell, Sun Yat-Sen, Kommunisten, Whampoa Militärakademie, Chinesischer Bürgerkrieg, Herrschaftssoziologie.
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- B.A. Erik Weihmann (Autor:in), 2007, Chiang Kai-Sheks Aufstieg in der Guomindang, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/269455